Den eifrigen Nachforschungen der Polizei ist es gelungen, den Urheber der Bestellung, durch welche ein Gasthof-Besitzer in Ravensburg so erheblich beschädigt wurde in der Person eines „Professors der Mnemonik" Adolf Kühne aus Darmstadt zu ermitteln. Derselbe hielt im vorigen Winter Vorträge über die Kunst, das Gedächtniß zu üben. Mit dem Gastgeber, bei welchem er logirte, gerieth er in eine Differenz, weil dieser ihm eine Ungehörigkeit untersagte. Nach Verfluß mehrerer Monate glaubte der Herr Professor sich in der bekannten Weise an dem Gastgeber rächen zu sollen. Dem Vernehmen nach wurde Kühne in Saulgau verhaftet.
Göppingen, 31. Juli. Zu dem am 5.— 8 . August hier stattfindenden 26. schwäbischen Landesturnen sind bis jetzt von 57 Vereinen 800 Mann angemeldet, weitere Anmeldungen lausen noch täglich ein. Der Festplatz ist bei der Turnhalle und vom Bahnhofe nur durch die Fils getrennt. Fest- und Turnhalle werden von der Schäffer'fchen Maschinenfabrik elektrisch an beiden Festabenden beleuchtet. Den musikalischen Theil des Programms hat die Regimentsmusik der Ludwigsburger Dragoner, sowie die Kapelle des Ulmer Grenadier-Regimentes und die hiesigen Gesangvereine übernommen. Von Selten der kgl. Eisenbahndirektion sind die Retour- und Rundreisebillets der Festbesucher auf die Zeit vom 4.—9. August incl. im ganzen württemb. Verkehr ausgedehnt worden. (W. L.)
Heiden heim, 27. Juli. Ein hiesiger Bürger ging gestern mit seinem 8 Jahren alten Söhn- chen nach Giengen zu einer Taufe. Im Laufe des Tages hatte der Knabe Gelegenheit, dem Kegelschieben in einem Wirthschaftsgarten zuzusehen. Dort machte sich Jemand das Vergnügen, nach einem stehen geblieben Kegel mit einer Zimmerbüchse zu schießen. Die Kugel traf anstatt des Kegels den auf der Rampe nebenansitzenden Knaben mitten in's Auge. Letzteres muße heute ausgeschnitten werden; die Kugel, welche in s Gehirn gedrungen ist, konnte leider nicht entfernt werden.
Frankfurt. Fünfzig Millionen Gulden wurden gestern verbrannt. Es waren seiner Zeit aus dem Verkehr gezogene Guldenscheine der Frankfurter Bank. Der Akt geschah vor Notar und Zeugen durch die Frankfurter Gasgesellschaft.
In einem Dorfe bei Eisenach, Volteroda, hat am 24. d. ein an sich nicht sehr starkes Gewitter einer Schafherde Verderben gebracht. Der Schäfer des Dörfchens suchte mit seiner etwa 200 Stück starken Schafherde Schutz vor dem Regen unter einer Buche. Da traf der Blitz den Schäfer sammt seinem Hunde und der Herde. Der Schäfer und der Hund waren nur betäubt und erholten sich nach und nach, von der Herde aber waren 129 — nach einer- anderen Lesart 171 — Schafe sofort todt; sie waren durch die Gase, welche der Blitzstrahl herbeigeführt, erstickt. Der Schäfer ist am schwersten betroffen, er hatte selbst 40 Hammel als sein einziges Vermögen bei der Herde, und auch diese sind sümmt- lich erschlagen.
Berlin, 28. Juli. In Folge des Gewitters von gestern Nachmittag mußte ein ganzer Häuscr- komplex in der Schönhauser Allee geräumt werden, da die Gefahr des Einsturzes drohte. Gegen 30 Familien sind hierdurch nicht nur obdachlos geworden, sondern auch, wenigstens vorläufig, der gestimmten Habe beraubt. Schon eine vorläufige Untersuchung ergab, daß die Fundamente nach der Straße zu vollständig unterwühlt sind.
Berlin, 31. Juli. Einer allerhöchsten Ordre vom 25. d. M. zufolge geht der Prinz Heinrich Anfangs Oktober an Bord der Korvette „Olga" auf 1U? Jabre nach Westindien und nach der Ostküstc Südamerikas. (W. L.)
Nach der „Tribüne" wird in hiesigen Arbeiter- kleisen ein Aufruf an die deutschen Arbeiter vorbereitet, welcher sich gegen die Auswanderung nach Amerika richtet.
Die im neuen deutschen Reiche herrschende drei- tbeilige Postverwaltung mit ihren dreierlei Post- wcrthzeichen ist vom correspondirenden Publikum und besonders vom Kaufmannsstande von Anfang an übel empfunden worden. Seit einiger Zeit wird seitens der Presse und der Handelskammern eine lebhafte Agitation gegen diesen Uebelstand ins Werk gesetzt. Ob aber daS gemeine Anstürmen Helsen wird? Einstweilen ist allerdings wenig Aussicht dazu vorhanden. Die in Ztnrtgan erscheinende „liberale"
Correspoudenz sagt z. B. : Möge man die Uebcl- stände, welche zu den Eingaben der rheinischen Handelskammern führten, in irgend einer Weise abstellen, welche unserer postalischen Selbständigkeit keinen Eintrag thut. Ist dies nicht möglich, nun so mögen diese Uebelstände eben fortbestehen, ergeben sie sich ja ohnehin nur in einzelnen nicht zahlreich auftretenden Fällen und können sie ja bei nur einiger Voraussicht und Aufmerksamkeit ganz vermieden werden. Im klebrigen aber möge man uns nicht weiter in- commodiren. Unsere Post soll württembergisch bleiben. Aehnlich sprechen sich andere süddeutsche Blätter aus. Immerhin aber dürfte der Bundesrath sich durch besagte Agitation veranlaßt sehen, sich mit dieser Angelegenheit endlich einmal ernstlich zu beschäftigen. (Vrgl. Stuttgart.)
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 28. Juli. Die Ott'sche Millionen- Erb schüft scheint nun in ihr Endstadium getreten zu sein. Es ist nämlich gelungen, einen Vergleich zwischen den mütterlichen und den väterlichen Verwandten Ott's herbeizuführen, demzufolge sich die elfteren verpflichten, einen Betrag von ca. 25,000 fl. an die letzteren zu bezahlen, sobald diese ihre Klage zurückziehen und in Folge dessen die Erbschaft den mütterlichen Seitenverwandten gerichtlich überantwortet werden wird. An der Erbschaft partizipiren 59 Personen, die jedoch nicht zu gleichen Theilen, sondern nach 6 Stämmen succediren. Die Einzelnen Antheile belaufen sich von 10,000 bis 200,000 fl., den größten erhält die im 77. Jahre stehende Maria Barbara Zorn, eine leibliche Kousine Ott's, die geringsten Antheile entfallen auf die noch im jugendlichen Alter stehenden Enkel einer verstorbenen Kou- sine, Namens Schmitt. Die Erben sind sämmtlich Landsleute aus der Gegend von Zimmern bei Grünsfeld im Großherzvgthum Baden.
Italien-
Rom, 31. Juli. Italien lehnte es ab, sich der englischen Intervention anzuschließen.
Schweiz.
Bern, 31. Juli. Bei der Abstimmung über des Jmpfzwangesetz haben die Gegner desselben mü 191,000 gegen 44,000 Stimmen gesiegt.
Ein radicales Blatt aus dem Aargau berichtet: Die Noch unsrer Kleinbauern ist in Folge der Mißjahre auf eine erschreckende Höhe gestiegen, betrübend zahlreich sind die Konkurssteigerungen und mancher Familienvater, der mit Aufbietung aller Kräfte sich und die Seinigen vor dem ökonomischen Ruin zu wahren versucht, muß zusehen, wie alle Anstrengung nichts nützt. Heimwesen um Heimwesen kommt unter den Hammer, unaufhaltsam treiben wir einer Zeit entgegen, wo der Kleinbauernstand verschwunden fein wird und der Grundbesitz sich nur in den Händen Einzelner — wie in Irland — befindet.
Frankreich-
Paris, 31. Juli. Alle militärischen Bewegungen sind sistirt. Admiral Konrad ist angewiesen, strikte Neutralität zu beobachten.
Seit 70 Tagen liegt in einem Krankenhaus in Paris eine junge Frau, die von der Polizei auf einer Bank liegend gefunden wurde, in tiefem Schlafe, aus dem sie nichts erwecken kann. Sie wurde in dieser Zeit sogar von einem todten Kinde entbunden, ohne zu erwachenj; man erhielt sie am Leben durch eingeflößte Fleischbrühe. Zum erstenmal gab sie Lebenszeichen, als man ihr starke Douchen gab; seitdem scheint sie zu hören, ohne selber sprechen zu können. Auf öffentliche Aufrufe kam eine Frau aus der Provinz und glaubte in der Schlafenden ihre Tochter zu erkennen: Marie Veron. Die Mutter behauptet, während des Krieges von 1870 sei ihre Tochter in einen ähnlichen Todenschlaf verfallen.
England.
London, 29. Juli. Reutter meldet aus Alexandrien: Delegirte aus Kafr-Dauar sind eingetroffen. Dian vermuthet, dieselben überbringen die Vergleichsvorschläge Arabi's. Der Khedive und seine Minister lehnten es ab, sie als Delegirte zu empfangen, sie wollen ihren Besuch nur als Zeichen der Unterwürfigkeit entgegennchmen. Arabi erklärte in einem Schreiben, er sei nur General der Armee, in Kairo sei aber eine provisorische Regierung eingesetzt mit einer Nationalversammlung von 300 Mitgliedern.
London, 31. Juli. Wie die „Central News" meldet, werden die Friedens-Unterhandlungen in Egypten fortgesetzt. Der Khedive besteht auf der bedingungslosen Unterwerfung Arabi's.
)cr von Wal., wollte die Expedition
nach Egypten begleiten, die Königin hat aber ihre Genehmigung dazu nicht gegeben. W
Egypten.
Kairo, 31. Juli. Eine gestrige Versammlung von Ulemas, Kadis, Beamten und Nvtabeln prokla- mirte Arabi Pascha als Vertheidiger des Landes und erklärte den Khedive als außerhalb des des muselmännischen Gesetzes stehend.
Alexandrien, 29. Juli. Osman Riski Pascha und 26 cirkassische Offiziere, welche wegen angeblichen Komplots gegen Arabi aus Egypten verwiesen wurden, sind heute aus Konstantinopel hier eingetroffen. Dieselben sind von cirkassischeu Adjutanten des Sultans begleitet und wurden feierlich empfangen.
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Stuttg art, 31, Juli. !La vd csprv du kl c ui> ör se.j In Gerste geht bis heute nichts um. Roggen und Haber sind ebenfalls im Preise bedeutend zurückgcganqcn. Ans unserer heutigen Börse wurde fiir Priina-Waizen höhere Preise verlangt, jedoch von den Müllern, welche sich in der letzten Woche stark mit Waare versehen haben, nicht vcrwilligt, wesnvegen der Umsatz sehr beschränkt blieb. Wir uotircn pcr 100 Kilogr.: Walzen, ungarischer 23 80 ^ bis 25 russischer 23 ^
7b ^ bis 24 ^!l, Gerste, ungarische 19 .L 00 W Kohlreps 30 Durchschnittsmehlprcise pro 100 Kilogr. incl. Sack fnr den Monat Juli. Mehl Nr. I 36—37 .L, Nr. 2 33 SO bis 34 50 -l, Nr. 3 31 50 bi§ 32 »6 50 -ch
Nr. 4 26 ^ 50 bis 27 Nr. 5 18 bis 22 je nach Qualität. Kleie mit Sack II „L
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(Fortsetzung und Schluß.) AÄMZS
Daraus wurde nun freilich nichts. Dem Lie- benden fiel absolut nichts Passendes aus seinem Don- äeii oollo ein. llov louZ llavo von liosri up wäre « doch für den ersten Tag der Bekanntschaft allzu neu- gierig gewesen — I am so vorv ill — wäre schon «ZAZZ- eher gegangen. GfsssZ'
„Ich muß Sie allein sprechen," resolvirte sich Werther schließlich. Die Damen beendeten ihre Pro- menade auf der Allee und bogen in eine der Seiten- AZ straße ein. -ZZoS-"«!
„Glück über Glück," rief Werner, „Sie woh- nen offenbar hier. Wir werden ihren Bau ausfindig "
machen, und Du müßtest ein schlechter Waidmann sein, wenn Du die Kleine nicht binnen acht Tagen aushebst." Z 8 Mutter und Töchter traten in ein kleines Land- Haus ein, klein aber niedlich; sie schienen es allein g zu bewohnen. Der blonde Lockenkops schloß die Git- - ^
terthür des Vorgartens und was war natürlicher, als daß ihre Blicke noch einmal zurückwanderten zu den Spaziergängern auf der Poppelsdorfer Allee.
„Sie hat Feuer gefangen, Werther, nur schnell, ehe der Funken verlöscht."
„Ich bitte Dich, Werner, sprich nicht so!" —
Werther passtrte natürlich von jetzt ab die Straße, in welcher der Gegenstand seiner Verehrung wohnte, täglich unzählige Male. Es dauert auch nicht , »
lange, bis ihm das Glück in dem von ihm gewünsch- § A ^ ten Grade günstig war. HZ,-, ZI ^
Daß das große Ereigniß im Monat Mai statt- Z «
fand, ist für Kenner selbstverständlich. Miß Anna 7 l ^>3 ! " — weshalb soll ich Deinen Namen der Nachwelt ?
vorenthalten, Du blondlockige Kleine? — Miß Anna also stand am besagten sonnigen Maientage auf der Veranda, welche sich die Straße entlang vor ihrem 3
kleinen Häuschen hinzog, sie stand allein dort, denn KK-kZZ Dick, ihr jüngstes Brüderlein, war noch so unerwach- ------
sen, daß er auch den schüchternsten Liebhaber nicht eingeschüchtert haben würde; er beschäftigte sich damit, über das Gitter der Veranda hin und her zu klettern, g Z um so an selbstgewählten Hindernissen sich seiner jugendlichen Kräfte und Geschicklichkeit zu erfreuen.
Miß Anna blickte sehnsüchtig in die Ferne. Werther nahte sich langsamen Schrittes; Dick machte gerade, vom früh erwachenden Ehrgeiz angespornt, einige be- ^ sonders hervorragende Kunststücke, und Werther leistete ihm dabei schnell entschlossen, hülfreiche Hand.
Ein Gruß hinauf zu Miß Anna war unvermeidlich.
Es mußte wohl nicht anders gehen, ihr Gesicht verklärte sich unter einem glücklichen, strahlenden Lächeln, als sie auf den Jüngling herunter blickte.
„Do von sporck Aormav?" flüsterte er verlegen hinauf, so leise und vorsichtig, als ob er ein ungeheures Geheimniß mitzutheilen hätte. —
littlo!" — „O das ist himmlisch, das genügt."
„Aber nicht viel und nicht gut." — „O, Sie sprechen vorzüglich, vorz- kmo, und es genügen wenige ^ Worte!"
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