mung gegen Alexandriens Zerstörung ist im Wachsen begriffen. England vürd h«s Leicht­sinns, Admiral Seymour unzeitgemäßen Ueber- eifers beschuldigt. Die völkerrechtliche Seite der An­gelegenheit tritt in den Vordergrund. Vergeblich fragt man sich, gegen wen führt denn eigentlich Eng­land Krieg? Alexandrien ist in, einen erbärmlichen Schutthaufen durch die englischen Kanonen verwan­delt; man fürchtet, der Kriegsschauplatz werde nunmehr nach Kairo verlegt, wohin A r a b i Pascha mit der Armee sich zurückzieht. Admiral Seymour schiffte 600 Soldaten aus. Abends war in Ale­xandrien Gewehrfeuer hörbar. Die Forts sind ganz verlassen. Lord Seymour erhielt Ordre, das Zerstörungswerk zu sistiren. Der Khedive be­findet sich wohlbehalten am Bord eines Schiffes.

Führer im Ansturm gegen die Civilehe ist Mecklenburg-Strelitz. Es hat die Aufhebung der­selben beim Bundesrath beantragt, dieser aber hat die Sache liegen lassen; denn es waren auch Peti­tionen für Erhaltung der Civilehe von Seiten Strenggläubiger und Hochkirchler eingelaufen, nament­lich von Seiten sämmtlicher Straßburger Geistlichen. Diese schildern die bürgerliche Eheschließung, die bei ihnen im jetzigen Reichsland seit fast 100 Jahren geübt wird, öffentlich und vorurtheilslos als eine gute Einrichtung", weil sie jedem das Seine gibt, dem Staate wie der Kirche, weil sie dem Geistlichen eine verwickelte und schwierige Arbeit abnimmt und ihm um so mehr Zeit läßt, sich dein zu widmen, was seines Amtes ist, weil sie ferner das kirchliche Leben im Elsaß nirgends geschädigt hat und weil sie, weit entfernt, die kirchliche Trauung zur Neben­sache zu machen, ihren kirchlichen Charakter erst recht wahrt.

Ein toller Hund im Vallee machte die weite Umgegend unsicher, biß viele Leute und fiel endlich auch einen alten Schullehrer an, der am Bache fischte. Der tapfere Mann entfloh nicht, sondern begann einen furchtbaren Kampf, erschlug endlich das Thier, trug aber 41 Bißwunden davon. Sterbend sagte er, ich wußte, daß ich verloren war, aber ich bin ein alter Mann und wollte alles thun, um an­deren Menschen das schreckliche Schicksal zu ersparen.

Kiel, 11. Juli. (Zur Affaire Meyling) wird denBerl. Pol. Nachr." von hier geschrieben: Am Mittwoch sollen in Berlin die kriegsgerichtlichen Verhandlungen gegen den Verräther Meyling begin­nen. Hier wird in vielen Kreisen daran festgehalten, daß Meiling denn doch aus dem hydrographischen Institut in der Matthäikirchstraße zu Berlin sehr wichtige Geheimnisse der russischen Regierung ver­kauft und dafür sehr bedeutende Summen erhalten habe. Mag auch Einzelnes übertrieben sein, was von seinem großen Geldaufwande erzählt wird, That- sache ist es, daß er auf großem Fuße gelebt, sich Maitresfen gehalten und auch sonst kostspielige Extra­vaganzen sich gestattet hat. Der Student Rivlin (derselbe hat sich inzwischen erhängt) machte den Vermittler zwischen Meyling und den russischen Be­amten, die in der Affaire kompromittier sind; man nennt hier außer dem Marine-Attache Kapitän Nava- kowitsch, dessen Abgang aus Berlin gemeldet ist, noch einen zweiten russischen Beamten, welcher mit an dem Verrath Mcylings betheiligt war.

Oesterreich-Ungarn.

Prag, 12. Juli. Der Agent Ernst Sey- bold aus Cannstatt wurde gestern Nacht von einem czechischen Schauspieler überfallen und durch Messerstiche verletzt, weil er die Insulten gegen den deutschen Kaiser und Bismarck energisch zurückwies.

Die Tisza-Eßlarer Geschichte entpuppt sich als eine nichtswürdige Nachahmung jener Lustmorde, die leider auch wir, im Westfälischen, nahe genug hoben. Die Ester Solomossy ist von dem Schläch­ter in den Tempel gelockt und dort vergewaltigt worden, wobei das noch unreife Mädchen solche Ver­letzungen davon trug, daß der brutale Mensch sich nur sicher zu stellen glaubte, wenn er das Mädchen gänzlich beseitigte. Von einemconfessionellen Morde" getrauen sich nun selbst die verbissensten Antisemiten nicht mehr zu reden.

In Ocstrcich ist in letzter Woche den Herren Czcchcn, die mit ihren nationalen Bestrebungen ganz Ocstrcich slavisircn wollen, doch auch einmal gezeigt worden, daß man ihnen in Wien nicht Alles zu Willen rbnn kann, noch will. Tic Czechisirnng der P> einer Universitär, woraus die Czcchen so stolz sind, bat nämlich ein Loch erbalten, indem das ößreichnehc !

Kultusministerium augeordnet hat, daß alle Staats­examen an der Prager Universität, also auch vor allen Dinges von den Herren Czechen, in der deutschen Sprache gemacht werden müssen. Die­selbe ist eben immer noch die allgemeine Kultursprache in Oestreich und wird es hoffentlich auch bleiben.

Brünn, 11. Juli. Die Gemeinde Netin bei Großmeseritsch wurde gestern Nacht vollständig ein­geäschert. Zwei Personen verbrannten. Blos 16 Häuser, Kirche und Pfarrhaus stehen noch.

Frankreich.

Paris, 13. Juli. Dem Einweihungsbanquet des Stadthauses wohnten 500 geladene Gäste bei, darunter Grevy, die Minister, die ausländischen Ver­treter, Bürgermeister fremder Hauptstädte uud andere Notabilitäten. Der Präses des Municipalrathes be­grüßte die Gäste und betonte, die Feier sei durch die Friedensarbeit und Freiheit inaugurirt und schloß mit einem Toast auf den Präsidenten Grevy. Der Seine-Präfect toastete auf Frankreich, in Frieden und patriotischer Eintracht fest verbunden. Grevy toastete auf die Stadt Paris. Er schätzt sich glück­lich, an derselben Tafel mit den hervorragendsten Vertretern Frankreichs und des Auslandes vereint zu sein, welche alle die gleiche Sympathie für die Stadt Paris beseele. Für Paris, das eine Heimath der Wissenschaften und schönen Künste, sowie der erhabenen Schöpfungen des Genies sei, die den Reiz des Lebens für den Einzelnen, wie die Größe der Nationen ausmachten.

Paris, 14. Juli. Einer Meldung der Agence Havas zufolge geht aus allen aus London eintreffen­den Nachrichten hervor, daß zwischen Frankreich und England volles Einvernehmen herrscht. Eng­lands Vorgehen in Alexandrien erkältete die Bezieh­ungen der beiden Mächte nicht im Geringsten. Die egyptische Frage wird zweifelsohne auf Grund der völligen Uebereinftimmung der Westmächte gelöst werden. Den in Alexandrien zurückgeblieben gewesenen 28 Franzosen gelang es, unversehrt zu entkommen.

Paris, 15. Juli. (Fr. I.) Das National­fest verlief ruhig. Abends fanden Illuminationen, Feuerwerk und Ballfeste statt. Nennenswerthe Zwi­schenfälle sind nicht vorgekommen. Ein Ballon platzte und stürzte aus einer Höhe von 700 Meter herab. Beide Lustschiffer sind gerettet, da die Ballonhülle einen Fallschirm bildete.

Belgien und Holland.

Haag, 12. Juli. Der Schraubendampfer 2. Kl.Adker", welcher am Mittwoch den 5. ds. von Imuiden nach Hellcvoetsluis abging, um Rekruten an Bord zu nehmen, ist den bis jetzt eingelaufe­nen Nachrichten zufolge mit Mann und Maus untergegangcn. Die Bemannung betrug ungefähr fünfzig bis sechzig Mann. Da allem Anschein nach Niemand gerettet worden ist, so wird die Ursache des Unglücks wohl ein Geheimniß bleiben. Die Ob­duktion verschiedener Leichen hat ergeben, daß der Tod durch langsames Eindringen von Wasser in die Lunge erfolgt ist; die Unglücklichen müssen also schreck­lich gelitten haben. Ein paar Unglückliche wurden angespükt, welche krampfhaft ihren Schwimmgürtel umklammert hatten, wahrscheinlich um sich dessen zu entledigen und ihren Leiden ein Ende zu machen. England.

London, 14. Juli. (Sch. B.) Seymour telegraphirt: Er habe das Palais Ras-el-Tin durch Marinesoldaten versperrt und 6 Kanonen der gegenüberliegenden Batterie vernagelt. Der Khedive befindet sich in Sicherheit im Palast, welcher eine Garnison von 700 Marinesoldaten er­hielt. Die Anzahl der während der nächt­lichen Plünderung und Brandlegung ermor­deten Europäer wird nahezu auf 2000 ge- schäzt. Arabi ließ vor dem Abzug die Gefängnisse öffnen. Der Privatsekretär des Khedive berichtet: Arabi ließ den Palast Ramleh, wo der Khedive und Derwisch waren, von Soldaten umzingeln und gab abziehend den Befehl, den Khedive zu tödten. Die Soldaten verweigerten aber aus Furcht vor den herankommenden Engländern die Ausführung des Mordbefehls und entliefen, woraus der Khedive an den Hafen kam und an Bord eines Schiffes in Sicherheit gebracht wurde.

London, 15. Juli. Eine Depesche aus dem Hafen von Alexandria von gestern Abend 8"VL mel­det: Seil der Landung der Marinesoldaten wird Gewchrseucr in der Stadt gehört. Der Khedive

und Dcrrrych P^icha lcsu.beu sich wohlbehalten an Bord eines Schiffes.

London, 14. Juki. Aus Alexandrien wird telegraphirt: Das Fort Napoleon ist besetzt. Mit Ausnahme von Arabi haben sich alle Minister beim Vicekönig wieder eingefunden. Die meisten regulä­ren Truppen waren während des Bombardements desertirt. Theilweife melden sie sich jetzt wieder. Die Marinesoldaten haben die Ordnung in der Stadt hergestellt. (Fr. I.)

London, 14. Juli. Unterstaats-Sekretär Dille erklärte im Unterhaus, Arabi-Bey sei auf ei­nem Boote über den Canal entflohen; es sei jedoch unbekannt, wohin. Seine Truppen sollen sich zer­streut haben. (Fr. I.)

London, 14. Juli, lieber die Verhand­lung des Unterhauses vom 12. ds. tragen wir noch nach: Die Sitzung war sehr erregt. Wilfried Lawson erklärte: England sei durch das gestrige Bombardement entehrt, dasselbe war eine feige, grau­same. verbrecherische Handlung, nur im Interesse der Bondsbesttzer; Lawson protestirte gegen diese Nieder­tracht Namens Englands und beschwor Gladstone, künftig seine Politik mehr nach dem gesunden Men­schenverstände, der Gerechtigkeit und Humanität zu regeln. Auch andere Liberale und Irländer verur- theilten sehr erregt das gestrige Bombardement. Okelly verhöhnte Englands Wünsche, Massacres im Auslande zu strafen, während es solche in Irland anordne.

London, 14. Juli. (Fr. I.) Der Draht meldet aus Alexandrien: Die Fcuersbrunst hat das arabische Stadtviertel Marina erfaßt. Die Todten werden auf Wagen aus den brennenden Straßen herausgeholt. Ein Soldatenhaufen durchzieht mit der grünen Fahne die Straßen, im Namen des Pro­pheten den heiligen Krieg ausrufend. Die Einge­borenen flüchten. Es verlautet, in dem französischen Consulatsgebäude feien sechs Europäer ermordet worden. Der Khedive hat sich soeben an Bord des türkischen Kanonenbootes begeben. Contre-Admiral Hookins ist ans der Penelope nach Port Said und Jsmailia abgcgangen. Das Feuer greift immer mehr um sich.

London, 14. Juli. (Fr. I.) Der Draht meldet aus Alexandrien: Die Verluste der Egypter müssen sehr beveutend gewesen sein. Man schützt dieselben auf mehr als 2000 Mann. In einem Forts wurde ein ganzes Bataillon in die Luft gesprengt.

London, 14. Juli. (Fr. I.) Nach Aussage von Flüchtlingen steht Arabi Bey mit 9000 Mann hinter der Stadt und erwartet das Anrücken der Engländer. Er sei entschlossen, eine Schlacht zu liefern, und hat ausgesprengt, die Engländer ver­ständen nicht zu Land, sondern nur zur See zu kämpfen. Admiral Seymour hält seine Landungs­macht für ungenügend, um der Stadt Hilfe zu bringen.

London, 14. Juli. Wie dieDaily News" erfährt, tritt die Konferenz heute wieder zusammen. Nach der Sitzung wird die Pforte aufgcfordert wer­den, die Herstellung der Ordnung in Egypten zu übernehmen. Falls die Türkei die Mission ablehnt oder zaudert, wird die Conferenz England u. Frank­reich auffordern, ein combinirtes Truppencorps zu landen, um den Khedive wiedereinzusetzen und die Ordnung wiederherzustellen.

London, 15. Juli. Aus Alexandrien wird von heute Morgen gemeldet: Die Maßregeln des Admirals Seymour zur Herstellung der Ordnung haben den besten Erfolg, die Straßen sind ohne Escorte passirbar, die Araber, weiße Fahnen tragend, grüßen demüthig, die Kaffeehäuser und die Läden öffnen sich wieder. Die großen Feuersbrünste von gestern befinden sich im Verlöschen und neue sind nicht entstanden, das Vertrauen kehrt wieder. Deut­sche Marinetruppen sind zum Schutze des deutschen Consulates gelandet.

London, 15. Juli. (Fr. I.) Aus Alexan­drien meldet der Telegraph: Mehrere europäische Frauen, die sich in den Kellern verborgen gehalten, sind gerettet worden. Man schätzt die Zahl der er­mordeten Christen auf nicht über 500. Feuers- brünste verheeren noch immer die Stadt. Der Khe­dive beschützte in seinem Palaste ungefähr 100 arme Flüchtlinge. Mehrere Kriegsschiffe liegen am Suez­kanal und halten denselben einstweilen Provisorisch geschlossen.

Rußland.

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Petersburg, 14. Juli. Eine Depesche des

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