Holzverarbeitung 12, chemische Industrie 8 :c. rc. Mitglieder stellte fast jeder württ. Jndustrieort, vor allen Stuttgart mit 81, Ulm, Eßlingen und Ebin­gen je 12, Reutlingen und Göppingen je 9, Gmünd und Cannstatt je 7, Hellbraun 6, Ludwigsburg 5 u. s.w.

In Böblingen versuchte ein alter Fechtbru­der Mitleid, namentlich bei Hausfrauen, dadurch zu erwecken, daß er sich für einen aus Kairo Geflüch­teten ausgab, der nun mit seiner Familie ohne Reisemittel nicht mehr weiter könne. Da der Bie­dermann sein Geschäft verstand, wird es nicht an guten Seelen gemangelt haben, welche ihm Glauben schenkten.

Der Buchhalter Leo aus Kleiu-Eislingeu, OA. Göp­pingen, und die Wirthin Map er von Ulm wurden vom Schwurgericht Ulm wegen an dem Manne der letzteren versuchten Mords zu je 9 Jahren Zuchthaus verurtheilt.

Im 14. Württembergischen Reichstags­wahlkreis (Geislingen-Heidenheim-Ulm) werden die Socialdemokraten als Candidaten Bebel aufstellen, derselbe dürfte aber nur als Zählcandidat zu be­trachten sein.

Freiburg, 11. Juli. Dem Erzbischof Orbin wurde heute Vormittag durch den vom Großherzog beauftragten Ministerialpräsidenten Nokk im groß- herzoglichen Palais zu Freiburg gemäß der durch die Verträge über Errichtung einer oberrheinischen Kirchenprovinz bestimmten feierlichen Form der Eid abgenommen. (F. I.)

Freiburg, 12. Juli. Erzbischof Dr. Orbin wurde soeben durch den Bischof Hefele von Rotten­burg consecrirt und inthronisirt. Als Assistenten fun- girten die Bischöfe von Fulda und Straßburg.

Augsburg, 10. Juli. Heute und morgen tagt im hiesigen Gasthof zu dendrei Mohren" eine Versammlung deutscher, französischer und schweizeri­scher Eisenbahndirektoren, um Berathung über die Gütertarife der Gotthardbahn zu pflegen.

In Krön ach reichte ein Herr beim Stadtmagistrat eine Beschwerde ein. daß das Lokal der II. prot. Schule, die eines seiner Kinder besucht, zu wenig gelüstet und gereinigt werde und erbot sich, das Reinigen des Schulzimmers um 1 Mk. pro Monat selbst zu besorgen. Der Magistrat acceptirte das ori­ginelle Anerbieten mit Dank und ließ dem Beschwerdeführer umgehend diesbezügliche Mittheilung zukommen.

Darmstadt, 10. Juli. Gestern ist die würt- tembergische Artillerie-Brigade zu vierwöchent­lichen Uebungen in das Barackenlager bei Griesheim eingerückt. (Fr. I.)

Dresden, 1l. Juli. (Franz Hoffmann f.) Ter ebenso fruchtbare als beliebte Jugendschriftsteller ist heute Vormittag Hierselbst gestorben.

Die Darmstädter Handelskammer hat eine Petition beim Bundesrache eingereicht wegen Beseiti­gung der Mißstände, welche die Verschiedenheit der bayerischen und württembergischen Postwerthzeichen einerseits und der Reichspostmarken andererseits herbeiführen.

Berlin, 11. Juli. Herr von Hirschfeld, der deutsche Geschäftsträger in Konstantinopel, hat nach einer Meldung aus London den rochen Adler- orden nebst einem Briefe des Fürsten Bismarck er­halten, welcher der Befriedigung des Kaisers Wilhelm mit seiner in der Conferenz eingenommenen Haltung Ausdruck gibl.

Bromberg, 9. Juli. Während eines großen Wettrennens brach die Preisrichter-Tribüne zusam­men, auf welcher sich 40 Personen befanden. Prä­sident Tiedemann hat einen Beinbruch, v. Alvens- leben eine Rückenmarkserschütterung erlitten.

Das Flatower Rettungshaus bei Könitz war zwei Jahre lang ein Lasterhaus ohne Gleichen. Die Hauptschuldigen waren die Aufseher, der Schu­ster Mitramski und zwei Wittwen, welche die Kin­der, Knaben und Mädchen, zu allen Verbrechen und Lastern, sogar zu Mordversuchen verleiteten; M. wurde zu löjährigem, die Wittwen zu lOjährigem Zuchthaus verurtheilt. Den Geschworenen waren 1078 Fragen zur Beantwortung vorgelegt wordene Oesterreich-Ungarn.

Wien, 10. Juli. Am Sterbelager der, wie bereits gemeldet, gestern in Prag verstorbenen Für­stin Gertrud von Hanau waren alle Söhne und Töchter anwesend. Die Leiche wird nach Kassel überführt und dort beigesetzt. Fürstin Gertrude von Hanau, die sich trotz ihres hohen Alter (sie war am 18. Mai 1806 in Bonn geboren) immer einer guten Gesundheit erfreute, erkrankte vor wenigen Tagen. Sie war eine geborene Falkenstein, und in erster Ehe mit dem preußischen Offizier Lehmann verheirathet, der ent vor wenigen Jahren starb und dessen zwei

Söhnen der Kurfillst die Baronie Schöllet) verliehen hatte; seit August 1831 lebte sie in morganatischer Ehe mit dem letzten Kurfürsten von Hessen, Friedrich Wilhelm, von dem sie zur Fürstin von Hanau, Grä­fin von Schaumburg, erhoben wurde. Sie schenkte ihm 6 Söhne und 2 Töchter. Die Kinder führen den Titel Prinzen und Prinzessinnen von Hanau; der Majoratsherr, der Fürst Moriz von Hanau (ge­boren 1834) besitzt die Fideikommißherrschaften Ho- rowitz und Jinetz in Böhmen. Die alte Fürstin lebte nach dem Tode des depossedirten Kurfürsten sehr zu­rückgezogen im Palais desselben auf der Kleinseite in Prag; sie galt für eine wohlthätige Dame. Das Vermögen, welches sie zurückläßt, wird auf 14 Mil­lionen geschätzt. Ihr Sohn, aus früherer Ehe, der österreichische Feldmarschall-Lieutenant Baron Schöl­let), lebt ebenfalls in Prag. Der Kaiser von Oester­reich hatte ihr den österreichischen Fürstenstand ver­liehen.

Wien, 10. Juli. Das hiesige Extrablatt bringt die auch gewiß in Württemberg interessirende Mittheilung, daß der ehemalige österreichische Han­delsminister v. Schäffle im Spätherbst 1874 von der Wiener Polizei streng überwacht war. Vom Polizeipräsidium am Peter wurde, so schließt das genannte Blatt die betr. Mittheilung, jeden Tag ge­treulich an das Ministerium berichtet, wo Se. Excel- lenz der gewesene Minister v. Schäffle die Stunden des verflossenen Tages zugebracht und mit wem er verkehrt hatte. Warum die Polizei damals so neu­gierig war, das wissen wir nicht. Der Polizeirapport hat darüber nichts gemeldet.

Wien, 12. Juli. Die Presse enthält einen sensationellen Bericht über Skobeleff's Tod. Dem­nach bestätigte es sich, daß der General in einem öffentlichen Haus, wo er mit drei Personen Orgien feierte, plötzlich gestorben wäre. Die Gesellschaft, in welcher er verkehrt, wurde verhaftet. Die Todes­ursache ist Herzschlag in Folge eines Nervenüber- reizes. Sie hatten zu Viert von 8 bis 1 Uhr Nachts zwölf Flaschen Kaiserbier und vier Flaschen Cham­pagner getrunken. Skobeleff's Leiche wurde Nachts insgeheim ins Hotel Dusaux übergeführt.

Salzburg, 11. Juli. (Fr. I.) Kaiser Wil­helm wird in Gastein, wo er am 18. ds. eintrifft, einen dreiwöchentlichen Aufenthalt nehmen, sich am 8. oder 9. August hierher und von hier zum Besuche des österreichischen Hofes nach Ischl begeben.

Man schreibt aus Krakau: In der Gegend von Krakau trieb sich seit einiger Zeit ein Indivi­duum herum, welches sich bei der Landbevölkerung für den Kronprinzen aus gab und versprach, gleich nach seiner Krönung viele herrschaftliche Güter an die Bauern zu verthcilen. Die Bauern waren darob so entzückt, daß sie diesem Gauner wahrhaft könig­liche Ovationen darbrachten und demselben Geschenke aufdrangen. Die Gendarmerie, die davon Wind be­kam, eruirte den falschen Kronprinzen in der Person eines in Krakau wohnenden Riemermeisters Namens Siedleckti und lieferte ihn dem Strafgerichte ein. Italien-

Florenz, ll. Juli. Es werden hier große Vorbereitungen für den Besuch des österreichischen Kaiserpaares getroffen. Der Besuch ist für anfangs September angesagt.

Schweiz.

Die schweizerische Bundes-Armee hat in diesem Jahre eine Gesammtstärke von 208,246 Mann und zwar 116,068 in den acht Divisionen desBundes­auszugs" (Mannschaften von 2032 Jahren) und .92,178 in der Landwehr (von 3344 Jahren), Die Ausgaben für das Militär belaufen sich auf 12,425,790 Franken.

Frankreich.

Paris, Il.Juli. Arabi confiscirte die Kasse des Direktors der Zölle, als dieser Alexandrien ver­ließ, mit dem Bemerken, er mache von dem Kriegs­rechte Gebrauch.

Paris, 11. Juli. Essad Pascha eröffnete gestern Freycinet offiziell, die Türkei würde keine Truppen entsenden.

Paris, 12. Juli. (Sch. B.) Ganz in der Nähe des Stadthauses brach heute früh ein Brand aus. Beim Löschen explodirte die Gasleitung, wobei gegen 100 Personen theils getödtet, theils ver­wundet wurden.

In Frankreich werden in jeder Elementär- und Mittelschule, welche 200600 Zöglinge im Al­

ler von '.-.nnrcslenä 12 Jahren zichlr, Schulbatail­lone errichtet. Die Jnstructeure stellt das Militär. Die Gewehre enthalten den vollständigen Mechanis­mus des Kriegsgewehrs, geben aber kein Feuer.

Dem Pariser Figaro wird aus Egypten ge­meldet, daß mehrere große türkische Häuser in Kairo denjenigen Europäern, welche nicht abrcisen wollten, ein Asyl gegeben haben.

Es bestätigt sich, daß über das eigenmächtige Eingreifen Englands Niemand mehr entrüstet ist als Frankreich. Die Beziehungen zwischen beiden West­mächten sind aufs Höchste gespannt. Frankreich wird von England des Einverständnisses mit Arabi geziehen.

England

London, 11. Juli. (Fr. I.) Aus Alexan­dria telegraphirt Admiral Seymour um 1 Uhr Mit­tags: Das Magazin auf dem Fort Aida wurde in die Luft gesprengt. Die auf der Landzunge liegen­den Fortificationen sind fast sämmtlich zerstört. Die feindliche Artillerie ist nur schlecht bedient.

London, 11. Juli. (Fr. I.) Die zweit« Ausgabe desStandard" enthält ein Telegramm, datirt vom Bord desJnvinciblc" 7^ Uhr Mor­gens, welches Folgendes meldet: Die Panzerschiffe Alexandria",Sultan" undSuperb" eröffnten das Bombardement, die Batterien antworteten sofort, aber deren Schüsse erreichten zuerst die Schiffe nicht; später betheiligte sich der Rest der Flotte an der Beschießung. Der Geschützkampf wurde um 7^4 Uhr allgemein. Nachdem die Kanonade 20 Minuten ge­währt hatte, verstummte das Feuer zweier Forts. Das FortPharos" scheint schwer beschädigt. Die Schiffe erlitten keinen Schaden.

London, 11. Juli. (Fr. I.) Ein officieller Bericht des Admirals Seymour ist eingetroffen. Der­selbe besagt, daß das Bombardement heute Morgen um 7 Uhr begonnen hat. Nach einer Stunde hef­tigen Beschießens ist das Fort Marsa in die Luft geflogen. Das Feuer der Batterien ist verhältniß- mäßig schwach.

London, Il.Juli. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Die Konferenz sistirte die Sitzungen, um den Verlauf der Dinge in Egypten abzuwarten. Zwischen den Engländern und Franzosen herrscht gewisse Mißstimmung, indem die Engländer die letz­teren beargwöhnen, dem Sultan Rathschläge in anti­englischem Sinne gegeben zu haben. Der deutsche Geschäftsträger thut alles Mögliche, um die Ein- müthigkeit unter den Vertretern der Mächte zu er­halten. Aus Alexandrien wird mitgetheilt, daß die französische Flotte die Beschützung des Suezkanals übernahm und gestern Abend dorthin abging. (W. L.)

London, 12. Juli. Reuter meldet aus dem Hafen von Alexandrien Abends 9 Uhr: Vor Ein­tritt der Dunkelheit nahmen 5 englische Schiffe au­ßerhalb des neuen Hafens Aufstellung, wahrscheinlich um morgen das Feuer auf die die Stadt beherrschen­den Forts zu eröffnen, falls das Bombardement morgen wieder aufgenommen wird. Die Parlamen­tärflagge weht noch. Feuersbrünste in Alexan­drien nehmen einen immer größeren Umfang an. Die Stadt ist fast ganz verlassen und den Ara­bern und Beduinen zur Plünderung preisgegeben. Gegenwärtig wird eine größere Feuersbrunst in der Richtung des englischen Konsnlatgebäudes wahrgenommen.

London, 12. Juli. Reuter meldet von der RhedeAlexandriens: Heute Nachmittag 1 Uhrwurde von egyptischer Seite die Parlamentärflagge auf­gezogen, ein Dampfer mit derselben Flagge befindet sich auf dem Wege zur Flotte. (Sch. B.)

Ehe das Bombardement begann, sandte das egyptische Ministerium eine Abordnung mit dem Angebot, die Kanonen zu demondiren; Seymour entgegnet«, die Zeit zum Unterhandeln sei vorüber und auf Verlangen gebe er dies schriftlich.

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Petersburg, 11. Juli. Bei General Werder ist gestern folgendes Telegramm des Kaisers von Deutschland an die Fürstin Belosselskaja, die Schwester Skobeleff's eingetroffen: Ich bin lief betrübt über den plötzlichen Tod Ihres Bruders.

Dieser Verlust für die russische Armee ist schwer zu ersetzen und tief zu beklagen. Es ist sehr schmerzlich, solche nützliche Kräfte zu verlieren. (W. L.)

St. Petersburg, 12. Juli. Arbeitszeit für Kinder in Fabriken, sowie Gewährung der Mög- >