besuch bei der königlichen Familie von Italien abstatten. Als Ort der Zusammenkunft bezeichnet man Florenz. Von da aus gedenkt der Kaiser nach Ischl zu reisen, um dort mit unserem Kaiser, der um jene Zeit zur Kur in Gastein sich «mshält, zusammenzutreffen. Bei dieser Begegnung würde sich auch das kronprinzliche Paar aus Prag einfinden. Hernach, also zu Beginn deS September, liege es in der Absicht des Kaisers Franz Joseph, dem Könige von Spanien einen Gegenbesuch abzustatten. (Fr. I.) Italien.
In Rom gelangt dieser Tage vor dem Gerichtstribunale die Klagen der Erben Pius IX. wider den Staat zur Verhandlung. Dieselben fordern nämlich, daß der Staat ihnen das durch das Garantiegesetz dem Papste zugesicherten Jahresgehalt im Betrage von drei Millionen Lire, das vom verstorbenen Papste bekanntlich nie einkassirt wurde, als die ihnen gebührende Erbschaft ausbezahle. Die Summe, um die es sich hier in diesem Prozesse handelt, beträgt 18 Millionen Lire.
Frankreich.
Paris, -6. Juli. Wach einem Berichte, welchen das sensationssüchtige legitimistische Blatt Station veröffentlichte, hätte Gambetta gestern in der MilitärkommWon gesagt: „Um es mit Preußen aufnehmen zu können, genügt es nicht, eine Armee von gleicher Stärke zu besitzen , sondern man muß noch stärker sein. Wir sind geschlagen worden, daher muß das Land noch größere Anstrengungen machen. Frankreich verwendet für die Erhaltung seiner Armee und Marine eine Milliarde. Man muß auf diesem Wege verbleiben, um die nationale Existenz zu verteidigen. Der Geist der Eroberung ist jetzt stärker in Europa, als im fünfzehnten Jahrhundert. Augenblicklich ist er gegen uns gerichtet ; es handelt sich daher für Frankreich um Sein oder Nichtsein. Ich hoffe, die ^Demokratie wird nicht ewig zu diesem Opfer verurtheilt sein, aber augenblicklich ist es eine Frage um Tod und Leben." Die Kommission nahm hierauf die Dienstpflicht aller Staatsbürger, mit Ausnahme der ältesten Söhne, wenn sie Ernährer der Familie sind,'an. Lehrer und Geistliche sind dagegen von der Wehrpflicht nicht ausgenommen.
Paris, 7. Juli. Viktsr Hugo hat die Einladung des Gemeinderaths zum Stadthausbankett mit folgendem Schreiben angenommen: „Ich habe die Einladung erhalten. Ich werde die Ehre haben, mich einzufinden. Das Fest des 14. Juli ist das größte, das auf Erden gegeben werden kann. Der 14. Juli bedeutet Paris, das Königthum zu Boden schlagend, die Befreiung des Menschen. 6. Juli 1882. Viktor Hugo."
Marseille,«. Juli. Der Dampfer „Correze" ist heute mit 657 Emigranten, unter welchen sich auch mehrere Deutsche und Polen befinden, aus Alexandrien hier eingetroffeu. Unterwegs wurden bereits ungefähr 140 Personen gelandet. Mehr als 350 der Angekommenen sind vollständig mittellos, dieselben werden morgen ausgeschifft und durch ein Hilssko- mite, welches bereits 10,000 Francs gesammelt hat, untergebracht werden.
Der Pariser „Gaulois" bringt folgende unglaubwürdige Mittheilung: „Besondere Informationen, deren Authentizität wir verbürgen können, erlauben uns zu bestätigen, daß skobelew sich vergiftet bat. Er soll diesen Verzweiflungsakt vollführt haben, um der Schande zu entgehen, die ihn in Folge gewisser Enthüllungen bedrohte, welche seine Mitschuld an nihilistischen Umtrieben konstatiren. Man fügt hinzu, daß auch Jgnatieff und die meisten anderen Panslavistenführer in dieser Angelegenheit kompromittirt seien."
Spanien.
Madrid, 6. Juli. Das Recreo-Theater in der Straße Fuencarral und ein daran stoßendes Gebäude sind bis auf den Grund niedergebrannt. Menschenleben gingen dabei nicht verloren.
Madrid, 8. Juli. Die egyptische Frage beschäftigt in hohem Grade die öffentliche Meinung Spaniens, welches als Kolonialmacht an der Suez- kaual Frage großes Interesse hat. Man findet es sonderbar, daß die Großmächte diesem Interesse Spaniens nicht genügend Rechnung getragen haben. Das Käbinet hat sich bestimmt gesund en, die gegenwärtige 'Session der gesetzgebenden Körperschaften nicht als geschlossen zu erklären, sondern, dieselben nur zu vertagen., sür den Fall., daß die Ereignisse im Orient den Wiederzusammentritt der Cortes noth- wendig machen sollten.
England.
London, 11. Juli. Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Alexandrien hat heute Morgen das Bombardement begonnen.
In England hat das Ministerium Gladstone unvermutheter Weise eine parlamentarische Niederlage erlitten. Man berichtet Hierliber unterm 8. d.: Das Unterhaus beräth die irische Zwangsbill. Gladstone empfiehlt ein Amendement der Regierung, Haussuchungen seien auf die Tageszeit zu beschränken, Nachts jedoch nur dann vorzunehmen, wenn es sich um geheime Gesellschaften handle. Gladstone führt aus, er müsse im Falle der Ablehnung dieses Amendements seine persönliche Stellung in Erwägung ziehen. Dennoch lehnt Las Haus das von den Konservativen und vielen Whigs bekämpfte Amendement mit 207 gegen 194 Stimmen ab. — Daily News erklärt, Gladstone sei geneigt, Angesichts des kritischen Standes der Angelegenheiten im Jnlande wie im Auslande, den Beschluß des Unterhauses anzunehmen und in seiner Niederlage im Unterhaus keinen Anlaß zum Rücktritt zu erblicken.
Rußland.
St. Petersburg, 11. Juli. Die Kriegskorvette „Vitjaß" erhielt auf Befehl des Kaisers den Namen „Skobeleff."
Aus Petersburg werden der „Fr. Ztg." zufolge sensationelle Nachrichten gemeldet. Der Zar soll befohlen haben, sein sämmtliches mobiles, persönliches und Familienvermögen nach dem Ausland in Sicherheit zu bringen- Die Aristokratie soll mit Rücksicht auf die aufgeregte Stimmung in den Provinzen und die wankende Zuverlässigkeit der Armee und Marine es durchgefetzt haben, daß die Krönung beschleunigt wird, und soll für die Krönung in der Petersburger Kasankathedrale oder der Peterhofer Schloßkirche alles im Geheimen vorbereiten, lieber die Dimensionen der nihilistischen Propaganda seien Kaiser, Hof, Gericht und Regierung förmlich erschrocken. Wiederum seien mehrere Seeoffiziere verhaftet worden; eine Anzahl der Mitglieder der heiligen Druschina wurden als Nihilisten entlarvt. Die Vorsichismaßregeln in Peterhof wurden verzehnfacht. Die Nihilisten fandten an den Großfürsten Wladimir ein Todesurtheil.
Insterburg, 10. Juli. Skobeleff's Leichnam ist obducirt worden, um die Grundlosigkeit der umlaufenden Gerüchte, daß der General sich vergiftet habe, zu constaliren. — Gerüchtweise verlautet, es werde baldigst ein Triumvirat Melikoff-Abasa-Albe- dinski mit ausgedehnten Vollmachten gebildet werden.
Der „Jndependance Belge" wird berichtet, der kaiserliche Hofstaat sei angewiesen worden, sich zur Abreise nach Moskau etwa für den 20. Juli bereit zu halten. Man glaubt, die Krönung des Zars solle zu diesem Termine stattfinden.
Nowoje Wremja ist am 8. d. mit einem Trauerrand erschienen und schreibt: „Der große Patroklus ist nicht mehr! Es ist gestorben ein treuer, ehrlicher, begabter Diener des Zars und des Vaterlandes, ein Liebling des Volkes, ein russischer Held, die Personifikation der russischen Kraft und Macht, ein genialer Heerführer!" Auch die andern Blätter feiern im selben Sinne, wenn auch weniger überschwänglich, den Todten und beklagen den unersetzlichen Verlust. Türkei.
Konstantinopel, 8. Juli. Arabi hat die Versicherung wiederholt, daß er gerne hierher käme, daß es sein Wunsch sei, dem Sultan seine jHuldi- gnng darzubringen, daß aber fünftausend Notabeln feiner Partei ihn nur unter der Bedingung abreisen lassen, daß sie ihn begleiten; sie wollen es auf diese Weise unmöglich machen, daß ihm Uebles geschehe; wenn aber der Sultan ihn belohnen wolle, so hätten auch sie eine Belohnung verdient.
Rumänien.
Iass y, 6. Juli. In Tirgul-Frumos sind vergangene Nacht 100 Häuser abgebrannt; 1000 Einwohner, meist Juden, sind völlig obdachlos. Die hiesige Feuerwehr ist heute dahin abgegangen. Egypten.
Alexandria, 8. Juli. Der Sultan forderte gestern Nachmittag Arabi Pascha formell auf, nach Konstantinopel zu kommen. Arabi Pascha hat es abgelehnt.
Alexandrien, 8. Juli. Alle Konsulate riechen neuerdings ihren Landsleuten, abzureisen. In den letzten beiden. Nächten waren die Uferbefestigungen von den britischen schiffen aus elektrisch be
leuchtet, da d.s Si.gl.mdce argwöhne», daß die am Tage eingestellten Arbeiten Nachts fortgesetzt werden.
Alexandrien, 8. Juli. (Fr. Ich Der interimistische englische Consul Cartwright sandte den Generalconsuln der übrigen Mächte eine Note folgenden Inhalts: Ich beehre mich Sie zu benachrichtigen, daß es wünschenswerth ist, Ihre Staatsangehörigen aufzufordern, Alexandrien zu verlassen und sich innerhalb 24 Stunden nach Empfang dieser Note auf einem im Hasen befindlichen Schiffe einzuschiffcn. Sämmtliche Mitglieder der hiesigen Consulate sind jetzt an Bord der hier befindlichen Schiffe.
Alexandrien, 10. Juli. Alle Kriegsschiffe verlassen die Rhede und begeben sich außerhalb der Schußweite der egyptischen Kanonen. Die letzten Europäer haben auf Anordnung der Konsuln die Stadt verlassen.
Aus Alexandrien wird gemeldet: Anläßlich der Fortdauer der Befestigungsarbeiten bereitet Lord Seymour eine Proklamation vor, welche die sofortige Uebergabe der Forts verlangt und eventuell mit der Eröffnung des Bombardements innerhalb 24 Stunden droht.
Der Verlauf des Bombardements von Alexandrien wird allseitig mit großer Spannung erwartet. Angeblich haben die Mächte hierzu ihre Zustimmung ertheilt, nachdem England die bindende Versicherung gegeben, keine Truppenladung vorzu- uehmen.
Die Niederlage der Egypter gegen den Mahdi erfolgte anderen Nachrichten zufolge nach einer Schlacht, welche 1^/» Stunden dauerte. Die Egypter verloren von 7000 Mann 2000, 6 Kanonen, 1700 Remington-Gewehre und 1500 Flinten. Die Streitmacht des Mahdi zählt 5000 Köpfe. Diese schmähliche Niederlage kann nicht dazu dienen, Arbi zum Kamps gegen europäische Heere zu ermuthigen.
Wenn man die Nachrichten aus Egypten, die ebenso zahlreich als sich widersprechend sind. Tag für Tag zusammenhält, so kommt man zu dem Schluß, daß man eigentlich etwas Zuverlässiges nicht weiß. Nur so viel ist sicher, daß England stark rüstet und daß Frankreich nicht dahinten bleiben will. Wir in Deutschland können jedenfalls ruhig abwar- ten, was daraus wird.
Es ist von Interesse, zu erfahren, welches die kommerziellen und welches die finanziellen Interessen der europäischen Staaten in Egypten sind; wir theilen daher im Folgenden die bezüglichen Hauptziffern mit. Frankreichs Handel mit Egypten hat einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Francs jährlich, derjenige Englands einen solchen von 325 Millionen. Zunächst kommen dann Oesterreich-Ungarn, die Türkei, Italien und Rußland. Griechenland unterhält nur einen geringen Verkehr mit Egypten, Deutschland fast gar keinen. Der Totalumsatz des egyptisch-europäischen Handel belief sich im Jahre 1880 auf ungefähr 500 Millionen Francs. Das finanzielle Interesse Frankreichs in Egypten dagegen ist fast ebenso bedeutend als dasjenige Englands. Der Nominalwerth der egyptischen Anleihen beträgt 2352 Millionen Francs, ihr gegenwärtiger Kurswerth allerdings ist nicht größer als rund 1500 Millionen Frcs. Die Verzinsung und Amortisation beansprucht jährlich 103 Millionen Frcs., eine allerdings schwere Last für Egypten; aber bei einer europäischen Kontrolle läßt sich dieselbe, wenigstens nach einem selbstverständlich offiziösen Pariser Brief der „Polit. Korr.", ohne Schädigung der allgemeinen Wohlfahrt leicht tragen.
Asien.
Trotz aller Fortschritte der neueren Konstruktion und aller Errungenschaften der modernen Technik im Brückenbau dürfte die ziemlich alte Brücke von Loyang in China noch heute die längste der ganzen Welt sein. Sie führt über einen Meerbusen iu China, mißt in ihrer gesammten Länge 29,000 Fuß oder mehr als INi Stunden und zählt mehr als 300 Hauptpfeiler, welcher unter sich 77 Fuß von einander abstehen.
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Handel S- Verkehr.
Stuttgart, 10. Juli. (Landcsprodukteubqrse.) Auf nserer Börse war eine feste Stimmung! der Verkauf ging, doch schleppend, weil Käufer die erhöhten Forderungen nicht ewilllgcu wollen. Wir notiren per 100 Kilogramm: Waizen, aycrischer 26.80, ungarischer ^ 25.50—26,25, kalifornischer L 25.40, russischer 22.-24.25.
Stuttgart, 10. Juli. (Mehlbärsc.) Auf heutiger lvrse sind als verkauft zur Anzeige gekommen: 2915 Sack Ich! L 100-Kilo zu solgeuden Preisen: Nro. 0 : .Ä! 37 bis
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