vuf Befragen, dieselbe fei zu entfernt wohnenden Verwandten gereist. Dieser Mittheilung schenkte indessen Niemand Glauben und es verbreitete sich das Gerücht, das verschwundene Mädchen werde von ihrem Bruder gefangen gehalten. Dieses Gerücht kam auch zur Kenntniß der Mainzer Staatsanwalt­schaft und daher begab sich dieselbe mit dem Unter­suchungsrichter nach Budenheim, und unter Zuhülfe- nahme der Ortspolizei wurde in der Wohnung Haus­suchung gehalten, wobei die Schwester schließlich auf dem Speicher in einem mehrere Fuß breiten Raum in völlig verwahrlostem Zustande, halb verhungert, mit Ungeziefer und Unrath bedeckt, aufgefunden wurde. Der Unmensch, der seine Schwester, um dieselbe zu beerben, aus dem Wege räumen wollte, wurde sofort verhaftet.

Berlin, 4. Juli. Vor Kurzem ist versuchs­weise die Einstellung von Gewehren mit Repe- tirmechanismus angeordnet worden. Das Füsi­lier-Bataillon 3. Gardegrenadierregiments Königin Elisabeth in Spandau wird zunächst mit diesen Ge­wehren ausgerüstet werden. Nach den von der Militärschießschule vorgenommenen Versuchen ist der vom Erfinder des Gewehres N. 71, Gewehrfabrikant Mauser in Oberndorf, konstruirte Repetirmechanis- mus als der zweckmäßigste anerkannt worden; der­selbe kann auch ohne erhebliche Kosten an den Ge­wehren angebracht werden. Der ganze Apparat besteht ans einer im Schaft liegenden Röhre, in welcher eine Spiralfeder die in jener befindlichen Patronen nach den Schloßtheilen schiebt. Wird der Verschluß geöffnet, so hebt der heruntergedrücktc Boden der Patroneneinlage des Gewehrs, auf wel­chen in Folge eines Druckes der Feder eine Patrone geschoben ist, diese in die Höhe der Oeffnung des Laufes, in welche nun der Verschluß sie einführt. Behufs Abgabe von Schüssen ist weiter nichts nöthig, als daß man den Knopf ergreift, den Verschluß zurück- und wieder vorschiebt. Um uunöthigen Mu­nitionsverbrauch zu verhüten, ist an der Seite ein Hebel angebracht, der das in der Röhre befindliche Pa­tronenmagazin absperrt, und kann in Folge dessen das Gewehr ebenso wie jetzt gehaudhabt werden. Der Hebel wird entweder auf Kommando oder Signal zur Seite geschoben. Nur bei entscheidenden Momenten soll die im Magazin vorhandene Munition verschossen werden. Die Manipulation des Wieder- ladcns nimmt nur wenige Sekunden in Anspruch. Ist die Munition im Magazin verschlossen, so kann man das Gewehr wieder als Einzellader benutzen.

Berlin, 6. Juli. DerReichsanzeiger" pu- blizirt einen Erlaß über Aufnahme einer Anleihe von 29,674,405 Mark für die Verwaltung des Reichs­heeres, der Marine und der Relchseffciwll.hjff,',',

Berlin, 7. Juli. Der Bundesrath steht den Petitionen bezüglich der Aufhebung d-, postalischen Reiervatrechte Württembergs Bayerns ab­

reynenv gegenüber.

Berlin, 7. Juli. Der an die Spitze des Reichsschatzamts berufene Direktor Burchard ist zum Staatssekretär ernannt worden. An seiner Stelle ist der Geh. Oberrcgierungsrath Aschenbvrn zum Direktor im Reichsschatzamt designirt.

Berlin, 7. Juli. General Skvbeleff ist heute in Moskau gestorben. (Fr. I.)

Berlin, 7. Juli. Das Ccntral-Komite der Hygicine-Ausstellung hielt heute Nachmittag im Bürgersaal des Rathhauses unter Vorsitz Hobrechrs eine Sitzung. Es wurde der Beschluß gefaßt, die Ausstellung' 1883 auf dem alten Platze mit einem Hauptbau aus Glas u. Eisen zu eröffnen. Hobrccht theilt mit, der Kaiser habe von Ems aus einen Be- dürfuiß-Zuschuß von 100,000 vU. bewilligt.

Berlin, 8. Juli. Der Geh. Oberregierungs- rathTiedemann ist zum Handels min ist er designirt.

Berlin, 8. Juli. (Fr. I.) Es darf ange­nommen werden, daß die englische Regierung bezüg­lich der Foriificationen Alexandriens sich vorläusig mit den cgyptischen Zusicherungen zufrieden gibt, aber beschlössen bleibt, jeden etwaigen Bruch derselben sofort durch ein actives Eingreifen zu verhindern. Den Calinetcn wurden Erklärungen abgegeben, daß sie, bevor ein Schuß gethan, über die momentane Sachlage von England in Kenntnis; gesetzt werden sollen. ' Ein plötzliches Bombardement braucht also nicht mehr befürchtet zu werden. Hier schreibt man die Beseitigung des englisch-egyptischen Zwischenfalles den strengen Weisungen zu, welche die Pforte nach Alexandrien hat gelangen lassen und zu welchem sie

selbst durch das Drängen der im Sinne des Frie­dens vermittelndendeutschen Mächte" veranlaßt worden.

Berlin, 8. Juli. Die Gesammtkosten der am 5. Juni d. I. stattgehabten Erhebung einer allge­meinen Berufs-Statistik sind wesentlich höher als die Kosten der bisher stattgehabten Volkszählungen. Die Gesammt-Kosten der am 1. Dezember 1880 stattgehabten Volkszählung betrugen rund */r Mil­lion Mark.

Die Reichsregierung strebt an, die neue Schankgefäßzeichnung am 1. Januar 1884 überall einzuführen.

Ems, 6. Juli. Es dürste vielleicht die Leser aus dem Lehrstande intercssiren, zu erfahren, daß sich hier Freistellen für leidende deutsche Lehrer befinden. Da unter denselben namentlich Kehlkopf­katarrhe sehr häufig und die hiesigen Heilquellen zur Beseitigung derselben besonders geeignet sind, so sind diese Freistellen sehr begehrt. Ueber die Zeit ihres Aufenthaltes, die auf 4 Wochen festgesetzt ist, haben die aufgenommenen Lehrer nicht nur freie Station, sondern erhalten auch die Vergünstigung, die täg­lichen Konzerte im Kurgarten und das Lesckabinet unentgeltlich zu besuchen. (Sch. M.)

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 6. Juli. Die Pforte zeigt entschieden versöhnlichere Dispositionen; man schreibt dies einer energischen Mahnung des Fürsten Bismarck zu, der in Kvnstantinopel nachdrücklich betonen ließ, daß der Sultan sich gewaltig täusche, wenn er auf die Un­einigkeit der Mächte spekulire. Als Beweis für das Einlenken der Pforte wird auch die an die eghpti- sche Regierung ergangene entschiedene Weisung an­gesehen, mit den Fvrtifikationsarbeiten bei Alexan­drien einzuhalten.

Pest, 6. Juli. Der Pesti Naplo enthält aus authentischer Quelle einen Bericht über Judenkrawalle in Papae. Die Erbitterung ist groß dortjelbst. An den Häusern von Juden wurden die Fenster einge­schlagen. Die Polizei und Honveds können die Ordnung nicht aufrechthaltcn. Aus Raab sendet man Militär. Die Ursache ist die Tisza-Eszlarer Affaire, in welcher ein amtlicher Bericht immer noch nicht vorliegt. Der Minister des Innern richtete einen Erlaß an die Gerichtsbehörden, antisemitische Plakate sofort zu saisiren u. die Betheiligteu nach aller Schürfe des Gesetzes zu bestrafen.

Italien.

R o m, 6. Juli. Einer Journalmeldung zufolge ist der Syndikus Roms durch wichtige 2F'^"fte ver­hindert, an der Pariser Stadthausfeier theilzunehmeii. Frankreich.

P a r i s, 5. Fuli. -Hie Absaguugeu zum Stadt­hausbankett mehren sich von allen Seiten, von Stadt, Provinz und Ausland. Der Lvrdmayor von London, die Bürgermeister von Berlin und Wien, von Moskau und Christiania, der russische Botschaf­ter und der schweizerische Gesandte, sie alle bedauern, nicht erscheinen zu können. Mit der Ablehnung des Berliner Oberbürgermeisters ist nicht blos der deut­schen Kolonie, sondern auch allen besonnenen Fran­zosen ein wahrer Stein vom Herzen gefallen, da sicher vvrherzusehen war, daß irgend ein chauvinisti­scher Gamin auf welchem großen Bankett fehlt es hier an solchen? um sichberühmt" zu machen, einen Skandal ä 1a Flvquet hervorgcrufcn haben würde. Auch Rochesvrt und die Redakteure anderer intransigenten Blätter, aber ebenso die Redakteure monarchischer Blätter, wie der Patrie, der Franyais u. s. w. haben die Einladungen zurückgewiesen.

Paris, 5. Juli. Die Mitglieder der Senats­kommission für den Gesetzentwurf, betr. die Ehe­scheidung, sind zu zwei Dritteln gegen den Ge­setzentwurf.

Paris, 5. Juli. Der Militärausschuß nahm gestern unter dem Vorsitz Gambettas die drei­jährige Dienstzeit als Maximaldienstzeit an.

Paris, 8. Juli. Der Marineminister legte der Kammer eine Creditforderung von 7,800,000 Francs vor für die vom Marincministerium vorsichts­halber getroffenen militärischen Vorbereitungen. Die Vorlage wurde an eine besondere Commission ver­wiesen. Der Ministerpräsident Freyeinet antwortete Lockroy, man dürfe die Tragweite der Kreditvorlage nicht übertreiben, aber auch nicht abschwächen. Ge­genwärtig handle es sich um einfache Präventivmaß- rcgeln. Niemand denke daran, Frankreich ohne die Zustimmung des Parlaments zu engagiren. (Beifall.)

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London, 8. Juli. Aus Konstantinopel wird telegraphirt: Die Konferenz wird am Montag dem Sultan die Aufforderung zur Intervention überrei­chen. Falls derselbe darauf nicht cingehcn wollte, soll eine europäische (?) Occupation beschlossen sein Rußland.

Petersburg, 6. Juli. Im russischen .

riueministcrium wurden eine Geheimdruckerci und tausende von Exemplaren einer aufrührerischen Pro- klamation entdeckt. Der Direktor im Ministerium,

Tischatchew, hat sich in seinem Bureau entleibt.

Petersburg, 6. Juli. Der russische Ver- treter in Konstantinopel ist instruirt, in der egypti- - ich

schen Frage stets Hand in Hand mit den Vertre- »» E? « ma tern Deutschlands, Oesterreichs und Italiens zu gehen. §«> zu

Dabei wird aber großer Werth darauf gelegt, daß ff-dlAEx-« der den beiden Westmächten jeder Borwand eines eigen- tuc

mächtigen Vorgehens in Egypten benommen werde, sch,

Man glaubt übrigens, die Pforte werde heute die

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Einladung zu einer Intervention in Egypten erhalten. die

Petersburg, 8. Juli, lieber den Tod des ^

Generals Skobeleff verlautet, daß eine starke Blut- Ktzj s

... ^ ^ s

anfüllung der Venen des rechten Beines eingetrcten I war, welche zur Zerreißung der vorig, temoralis und -A zum Herzschlage führte. Der -vod erfolgte binnen §, wenigen Minuten.

Petersburg, 8. Juli. Sowohl die Aussa- S gen kürzlich gefangener Terroristen als auch Winke ^ vom Ausland führten zur Entdeckung von 5 Dyna­mit-Minen in Moskau.

Petersburg, 8. Juli. Im Gouvernement K Ufa" ist ein ganzes Dorf, bevölkert mit Skopszen "Z entdeckt worden, welche sümmtlich vor Gericht ge- Ä stellt wurden. (Skopszen sind russische Scktirer, H welche die Fortpflanzung des Menschen für schädlich s und überflüssig erklären und demgemäß leben., L

Türkei. Z

Konstantinovel, 7. Juli. Die Conferenz ß ist gestern über die Fvrm der Einladung an die Pforte zur Intervention in Egypten schlüssig gewor- A den; es herrscht ein allscitiges Einverständnis;. Die H Einladung enthält als Bedingungen die Aufrechter- I Haltung des 8tatus guo sowie die internationalen § Verpflichtungen und setzt eine beschränkte Occupations- " dauer voraus. (Fr. I.) -§

Einer Meldung aus Kvnstantinopel zufolge ^ ist die Pforte seitens der Konferenz gestern zur In- ff terventiou in Egypten aufgefordert worden. Die türkische Antwort ist bis jetzt unbekannt. Man er­wartet jedoch Ablehnung des Vorschlags und be­absichtigt alsdann, sofort das Programm für eine engtsich-ffranzösisch-italienische Intervention anszu- arbeiteu.

Egypten.

Alexandrien, 7. Juli. Dem Bureau Reuter wird gemeldet, die Befestigungsarbeiten seien seit der Entsendung des Ultimatums von Seiten Lord Sey- mours vollständig eingestellt worden. Während der

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gestrigen Rekognoszirung von der See aus zählte

man auf den Erdwerken rings um den Hafen von Alexandrien 98 Geschütze, welche alle gegen den Ha­fen gerichtet sind. Fast alle Handelsschiffe gingen nach dem äußeren Hafen, um den inneren Hafen für die Kriegsgeschwadcr frei zu lassen. Die Schiffe der englischen Flotte legten sich den verschiedenen

Befestigungen gegenüber. Es heißt bestimmt,

französischen Schiffe würden an der Beschießung theilnehmen.

Alexandrien, 8. Juli. Offizie^ Berichte aus Sudan constatiren, daß 3000 stgypfische Sol­daten den falschen Propheten Angriffen; dieselben wurden jedoch geschlagen und. hatten enorme Ver­luste; 2000 Egypter blieben auf dem Platze, ferner- verloren sie 4 Kanonen und 3000 Gewehre. Ver­fälsche Prophet ist mit 7000 Mann auf dem Wege gegen Sennar.

Ein Bombardement Alexandriens ist ü der Fortsetzung der Befestigungsarbeiten seitens Qsisim Pascha bis setzt unterlassen worden.

Amerika.

Die Methodisten-Gemcinde eines S^^ens in North Carolina reichte gegen eines glieder, Namens Linkhaw, welcher d--' ' ganz entsetzlich schrie, folgende Klcu .'^.^D?r An­geklagte singt so, daß er die G JeE- "

Ende eines jeden Verses ist se- --rememde ^ bar, wenn alle anderen schon ^ -Dllmme r ) ) (

es wird deßhalb daraus -- lauge anfgehor ; ,

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