Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Matt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
M 79.
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlobn) I 60 4, in dem Bezirk 2 außerhalb des Bezirks 2 40 4. Vierteljähr
liches und Monatsabonnement nach Verhältnis.
Dienstag den 11. Juli
Jnsertionsgebühr sür die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sei».
1882.
schafter von Keudell in Rom ist das Großkreuz
Ans das erledigte Revicramt Neuenstadt wurde der Revierförster Schüttle in Enzklösterlc seinem Ansuchen gemäß gnädigst versetzt.
TagesNerrigkeite«.
Deutsches Reich.
In der Wieck'schen Gewerbezeitung kommt gegenwärtig ein Artikel, betitelt „das kunstgewerbliche Streben in der deutschen Arbeit", bei welchem wir uns nicht versagen können, einige Sätze herauszuheben. Nachdem in der ersten Nummer nachgewiesen wurde, daß das deutsche Kunstgewerbe mit Erfolg bestrebt gewesen sei, einen eigenen Stil zu schassen (wie dies ja in vielen Branchen ersichtlich ist und hauptsächlich in der Stuttgarter Ausstellung zu sehen war), beklagt ans der andern Seite der Verfasser mit vollem Recht die Thatsache, daß das Kunstgewerbe sich bisher darauf beschränkte, ein Luxusgewerbe zu sein, daß es fast ausschließlich für die „oberen 10,000" arbeite, während die breite Masse der Konsumenten und dem entsprechend auch die der Produzenten bis jetzt noch wenig davon berührt wurde. Es sollte eben überhaupt die deutsche Arbeit ohne — wesentliche — Erhöhung der Herstellungskosten schönere, stilvollere Formen annehmen. Die gute, tadellose Form ist nicht kostspieliger herzustellen als die falsche: Geräthe und Möbel müssen nicht nothwendig prachtvoll und kostspielig sein, um geschmackvoll zu sein und selbst das Einfachste braucht nicht schmucklos zu sein. Das Kunstgewerbe und Kunsthandwerk darf nicht blos der Kunst, es muß auch dem Gewerbe, dem Handwerk, also der Fabrikation dienen, es muß Eingang im Volk finden, auch in den Arbeiterfamilien. Nur dann, wenn der ganze deutsche Handwerkerstamm schöne und doch billige Verbrauchsgegenstände erzeugt, schafft er auch für den Export und erobert sich den Weltmarkt. Machen wir uns die Sache noch an einem Beispiel klar. In unserer Landesausstellung lagen die Arbeiten in Gold und Silber, die Emaillen, die Filigrane, die Porzellane und Majolika, die Broncen u. s. w. durchschnittlich weit außerhalb des Bedürfnisses der allgemeinen Kundschaft, für welche die Masse des Handwerks arbeitet. Ganz besonders galt und gilt unser Satz den Zimmereinrichtungen. So sehr die Eleganz derselben das Auge ergetzte, eines vermißten wir schmerzlich (auch bei der Nagolder Kollektion) und das war eine Zimmereinrichtung für einfache bürgerliche Kreise und sagen wir herzhaft auch für eine Arbeiterfamilie. Ich hätte als Preisrichter dem den ersten Preis zuerkannt, der stilgerechte Zimmereinrichlungen — allfalls für ein Wohn- und Schlafzimmer, wegen mir auch noch für ein besseres Zimmer — um billigen Preis ausgestellt hätte. Ich glaube, der Mann hätte auch sonst gute Geschäfte gemacht. Soll es nach dieser Seite hin besser werden, so brauchen wir die Mithilfe gebildeter Männer und vor allem gebildeter Frauen, sonst hilft alle Schulung (sei es Volks-, Fortbildungsoder Fachschule) nicht viel. Das kunstgewerbliche Streben muß in der deutschen Arbeit verallgemeinert werden, ein besserer Geschmack ist aber schließlich nicht nur die Sache des Produzenten, sondern auch des Konsumenten, des kaufenden Publikums.
L.... r.
Stuttgart, 6. Juli. Der homöopathische Centralverein Deutschlands wird am 9. und 10. August dahier seine 50. Generalversammlung (der Verein wurde gestiftet am 10. Aug. 1829 in Köthen) abhalten. (Fr. I.)
Stuttgart, 6. Juli. Dem deutschen Bot
des Ordens der Württembergischen Krone verliehen worden. (Fr. I.)
Stuttgart, 6. Juli. In der Augenheilanstalt des Hrn. vr. Königshöfer hier wurde dieser Tage eine interessante Augen-Operation vorgenommen. Einem Arbeiter war vor 3 Wochen ein kleiner Eisensplitter gegen das Auge gesprungen und tief in das Innere desselben eingedrungen, so daß der Verlust des Auges drohte. Hr. vr. Königshöfer versuchte den Eisensplitter vermittelst des Elektromagneten aus dem Innern des Auges zu entfernen. Bei Einführung des Elektromagneten in das Auge folgte auch der Splitter dem Zug der magnetischen Kraft und ist durch diesen glücklichen Erfolg das gefährdete Auge dem Patienten erhalten.
Stuttgart, 7. Juli. (T. Ehr.) Die Enthüllungsfeier des Hauff-Denkmals auf dem Hasenberg fand heute bei denkbar ungünstigstem Wetter statt, so daß es auch nur eine kleine Gemeinde von Verehrern des Dichter — Herren und Damen — war, welche sich dazu eingefunden hatte. Von Verwandten Hauffs waren anwesend seine Neffen Landgerichtsrath Hauff, Oberstudienrath Dr. Klaiber und Kaufmann Klaiber von Böblingen mit Familie. Die Sänger des Liederkranzes eröffneten die Feier durch den Vortrag einer von Franz Schubert componirten und von I. G- Fischer gedichteten Hymne. Herrn Oberstudienrath Dr. Klaiber war es Vorbehalten, die Festrede zu halten. Er entrollte die ganze Fülle der Gestaltungskraft des so jung dahingerafften Dichters, des Lieblings unserer Jugendtage, der uns den Himmel der Poesie erschlossen mit seinen Schöpfungen voll Gefühlswärme und Lebensinnigkcit. Nach der Rede Klaiber's fiel die Hülle von dem Denkmal, das bekanntlich aus einer auf einem Postament ruhenden Erzbüste besteht. Rechts und links vom Postament ist eine halbrunde Ruhebank angebracht. — Im weiteren Verlaufe der Feier sprach I. G. Fischer noch ein stimmungsvolles Gedicht; Oberstaatsanwalt Or. v. Köstlin trug mit markiger Stimme Hauffs „Vom Thurme wo ich oft gesehen" vor, und der Liederkranz sang „Morgenroth" und „Steh ich in finsterer Mitternacht." Oberbürgermeister Or. v. Hack übernahm das Denkmal Namens der Stadt vom Verschönerungsverein und verlas zwei Glückwunsch-Telegramme, welche aus Bremen angelangt waren, wo heute Abend im Rathskeller zu Ehren des Dichters der „Phantasien im Bremer Rathskeller" eine Feier stattfindet. — Im Jägerhaus fand nach Beendigung der Enthüllungsfeier noch eine gesellige Vereinigung der Festgenossen statt und der Aussichtsthurm war zu Ehren des Tages erleuchtet. — Das Grab Hauffs befindet sich bekanntlich auf dem Hoppenlaufriedhof.
Stuttgart, 7. Juli. sVolksbank Stuttgart.) Nach der heute sveröffentlichten Konkursbilanz der Volksbank ergibt sich, daß die Gäubi- ger derselben ca. ^/s ihres Guthabens, so wie die Verhältnisse am 30. März lagen, erhalten würden, wenn aus den Immobilien der angenommene Werth von 1,407,210 erlöst würde. Nun hat sich inzwischen schon bei der Eisengießerei Heslach ein Mindererlös nach dem Anschläge von 332 940 von 162 940 -M, da blos 170 000 «fL erlöst wurde, ergeben, und voraussichtlich wird sich bei dem Stahl- ecker'schen Anwesen ebenfalls ein nicht unerheblicher Mindererlös Herausstellen, so daß sich die heute veröffentlichte Bilanz wiederholt zum Nachtheil der solidarisch haftenden Mitglieder ändern wird, die be
kanntlich das aufbringen müssen, was die Gläubiger nicht aus der Masse erhalten. Es dürfte (nach der Zahl der Mitglieder und mit Zugrundelegung der heute veröffentlichten Bilanz, wenn alle Mitglieder als zahlungsfähig angenommen werden können, nach einer ungefähren Berechnung auf den Kopf ca. 3000 jetzt schon entfallen. (Sch. M.)
Ludwigsburg, 8. Juli. Der so beliebte Garnisonsprediger Schweizer ist gestern Abend gestorben.
Rottweil, 4. Juli. Schultheiß Ru pp von Lützenhard ließ am 20. März d. I. einen „armen Reisenden" wegen Bettels festnehmen und wegen vorgerückter Tageszeit über Nacht in den Ortsarrest verbringen, um ihn andern Tages an das Oberamt Horb zur Bestrafung abliefern zu lassen; diesen Vorsatz führte er jedoch nicht aus, sondern gab andern Tages dem Polizeidiener Befehl, den Burschen springen zu lassen, theils aus Mitleid, weil sich ihm der Handwerksbursche als hilfsbedürftiger Mensch dargestellt, theils weil er an diesem Tage wegen Besuches von Staatsbeamten den Polizeidiener nicht gut entbehren konnte. Von der Strafkammer wurde er heute wegen eines Vergehens im Amte (Z. 346 St.- G.-B.) unter'Annahme mildernder Umstände zu Einem Monat Gefängniß verurtheilt.
Nürtingen, 5. Juli. Während des schweren Gewitters, das heute Abend zwischen 4 und 5 Uhr über unsere Stadt und Markung hinzog. standen mehrere Personen, die mit Heuen beschäftigt gewesen waren, in einem Häuschen, worin schon längere Zeit Cement gebrannt und darum stets ein Feuer unterhalten wird, unter. Zwei der Schutzsnchenden, ein wackerer Knecht eines hiesigen Bierbrauers und Gemeinderaths und ein Schüler aus einem Nachbarort, wurden vom Blitz erschlagen und als Leichen heimgebracht, während ein Mädchen betäubt und zunächst arbeitsunfähig geworden sein soll.
Ulm, 6. Juli. Der des Mords angeklagte Fr. Vöringer von Allmendingen hat sich während der letzten Nacht durch ein Messer entleibt. Vöhrin- ger, früher Waldschütze, hatte am 18 Juli 1881 die 15 Jahre alte blühende Tochter des Wegknechts Klob von Allmendingen, Josephs, ein für ihr Alter kräftig entwickeltes Mädchen, die in die v. Frey- berg'schen Waldungen gegangen war, um Gras zu holen, ermordet. Der Leichnam zeigte 30 Wunden. Die Lage der Leiche ließ darauf schließen, daß die Absicht des Verbrechers zunächst auf einen unsittlichen Angriff gerichtet gewesen war. Untersuchung darüber, wie Vöh ringer zu dem gebrauchten Messer gekommen, ist eingeleitet.
Von Ulm aus ergeht eine Mahnung an das deutsche Volk, sich an dem Ausbau des Ulm er Münster resp. an der zu diesem Zwecke veranstalteten Lotterie ebenfalls so warm zu betheiligen, wie s. Z. an der Kölner Dombau-Lotterie. Eine dreimalige Wiederholung der Lotterie, ist in dem Aufrufe gesagt, würde zu dem nach dem Plane des Münsterbaumeisters, Professor Beyer (welcher die Kosten auf 1,473,600 Mark berechnet), auszuführenden Weiter- und Ausbau des Hauptthurmes genügen.
Brandfälle: In Gaildorf am 5. Juli die Scheuer des Lammwirths Baumann mit Vor- räthen und Scheuer- und Ackergeräthschaften.
Abermals ist eine schmähliche Handlungsweise eines Unmenschen an seiner nächsten Blutsverwandten an's Tageslicht gekommen. Vor einiger Zeit verschwand in Budenheim bei Mainz die Schwester eines dortigen Ackermannes und erklärte der Letztere