kern auf dem Lande und in den kleineren Städten schädlich ist, für alle Handwerkserzeugnisse verboten wird. Nur hierdurch wird es möglich, den Schleu­derpreisen zu begegnen, die zu dem bekannten Urtheil billig und schlecht" Veranlassung gaben." Soweit die Resolutionen, die einer Empfehlung unsererseits nicht bedürfen, weil sie für sich selbst sprechen. Aber an die nicht minder als ihre norddeutschen Brüder nothleidenden Handwerker in Süddeutschland möch­ten wir die Frage richten: Wollet ihr die Hände müßig in den Schooß legen und euren nord­deutschen Standes- und Leidensgenossen nicht helfen im heiligen Kampf für eine Besserung der Lage des deutschen Handwerks?! Wenn ihr euch anschließen wollet, so gibt die Redaktion der deutschen Reichspost gerne jede gewünschte Auskunft.

(Deutsche Reichspost).

Stuttgart, 3. Juli. Man schreibt derN.-Z.": In Stuttgarter Blättern war in letzterer Zeit wiederholt zu lesen, es fehle an genügenden Anhaltspunkten zur Erhebung einer Kriminalklagc gegen die früheren Direktoren der Volks bank. Wir wollen nachstehend solche Anhaltspunkte nicht liefern, son­dern blos die Art und Weise der Geschäftsführung der Volks­bank nochmals und zwar gründlich illustriren. Bekanntlich wurde dem Werkmeister Menniuger in Folge eines sehr bedeutenden Angebotes von der Staatsfinanzverwaltung der Bau des Bibliothekgebäudes zugeschlagen, doch verlangte Letztere eine Bürgschaft (wenn ich nicht irre von 150,00t) *6), welche die K. Hosbank zu stellen bereit war, falls die Volksbank die Rückbürgschaft übernehme. Die Bolksbank ihrerseits verlangte ebenfalls Rückbürgen, welche Mennigcr auch beschaffte u. zwar unter seinen Freunden und demokratischen Parteigenossen. Nahezu 30 Burgen, fast ausnahmslos aus Angehörigen der Bolkspartci bestehend, leisteten diese Bürgschaft. Menuinger, der schon vor dem Bibliothekbau dem Vermögenszcrfall zueilte, wurde durch sein unsinniges Abgcbot an diesem Bauwesen bankerott und die Volksbank sollte für ihre Bürgschast gegen­über der Hofbank resp. der Staatsfinanzverwaltuug auskommeu. Da beschloß nicht etwa wie es statutengemäß gewesen wäre, der Berwaltungsrath der Volksbank, sondern dasengere Konnte" derselben (eine gewaltsame Erfindung des Herrn Gc- meiuderath Walther, bestehend aus dem Letztgenannten und den Herren Di cf senk ach und Vogel), daß nunmehr die Volksbank den Bau vollends in eigener Regie ausführen wolle. Herr Walther bestellte allsogleich einen ihm befreundeten Architekten gegen gutes Taggcld, wofür dieser täglich zwei­mal eine halbe Stunde als Bauleiter aus dem Bauplatz er­schien, obgleich ein anderer tüchtiger Architekt sich den ganzen Tag um die Hälfte jenes Taggeldes mit dem Bau beschäftigt hätte. Erst auf direkte Ansragen des Verwaltungsraths wurde diesem die Mitrheilung von dem tait aeeompli nachträglich gemacht, und die Herren beruhigten sich, weil sie durch die er­wähnten Eiuzclbürgcn die Volksbank vor allen Verlusten ge­sichert hielten. Nun aber kommt das Unglaubliche: das fa­moseengere Komite" vernichtete diese Bürg- schaftsurkundeu der demokratischen Freunde samt und sonders. Wenn man den Versicherungen eines dieser Bürgen glauben darf, hat man ihm nicht einmal Miltheilung davon gemacht, daß er seinen Bürgschaftsverpflichtuugen nun­mehr entledigt sei! Den bedeutenden Verlust aus dieser Uebernahme des Bibliothekbaucs haben somit die armen Mit­glieder der Bolksbank zu tragen und keine Regreßansprüche mehr an die freigelassencn Bürgen! (Tüb. Ehr.)

Stuttgart, 5. Juli. Ihre Majestät die Königin hat Sich heute zum Sommeraufenthalt nach Friedrichshafen begeben.

Eßlingen, 5. Juli. Gestern Abend kurz vor 11 Uhr ereignete sich auf dem hiesigen Bahnhof ein schwerer Eisenbahn-Unfall. Der um 10 Uhr 54 Min. ankommende Lokalzug von Stuttgart, wel­cher von hier an an einen schon 10 Uhr 20 Min. ankommenden Güterzug mit Personenbeförderung bis Göppingen Anschluß hat, stieß auf den letzteren in Folge falscher Weichenstellung unterhalb des hiesigen Bahnhofs unweit der Floßkanalbrücke mit großer Heftigkeit auf. Die Lokomotive stieß die letzten drei Güterwagen, von denen zwei leer, einer mit Gütern beladen waren, förmlich zusammen und bohrte sich in dieselben hinein, wobei die Lokomotive selbst stark beschädigt wurde. Vom Personal wurde der Wagen­wärter des Zugs, Weng er von Ulm, schwer ver­letzt und starb heute früh 5 Uhr an den erlittenen Verletzungen. Der Lokomotivführer Henning er vom Personenzug erlitt eine leichte Verletzung an einer Hand; die Reisenden und das übrige Personal kamen mit dem Schrecken davon. Der Schuldige, Weichenwärter Forstner, scheint sich unglückseliger Weise in den Zügen getäuscht zu haben; denn ob­wohl auf dem letzten Wagen des Güterzugs rothe Laternen brannten, ließ er den Personenzug auf letzteren hineinfahrcn. Der Lokomotivführer Hennin- ger äußerte, er habe das Versehen des Weichenstel­lers alsbald wahrgenommen und die Geschwindigkeit seines Zugs auch noch etwas gemäßigt, aber der Abstand zu dem Güterzug fei eben zu klein gewesen. Der Weichenwärter Forstner ist ein älterer Eisen- bahnbedicnsteter und soll sich schon 20 Jahre auf dem Bahnhofe hier befinden: gestern Nachmittag war

er bis 8 Uhr Abends dienstfrei gewesen. Nach dem Unfall entfernte er sich alsbald und sprang in den Neckar, zog aber vor, das Wasser wieder zu verlassen und sich in seine Wohnung zu begeben, wo er heute früh verhaftet wurde. Das Amtsgericht begann noch gestern Abend mit der gerichtlichen Untersuchung. Die hiesige Maschinenfabrik begann alsbald die Räu­mung der Bahn, und heute früh waren nur noch Wagentrümmer und zerbrochene Frachtstücke wahr­zunehmen.

Gmünd, 4. Juli. Heute Abend wurde die Preisvertheilung des VIII. württemb. Landesschie­ßens vorgenommen. Den werthvollsteu Preis auf der ScheibeWürttemberg", den Pokal von Sei­ner Majestät dem König, errang Jäckle von Hall. Unter donnerndem Hoch auf Seine Maje­stät wurde die königliche Ehrengabe vom glücklichen Sieger in Empfang genommen. Die Festgäste sind heute meist schon abgereist.

Brandfälle: In Erolzheim (Biberach) am 3. Juni abermals ein Wohnhaus mit Strohdach. Der dritte Brandfall innerhalb 3 Wochen in die­sem Ort.

München, 3. Juli. (Ueber den letzten alt­katholischen Gottesdienst in der St. Nicolai­kirche) wird berichtet: Zum letzten Male waren am vergangenen Sonntag die Altkatholiken in der klei­nen aber ihnen doch so lieb gewordenen St. Niko­laikirche auf dem Gasteig versammelt; es fand die gewöhnliche sonntägige Feier mit Predigt und gesun­gener Messe statt. Da es für die altkatholische Ge­meinde München ein bedeutungsvoller Akt sein müsse, merkte man schon an den ruhig ernsten Gesichtern vor wie nach dem Gottesdienste, in denen sich ebenso tiefe Betrübniß wie inniges Vertrauen in die Zu­kunft aussprach; in der Kirche selbst aber gewann der Abschiedsmomeut einen Charakter, der jedes nur einigermaßen gefühlvolle Herz erschütterte, als Pfar­rer Gatzenmeier zum Schlüsse die wenigen Worte an die Gemeinde richtete:Geliebte, theure Ge­meinde! Heute sind wir zum letzten Male in diesem Gotteshause versammelt. Die Stunde ist gekommen, wo wir nicht mehr auf diesem Berge zum Vater beten können; darum nehmen wir Abschied von die­sem heiligen Orte. Länger als 10 Jahre sind wir, zum Theil aus weiter Ferne, allsonntäglich hier zu­sammengekommen, um anzubeten im Geist und in der Wahrheit, denn Gott ist Geist und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Wo wir unseren nächsten Gottesdienst halten werden, ich kann es noch nicht sagen; Ihr werdet es aber so Gott will! in Bälde erfahren. Wir haben unsere Hoffnung auf den Herrn gesetzt; er läßt uns nicht zu Schanden werden. Der Wolken Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, wo Dein Fuß gehen kann." Schon bei den ersten Worten wurde lang verhaltener Schmerz laut und nicht blos Kinder und Frauen weinten und schluchzten, man sah selbst bärtige, er­graute Männer, vom Schmerze übermannt, Thränen vergießen. (Ir. I.)

Augsburg, 3. Juli. In der Nacht vom 2. auf 3. ds. verstarb dahier in einem Alter von 61 Jahren der Vater des bekannten Sozialistenführers Johs. Most in London.

Aus einer Reihe bayerischer Garnisonsstädte wird berichtet, daß den Bäckern, welche bisher Brod für das Militär lieferten, die Lieferungen gekündigt wurden, indem künftighin das Brod aus den Feld­bäckereien zu Ingolstadt bezogen werden wird.

Frankfurt a. M., 4. Juli. Die Nachricht, daß bei der hiesigen Reichsbankstelle 10,000 an einen Unberechtigten zur Auszahlung gekommen seien, wird als unbegründet bezeichnet.

Berlin, 4. Juli. DieA. Ztg." läßt sich von hier melden:Von der deutschen Reichsregie­rung wurden neue Vorstellungen an die Türkei ge­richtet, welche dahin gehen, daß die Pforte erwägen möchte, daß eine Gelegenheit zur Pazifizirung Egyp­tens nie wieder in gleichem Umfange in ihre Hand gegeben werden würde; auch stehe noch fest, daß kein europäischer Soldat ohne Bewilligung der Türkei Egypten betreten dürfe. Man erhofft hievon Er­folg für die Entschließung der Türkei, der Konfe­renz näher zu treten."

Berlin, 5. Juli. DieNordd. Allg. Ztg." sagt in einem gegen dieGerm." gerichteten Artikel, die Gewinnung des Friedens durch einseitiges Nach­geben sei für die preußische Regieruug eine Uumög-

lichll:;. Am Spritz heiß: cs:Die Staatsregierung würde gewiß bedauern, wenn die weitere friedliche Gestaltung davon abhängig gemacht würde, wer am längsten zu warten vermag, Preußen oder Rom. Wir glauben nicht, daß die Kurie geneigt ist, diese Probe anzustellen, und sind überzeugt, es waltet bei ihr kein Zweifel darüber ob, daß es für eine preu­ßische Regierung ebenso unmöglich ist, dem Könige die Begnadigung des Erzbischofs Melchers wie diejenige Ledvchowski's anzurathen. Gerade die Herstellung der diplomatischen Beziehungen mit dem päbstlichen Stuhl hat das Mittel geboten, über solche Fragen jedes Mißverständnis; auszuschließen."

Berlin, 5. Juli. (N. T.) Kaiser Wilhelm beabsichtigt, mit dem König von Griechenland in Wiesbaden zusammenzukommen.

Berlin, 5. Juli. Der Bundesrath lehnte den vom Reichstage angenommenen Antrag wegen Aufhebung des Gesetzes über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kircheuämtern ab. Der Bundesrath hält heute Nachmittag noch eine letzte Sitzung und vertagt sich darauf bis zum Herbst. °

Geheimrath Dr. Koch in Berlin hal bekannt­lich die Bacillen als die Ursache der Schwindsucht entdeckt. DerH. Z." wird mitgetheilt, daß zu gleicher Zeit und auf anderem Wege der Professor an der Königsberger Universität, Dr. Paul Baum- garteu, den Tuberkelbacillus nach jahrelangen Un­tersuchungen über die Ansteckungsfähigkeit der Tuber­kulose entdeckt habe.

Oesterreich-Ungarn.

Die Verurtheilung des SchwindlersChe­valier de Hoffmann in Wien ist gewissermaßen eine Genugthuung für alle Leute, die im Schweiße des Angesichts ihr Brod essen müssen. Dieser Mensch, der eigentlich mit Nichts angefangen hat, ist in eini­gen Jahren durch Schwindel so weit, daß er nach seiner eigenen Aussage vor Gericht jährlich 80,000 Gulden verzehrt. Sehr lebhaft erinnert der Fall an das Sprüchwort, daß die Pferde, die die Arbeit thun, nicht den Hafer bekommen. Das ist aber einmal der Lauf der Welt, und damit müssen die Arbeitspferde sich abfinden.

Frankreich.

Paris, 3. Juli. Klerikale Blätter verbreiten die Nachricht, die Nihilisten wollen das neue Rath­haus am Tage des Nativnalfestes in die Luft sprengen.

Paris, 3. Juli. Der Ministerrath beschloß am Samstag die Kreditforderung von 10 Millionen für den Fall, daß die Konferenz die gemischte Expe­dition beschließen und Frankreich zur Betheiligung an derselben auffordern würde. Nun gilt aber hier schon für so gut wie sicher, daß die Konferenz einen solchen Beschluß fassen und Frankreich dann sich daran auf allgemeines Verlangen betheiligen wird. In der gestern gehaltenen Sitzung kam die Konfe­renz über die Betheiligung der Türkei an dem Feld­zuge noch nicht zum Beschlüsse, weil der französische Bevollmächtigte diese nur unter gewissen Beschrän­kungen zuzulassen Weisung hat. Freycinet schmei­chelt sich noch mit der Hoffnung, es werde über­haupt die Expedition vermieden werden, wenn der Sultan sich entschließe, Arabi absetzen zu lassen. Das hiesige Kabinet bemüht sich in diesem Sinne in Ber­lin, weil es den Einfluß der deutschen Diplomatie in Konstantinopel als sehr groß betrachtet.

Paris. Die Bürgermeister von Berlin und London haben die Einladung zu der Feierlich­keit im Stadthause abgelehnt.

Paris, 4. Juli. DasJournal de Charle- roi" erzählt folgende Geschichte:Der Jahrmarkt zu Gilly ist am Sonntag Abend in eigenthümlicher Weise gestört worden. Unter den Schaubuden be­fand sich eine, worin echte Menschenfresser gezeigt wurden, die lebendige Kaninchen u. dergl. vor dem Publikum fraßen. Die letzte Vorstellung des Abends sollte gerade beginnen, die Trompeten und die dicke Trommel machten ihren üblichen Lärm, als Plötzlich eine schrille jugendliche Stimme sich hören ließ, die Papa! Papa! rief. Der jüngste Menschenfresser, ein scheinbarer Neger und gekettet wie die andern, hatte unter den Zuschauern seinen Vater erkannt. Der arme Junge war vor etwa 10 Jahren aus Montigny sur Sambre entführt worden und hatte diese ganze Zeit mit den angeblichen Menschenfressern herumziehen müssen. Der Vater hatte anfangs Mühe, seinen Jungen unter der Verkleidung und Bemalung wieder zu erkennen, aber die Identität stellte sich doch endlich heraus. Als das Publikum den Nör­

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