meinen Teilnahme, mit welcher das 25jährige Regierungsjubiläum des Kaisers und König« im ganzen Königreich gefeiert wurde, ist das Verhalten der Polen am 3. Jan. d. I. höchst charakteristisch. Wie wir hören, ist es dem Dom­kapitel in Gnesen seiner Zeit von der Regierung nahegelegt worden, an dem genannten Tag in der Domkirche des Regierungsjubiläums in geeigneter Weise zu gedenken. Das Kapitel hat jedoch beschlossen, dieser Anregung nicht Folge zu leisten,da bei der augenblicklichen Lage der Diöcese an dem Gottes­dienst nichts geändert werden dürfe."

Hcrges-Weuigkeiten.

Calw. Auf die von den Vertretern der Stadt Calw aus Anlaß der Verlobung Sr. Kön. Hoheit des Prinzen Wilhelm von Württemberg erlassenen Glückwunschadressen sind folgende Antworten eingelaufen:

Euer Hochwürden uud Mohlgeboren

bin ich beauftragt, den herzlichen Dank Seiner Majestät des Königs für die Höchstdemselben Namens der Stadt Calw anläßlich der Ver­lobung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Württemberg mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin von Schaumburg - Lippe in der Eingabe vom 13. ds. Mts. nieder­gelegten Glück- und Segenswünsche zu übermitteln. Indem ich dieses Auftrags mich hiemit entledige, darf ich bitten, hievon auch den weiter in der Eingabe Unterzeichneten Mitgliedern des Gemeinderats Kenntnis geben zu wollen und beharre mit hochachtungsvollsten Gesinnungen rc.

Stuttgart, Der Cabinets-Chef

den 20. Januar 1886. Griesinger.

Werte Herren!

Mit Vergnügen habe ich Ihr Schreiben vom 13. ds. Mts., worin Sie mit den Mitgliedern des Gemeinderats mir zu meiner Verlobung mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Charlotte zu Schaum- burg-Lippe Ihre Glückwünsche darbringen, erhalten und daraus mit aufrichtiger Freude ersehen, welch herzlichen Anteil dieselben an meinem Glücke nehmen. Indem ich Ihnen für die mir bethätigte Auf­merksamkeit meinen verbindlichsten Dank ausspreche, ersuche ich Sie, auch allen übrigen Beteiligten in Meinem Namen zu danken.

Empfangen Sie, werte Herren, die Versicherung meiner achtungs­vollen und ergebenen Gesinnungen.

Marienwahl, den 20. Januar 1886.

Wikhekrn, Urin; von Württemberg.

Seiner Hochwürden dem Herrn Dekan Berg und Seiner Wohlgeboren dem Herrn Stadtschultheiß Haffner in Calw.

Tuttlingen, 21. Januar. In Gunningen kam am 31. Dez. v. I. gegen Morgen in einem Bauernhause im unteren Teil des Kamins Feuer aus. Zwei Töchter des Hauses, welche hart neben der Küche schliefen, er­wachten an dem Prasseln des Feuers und riefen ihre Eltern zu Hilfe. In der Bestürzung eilte der Hausvater barfuß und nur mit einem Hemd bekleidet in die Küche. Ungeschicklerweise schlug er die Thüre hinter sich zu, so daß er sofort unter dem Rauch litt, und bald schwere Brandwunden erhielt. Der Mann ist dieser Tage nach qualvollen Schmerzen gestorben.

WevrnifchLes.

Rettung Schiffbrüchiger im Sturm und bei hoher See. Auf der letzten Fahrt des PostdampfersGellert", Kapt. W. Kühlewein, von Hamburg am 16. Dezember v. I. nach Newyork ab­gegangen, wurde die Besatzung eines sinkenden amerikanischen Schiffes gerettet. Ein Passagier des Dampfers berichtet demHamburger Fremdenblatt" hier­über aus New-Pork unterm 31. Dezember Folgendes: Am 27. Dezember, vormittags 11 Uhr erhielten wir ein Schiff mit Notsignalen in Sicht. Kapt. Kühlewein ließ in die Nähe des Schiffes steuern und wurde von der Mann­schaft angerufen, sie doch an Bord zu nehmen, da ihr Schiff im sinkenden Zustande sei. Es wehte zur Zeit stürmisch aus WSW., und die See ging sehr hoch. Unter der größten Anstrengung wurde eines der großen Böte zu Wasser gelassen, und mit dem ersten Offizier, Herrn Bauer, und 4 Ma­trosen bemannt, stieß dasselbe vom Dampfer ab, um nach dem Wrack zu ge­langen. Mit erwartungsvollen Blicken schauten die Passagiere nach dem Boot, und mancher bange Zweifel wurde laut, ob die Rettung gelingen und das Boot wohl zurückkehren würde, da dasselbe manchmal den Blicken zwischen der hochgehenden See ganz entschwunden war. Mit großer Mühe erreichte das Boot das Wrack, und hier wurden 17 ganz erschöpfte Männer unter der größten Anstrengung ins Boot genommen. Durch umsichtige und ge­schickte Manöver des Dampfers wurde dem Boot so viel als möglich die Rückfahrt erleichtert. Trotzdem nahm es geraume Zeit in Ansprach, bis das Boot längsseit kam, und hier machte sich nun nochmals die größte Aufregung unter den Passagieren geltend, denn es war ein gefährlicher Anblick, als das Boot längsseit des sich von einer nach der anderen Seite schwer hinneigenden Dampfers lag, um die Mannschaft an Bord zu setzen. Doch auch dieses ge­lang, und manches Herz wurde erleichtert nnd den braven Seeleuten manch' dankendes Wort gespendet. Das Wrack war das des amerikanischen Schooners Jvanhoe" aus Glocester. Die Mannschaft erzählte, daß sie seit dem 25. Dezember schwere Stürme zu bestehen gehabt hätte. Am 26. Dezbr. sei ihr Schiff durch eine furchtbar hohe See total wrack geworden. Sämtliche an Bort befindlichen Böte waren weggeschlagen, der Großmast zerbrochen und der Bug eingedrückt, so daß das Schiff schwer leck wurde. Die Mannschaft arbeitete unausgesetzt Tag und Nacht, doch hatte sie bereits die Hoffnung auf Rettung aufgegeben. In der Nacht hatten sie das Licht eines vorbei­fahrenden englischen Dampfers gesehen, aber in dem Sturm und der hohen See wurden ihre Notsignale nicht beachtet. Am Morgen darauf erhielten sie denGeliert" in Sicht und hißten Notsignale, welche auch sofort bemerkt wurden, da der Dampfer seinen Cours änderte und sich ihrem sinkenden Schiffe näherte. Wie die Leute sagten, hätten sie kaum geglaubt, daß der Dampfer ein Boot aussetzen würde, weil die See so hoch gieng; doch nach längerem Harren hätten sie gesehen, daß an Bord Anstalt gemacht wurde, ein Boot auszusetzen, und sie hätten dann neue Hoffnung geschöpft, welche auch gekrönt wurde. DampferGeliert" traf am 28. Dezember 8 Uhr abends wohlbe­halten in Newyork ein und landete daselbst die Schiffbrüchigen. Die wackere That verdient hohe Anerkennung.

Im Coburgischen ist der älteste Hirsch des Thüringer Waldes der sogenannte Hirtenhirsch, eingegangen, nachdem er von 16 Enden auf ein Zehnergeweih zurückgegangen war. Er war immer nur wie ein Fuchs durch alle Tiefen des Terrains geschlichen und hatte lange gesichert, ehe er weiter ging, und deshalb war er so alt geworden.

Ein Kunstgenuß. In einer Hamburger Kaufmannsfamilie dient seit kurzer Zeit ein braves Mädchen aus dem Heimatland Fritz Reuters. Es hat bald verstanden, sich die Zufriedenheit seiner Herrschaft zu erringen, und die letztere läßt es an Beweisen ihrer Güte nicht fehlen. Eines Tages schenkt die Hausfrau unsererFielen" ein Theaterbillet und selbstverständlich den dazu gehörigen freien Abend. Außerordentlich geputzt und freudestrahlend verläßt die Glückliche das Haus, um indes nach Verlauf einer guten halben

AtlllsseEüIt «Nachdruck verboten.»

Dev Auswanderer.

Erlebnisse eines Deutschen in Nord-Amerika.

Von Karl Zastrow.

(Fortsetzung.)

Eine Viertelstunde verging, ohne daß eine der drei Personen die herr­schende Stille ferner durch ein lautes Wort unterbrochen hätte. Man hörte nichts als das Klappern der .Stricknadeln unter Elisen's kleinen Händen, das Zuschnappen der Scheere, wenn die Stickerin einen Wollfaden abschnitt, und das leise Geräusch, wenn Fritz eine neue Farbe rieb. Die Mittagsstunde schlug und die Frau wollte eben ihre Arbeit bei Seite legen, um die kleine Mahlzeit herzurichten, als draußen auf der Treppe sich Schritte vernehmen ließen, welchen ein Klopfen an die Thür folgte. Auf FritzchenS lautesHerein!" wurde diese geöffnet und der Briefträger trat ein.

Frau Borrmann! ein Brief aus Newyork! macht siebenzehn und einen halben Groschen Porto. Einhundert und fünfzig Thaler in Banknoten sind's, die ich bringe."

Mit zitternden Händen suchte Frau Borrmann das Geld hervor, unter­schrieb den Schein und nahm, während die Kinder sich neugierig herandrängten, den Brief in Empfang. Fritzchen hatte kaum einen Blick aus die Adresse geworfen, als er ausrief:Das ist ein Brief vom Bruder Andreas!"

Ja. er ist von Eurem lieben Bruder!" sagte die Mutter, welche vor freudiger Aufregung nicht im Stande war, ihn zu erbrechen und mit Ruhe zu lesen.Nimm ihn, liebes Fritzchen, und lies ihn vor, was der gute Andreas schreibt!" Das Schreiben lautete:

Liebe Mutter und Geschwister!

Vor allen Dingen teile ich Euch mit, daß ich gesund und munter auf

amerikanischem Boden angelangt bin. Das Glück, meine Lieben hat mich in außerordentlicher Weise begünstigt, denn ich habe auch schon eine Stellung gefunden, um die mich Tausende von jungen Leuten meines Alters beneiden würden. Von unserm guten Vater habe ich leider noch keine Spur. Herr Trollope, mein Prinzipal, meint, daß es, selbst wenn er in Paris weilte, sehr schwer halten würde, ihn zu finden. Ich verzage jedoch nicht. Eine innere Stimme sagt mir, daß ich den Vater bald wieder finden werde, und da es mir bis jetzt so gut gegangen ist, darf ich wohl annehmen, daß der liebe Gott mit mir ist und daß Alles zu einem guten Ausgang gelangen wird. Nun hört, wie es mir, seit ich von Euch fort bin, ergangen ist. An­fangs war ich natürlich sehr traurig und betrübt. Ich mußte in einem fort an Euch denkm und wie es nun mit Euch auch so schlecht gehen würde, ja, das kam nicht aus dem Sinn. Die Seekrankheit machte mir auch viel zu schaffen, aber es wurde besser. Das viele Neue, das ich sah, und die Reise selbst durch den unermeßlich weiten Ozean zerstreute mich, und da unsere Fahrt vom schönsten Weiter begünstigt wurde, kam mir nach und nach wieder etwas Heiterkeit ins Herz.

Auf dem Schiffe befand sich auch ein sehr elegant gekleideter, höchst vornehm aussehender Herr. Er hatte die besteingerichtete Kajüte inne und ich erfuhr bald, daß er einer der bedeutendsten Geschäftsmänner aus Newyork sei, der von einer Reise durch Europa nunmehr nach Amerika zurückkehrte. Man sagte, daß er sämtliche Hauptstädte Europas besucht und überall Ver­bindungen mit den bedeutendsten Handlungshäusern angeknüpft habe. Durch einen höchst merkwürdigen Zufall machte ich die Bekanntschaft dieses Mannes. Er hatte nämlich mit dem Kapitän unseres Schiffes Manches zu verhandeln; denn in Allem, was die Einrichtung seiner Kajüte, die Schiffskost u. s. w. anbetras, schien der fremde Herr sehr verwöhnt zu sein. Nun aber war unser Kapitän ein schlichtes, echtes Hamburger Kind, der wohl ein Schiff zu führen verstand, jedoch sehr wenig Kenntnis davon hatte, wie man mit reichen Amerikanern umgehen müsse. Das Uebelste war, daß er außer seinemver-