Zurückweisen. Diese Maßregel beruht, wie man der Frkf. Ztg. mittheilt, auf einem Beschluß der Berliner Konferenz, dem auch die Frankfurter Delegirten zustimmten. Die „Berl. Jüd. Presse" hat sich bei Besprechung jenes Beschlusses wie folgt geäußert: „Wir müssen diesen Beschluß geradezu als einen unheilvollen bezeichnen, der über unsere russischen Glaubensgenossen Verderben bringt. Nicht nur, daß ihnen nicht geholfen wird, sie werden geschädigt, unsagbar geschädigt werden. Man denke den Gedanken aus. Zwanzigtausend junge kräftige Männer, Ackerbauer und Handwerker, denen es auch in Rußland nicht so schlecht geht, als den übrigen Juden, sollen herausgezogen werden; die Alten, Schwachen, Kranken und die Mädchen bleiben dann hilflos, ihrer besten Stütze beraubt, zurück (die mögen dann die Deutschen, Oesterreicher u. s. w. versorgen). Ja, auf diesem Wege wird wohl Amerika kolonisirt; das Land erhält einen Zufluß an tüchtigen Arbeitskräften, an Kapital und wird schon seine Vortheile daraus ziehen; aber den russischen Juden ist nicht geholfen; im Gegentheil. Wollen die Amerikaner nicht auch Alte und Nichtackerbauer und Nichthandwerker acceptiren, so mögen sie auch die Kräftigen lassen wo sie sind und nicht dem russisch-jüdischen Volke das Mark aus den Knochen saugen, indem sie ihm seine kraftvolle Jugend, das ist seine Zukunft, rauben und Kranke und Schwache stützelos zurücklassen. So lange wir nicht hören, was das Komite hierauf zu erwidern hat, so lange rathen wir allen Sammelstellen, ihr Geld nicht abzuliefern, sondern dafür Sorge zu tragen, daß es zum wahren Besten der Glaubensgenossen verwendet werde."
Berlin, 6. Juni. Die „Norddeutsche" schreibt : Die „Gazeta Narodowa" berichtet angeblich aus sicherer Quelle, daß das jüdische Hilfskomite von Brvdy nicht in der Lage gewesen ist, klare Rechnung abzulegen über eine Summe von 600,000 Gulden, die ihm von der „Alliance israelite" behufs Unterstützung hilfsbedürftiger Juden zur Verfügung gestellt worden war. Die israelitischen Kreise, so schreibt die „Gazeta Narodowa". sind geradezu em pört über das Treiben der jüdischen Potentaten von Brody und klagen diese an, sich auf Kosten der Unglücklichen bereichert zu haben, denen sie zu Hilfe kommen sollten."
Berlin, 6. Juni. Welseitig wird bestätigt, daß Rußland die Befestigung seiner Westgrenzen eifrigst betreibt. Lublin und Kowno werden schien nigst befestigt zu Plätzen ersten Ranges, der durch den Bug geführte Canal soll Pinsk und Minsk, wo Skobeleff commandirt, verbinden. Warschau bekommt 6 neue gepanzerte Forts, die so angelegt werden, daß zwischen ihnen Erdforts wie bei Plewna errichtet werden können. Den Zeitungen ist es verboten, hier von etwas zu melden.
Berlin, 6. Juni. Ueber die Vertagung der Botschafterkonferenz herrscht hier keine Verstimmung, da man die von Frankreich vertretene Konferenzidee diesseits nur im Interesse des europäischen Einverständnisses gutgeheißen hat. Uebrigens gilt hier die Konferenz noch nicht für aufgegeben.
Berlin, 7. Juni. Die „Provinzial-Corre- spondenz" meldet: Das neue Kirchengesetz ist am 31. Mai durch den Kaiser vollzogen worden. Da mit entfallen die befremdlichen Vermuthungen, welche theils katholische, theils liberale Organe an den Umstand knüpften, daß der Vollzug nicht alsbald nach dem Landtagsschluß erfolgen konnte. Man suchte hinter der Einbringung des Gesetzentwurfes und der durch äußere Gründe veranlaßten kurzen Verzögerung des Vollzugs Absichten, von welchen die Staatsregierung bei diesem Gesetz ganz und gar nicht geleitet wurde. Der einzige Beweggrund der Regierung war, innerhalb der zulässigen Grenzen aus eigener Initiative zu thun, was zur Befriedigung der katholischen Bevölkerung dienen kann.
Berlin, 8. Juni. In gutunterrichteten Kreisen erzählt man sich, die Amnestirung der Bischöfe im Sinne des neuen Kirchengesetzes werde am elften Juni, d. i. am Tauftag des jüngsten preußischen Prinzen erfolgen.
Den Mittheilungen eines der geschätztesten Berliner Aerzte verdankt die „Volkszeitung" die Aufklärung über eine schreckenerregende Thatsache: daß nämlich in Deutschland nahezu 10000 Menschen durch Einspritzungen mit Morphin unter der Haut der sogenannten Morphiumsucht und damit dem sichern Tode entgegengehen.
Immer noch kommen Nachrichten aus fast allen Thailen Deutschlands über die schweren Gewitter der vorigen Woche, die vielfach mit Hagelschlägen endeten. Die Blitze haben tolle und gefährliche Sprünge gemacht. In Graz schlugen zwei Blitze in große Viehställe und erschlugen 24 schwere Ochsen, aber jedesmal nur die stehenden, die liegenden wurden übersprungen und ebenso die Knechte, die auf der Streu lagen. — In Straßburg schlug der Blitz in das Fort Werder und zwar in eine mit 3 Centncr Pulver belegte Hohltraverse, ohne zu zünden. Hätte er gezündet, so wäre die Wachmannschaft von 30 Mann verloren gewesen.
Die letzten Bemühungen der offiziellen italienischen Kreise, endlich das oft begehrte Einvernehmen mit Oesterreich und Deutschland zu bewirken, sind von Erfolg gewesen. Officiöse Wiener Blätter constatiren, „daß gerade in letzter Zeit jene Richtung der italienischen Politik, deren Alpha und Omega schon seit Jahresfrist der feste Anschluß an Oesterreich, d. h. an die deutsch-österreichische Allianz ist, immer entschiedener hervorgetreten ist und die volle Uebereinstimmung zwischen Volk und Regierung zur dauernden Grundlage erhalten hat." Was Deutschland betrifft, so bekundet sich dessen Gesinnung zu Italien auf Grund der neuesten „entschieden hervorgetretenen Richtung der italienischen Politik" jetzt deutlich dadurch, daß — der Sohn des Kronprinzen, Prinz Wilhelm, für seinen Erstgeborenen den König Humbert von Italien zum Pathen gebeten hat. Ohne gerade diesem Schritte selbst eine direkte politische Bedeutung beizumessen, wird man doch annehmen dürfen, daß der Schritt unterblieben wäre, wenn — Fürst Bismarck über die italienische Regierung und die von ihr befolgte Politik noch so zu denken Ursache hätte, wie im Januar 1881, als er im Reichstage Italien auf der schiefen Ebene befindlich bezeichnte. Das bezeichnet den positiven Wandel, den König Humbert — vielleicht erst durch die Mailänder Begegnung Mancini's und des Grafen Hatzfeld, bewirkt hat. Wie von Rom gemeldet wird, hat König Humbert die ihm gewordene Einladung angenommen.
Oesterreich-Ungarn.
„Der Mord eines Christenmädchens durch Juden" betitelt sich eine abenteuerliche Geschichte, auf deren Wiedergabe wir ihrer Unwahrheit wegen bisher verzichteten. Da dieselbe aber immer noch spielt, so wollen wir ihr in möglichster Kürze erwähnen: Zn Anfang April erzählte der 5jäh- rige Sohn des Schächters Schwarz zu Tißa-Eßlar (Ungarn) andern Kindern, daß sein Vater ein Mädchen getödtet habe. Die Sache verbreitete sich; der Tempeldiener, dessen löjähriger Sohn, der Schächter und zwei andere Israeliten wurden in Untersuchungshaft gesetzt. Dem Märchen lag die Thatsache zu Grunde, daß Schwärz zu jener Zeit an einem Knaben im Tempel die rituelle Ceremonie vorgenommen hatte, worauf das Kind, sei es infolge schwächlichen Körpers, sei es infolge ungeschickter Operation, verblutete. Der Fall wurde Tagesgespräch, auch der kleine Schwarz hörte davon erzählen, und sein Schwatzen wurde die Veranlassung der Schauergeschichte betreffs der gleichzeitig verschwundenen Esther Salymossy. Die ungarischen Journale veröffentlichen spaltenlange Berichte mit allerlei Muthmaßungcn; denn die Ergebnisse der Untersuchung werden streng geheim gehalten. Indessen stimmen alle Berichte darin überein, daß wirklich ein Mord vorgefallen sei. Als Hauptzeugen für die Mordthat werden darin die sechs- und fünfzehnjährigen Söhne des Schächters Schwarz angeführt, die ihren Vater der Mordthat bczichten. Der 15jährige Bioritz soll durch ein Schlüsselloch dem Vollzug des Mordes zugesehen haben. Man habe dem Mädchen den Kopf vom Rumpfe geschnitten und das Blut in ein Gefäß aufgefangen. Vor Vollzug des Mordes habe die Frau des Schächters den Körper des Mädchens gewaschen. Das Gericht wurde von dem Vorfälle erst am 13. vorigen Monats in Kenntniß gesetzt, hat aber noch an demselben Tage das strafgerichtliche Verfahren angeordnet und sind neun Personen, gegen welche sich im Laufe der Untersuchung Verdachtsgründe heransstellten, in Gewahrsam genommen worden. Die neueren Gerüchte von der Auffindung des Leichnams des verschwundenen Mädchens bestätigen sich nicht.
Pest, 5. Juni. Zu der mysteriösen Affaire des verschwundenen Christenmädchens Esther Soly- mosfy wird gemeldet, daß unter Zustimmung des Ministers des Innern in Pest ein Preis von 5000 fl. ausgesetzt werden soll, als Belohnung für denjenigen, welcher die Verschwundene lebendig stellt oder zur Auffindung von deren Leichnam verhilft; eventuell soll die ganze, von Pester Juden zusammenge- fchossene Summe der Esther Solymossy zugewendet werden, wenn diese am Leben ist und ihren Aufenthaltsort bekannt gibt. Die diesbezügliche Verlautbarung erscheint demnächst.
Pest, 7. Juni. Aus Boglar wird telegra- phirt, daß dort das verschwundene Christenmädchen angelangt wäre. Bestätigung ist noch abzuwarten. Frankreich.
Paris, 6. Juni. In einer Rede, welche Leon Sah gestern in St. Quintin hielt, konstatirte derselbe die günstigen Ernte-Aussichten und sagte, die Ernte würde Frankreich der Nothwendigkeit überheben, be
trächtliche Kapitalien zu cxponiren, ferner den Markt erleichtern und die Herabsetzung des Zinsfußes dis 1883 zulassen. Die Regierung werde alsdann sehen, welche Arrangements bezüglich der öffentlichen Schuld sich würden treffen lassen.
Dänemark.
Stockholms. Juni. Anläßlich der Silber-
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Hochzeit des Königspaares ist die Hauptstadt festlich geschmückt. Aus den Provinzen sind viele T""Uff zur Beglückwünschung cingetroffen.
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Deputationen zur Beglückwünschung Nach dem feierlichen Gottesdienste m der Schloß- kirche findet heute ein Galadiner und zugleich Spei- AZI sung der städtischen Armen statt. Sämmtlichc Zei-ßev tungen enthalten sympathische Artikel anläßlich des Festes. me>
Türkei. s»um
Bei dem Empfang der nach der Türkei de- urlaubten 4 preußischen Offiziere hob der Sultan Fu
am Schluffe hervor, daß er zur Förderung ihrer ^ —
Arbeit ihnen jeder Zeit direkten Zutritt zu seiner Person gestatte; er versichere sie seiner besonderen Protektion und würde in jeder Weise für ihr Wohl hsn
sorgen. "
Amerika. K
Newyork, 3. Juni. Hier eingegangenen Nach- Ss richten zufolge hat General Fuero mit 400 Mann Z mexikanischer Reiterei am 25. Mai eine Bande ma- -> rodirender Apache-Indianer in Chihuahua angegriffen. In dem Gefechte blieben 37 Indianer todt auf dem Platze und eine Anzahl wurde zu Gefangenen gemacht. Die Verluste der Mexikaner beschränkten sich auf 9 Todte, darunter 1 Offizier und 14 Verwundete, einschließlich zweier Offiziere.
Am 30. Juni wird der Präsidentenmörder Guiteau in Washington erhängt.
Ein transportables Haus. Jn Crawford, Texas, erregte kürzlich ein seltsames Gespann nicht geringes Aufsehen: es waren 36 Ochsen, die ein zweistöckiges Haus mit 4 Zimmern, Läden, Fenstern, Blitzableiter .>c., Allss an feinem Platze, zogen. Das Haus wurde 6 Meilen über die Prairie gezogen.
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Aus der Landheg, 1. Juni. Bei den dermalen stattfindenden Einkäufen von Schurwolle bewegen sich die Preise zwischen 1 ^ 30 4 bis l -4t 40 4; dabei herrscht keine ani- mirte Stimmung unter den Handelsleuten. Der letzte milde Winter, meinen sie vielleicht nicht ohne Grund, werde den Wiederverkauf im Großen ziemlich beeinträchtigen.
Das Schmuckkästchen.
Novcllette von H. Rose.
Der Kaufmann Heine hatte seit längerer Zeit schwere Verluste, die er sorgfältig den Seinen verschwieg, um sie nicht mit in trübe Stimmung zu versetzen. Die Hoffnung, daß ja Alles im Leben dem Wechsel unterworfen, ihm daher das Glück nicht immer den Rücken zeigen werde, hielt ihn aufrecht. Aber kaum sich diesem schwachen Tröste überlassend, traf ihn abermals eine Hiobspost, vernichtend wie der Strahl des Blitzes. —
Es war in der Morgenstunde, als Heine aufgeregt im Zimmer auf und ab ging, wobei er zuweilen angstvoll nach der Straße blickte, als könne ihm von daher Unheil drohen.
„Was ist Dir nur heute?" fragte seine Frau, ihn ängstlich anblickend.
„Nichts, liebe Einmal" entgegnete er zerstreut.
„Aber weshalb bist Du so unruhig? Es macht mich besorgt, weil ich Dich noch niemals so gesehen," und liebevoll strich sie mit ihrer kleinen Hand über seine Stirn, „Du scheinst krank zu kein!"
„Nein, nein! Sei so gut und hole mir meine kleine Reisetasche, ich will nach Z."
„In diesem Zustand?
Heine zwang sich zu lächeln.
„Närrchen!" entgegnete er, „ich bin ganz wohl, nur und hole mir die Tasche."
Kaum hatte sich Emma entfernt, als Heine rasch ein Kästchen aus dem Schrank nahm und es bei sich verbarg. Seine Frau erschien mit der Frage:
„Willst Du nicht warten, bis Friedrich mit den Pferden zurückkommt?"
„Nein, nein, das Gehen wird mir gut thun."
Er nahm flüchtig Abschied, bat die Kinder zu grüßen, die noch süß und ahnungslos schliefen, und eilte davon. Auf der Straße ging er gemesseneren Schrittes, um nicht aufzufallen.
Endlich gelangte er, ohne von Bekannten belästigt zu werden, ins Freie.
Z. war eine kleine, vom regen Verkehr belebte Stadt, nur eine Meile entfernt. Er wollte dort den
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