Amts- md Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 ^ 80 ^1, in dem Bezirk 2 außerhalb des Bezirks 2 40 ^!. Vierteljähr­

liches und Monatsabonnement nach Berhültniß.

Samstag dev 10. Juni.

Jnscrtionsgebühr für die Isoaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -4, bei mehrmaliger je 6 <1/ Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1882 .

Amtliches.

Nt a g o l d.

A,r die Ortsvsrsteher.

Innerhalb 8 Tagen wolle berichtet werden

ob noch

Waldwaiderechte,

Waldstreurechte und Waldgräsereirechte

im Sinne der Artikel 78 und 83 des Gesetzes vom 26. März 1873 bestehen, welche bis jetzt nicht abge­löst worden, bejahenden Falls, wer die Berechtigten und Verpflichteten sind und welche Fläche belastet ist; verneinenden Falls ist eine Fehl-Anzeige zu erstatten.

Den 8. Juni 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Die niedere Dieiistprüfuug im Departement des Innern hat u. A. bestanden: Lconhardt, Georg Gottlob, von Calw.

TirgesUeirigkeite«.

Deutsches Reich.

/x Wildberg, 8. Juni. Gestern wurde hier das Kinderfest in herkömmlicher Weise gefeiert. Nach 12 Uhr sammelte sich die festlich geschmückte Schuljugend mit den Lehrern am Kloster. Der statt­liche Zug bewegte sich unter Trommelwirbel durch die Hauptstraße in die Kirche. Nach dem Gottes­dienst, dem Psalm 148 zu Grunde gelegt war, wurde der Zug auf den schönen Schafscheuerberg fortgesetzt. Hier nahmen die Kinder an Tischen unter schattigen Bäumen Platz, nm mit Most und Wecken bewirthet zu werden. Jetzt begann das Wettspringen, wobei jedes Kind einen Preis erhielt. Unter der Leitung des Turnlehrers, Hrn. Schullehrer Frank, wurde ein Schüler-Preis turnen ab gehalten. Als Preise wurden im ganzen 25 ^ vertheilt. Ver­schiedene Spiele, wie Sackhüpfen u. dgl., erheiterten die Zuschauer sehr; auch wurde dem guten Stoff des Hrn. Tranbenwirths alle Ehre angethan. Leider nöthigte nach 4 Uhr ein heftiger Regen zum Abschluß des Festes. Singend zogen die Schüler noch ein­mal auf den Kirchenplatz, von wo sie, nach Absing- ung des ersten Verses vonNun lob mein Seel den Herren" und einer kurzen Ansprache des Hrn. Stadt­pfarrers, nach Hause entlassen wurden. Im hie­sigen Forstgarten sind bereits blühende Trauben zu sehen. Hr. Mittelmüller Wid maier hatte vor 8 Tagen das gewiß seltene Glück, eine Fisch­otter lebendig zu fangen.

Stuttgart, 7. Juni. Die aus dem 6. Reichs­tags-Wahlkreise Tübingen-Reutlingen an den Reichs­kanzler abgegangene Adresse zu Gunsten des Tabak­monopols zählt 5154 Unterschriften.

Stuttgart, 7. Juni. Zu der auf gestern von Ihren Königlichen Majestäten um 2 Uhr im Landhause Rosenstein abhaltenden Hoftafel waren, nächst dem Staatsministerium und dem Hofstaate, sämmtliche stier anwesende Mitglieder der Stände­versammlung geladen und vollzählig erschienen. Die Tafelrunde bestand aus etwa 130 Gedecken. Seine Majestät der König brachten während der Tafel einen Toast auf das Wohl Seiner getreuen Stände aus. Nach aufgehobener Tafel unterhielten Sich Seine Majestät der König ebenso wie I. M. die Königin mit der Mehrzahl der Herren Abgeordneten von beiden Häusern des Landtags, und entfernten sich erst nach halb 5 Uhr unter dem vom Fürstprä­sidenten der ersten Kammer ausgebrachten und leb­haft intonirten Hochruf der Anwesenden. Eine war­me patriotische Stimmung durchdrang die Festver­

sammlung, die Innigkeit der Beziehungen zwischen der Vertretung des Landes und dem angestammten Königshanse in unverkennbarer Weise zum Ausdruck bringend.Hie gut Württemberg alleweg" war das Gefühl, in dem sich die zahlreiche Versammlung trennte.

Stuttgart, 7. Juni. In einer kurzen Sitzung der Kammer der Abgeordneten Vormittags 9pz Uhr trug Refe­rent Lee mann vor, daß über das Gesetz, betreffend Farren- baltung, nunmehr Uebereiustimmung beider Kammern erzielt sei.

Stuttgart, 7. Juni. (Schluß des Landtags.) Der württ. Landtag wurde heute geschlossen. Punkt 10 Uhr erschien S. M. der König in großer Gencralsuniform und be­gleitet von den obersten Hofchargen und Adjutanten vor dem Ständehaus und wurde von einer Deputation aus beiden Häu­sern des Landtags empfangen und in den Saal geleitet. Beim Eintritt Seiner Majestät in den Saal, in welchem die Mit­glieder beider Häuser lheils in Uniformen, theils im Frack (die Demokraten erschienen im Rock) ihre Plätze eingenommen hat­ten, ertönte ein dreifaches kräftiges Hoch der Ständemitglicder. Der König trat sodann auf das Thronpodium: rechts von Sei­ner Majestät nahmen die Minister, links das hohe Gefolge des Königs Aufstellung. Nachdem Ministerpräsident Dr. v. Mitt­nacht die allerhöchste Entschließung des Königsim Kgl. Staatsministerium", betreffend die Schließung des Landtags verlesen hatte, hielt der König folgende Thronrede: Liebe Getreue! Indem Ich zum Schluffe des Landtags in Ihre Mitte trete, gedenke Ich vor Allem des schweren Verlustes, welcher Mein Haus und das Land durch das allzufrühe Hin­scheiden der Prinzessin Marie, Gemahlin Meines vielgeliebte» Neffen, des Königlichen Prinzen Wilhelm, betroffen hat. Die lebhafte Theilnahme an diesem schmerzlichen Erciguiß, welche sich aus allen Theilen des Landes kundgab, hat als ein neuer Beweis der treuen Anhänglichkeit Meines Volks Meinem Her­zen besonders wohlgethan. Mit Befriedigung blicke Ich auf Ihre nunmehr beendigten Arbeiten zurück. Trotz des gestei­gerten Staatsbcdarfs und des verminderten Ertrags einiger Einnahmequellen ist es mit Ihrer Unterstützung gelungen, das Gleichgewicht zwischen den Ausgaben und Einnahmen des Staats ohne Beeinträchtigung der Grundsätze einer geordneten Etatswirthschast hcrzustcllen. Entsprechend den allgemeinen Verhältnissen wurde ein namhafter Thcil der Staatsschuld durch Ausstellung neuer Schuldverschreibungen mit ermäßigter Ver­zinsung umgcwandelt. Erfreulicherweise ist dabei kein erheb­licher Wechsel der Staatsgläubiger eingetrcten. Durch die Ab­änderung der gesetzlichen Vorschriften über die Tilgung der neuen Staatsschuld wurde es möglich gemacht, diesen Thcil des Staatsaufwands den jeweiligen Bedürfnissen der Etatsperiodcn anzupassen. Die Einnahmen des Staats wurden durch die Verabschiedung des allgemeinen Sportclgescpcs und durch die neue Regelung der Abgaben von Erbschaften und Schenkungen erhöht. Durch diese Maßregeln in Verbindung mit einer Er­höhung der Malzsteucr gelang es, den Staatsbcdarf ohne eine Steigerung der direkten Steuern zu decken. Auch auf anderen Gebieten des Staatslebens ist die Gesetzgebung thätig gewesen. Ich erwähne das Gesetz über die Laudtagswahlen und die bei­den Gesetze, durch welche die Interessen der Landwirthschart in wichtigen Beziehungen gefördert wurden. Die allgemeinen wirthschaftlichcu Zustände des Landes bieten keinen Anlaß zu Besorgnissen. Wir dürfen hoffen, daß die Besserung auf dem Gebiete des Handels und Gewerbes, von welcher die wohlge- lungene Landesgewcrbeausstellung des vorigen Jahres ein er­freuliches Zeugnis; gegeben hat, eine dauernde sein werde. Auch für die Landwirthschaft ist trotz einzelner bcklagenswerther Beschädigungen die Aussicht auf ein fruchtbares, die Arbeit lohnendes Jahr vorhanden. Möge diese Aussicht unter dem ferneren Segen des Himmels in volle Erfüllung gehen! Bei dem herannahenden Ende der Wahlperiode können Sie mit be­rechtigter Gcnugthnung auf Ihre erfolgreiche Arbeit zurück­blicken. Für die wohlwollende Unterstützung, welche Sie den Vorlagen Meiner Regierung angedeihen ließen und für Ihre gestimmte hingcbendc Thätigkeit spreche Ich Ihnen Meinen Königlichen Dank aus. Ich erkläre den Landtag für geschloffen. Wiederum ertönte ein kräftiges dreifaches Hoch auf den König, welcher sodann mit Höchstscinem Gefolge und auf die Straße von der gleichen Deputation zuriickgeleitet in das Residenz­schloß znrückfuhr. Auf der Her- und Hinfahrt bildete eine zahlreiche Volksmenge Spalier. Das Aussehen Seiner Maje­stät ist ein sehr erfreulich gutes. ;Dtsch. Rcichsp)

Stuttgart, 7. Juni. Der Kammerklub der deutschen Partei hält lautW. Lztg." heute ein gemeinschaftliches Abschiedsessen im Hotel Marquardt dahier. An demselben wird auch das ehemalige Mit­glied des Klubs, Staatsminister v. Hölder, sowie

der Kanzler der Landesuniversität, Herr v. Rüme- li n, Theil nehmen.

Brandfälle: In Rettisweiler, Gemeinde Unterschwarzach (Waldsee), am 5. Juni ein Wohn­haus samt Scheuer; in Ochsenhausen (Biberach) am 5. Juni der Dachstuhl und der zweite Stock eines Wohnhauses.

In Kornwestheim tritt am 10. ds. die Wittwe des schon vor 64 Jahren Jahren in Owen bei Kirchheim u. T. verstorbenen Helfers Baumann ihr 101. Lebensjahr an. Sie ist körperlich und geistig verhätmißmäßig noch recht mun­ter. Bon 2 Kindern durste sie 11 Enkel uno 11 Urenkel erleben.

München, 6. Juni. Am 4. d. M. ging von Haßloch (Pfalz) folgende mit 641 Unterschriften versehene Adresse an den Reichskanzler Fürsten Bis­marck ab:Die ehrerbietigst Unterzeichneten Tabak­produzenten und -Interessenten der Gemeinde Haß­loch größte Landgemeinde der Pfalz mit 5700 Einwohnern und dem ausgedehntesten Tabakbau die­ser Provinz erlauben sich, um allen Zweifeln und Deutungen, die in letzter Zeit in öffentlichen Blät­tern und in den Reichstagsverhandlungen hervorge­treten sind, zu begegnen, Ew. Durchlauch vorzustel- len, daß sie, "wie schon vor Jahren, in der Tabak­monopolfrage unverrückt auf dem von Ew. Durch­laucht vertretenen, das wirkliche Interesse der Ta­bakproduzenten wahrenden Standpunkt stehen, und die ehrfurchtsvolle Bitte an Sie zu richten, aus die­sem Standpunkte auszuharren.

Heuer sind es 400 Jahre, seit in München die erste Bnchdruckerei gegründet wurde. Dieses Ereigniß beschäftigt seit längerer Zeit hiesige Buch­druckereikreise, welche eine entsprechende Feier veran­stalten wollen. In einer kürzlich abgehaltenen Ver­sammlung des aus Prinzipalen und Gehilfen be­stehenden Buchdruckervereins wurde nun die Abhal­tung einer Feier am 17. Juni beschlossen.

Augsburg, 7. Jnni. DerPostzeitung" zufolge haben ca. 300 Arbeiter der Buntweberei (vor­mals Riedinger) die Arbeit eingestellt wegen ver­weigerter Aufbesserung der niedrigen Löhne.

Heidelberg, 6. Juni. Wie dieHeidclb. Ztg." mittheilt, befinden sich im akademischen Kran­kenhause noch 41 beim Eisenbahnunglück verletzte Personen. Kein weiterer Todesfall.

Angesichts des Eisenbahnunglücks in Hei­delberg dürste es zeitgemäß sein, allen Reisenden aufs Dringlichste zu empfehlen, bei Ertönen des Nothsig- nals die Beine bis über die Sitze emporzuziehen. Wie fast immer, so wurden auch diesmal die meisten Verwundungen (Quetschungen und Brüche der Ober­und Unterschenkel) dadurch herbeigeführt, daß die Sitzbänke bei dem Zusammenprall gewaltsam gegen­einandergedrückt wurden.

Im Pfarrdorfe Kammern (Baiern) ist ein schrecklicher Brand ausgebrochen. Der Pfarrhof und weitere 7 Wohngebäude mit ca. 20 Firsten sind ab­gebrannt. Auch das Schulhaus ist theilweise einge­äschert. Ungefähr 50 Stück Vieh, Pferde, Horn­vieh und Schweine, sowie die Bibliothek des Herrn Pfarrers Grubhofer ist ein Raub der Flammen ge­worden. Kammern besitzt keine Feuerspritze und es kam in Mitte der Nacht Hilfe von Landau und Nachbarsfeuerwehren.

Berlin, 6. Juni. Was die Auswanderung der russischen Juden betrifft, so wird aus Wie» berichtet, daß die amerikanischen Agenten nur junge und kräftige Handwerker und Ackerbauer zur Aus­wanderung zulassen, Frauen, Alte und Schwache aber