besserer Weg zur Spiritussteuer-Reform gezeigt werden könnte. Sogar die Kreuz-Zeitung schreibt: Eine Vorliebe für das Monopol haben wir nicht, diese scheint uns überhaupt nicht stark verbreitet; wohl aber sind wir entschlossen, dem Monopol den Weg bahnen zu helfen, sobald es feststeht, daß nur dieser eine Weg gangbar gemacht werden kann.
— Im Bundesrate sind, wie der „National-Zeitung" berichtet wird, zu Referenten über das Branntweinmonopol der sächsische Geheime Finanzrat Boltz und der württembergische Obersteuerrat Fischer bestellt. Man vermutet, daß reichlich der Monat Februar herankommen dürfte, bis der Entwurf an den Reichstag gelangt.
— Die Viehseuchen- Kommisston lehnte in zweiter Lesung den Entwurf eines Viehseuchen-Gesctzes und alle Anträge dazu ab und nahm nur eine Resolution an, betr. die Verhütung einer Einschleppung und die Desinfektion der Ställe.
— Die von der Gesellschaft des Noten Kreuzes in Berlin nach Belgrad gesendeten Aerzte, an deren Spitze Dr. Schmid vom Augusta-Ho- spital steht, haben, da der Krieg beendigt ist, den Heimweg wieder angetreten. Von allen Seiten aber wird der Weggang der deutschen Aerzte beklagt, und in der Presse wird ihnen folgendes schöne Zeugniß ausgestellt: „Das aufopfernde und selbstlose Wirken dieser Herren, welche an 200 Schwerverwundete mit bestem Erfolg behandelt haben, hat in allen Kreisen der Bevölkerung die größte Anerkennung gefunden. Nicht minder hat deren chirurgische Tüchtigkeit denselben in kurzer Zeit einen so bedeutenden Namen gemacht, daß zumal in den letzten Tagen das von ihnen geleitete Hospital einem wunderthätigen Wallfahrtsort glich, zu welchem in langen Reihen Hunderte von Hilfsbedürftigen aus der Civilbevölkerung gezogen kamen, welche insgesamt, natürlich unentgeltlich, behandelt wurden."
Spanien.
— Aus Madrid wird der Agence Havas gemeldet: Die Königin- Rege n t i n erhielt einen Brief vom Papste, worin ihr derselbe ankündigte, daß die Korolinenangelegenheit nunmehr vollständig erledigt sei. Im Anschluß sprach Se. Heiligkeit seine Wünsche für das Wohl derrDynastie König Alfonsos aus. An die Souveräne Europas hat die Regentin durch einen Kabinetskurier Schreiben versandt, in welchen sie sich für die ihr gezollte Teilnahme bedankt. — Auf den Philippinen machen die Spanier große Rüstungen und verstärken die Befestigungswerke. Bald soll auch eine bedeutende Flottille dort beieinander sein.
Hcrges-Weuigkeiten.
Calw. (Oeffentliche Vorträge.) Für den Monat Februar können wir den Bewohnern der Stadt und Umgebung 2 äußerst genuß- und lehrreiche Abende in Aussicht stellen. Wie uns aus sicherer Quelle zugeht, beabsichtigt nämlich der bekannte Physiker Dähne auch in unserer Stadt 2 Vorträge zu halten, die sich besonders mit Elektrizität, Optik rc. befassen. Nach den uns vorliegenden Zeugnissen trat Dähne mit großem Erfolg in Stuttgart, Tübingen u. and. Städten auf und erntete durch seine mit prächtigen Apparaten ausgeführten Experimente ungeteilten Beifall. Nur eine rege Teilnahme ermöglicht die Ausführung des Planes, denn die dabei entstehenden Kosten sind ziemlich beträchtlich.
Eintritt: für beide Abende: einen Abend:
Erwachsene 2,50 1,50
Schüler 1 60 H
* Liebenzell, 21. Jan. In den ersten Tagen des Jahres traten einige Bürger von Liebenzell zusammen, um einen Bildungsverein ins Leben zu rufen. Derselbe bezweckt seine Mitglieder in allgemein bilden
der Hinsicht zu fördern, teils durch Veranstaltung von öffentlichen Vorträgen, teils durch Besprechung geeigneter Themen im engeren Kreis. Zum Vorstand wurde Acciser Gengenbach gewählt. Die Reihe der Versammlungen eröffnete im Gasthos zum Ochsen Diakonus vr. Salzmann von hier durch einen Vortrag über den Vesuv. Redner, der den Berg während seiner Tätigkeit gesehen und bestiegen, war in der Lage, aus eigener Anschauung berichten und seinen Vortrag durch Vorzeigen von Photographien, die mittelst einer sog. Wunderkamera vergrößert wurden, und Auswurfsprodukten zu illustrieren. Bei der darauf folgenden geselligen Vereinigung wurde unter großer Begeisterung den Anwesenden der für das Land so überaus glücklichen Verlobung S. K. H. des Prinzen Wilhelm gedacht und an denselben ein Glückwunschtelegramm abgesandt, das andern Tages folgende huldvolle Erwiderung fand: Dem neugegründeten Bildungsverein sage ich herzlichsten Dank für den freundlich ausgesprochenen Glückwunsch. Wilhelm, Prinz von Württemberg.
Stuttgart, 20. Januar. Gestern nachmittag 4^ Uhr hat im Hause Marienstraße Nro. 16 bei Kaufmann Kling er', Kolonialwarengeschäft, im Keller eine Explosion stattgefunden, wodurch in den Parterre- Räumlichkeiten große Verheerungen angerichtet und Fenster, Thüren und alles was sich in den beiden neben einander bestndlichen Läden befand, demoliert wurde. Auch bis ins dritte Stockwerk wurden die Fenster zertrümmert, im Keller ist ein heftiger Brand ausgebrochen, (verursacht durch einen mit Benzin gefüllten Glaskolben,) welcher erst nach längerem Mühen von Feuerwehr und Nachbarsleuten durch herbeigeschafften Dünger, womit sämtliche Kelleröffnungen verstopft wurden, bewältigt werden konnte. Leider sind bei dieser Explosion 6 Personen verunglückt, nämlich der 7>/2 Jahre alte Knabe des Weinwirts Gutscher, der 7Vz Jahr alte Sohn des Friseurs Leinert, der 22 Jahre alte Dienstknecht Johann Ziegels von Haubersbronn, die 20 Jahre alte Dienstmagd Karoline Lehner von Welzheim, Friseur Leinert und seine Ehefrau. Die beiven letzteren hatten im Parterre des bezeichnet«» Hauses einen Laden inne; deren Verletzung ist nicht gefährlich. Auch die Verletzung der Lehner ist nicht lebensgefährlich. Ziegels, durch dessen Unvorsichtigkeit der Brand entstanden ist, ist schwer verletzt, sein Befinden aber den Umständen gemäß befriedigend. Die beiden Knaben Gutscher und Leinert sind gestern Abend noch ihren Verletzungen erlegen.
Stuttgart, 21. Jan. Gestern abend wurde ein Taschendieb Karlo Costa von Alba (Italien), hier festgenommen, welcher vor dem Autenrieth'schen Laden in der Könisstraße einem Mädchen ein Portemonnaie mit über 100 aus der Tasche gestohlen hat. Derselbe ist erst vor wenigen Tagen beim K. Amtsgericht hier entlassen worden, woselbst er ebenfalls wegen Taschendiebstahls eine Strafe verbüßt hatte. Auch hat sich derselbe in den letzten Abenden auf der Straße vor dem K. Hoftheater Herumgetrieben und in italienischer Sprache vorübergehende Personen angebettelt. Das bestohlene Dienstmädchen hat dem Dienstmann, welcher den Dieb ergriff, eine hohe )Be- lohnung zukommen lassen. — Gestern Nachmittag 1^ Uhr ist in einem Hause in der Kronenstraße ein Kaminbrand ausgebrochen, welcher aber ohne größeren Allarm durch die Bewohner gelöscht wurde. — Gestern Nachmittag wurde durch die Fahndungsmannschaft eine Razzia vorgenommen und in einer Wirtschaft 24 Personen wegen Landstreicherei, Bettels rc. festgenommen. Heute früh wurde diese Razzia in einigen anderen Wirtschaften wiederholt und dabei 14 Personen festgenommen.
Ludwigsburg, 20. Januar. Se. K. H. Prinz Wilhelm hat heute mit dem Mittagsschnellzug mit Gefolge Villa Marienwahl verlassen und ist nach Stuttgart ins Palais übergesiedelt.
Ludwigsburg, 20. Januar. In Beihingen a. N. hat vor einigen Tagen ein 70jähriger Greis der des Lobes eines ehrlichen und strebsamen Mannes bis in sein hohes Alter in seiner Heimat sich erfreute, von
D e u i l l e t o n.
Der: Auswanderer.
Erlebnisse eines Deutschen in Nord-Amerika. Von Karl Zastro w.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„So hier ist^das Paket, mein Kleiner!" sagte Born, welcher die neuen Bücher mit den zw färbenden Bilderbogen sorgfältig in starkes Packpapier geschlagen und mit Bindfaden sorgfältig umwickelt hatte. „Wirst Du es auch tragen können? es ist ein bischen schwerer als das vorige."
„Es wird schon gehen", versetzte der Gefragte, den Ballen nicht ohne Anstrengung in die Höhe hebend. „Nun möcht' ich aber noch eins fragen, Herr Born, wenn Sie erlauben."
„Immer, sprich frei von der Leber weg, mein Kleiner!" sagte der Commis. „Was hast Du noch auf dem Herzen?"
„Sie haben Da ein so schönes Bild im Schaufenster hängen", begann der Knabe, „ich meine das mit den wütenden Musikanten-Mohren, die sich mit ihren Instrumenten herumhauen."
„Wir haben das Bild aus einem Bilderverlage in Hamburg bezogen", berichtete Herr Born, „das Original befindet sich in England, und ist, soviel ich weiß, aus Amerika gekommen. Gefällt Dir das Bild?"
„Ach ja!" ich möchte gern ein Exemplar haben, und wenn ich Geld übrig hätte, würde ich mir eins kanfen; aber es ist wohl sehr teuer?"
Einen Thaler kostet das Stück, Senn es ist ein sehr guter Oeldruck. Ich will Dir aber was sagen", setzte Born leise hinzu, „es ist ein etwas schadhaftes Exemplar da, welches wir gratis als Zugabe erhalten haben. Für uns hat es keinen Wert, daher will ich es Dir schenken."
„Ach! Sie sind sehr gütig, Herr Born!" rief der Knabe hoch erfreut, „ich werde Ihnen dankbar sein! gewiß — zeitlebens dankbar!"
Born lächelte und zog das beschädigte Bild aus einer Kiste, worauf
er es dem Knaben übergab, welcher dann mit vielen Danksagungen und mit dem Ausdruck der lebhaftesten Freude den Laden verließ.
So schnell es seine Last erlaubte, eilte er durch die Straßen. Ein einziger Gedanke schien ihn zu beseelen und seinen Schritten Flügel zu verleihen. Beinahe eine Stunde verging, ehe er in ein kleines, einstöckiges Haus der Vorstadt trat, eine morsche Treppe emporstieg und stürmisch eine Thür öffnete, welche in ein kleines, zweifenstriges Stübchen führte , das zwar nur dürftig eingerichtet war, aber überall die größte Reinlichkeit verriet.
An dem einen Fenster saß eine blasse Frau in mittleren Jahren, deren Antlitz trotz mannigfacher Leiden und Sorgen die Spuren einstiger Schönheit nicht verleugnen konnte. Die Frau arbeitete an einem Stickrahmen und schien dermaßen in ihre Arbeit vertieft, daß sie das Geräusch, welches der Eintretende machte, vollständig zu überhören schien. Erst als ein kleines, zartes Mädchen von ungefähr zehn Jahren mit einem Strickzeug in den Händen aus einer Ecke des Zimmers mit den Worten hervorsprang: „Sieh doch, liebe Mama, da ist ja der Fritz wieder und hat einen tüchtigen Pack unter dem Arm!" schaute sie auf und wandte den Kopf mit einem-ffreundlichen Lächeln dem Knaben entgegen.
Dieser warf das Paket so heftig auf den sauberen Tisch, daß em donnernder Krach durch die Stube schallte. Dann flog er mit dem jubelnden Ausruf der Mutter an den Hals: „Hurrah, Mütterchen! liebstes Mütterchen! was sind wir glücklich. Denke Dir, drei Thaler hat mir Herr Neumann für meine Arbeit bezahlt und ich kann immerhin Beschäftigung haben, wenn ich so fortfahre, wie ich angefangen habe."
„Du bist ein braver, herzensguter Junge, rief die Mutter gerührt und schloß den wackeren Knaben mit einer Freudenthräne im Auge rn ihre Arme. „Es wird Dir einst Wohlergehen, mein lieber Fritz, da Du Demer Mutter schon so fleißig beistehst und bist doch noch so jung'" ^ -
„Das ist noch nicht Alles, Mütterchen", fuhr der Knabe fort, und gleich darauf seine Stimme zum geheimnisvollen Flüstertöne dämpfend, sagte er: „Was meinst Du wohl? ich habe ein Bild, darauf sind Mohren und weiße Leute abgebildet und der Vater ist auch dabei."