Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.
.W 58.
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlobn) 1 60 4, in dem Bezirk 2
außerhalb des Bezirks 2 40 4. Vierteljähr
liches und Monatsabonnement nach Verhältniß.
Samstag den 20. Mai.
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Sckrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn sein.
1882
Amtliches.
Die Königlichen Pfarrämter
werden ersucht, die ihnen zukommenden statistischen Tabellen über das Schulwesen vom Jahre 1882/83 in Bälde ausgefüllt zurückzugeben.
Altenstaig, den 17. Mai 1882.
K. Bezirksschulinspektorat:
Mezger.
Tages-Uenigkeiten.
Deutsches Reich.
* Nagold, 19. Mai. Gestern früh gegen 7 Uhr brach in der Scheuer des Bauern Fr. Gauß in Oberjettingen Feuer ans, das sich mit solcher Schnelligkeit der Scheuer des Hirschwirth Haag mittheilte, daß in 5 Minuten beide Gebäude in lichter- loher Flamme standen. Obwohl die Feuerwehr von Unterjettingen bald auf dem Platze war, so konnte das Wohnhaus des G. auch nicht mehr der Gewalt des Elements entzogen werden; dagegen wurde das Hirschwirthshaus durch die angestrengteste Tätigkeit der Ortseinwohner und der Unterjettinger Feuerwehr gerettet. Die hies. Feuerwehr wurde noch aus hies. Zehnten zurückbeordert. Der Brandfall zog des Nachmittags viele Schaulustige an, so daß alle Wirthschaften dicht besetzt waren.
Altenstaig, 19. Mai. Letzten Dienstag erfreute uns der bekannte Dramaturg Braut mit einigen gelungenen Recitationen aus Tell (Apfelschuß und Geßlers Tod), aus Faust (Hexenküche) und aus Wallensteins Lager. Sein prächtiges Ge- dächtniß und die Biegsamkeit seiner Stimme fanden verdientes Lob. — Den 15./16. d. M. sank die Temperatur bei uns aus 1° U. und den 16./17. unter den Gefrierpunkt. Die Kartoffeln sind erfroren, die übrige Pflanzenwelt dürste sich wieder erholen. — Unsre Langholzpreisc haben wieder angezogen, der letzte Verkauf im Staatswald zeigte theilweise einen Aufschlag von 10°/o über den Revierpreis, die Preise der Stadt waren etwas niedriger. In Folge dessen habßiz auch die Brennholzpreise wieder angezogen.
' Wildberg, 18. Mai. Gestern kam in unser sonst so stilles Städtchen reges Leben. Galt es doch den pflichttreuen, verehrten Ortsvorstand, der mit seiner jungen Frau von der Hochzeitsreise heimkehrte, zu empfangen! Der Hr. Stadtpfarrer, die bürgerlichen Kollegien, viele Bürger und Freunde hatten sich auf dem Bahnhof eingefunden. Unter Böllerschüssen fuhr der Zug ein, hierauf fand die Begrüßung und Gratulation statt. Begleitet von einer großen Menschenmenge ging das neue Paar in die festlich geschmückte Wohnung im Rathhaus. Von den bürgerlichen Collegien ist ihnen ein schöner Regulator verehrt worden; möge er nur frohe und glückliche Stunden anzeigen! Am Hochzeitstage (11. d. M.) kamen an die hiesigen Armen 80 v/L zur Vertheilung, welche von dem edeldenkenden Brautpaare gespendet wurden. Möge Gottes Segen mit den jungen Eheleuten einziehen!
Stuttgart, 15. Mai. (Landtag.) Für den auf den 24. d. M. einberufenen Landtag liegt schon eine Anzahl von Gesetzentwürfen gedruckt vor, die aber weder ihrer numerischen noch ihrer sachlichen Bedeutung nach der Session eine längere Dauer sichern können. Es sind dies die Vorlagen 1) über die Aenderungen des Landtagswahlgesetzes vom 26. März 1868; 2) über die Trennung des Weilers Kirschenhardthof von dem Oberamtsbezirk Waiblingen und Zutheilung desselben zum Bezirke Marbach; 3) über die Farrenhaltung und 4) die Vorlage über
die Ausdehnung der König-Karl-Stiftung für die Angehörigen der württembergischen Postverwaltung auf die Angehörigen der württembergischen Telegraphenverwaltung. Die Vorlage über das Landtagswahlgesetz entspricht einem von der staatsrechtlichen Commission der zweiten Kammer unterm 12. December 1877 gefaßten Beschluß „die kgl. Regierung um Einbringung eines Gesetzentwurfes zu bitten, durch welchen das geltende Gesetz, betr. die Wahlen der Städte und Oberamtsbezirkc für den Landtag, sowie die weiteren in nothwendigem Zusammenhang damit stehenden Gesetzesbestimmungen im Sinne möglichster Gleichstellung der Vorschriften für diese Wahlen mit denjenigen für die Reichstagswahlen abgeändert werden." Entsprechend dieser Bitte ist in der Thronrede vom 4. Februar 1880 eine bezügliche Gesetzesvorlage zugesichert und der nun vorliegende Gesetzes- entwurs abgefaßt worden. (Fr. I.)
Stuttgart, 17. Mai. Großfürst Konstantin von Rußland ist heute Mittag nach Gmunden weitergereist. (Fr. I.)
Tübingen, 17. Mai. Soeben Morgens 5 Uhr wurde der Raubmörder David Reichardt von Entringen mittelst Fallbeiles enthauptet. Er starb äußerst ruhig und gefaßt, ohne sichtbare Zeichen von Reue. Helfer Elsässer hatte die Aufgabe, den Delinquenten auf die Richtstätte zu begleiten.
Brandfälle: In Hochdorf bei Biberach am 14. Mai das mit Stroh gedeckte Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauern Jos. Huchler; in Ummendvrf am 14. Mai der mit Oehmdoorräthen gefüllte Stadel des Oekonomen Mindel; in Geigershof, Gemeinde Ober-Essendorf (Waldsee) ein Wohnhaus sammt Scheuer.
* Aus allen Theilen des Landes liest man Berichte über den Schaden an Gartengewächsen, Kartoffeln, Hopfen, Obstbäumen, Weinbergen, die die Kälte der ganzen Woche verursacht. Die Größe und Ausdehnung des Schadens wird übrigens erst beim Eintritt wärmerer Witterung ersichtlich werden, daher die Lamentationen vielfach übertrieben, jedenfalls bis jetzt verfrüht erscheinen mögen.
Die Sonnenfinsterniß, welche am 17. Mai Morgens stattfand, war eine partiale; sie erreichte ein Drittel des Sonnendurchmessers. Die Finsterniß war eine totale für alle Orte einer Linie, welche durch das Innere Asrika's zwischen Theben und Siut am Nil, über Bagdad, Teheran, Samarkand, Kaschgar, (Schanghai bis gegen Japan sich zieht. Die günstigste Beobachtung bot Aegypten; dort warteten englische, französische und amerikanische Astronomen des Ereignisses. (St.-Anz.)
(Ein arger Druckfehler) ist der „Wieslocher Ztg." passirt. Dieselbe meldet iu ihrer 53. Nummer, der Papst habe den „Neuvermählten" (statt „ueuerwählten") Erzbischof von Frciburg sofort telegraphisch bestätigt.
München, 16. Mai. In Linden (Oberbayern) brannten Samstag Nachts zwei große Bauernhöfe nieder. Leider erlitten hiebei 2 Knaben mit 5 und 8 Jahren den Feuertod. Dieselben sollen noch aus einem Fenster um Hilfe gerufen haben, ohne daß es Jemand gelang, beispringen zu können. Auch verbrannte sämmtliches Vieh (7 Pferde, 2 Schweine, 20 Kühe.) Es wird Brandstiftung ver- muthet. (N. T.)
Ein „neuer Mann" im Reichstage ist der Abgeordnete v. Volkmar. Er ist in Bayern gewählt, war bayerischer Offizier, trat dann in die päpstliche Fremdenlegion in Rom, wurde 1870 beim Ausbruche des Krieges gegen Frankreich zurückgerufen und diente unter Tann. Er ist 32 j Jahre alt und ein
stattlicher Mann. Durch Verwundung oder Kriegsstrapazen sind ihm beide Beine gelähmt. Er ist der entschiedenste Svcialdemocrat und erregte durch seine Jungfernrede gegen das Monopol und gegen das Regierungssystem Aufsehen und einen gewissen Respekt bei allen Parteien. Kühl, scharf und schneidend entwickelt er das System der Sozialdemokratie und schreckt vor keinen Consequenzen zurück. Die Reichsregierung, sagte er, arbeite durch ihre Pläne der Sozialdemokratie in die Hände, er freue sich darüber, wenn er auch das Monopol verwerfe. Bahnen, Bergwerke, der große Grundbesitz, alles müsse in den Besitz des Staates übergehen, auch das große Capital. Die Hetzerei gegen das jüdische Capital gehe an dem Volke durchaus nicht spurlos vorüber, man merke es sich; denn das Volk halte das jüdische Capital nicht schlechter als jedes andere. Der Staat müsse alles an sich nehmen und dann Allen Arbeit und Brod geben. Das sei die Forderung des Sozialismus, während jetzt der Staat vieles an sich reiße und viele Privatthätigkeit ruinire, ohne den Ruinirten Arbeit und Brod zu geben. — Vieles, was V. mit großer Kühnheit und Kühle vorbrachte und entwickelte, machte auf allen Seiten Eindruck und würde vielleicht noch größeren gemacht haben, wenn er sich nicht auch gegen das Reichsheer gewendet hätte, das viel zu groß und theuer sei. Was man auch über die schwere Last denken mag, für jetzt hält nur der Respekt vor diesem Heere Deutschlands Feinde ringsum ab, über uns herzufallen. Dagegen sollte sich Niemand verblenden. Was würde ein unglücklicher Krieg uns kosten!
Aus Gera lauten die Berichte über den Stand der Geschäfte außerordentlich günstig. Die Wollwaaren- gcschäftc sind nicht im Stande, alle die eingehenden Aufträge zu erledigen und sehen sich deshalb veranlaßt, ihre Anstalten bedeutend zu erweitern. Die Färbereien sind ebenfalls kaum im Stande, den an sic gestellten Forderungen zu genügen, trotzdem dieselben bereits Nachtschichten eingelegt haben: auch werden sie umfassende Neubauten vornehmen. (Dorfztg.)
(Auswanderung.) Aus Köln geht dem „St.-Anz." folgende Mittheilung zu: Die Zeitungen bringen fortwährend Mittheilungen über die starke Auswanderung, namentlich nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika, aus Süddeutschland wie Rheinland—Westfalen, die besonders durch die günstigen überseeischen Nachrichten gefördert wird. Weniger liest man von zurückgekehrten Auswanderern, und doch ist deren Zahl in unserer Gegend und Westfalen nicht gering: und fragt man nach der Ursache ihrer Heimkehr, so ist es zunächst die Unsicherheit zusagender Beschäftigung, sodann die übergroße Anforderung an die Arbeitskraft des Menschen und die rücksichtslose strenge Behandlung, welche den Arbeitern in amerikanischen Fabriken zu Theil wird; — beim geringsten Vergehen gegen die Fabrikordnung erfolgt sofortige Entlassung, während in Deutschland in solchen Fällen eine Warnung oder höchstens eine geringfügige Geldstrafe stattfindet.
Berlin, 16. Mai. Vom Czaren sind heute 4 prachtvolle Rapphengste und ein vollständig national-russisches Gespann nebst Livree für den Kutscher als Geschenk an den Kaiser Wilhelm hier angekommen. Die Hengste sind vom Czaren persönlich eingefahren. Es geht ein Gerücht von einer in Stettin stattfindenden Zusammenkunft beider Monarchen. (Fr. J.'>
Berlin, 16. Mai. In der heutigen Sitzung des Centralkomites der Hygiene-Ausstellung erklärte der Vorsitzende Hobrecht: Trotz der Schwierigkeit der Feststellung der Verluste im einzelnen glaube das