Oesterreich-Ungarn.

Wien, 14. April. Einer Londoner Depesche zufolge findet die Krönung Zar Alexanders III. in Moskau im August d. I. statt. Die Kosten dafür sind auf 10 Millionen prülimiuirt.

Auch alt gefreit, bar Niemand gereut. Am Ostersonntag wurde im Dome zu St. Stephan und in der Pfarrkirche von Währing ein Brautpaar verkündet, bei dem der Bräutigam 83 Jahre und die Braut 25 Jahre alt ist. Der Bräutigam erfreut sich der besten Gesundheit und raucht seit Ostersonntag seineVirginia" in sichtlich gehobener Stimmung.

Italien.

Rom, 12. April. Morgen findet zu Ehren des Prinzen Heinrich von Preußen und des Kö­nigs von Würrttemberg ein Galadiner bei Hofe statt. Vor feiner Abreise aus Florenz hat der Kö­nig, wie wir dem Diritto entnehmen, durch den deut­schen Konsul 1000 Fr. an den Quästor übergeben lassen zur Austheilung für arme Familien. In Rom wird, demselben Blatt zufolge. König Karl bis zum 24. d. bleiben und daun nach Genua sich begeben, wo im Albergo Drombetta Wohnung für S. Mas. bestellt ist.

Rom, ! 3. April. Seine Majestät der König von Württemberg machte heute Sr. Heiligkeit dem Pabst im Vatikan einen Besuch. Seine Majestät wurde am Fuße des Wala vom Majordomus und dem päbstlicheu Hof ermattet und in die inneren Gemächer geleite:. Im Gefolge Seiner Majestät befand sich neben dem Generaladjutauten und Oberst- kammerherru Freiherr v. Spitzemberg und anderen Herren aus Württemberg auch der K. preußische Gesandte bei der Kurie, Herr v. Sckilözer. Später besuchte der König auch den Kardinal-Staatssekretär Monsignore Iaeobi n i.

Rom, 14. April. Der König verlieh dem Könige vom Württemberg den Anuuneiatenordeu. - Der Cardinal Hohenlohe besuchte heute den König von Württemberg.

Schwerz.

Tie Auswanderung aus der Schweiz, (namentlich aus dem Berner Oberland) hat in letz­ter Zeit ganz bedeutende Dimensionen angenommen. Angesichts der Dhatsache, Laß diese Auswanderer zum größeren Dheile durchaus nicht den ärmeren Classen angehöreu und auch nicht aus bloßem Wan­dertrieb fortzieheu. Wadern weil ihnen die Heimath für die Zukunft keine sichere Existenz bietet, so dürfte man sich in maßgebenden Kreisen mit dem Gedanken an eine volkswirthschaftliche Enquette vertraut machen.

Frankreich.

Das neuere UnterrichtSgesetz in Frank­reich führ: den Schulzwang ein und schließt den Re­ligionsunterricht aus. Wer feinen Kindern letzteren will ertheilen lassen, muß es auf eigene Kosten thun. lieber diese aus dem Volkswillen hcrvvrgegangene Maßregel find natürlich die Klerikalen äußerst er­bittert, so daß es scheint, als ob der Culturkampf, der bei uns seinem Ende zugeht, drüben bei den Franzosen entbrennen wolle. Andererseits läßt sich auch wieder große Zurückhaltung verspüren, da ein Theil der klerikalen PresseAbwarten" commandirt. DaS französische Cabinet nimmt eine sehr entschlos­sene Haltung an und hat schon das Wort Budget­maßregeln fallen lassen, was sich im Deutschen etwa anhört wie Gehältersperre. Und das Geld regiert auch in Frankreich die Welt.

Am Ostermontag wurden an einem Vergnü­gungsort bei Paris (Asnwres) ein paar Kolpor­teure, die obszöne Photographien anboten, von dem indignirten Publikum derart durchgebläut, daß sie von der Polizei auf einem Wagen in's Spital trans- portirt werden mußten.

England.

London, 12. April. Der Stolz des Eng­länders ist bekanntlich sein Freiwilligen-Heer, mit welchem der richtige John Bull sich verpflichtet, die Armeen der ganzen Welt bis auf den letzten Stiel zu vernichten, wenn dieselben einmal in England ein­sallen sollten. Am Ostermontag war die übliche Revue und daS Manöver dieser Freiwilligen, welche Schaustellungen in üblicher Komik verlaufen zu sein scheinen. Obgleich England auf die Regimenter seiner Freiwilligen mit Stolz hinweist, erklären Sachver­ständige doch den Werth von Manövers und Schein- Gefechten, wie solche gestern bei der Oster-Montags- Revue unweit Portsmouth stattgefunden haben, ge­radezu für lächerlich und absurd. Der Tagesbefehl des Herzogs von Cambridge lobt die soldatische Hal­tung, gute Manneszucht und Intelligenz der Frei­

willigen, aber die Generale der regulären englischen Armee scheinen nicht den geringsten Begriff von einer wirklichen Schlacht zu besitzen. Ganze Regimenter, selbst Divisionen feuern auf kürzester Distanz in ge­schlossenen Blaffen gegeneinander, wobei eine Ver­nichtung absolut sicher wäre. Kein General, welcher bei klarem Bewußtsein ist, würde im Kriege so han­deln, und derStandard" muß zugebcu, daß es für britische Soldaten das Gefährlichste wäre, von eng­lischen Generalen in einer Schlacht geführt zu werden.

London, 13. April. Rach derMorning Post" wäre Lobanoff nach Petersburg berufen, »m an die Stelle Jgnatieff's zu treten. Orlofs rede dem Czaren zu, bei Gelegenheit der Krönung eine Constitution zu verleihen.

Die kirchliche Statistik koustatirt das unge­heure Anwachsen der Methodisten-Sekte. Man weiß, daß vor ca. 150 Jahren John Wcsleh in-Oxford vorgab, die sichersteMethode" gefunden zu haben, um zur christlichen Vollkommenheit zu gelangen. Sicher ist, daß er einen ganz gewaltigen Erfolg mit seiner Lehre hatte. Sein Nachfolger und Schüler Witeficld brachte es zu noch großartigerem An­sehen. Die Chronik erzählt, daß, als der beredte Apostel einst in der Kirche von Glocester predigte oder vielmehr gegen die Gottlosen donnerte, nicht weniger als 13 Zuhörer wahnsinnig wurden. Hun­dert Jahre später zählte England, das sich ja durch eine ganz ungeheure Mannigfaltigkeit religiöser Sek­ten auszeichnet, ungefähr eine Million Methodisten. In mehreren Theilen Englands, in Wales zum Bei­spiel, ist das Uebergcwicht der Methodisten über die gesummten anderen Sekten ein evidentes. Der Me­thodismus unterscheidet sich fast gar nicht von star­rem Pietismus. Er verbietet jede Freude, die Theilnahme an Spiel, Tanz, Theater, kurzum an allen weltlichen Vergnügungen, und fordert das un­bedingteAufgehen der gläubigen Seele in Gott." Vor Allem verbietet er aber die geistigen Getränke. Freilich, wenn mau sich erinnert, daß der Verbrauch derselben in England eine wahrhaft überraschende Ausdehnung genommen hat, haß beispielsweise der Consum au deujelveu von 1880 bis 1881 um nicht weniger als 25,000,000 Mark gestiegen ist, daun möchic mau eia wenig zweifeln an dem rapiden Wachsthum der Melhodisteulehre, oder aber man müßie die lleberzeugung gewinnen, daß zahlreiche Methodisten scheinheilige Sünder und ein gro­ßer Theil der übrigen Einwohner Englands ausge­machte Trunkenbolde sind.

Im parlamentarischen Leben Englands gibt cs merkwürdige Äbsvnderlichkeiten. Der Lordkanzlcr im Ober- Hans sitzt aus einem Wollsack, einem mit Wolle nusgestvpsten Kissen ohne Rücken- und Seitenlehnen. Es ist eine Stiftung der Königin Elisabeth und sollte symbolisch anbentcn, das; die Wolle die Hanptqnelle des englischen Wohlstandes sei sdamalS). Im Unterhanse können gewisse Bemerkungen nur sitzend und de» Cylinder auf dem Kopse vorgebracht werden. Als der Minister Gladstone vor nicht langer Zeit seines eigenen Cyiin- ders gerade nicht habhaft werden konnte, griff er eilig nach anderen Hüten, von denen eine gute Anzahl ihm enlgegcnge- strcckt wurde. Er erwischte unglücklicherweise einen sehr engen, den er aus seinem breiten Schottenschädel nur mühsam in der Schwebe hielt. So sitzend und mit der Angströhre kämpicnd, hielt er seine kleine Anrede, während das Hans von krampf­haftem Gelächter wiederhallte.

Wie dieBombay Gazette" meldet, sind der indischen Regierung Nachrichten aus Kabul zngc- kommen, welche befürchten lassen, daß es in Afgha­nistan baldigst zu einem allgemeinen Aufstande kom­men werde, der England zwingen dürfte, diesem Lande einen neuen Herrscher zu geben. Diesen Nachrichten zufolge soll der von England eingesetzte Emir Ab- durrhaman schrecklich in seinem Reiche Hausen, das er um jeden Preis von den früheren Parteigängern des Schir Ali, des Jakub und des Achmed Ehub Khan säubern will. Es finden fortwährend Einker­kerungen, Verstümmelungen, Blendungen und Hin­richtungen statt, so daß selbst die an solche Szenen gewöhnten Kabulefen öffentlich gegen ihren Fürsten zu murren anfangen und ihm mit Ermordung oder Versagung drohen.

Türkei.

Den Aufstand in der Crivoscie und Herze­gowina darf man nunmehr wohl als ganz bewäl­tigt betrachten. Die österreichische Regierung hat aber jetzt dafür Sorge zu tragen, daß die stets un­ruhigen Bergbewohner nichts Anderes als ihr bür­gerliches Geschäft mehr treiben können und dazu ist erforderlich, daß nicht gleich die Mannschaften heim­gesandt werden. Zum Mindesten sollte die Regie­

rung den Eindruck vermeiden, als entblöße sie das Land von Truppen.

Rußland.

Petersburg, 12. April. Offiziere des Ei- scubahiibataillvlis haben die cjesuchtö, wohl verborgene Mine auf der Nikolaibahn (Petersburg-Moskau) auf- gefnnden. Die Erdarbeiten waren vollendet; eine Drahtleitung führte unter den Damm. Sprengstoff und galvanische Batterie fehlten.

Petersburg, 15. April. Die Bestrebungen derjenigen, welche den General Loris-Melikoff wieder zum Minister machen möchten, sind aussichtslos. Jgnatieff's Stellung ist fest.

Nach einem Petersburger Telegramm desTa­geblatt" erhielt Herr v. Giers u. A. sofort ein sehr herzliches Glückwunschtelegramm vom Fürsten Bismarck. Die Ernennung Giers rief bei den Pan- slavisten lange Gesichter hervor, um so mehr, da gleichzeitig bekannt wurde, daß General Skobeleff wirklich auf sein Gut geschickt wurde.

DieVoss. Ztg." schreibt: In Rußland wird nächstens eine Razzia sn Aroo auf Nihilisten abge- halten werden. Wie man uns meldet, soll die Strecke zwischen Petersburg und Odessa, mit besonderer Be­rücksichtigung Moskan's und Umgebung, wo es von Politisch Verdächtigen ordentlich wimmeln soll, durch Gendarmerie abgcsucht werden. Zu dieser Expedition sind die fälligsten Gendarmerie-Offiziere kommandirt worden. Natürlich müssen die nöthigen Truppen- masscu ihnen zur Verfügung gestellt werden.

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Erzäblnng von Philipp Scheffel.

Wie ich mich auf die Weihnachtsgaben freue, Hedwig, die ich mir dieses Jahr wünsche, nur noch drei Tage sind cs bis zum Weihnachtsabend," so re­det Rudolph Kalstein seine Schwester an, als sie sich im behaglich eingerichteten Wohnzimmer des, ihrem Vater, dein Professor Karlstein, gehörenden und von dessen Familie allein bewohnten zweistöckigen Hauses befanden.

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nungen, Rudolph, Da weißt, der Vater giebt nichts ans solche Wünsche, er vergisst, daß es außer seinen Büchern noch etwrS in der Welt giebk, über was das Menscheicherz sich freuen kann. Aber was meine Wünsche anbelrifst, so wird mir die Mutter dieselben sicherlich erfüllen, sie hat es mir fest versprochen. Meine Freundinnen sollen die Augen weit aufthun, wenn sie meinen neuen Ballstaat zu sehen bekommen, Schuhe von weißem Atlas, mit Gsld durchwirktem Stoff znm hellfarbigen Kleide, einen Kragen von echt seidenen Spitzen und einen Schmuck, nach welchem ich mich schon längst gesehnt habe."

Der Jüngling, er zählte erst sechzehn Jahre, sah seine Schwester, welche um ein Jahr älter war, bei diesen Worten erstaunt an und zeigte durchaus keine erfreute Miene, als er hörte, wie seine schönen Hoffnungen sich vielleicht doch nicht verwirklichen wür­den. Die Schwester konnte Recht haben, wenn sie ihm die Unwahrscheinlichkeit von deren Erfüllung pro­phezeite; denn der Vater war in der That ein son­derbarer Charakter, wie er sich häufig bei Gelehrten auszuprägen pflegt. Der Professor Dr. Karlstein bekleidete das Amt eines Lehrers an dem königlichen Gymnasium der Residenz und hatte im Laufe der Jahre den ehrenden TitelProfessor" wegen seiner Verdienste um die Wissenschaft erhalten. Frühzeitig war er in die Ehe getreten und hatte mit seiner schönen Frau auch noch ein erkleckliches Vermögen er­halten, da sein Schwiegervater ein reicher Fabrikant war. Doch was nützte dem gelehrten Professor das Vermögen, was achtete er weiter die Schönheit seiner Frau? Er hatte keinen Sinn für häusliche Freuden, keinen Geschmack für andere Genüsse als für jene, die er sich durch eifriges Studium der alten Sprachen und namentlich der Egyptologie bereitete. Seine bei­den Kinder, und von ihnen besonders der Sohn, in- teressirten ihn nur so weit, als er ihre wissenschaft­liche Ausbildung leitete. Die Tochter war ihm ent­wachsen, sie fand in ihrer Mutter eine eifrige Beför­derung der kleinen und großen weiblichen Eitelkeiten, und hatte sie Wünsche, so brauchte sie nicht lange bei dem Vater zu bitten, sondern die Mutter beschaffte willig und gern alles, worüber die Tochter sich freute.

Die Mittel erlauben es uns ja und man ist nur einmal jung," erwiderte sie in der Regel, wenn der Gemahl einmal seine Unzufriedenheit mit der Verausgabung von so vielem Geld für Putz und

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