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Dienstag den 18. April
^mrriionc-gebühr sür die ispaltige Zeile aus ge- ; wohnlicher Schrift bei einnialiger Einrückung 8 <4, / i bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen : spätestens Aiorgens 8 Uhr am Tage vor der > Herausgabe des Blattes der Druckerei auigegcbenj l ' sein. j
1882.
Diejenigen eva«g. VfarrLmter, an welche heuer die Reihe der Kirchenvisitnlwn kommt, werden ersucht, die Pfarrberichlc sammt Beilage bis spätestens den 23. April einzusenden.
Nagold, 14. April 1882.
K. Dekanatnmt.
K e m m l e r.
Mit der Wahrnehmung der Amtsanmaltschast bei dem Amtsgerichte Freudeustadt ist der dortige stellvertretende Oberamtsaktnar Regiernngsrefercndär I. Klasse Ran beauftragt worden.
Die dritte Schulstelle in Lustnau wurde dem Schullehrer Elast in Reichenbach übertragen.
Gestorben: 14. April zu Stuttgart Albert v. Opp el, Präsident a. D., langj. Vorstand der landwirlhsch. Zentralstelle rc., 82 Jahre alt.
Tages-Nenigkrtte»».
Deutsches Reich.
In diesen Tagen fand man eine» nnvcrheiratheteu 58- jährigen Mann aus Mühlen a. N., OA. Horb, an dem Wege, der nach Nohrdorf führt, tobt in sitzender Stellung, in der einen Hand ein Stück Lchcck, in der andern Brod haltend. Derselbe hatte eine bei ihm auf Besuch gewesene ältere Frauensperson, die seine Braut sein soll, ein Stück Weges begleitet und sich auf dem Heimwege, um seinen Hunger zu stillen, niedergesetzt, während des Essens aber machte ein Schlagansall seinem Leben ein Ende. (N. T.)
Stuttgart, 12. April. lTabakmonopol.) Heute Abend nahm eine zahlreich besuchte Versammlung der deutsch-eonservativen Partei in Sachen des Tabakmonopvls folgende Resolutionen einstimmig an: 1) Vermehrung der Reichsstenern ist absolut noth- wendig zur Aufhebung der Matrikularbciträge der Einzelstaaten — also zur Beseitigung des Defieits, ferner zur Entlastung der kleinen Leute Non direkten und indirecten Steuern. 2) Directe Reichssteuern sind nicht möglich wegen der Verschiedenheiten der Steuererhebungen und Bestimmungsarten in den Einzelstaaten — also Vermehrung der indirekten Reichssteuern. 3) Kein Gegenstand der Luxuscon- sumtion ist so steuerfähig als der Tabak, alle anderen Culturstaaten haben ungleich höhere Einnahmen aus dem Tabak. 4) Wir überlassen es der Reichsregierung und dem Reichstage, die geeignetste Form der Tabakbesteuerung zu finden, können uns aber der Ansicht nicht verschließen, daß das Monopol einer höheren Tabakbesteuerung entschieden vorzuziehen sei, weil unter der erhöhten Tabaksteuer der kleine Fabrikant zu Grunde gehen würde, ohne dafür eine Entschädigung zu erhalten und weil ein Monopol des Großcapitals entstehen würde, bei welchem die Arbeiter das Schlimmste zu fürchten hätten. 5) Bei etwaiger Einführung des Monopols hätte die Reichsregierung für die frei werdenden volkswirthschaftlichen Kräfte neben Gewährung einer ausgiebigen Entschädigung eine anderweitige Arbeitsgelegenheit zu schaffen, event. durch Organisation der Auswanderung auf Grund von Verträgen mit überseeischen Staaten, durch welche die Ausgewanderten vor Uebervortheilung sicher gestellt werden. L) Bei etwaiger Ablehnung des Monopols ist es wün- schenswerth, die Tabakverfätschung und falsche Fir- mirung mit hohen Geld- und Freiheitsstrafen zu belegen und mit gleichfalls hoben Geldstrafen die Preis- fixirung auf die Emballage der Cigarren zu erzwingen. 7) Eine Ablehnung sowohl des Monopols als einer höheren Tabakbesteuerung wäre eine Verweigerung der nothwendigsten Lebensbedürfnisse für das Reich, wie für die Einzelstaaten eine Verzögerung der socialen Reform zu Gunsten der vom Großkapital ans- gebeuteten productiven Stände, also eine Sünde gegen das Volkswohl. (Fr. I.)
Stuttgart, 13. April. Der Frostschaden ist unglücklicherweise weit größer, als man Anfangs befürchtete; denn außer der Vernichtung des Frühobstes ist auch ein arger Schaden am Wcinitock zu beklagen. Nach einem Schreiben aus Hellbraun ist dort der Trvllinger und Elbingcr Lst, der Silvaner und Nißling Ls bis Lg erfroren. :Sch. B.>
Stuttgart, 14. April. Dir „Deutsche Reichspost" schreibt: „Die gestern von der Bolksparlei nnbercmmlc Versammlung im Gasthvf zum goldenen Baren war von kaum 15—20 Mitgliedern besucht, so daß mau wohl aunchmcn kann, der Gegenstand der Tagesordnung, die Agitation gegen das Tabakmonopol habe keine Anziehnngskrail mehr."
Backnang, 13. April. In Snlzüäcii erschoß sich ein beurlaubter Soldat, früher Gefreiter, aber seit einiger Zeit zum Gemeinen dcgradirt. Derselbe halte während der Zeit seines Urlaubs das Zeichen seines früheren Grades an der Uniform angebracht und fürchtete imn, da einige Kameraden ihm mit einer Anzeige beim Regiment drohten, seine Bestrafung.
Brandfälle: InBlönricd (Saulgau) am 13. April ein Wohnhaus samt Scheuer und Schwein- stall; in Stau dach, Gem. Eglofs, (Wangen) am 10. April, NachtS 9Ls Uhr, ein Wohnhaus sammt Scheuer und Stallung; in Frendenstadt am 12. April der Dachstuhl des Zimmcrmann Haas'scheu Hauses in der Reichsstraße.
Die vielgeprüfte Stadt Konstanz hat einen neuen „Fall" zu verzeichnen: Man schreibt von dort unterm 12. d.: „Als heute Vormittag bei der hiesigen von der Stadt gnrantirtcn Sparkasse Kassensturz vvrgenommcn wurde, stellte sich ein Manko von etwa 30,000 Zcl heraus, welches dem Sparkassier Waldvogel zur Last fällt. W. wurde sofort seines Amtes entlassen und machte, um den Folgen seiner Handlungsweise zu entgehen, einen Vergiftuugsversuch, ohne jedoch seinen Zweck zu erreichen. Was Waldvogel, der als ein solider Mann galt, zu der Unterschlagung getrieben und wie dieselbe durchführbar war, ist noch nicht bekannt. Durch den Reservefonds ist das Defizit mehrfach gedeckt, so daß die Einleger nichts zu fürchten haben."
Mün ch en, 14. Mürz. Den „Neuesten Nachrichten" wird von unterrichteter Seite geschrieben: „Die bayerische Regierung wird, wie die meisten anderen Bundesregierungen, dem Monvpolentwurf zu- stimmen, so daß derselbe eine bedeutende Majorität erhalten wird. Denn würde der Entwurf vom Bun- desrathe abgelehnt, so könnte er dem Reichstage gar nicht vorgelegt werden; die Bundesregierungen sind aber gegenüber der Reichsregierung viel zu loyal, um den in der kaiserlichen Botschaft f. Z. zum Ausdruck gebrachten Wunsch einfach zu ignorircn."
Harmlose Plaudereien aus München nennt ein Ungenannter seine Erinnerungen an den Völkerfrühling von 1848. Die Münchner Revolution fing mit der verhaßten spanischen Tänzerin Lola an und die „Schwarzen" schürten den Haß. Am 8. März ernannte König Ludwig den äußerst populären Herrn v. Thon-Dittmcr (aus Regcnsburg) zum Minister, ganz München schwamm in Wonne, die Leute umarmten sich vor Freude ans den Straßen. Zehn Tage später traf den Minister ein Steinwurf. Er hatte zu einem Voikshausen gesprochen, der ein Haus stürmte, in welchem Lola versteckt sein sollte. Sie ist nicht da, hatte er bethcuertj, da traf ihn ein Sieimvnrf ins Gesicht. „Diesen Stcinwnrf, erzählt der Plauderer, hob ich ans, ließ ihn abschlsifcn zum Briefbeschwerer u. gab ihm die Inschrift: „Damit dankt das Volk." Das „Lo- lasuchen" war damals zur Sucht geworden. Ein Bekannter des „Plauderers" spürte einmal nnvermuthct eine Hand in seiner Rocktasche, er hielt dem Besitzer die Hand fest u. stellte ihn zur Rede. Ja Wissens, sagte der Strolch, ich Hab' nur die Lola suchen wollen." Studenten, Beamte und Bürger traten zu Compagnien zusammen und excrcirten: ihr Commandant war der „Wagncrtoni", der Student Anton Wagner. Mit der Disciplin aber stcmds so so. „Als ich meinen Wchrlenten sagte: auf das Commando „Marsch" tritt Jeder mit dem linken Fuße an, entgcgnetc mir Einer aus Reih' und Glied: „Das ist eine ganz ungerechtfertigte Beschränkung der persönlichen Freiheit, llch sehe nicht ei», warum nicht Jeder gehen soll, wie er mag." Richtig trat er dann auch conseguent mit dem rechten Fuße an: die Folge war, daß er bei seinem ersten Patrouillengang von seinem Nachmann beständig auf die Hacken getreten wurde, was mitten unter dem Marschiren eine Herausforderung zum Duell zur Folge hatte. — Viele von unS hat
ten vorher Unterricht in der Strategie und Taktik gehabt, der Unterricht wurde cibe: nicbt von cinem Militär, sondern von einem Obcrpostrathe erlheili; die Stunden der Taktik nannten wir beharrlich „Tiklcik" und ärgerten den Herrn durch mög- lickst unpassende Antworten. So z. B. ans die Frage: Was hat eine Eavalleric-Patrouille im Felde zu lhun? Antwort: „Sie hat unter jeden Baum zu reiten, um zu sehen, ob auf ihm keine Feinde sitzen." Oder auf die Frage: „Warum haben die Ehcvauzlegers, ungeachtet die grade Waffe so viele Vorzüge besitzt, doch krumme Säbel'?" Antwort: „Weil die graben Säbel nicht in die krummen Scheiden hineingehen" u. s. w.
Zu Deggendorf in Bayern hat die Spiyederei noch einmal Btnlhcn getrieben, glücklicherweise aber geschah cs nicht unter der Maske religiöser Heuchelei, sonst wäre sie gewiß noch weiter gediehen, als es der Fall war. Ein Fräulein V. entlehnte schon seit Jahren unter verschiedenen Vorspiegelungen meist bei besseren Familien Beträge von 200—1500 und zahlte in der Regel 8 Proz. Zinsen. Dabei führte cs ein flottes Leben, war zugleich eine große Wohithatcrin der Armen und wußte sich i» jeder Beziehung das Ansehen einer reichen Dame zu geben. Die Gesammtvcrluste werden bis jetzt auf ungefähr 20,000 angegeben, worunter leider Darlehen von 100 500 sind, die cs von armen Dienstboten erhielt, welche ihr Erspartes dadurch sicher angelegt glaubten und nun aber das Nachsehen haben.
Die „Eichstädter BolkSztg." bringt Folgendes: Originell wird der Verein gegen Hansbettel in I ... . bei Monheim in Schwaben gehnndhabr. Dort besagen die Statuten: Ein Handwerksbursche ohne gehörige Papiere mutz leer abduftcn: kann er solche-vorzeigcn, so erhält er, falls er bayerischer Staatsbürger ist, 15 Reichspscnnige; erscheint er aber in weniger festtäglichem Gewände, so muß er mit 10 -1 vorlieb nehmen. Ein „Prcuß", gleichviel ob nobel oder lumpig gekleidet, wird mit 5 ^ abgespeist. Ein Vereinsmitglied aber, welches gleichwohl einen Handwerlsburschen vor seinem Hause „umschatten" läßt, muß diesen Frevel mir 50 st büßen.
Der k. sächsische Wetterprophet Stannebein, der von den Sachsen zu den großen, von der Seewarte in Hamburg zu den kleinen Propheten gerechnet wird, hat einen guten Sommer und eine gute Erndte prophezeit. Nach den alten „Wetterbüchern" ist ein Frühjahr mit kühlen Nächten und vorherrschend nördlichen Winden zu erwarten.
In Kleinsendelbach bei Erlangen wurde eine Frau 105 Jahre alt. Sie hatte nie über etwas anderes geklagt als über „Müdigkeit" in ihre» letzten 14 Tagen. Jetzt ruht sie aus.
Berlin, 13. April. Der Kaiser gedenkt am künftigen Dienstag mit der Kaiserin nach Wiesbaden abzureisen, wo ein vierwöchentlicher Aufenthalt in Aussicht genommen ist.
Berlin, 15. Zlpril. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, nach w elcher der Reichstag auf den 27. April einberufen wird. (Fr. I.)
In der „Papenburger Zeitung" (Nr. 36) macht der Gerichtsvollzieher Backhaus bekannt, daß er „einen Haufen Dünger, sowie 1 Kirchensitz in der Kirche aä 8t. Llieimöiem, Frauenseite", öffentlich meistbietend zu verkaufen gedenke.
Der israelitische Lehrer Dickst ein in Heringen, der das Alter von über 107 Jahren erreicht (gcb. 1775 zu Cha- lcnski in russisch Polen), wurde am 9. d. unter Begleitung der gesammtcn Einwohnerschaft bestattet. Dickstein batte in dem russischen Feldzug gegen Napoleon I. an der Beresina als Ko- sakcnoffizier ruhmvoll gekämpft.
Erst das Geschäft und dann das Vergnügen. Von Thum (Kreis Zwickau), schreibt die „Grcizcr Zeitung": „Ende vorigen Monats versammelten sich die diesjährigen Rekruten zu einem fröhlichen Balle in einem hiesigen Lokal. Doch bald wurde die Heiterkeit gestört durch den Eintritt des Wachtmeisters. Derselbe ließ durch den Vorstand auf höfliche, aber bestimmte Weise mehrere Anwesende auffordcrn, den Saal zu verlassen, weilsiedievorjährigenSteuernnochnicht bezahlt hätten. Biele Theilnehmer des Festes schienen die Bekanntmachung des Stadtrathes, in Folge deren den restircn- dcn Steuerzahlern Tanzvergnügnngcn re. verboten sind, ganz übersehen zu haben. Das angewendete Mittel wirkte auch, denn um dableibcn zu können, bezahlten Viele sofort, so daß der Wachtmeister einige 30 an die Stadtkasse abliesern konnte."
Hamburg, 11. April. Ueber die Höhe der Einnahmen hiesiger Pastoren schreibt man: Ein Pastor D., der zu Ostern über 1100 Kinder konsirmirt, stellt sich nach eigener Angabe ans 45,000 Ein junger 27jähriger Pastor schätzte seine Einkünfte auf 22,000 »6.