Die nat.-lib. Angsb. Ab.Z. schreibt : Wenn von den Gegnern des Tabakmonopols den Tabakpflan- zern zu Gemüthe geführt wird, daß sie ohne Erlaub­nis nicht bauen dürfen, daß sie vielen Plackereien ausgesetzt sein werden und schließlich ihren Tabak dem Staat für jenen Preis überlassen müssen, den er zu zahlen für »ut findet, so dürfte Folgendes zu beachten sein: Wenn Man im Jahre 1880 nach den ersten großen Siegen des deutschen Heeres einem elsäßischen Bauern sagte:Wenn Ihr deutsch wer­det, dann hört daS Tabatmonopol auf, dann könnt Ihr Tabak bauen, so viel Ihr wollt, und braucht ihn nicht mehr tim geringen Preis an den Staat zu verkaufen, sondern könnt ihn demjenigen geben, der am meisten dafür zahlt", daun schmunzelte der neue deutsche Bruder ganz vergnügt und fand das Deutsch­werden nicht mehr so schrecklich, wie vorher. Seit­her Halen die Elsässer ll Jahre Tabakbaufreiheit hurchgemacht, und übereinstimmende Berichte melden, daß die dortigen Tabakbauern sich lebhaft nach dem Monopol und nach den prompt und loyale Preise zahlenden, nicln chikanirenLen und keine Abzüge ma­chenden Staa:.-beamten zurücksehnen. (Sch. M.)

Tie Zahl der deutschen Auswanderer über dir drei deutschen Auswanderungshäfen Bremen, Hamburg und Stettin betrug im Jahr 1881: 184 869 gegen 94 996 im Jayre 1880. 'Außerdem wurden im Jabre 1881 von Antwerpen aus 26 178 deutsche Auswanderer befördert gegen 11 224 im Vorjahre.

Frankreich.

Paris, März. Gestern weigerten sich vor dem Pariser Zuctnpvlizeigericht nun auch drei Zeugen, sämmllich junge Strolche, den üblichen Eid abzn- legen. Sie erklärten, der Gekreuzigte verstoße gegen ihre Ueberzeugungen und sie wollte» sich nicht in seiner Gegenwart vereidigen lassen. Auf die Bemer­kung des Präsidenten, ihretwegen könne er das Eru- cifix doch nicht von der Wand herablangcn lassen, verharrten sie auf ihrer Weigerung und wurden un­verrichteter Dinge an die Lust gesetzt.

Paris. 5. Mürz. Ein hiesiges Blatt meldet, Bazaine beabsichtige, die Geschichte der Belagerung und Eapitulalion von Metz hcrcmszngebeu.

Paris, 6 . Mürz. Aus Tran wird gemel­det: Berichten aus Mecheria zufolge erbeutete die Kolonne Mermet 18,000 Hümmel, 300 Kameele, eine andere Kolonne überraschte durch Eilmarsch Jn- furgeuteuabtbeilungei! in Sisimaus, tvdtetc etwa 100 und nahm 10 Tuars weg. Dadurch wurde ein tie­fer Eindruck aus die ungehorsamen Tribns hervvr- gebracht. (T. Ehr.)

Italien.

Ta- italienische Blatt Opinivns erörtert das VrrhaltuS Rußlands zu Testerreich und sagt, früher oder später komme es zwischen den Stauen und Germanen zum Kampfe. Italien liege daran, daß di? Slaven nicht allni mächtig würden; es werde daher auf der Seite Oesterreich-Deutschlands stehen müssen.

Rußland.

Petersburg, ö. März. Odessa er Zei­tungen zufolge hat die dortige slavische Gesellschaft Knrill und Pethodius", um ihre Sympathien für die aufständischen KrivoSciauer und Herzegowiner zu bezeugen, den bekannten Führer der Herzegowiner, Stojan Karatschevie, einstimmig zu ihrem Ehren- rnitgliede ernannt. Ferner wurde ein Gesuch an die Regierung beschlossen, die Sammlung von Unter­stützungsgeldern für die Familien der nach Monte­negro geflüchteten Ärivoscianer und Herzegowiner zu erlauben. Die Generale Gurko und Skobeleff wur­den gleichfalls zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Skobeleff ist erst am 4. Morgens in Pe­tersburg angelangt, nachdem er zuvor in War­schau in einer von den dortigen Journalen ver­schwiegenen Tischrede gesagt:Ich weiß nicht, was die Regierung über Polen denkt, aber ich bin Polen gewogen und wünsche, daß Polen mit Rußland einen Organismus bilde, wie Serbien und Bulgarien einen bilden sollten. Wir sind doch Brüder, denket daran, daß. wenn in Warschau keine russische Garnison wäre. Deutsche hier herrschen würden. Im letzten Kriege befehligte ich das sechszehnte Regiment; es kämpfte am besten; wißt ihr warum? Weil dessen Offiziere Polen waren, welche ich seither ehren und schätzen lernte. Heute als Vertreter der russischen Ration bringe ich hier einen Toast aus für unser gemeinsame- slavisches Vaterland. Es leben die Polen:"

Aus dem großen Attentatsprozeß in St. Pe­tersburg ist der Name Jesse Helfmann noch in Aller Erinnerung. Sie wurde zum Tode verurtheilt, aber bekanntlich nicht auf die Richtstätte gebracht, weil sie sich in gesegneten Umständen befand. Im Oktober v. I. geuaß sie eines Knübteins, und die Aerzte sorgten dafür, daß das Kind eine gute Unter­kunft auf dem Lande fand. Die Nihilistin tonnte sich indessen nicht mehr erholen und starb in der vorigen Woche. Sie wurde in aller Stille auf dem Armenfriedhof von St. Petersburg begraben. Serbien.

Belgrad, 6 . Mürz. Vormittags 11 Uhr. Kanonendonner verkündete soeben die Proktamirnug des Fürsten Milan zum Könige von Serbien durch die Skupschtina.

Die soeben erfolgte Proklamirung Serbiens zum Königreich wird in Wien sympathisch ausge­nommen, weit man davon namentlich unter dem gegenwärtigen serbischen Ministerium eine Kräftigung der dem PauslaviSmus entgegengesetzten besonderen serbischen Individualität erwartet.

Euglimö.

Der jüngste Mordversuch ans die Königin Viktoria von England ist bereits der siebente. Alle diese Mordversuche sind um >o empörender, als die Königin sich einer großen und verdienten Beliebtheit erfreut und nie etwas gethan hat, um sich persön­liche Feinde zu machen. Im Jahre 1842 wurde ein Gesetz gegeben, wonach Verbrecher, oie sich an der königlichen Person vergriffen haben, öffentlich oder nicht öffentlich, jo oft und in der Weise, wie eS der Gerichtshof bestimme, aber nicht mehr als dreimal, gepeitscht werden sollten. Das half auf acht Jahre, bis im Juni t 8 ö 0 ein elegant gekleideter Mann, Robert Pate, die Königin mir einem Stocke ins Gesicht schlug. Er verweigerte jede Aussage und wurde aus sieben Jahre deportier. Nach dem Tode des Prinzgemahls machte noch einmal ein verkom­mener Mensch einen Anschlag auf das Leben der Königin, der aber, wie alle früher», mißglückte.

Nach den neuesten Nachrichten aus England hat die Stellung Gladstones sich wieder befestigt. Vor einigen Tagen hätten 270 bei ihm versam­melte Liberale nach Anhörung seiner Auseinander­setzungen ihre Zustimmung erklärt und dem Eabinct ihre tinterstütznug zngesagr. Gut Ding, was sich bessert.

Afrika.

Es gibt keine unkriegerischere Rasse als die egyptische Nation. Alle Reisendcnde haben die Be­merkung gemacht, daß die meisten Fetlahs einen Fin­ger abgeschnitten haben; sie haben sich absichtlich verstümmelt), um der Mtlirärstellung zu entgehen. Ich habe unlängst Rekruten gesehen, die nach Kairo abgingen; sie warm alle gefesselt . . . L>o hebt man hier Soldaten aus.

Handel L Umkehr.

-- R agolö. iVichmarkrS - Reiullat vom Marz.) Zugcsülirt wurden: Ochsen 05 Paare, verkauft 38 Paar, Erlös 19,692 .L Zufuhr Kühe 14 t Stück, verkauft 42 Stück, Erlös 884t Zufuhr Kalbelu 9t Stück, verkauft 21 Stück, Erlös 8247 .L Zufuhr Schmalvieh 56 Stück, verkauft 24 Stück, Erlös 2759L Zufuhr Mutterschweine 2. Zufuhr- Läufer 188, verkauft 125, Erlös 3075 30 <r>. Zufuhr Saug-

jchweine 220 Stück, verkauft 180 Stück. Erlös 2032 4L 70 4. Ge- sammtcrlös 39,647

^ Altenstaig, 6. diärz. Die 14. Generalversamm­lung der Handwerkerbauk Alteiistaig fand gestern imHirsch" statt. Besucht war dieselbe von 81 Mitgliedern. Auf das divideudeuberechtigtc Guthaben der Mitglieder von dem Stamm- Autheil bis zu 1000Kl wurden bchg und von dem überschie­ßenden Betrag gemäß des Beschlusses der vorjährigen General­versammlung wurden 4chg Dividende ansbezahlt. Der Beschluß der vorjährigen Generalversammlung, bei den vcrwüligten Borschüssen den Zins von 5 auf 4yzcho und die Provision von Yz<>/y auf Mg, hei Conto-Eorrent den Zins von 5 ans 4i/z0/g herabzusetzen, wurde dieses Jahr wieder aufgehoben. Die ge­genwärtige Anzahl der Mitglieder beträgt 274, wovon 142 Auswärtige. Die Dividende von den das Stamm-Capital von 1000 übersteigenden Monatscinlagen der Mitglie­

der sind vom 1. Januar 1882 an auf 30fa festgesetzt worden. In den Verwaltungsrath sowie in die Eontrole-Commission wurden die alten Mitglieder wieder gewählt. Die Gcsammt- ! Einnahmen betrugen 674,321 4L 78 4, worunter 17.920 4L Monats-Einlagen. Die Gesammt-Ausgaben betrugen 657,150 Mark 12 Psg. Mithin Kassenbestand am 31. Dezember 1881 17,171 66 4. Der Gesammt-Umsatz einschließlich 157,750

Mark Prolongationen betrug 1 489.221 4L 90 4. Der Re­servefonds beträgt 6546 -L 58 4. Die Berwaltungskosten ein­schließlich der Belohnung des Kassiers betragen 2227 4L 74 4.

Gewerbebank Frendenstadt, E. G. Der Reinge­winn der Bank betrug im Jahre 1881 19 934 4L; die Mitglic- derzähl 757, deren Guthaben in laufender Rechnung 11290 4L

Stuttgart, 6. März. sLandesproduktenbörsc.j Unscr j heutiger Verkehr bewegte sich irr engen Grenzen. Wir notircn

per 100 Kilogramm: Waizcn, bnyr. -1L 2826.50, californ. 4L 28.25, rusf. 4L 25.25-25.50, DnckelkL 18, Haser 4L 15.60 bis 4L 16. In Mehl wurden keine Abschlüsse angezcigt.

I« NavrentttÄ-e.

Novelle von Herbert Morff. (Forschung.)

Dm Termiiislag Mtr vorüber; Felix lag noch immer fest darnieder. Es Wkr sich ein Wundsieber eingestellt, das durch die begreifliche Aufregung

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Kranken noch verstärkt wurde.

Elfriede wich fast nicht von seinem Bette; eine «) 2 ff-;fl -- alte Dienerin theilte sich mit ihr in die Pflege des Kranken, an welcher sich auch Tante Gertrud eifrig betheiligtc.

Man sah eben in Felix gegenwärtig nicht den Unwürdigen, sondern nur den Hilfsbedürftigen, und

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so konnte es nicht fehlen, daß Dank der aufmerksamen

Wartung bald das Fieber verschwand und auch im Zustand der Wunde sich eine merkliche Besserung DstZ

Elfricde brachte ihrem Bräutigam nun auch Lee- HP türe, darunter das Wochenblatt der kleinen Nnioerst-- ^

täisstadt, das sie selbst zu lesen jetzt keine .Zeit und " 3 § D K Lust halte, während der Kranke von der Langeweile "ff ff geplagt, vergnügt darnach griff.

Er fand darin unter Anderem auch folgende

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Notiz:

Auf dem Gute Wenkheim bei T. starb vor ei­nigen Wochen ein hochbetagter Major a. D., der sei­nen einzigen Neffen zum Universal Erben seines etwa zwei Millionen Mark betragenden Vermögens einge­setzt hat. Indessen an den Antritt dieser Erbschaft eine cnricffe Bedingung geknüpft, nämlich die, daß er zeitlebens keine andere Kopfbedeckung, als eine schwarze Narrenkappe mit weißen Troddeln statt der Schellen krage, auch niemals sich außerhalb seines Hauses ohne

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welchem sich der Erbe die geringste Abweichung von dieser Bedingung wurde zu Schulden kommen lassen, fällt das ganze Erbgut an einen Anderen, dem über-

Ausfnhrnng -es Testaments genau zu überwachen. Das; die Bewachung strenge geschehen wird, ist leicht cinzusehen. Außerdem soll aber noch, im Falle der

große Zeitungen öffentlich bekannt gemacht und diese Bekanntmachung alle Jahr durch mindestens zwei Zei­tungen an dem jeweiligen Wohnort des Erben wieder­holt werden. Dem Erlen, wie es heißt, einem flot­ten Bruder Studio, sollen fermer zwei Monate Be­denkzeit gegeben werden, ob er die mit dem Fluche der Lächerlichkeit behaftete Millionen-Erbschaft antreten will oder nicht."

Elfriede saß unweit des Bettes am Fenster vor einer Strickerei; sie hörte plötzlich die Athemzüge des Lesenden heftiger und voller werden; sie arteten fast zu einem Schnauben ans. Bestürzt eilte sie an das Lager des Kranken.

Wüthcnd zerknitterte Felix das Zeitnngsblatt und warf es von sich; dann verhüllte er sein Gesicht mit den Händen.

Um Gotteswillen, mein lieber Felix! Welch' neuer Anfall! Was ist Dir?" fragte Elfriede, sich erschreckt über ihn beugend. Zugleich wollte sie die Schelle ergreifen, um die Aufwärterin, die sich für

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kurze Zeit entfernt hatte, hereinzurufen. Als Felix Z- 8 ,^- 3 ^

jedoch diese Bewegung bemerkte, ergriff er schnell El- - - - Ȇ? A M

friedens Hand.

Laß es gnt sein, meine Liebe!" sagte er flam- ^

menden Blickes.Mir wird schon besser^ bitte nimm

dies Blatt dort und verbrenne es im Ofen! Bitte, KWigWS Elfriede!" ? 3 ! 3 3

Einen Augenblick schien das erschreckte Mädchen zu glauben, Felix phantasire. Indessen beeilte sie sich dennoch, seinen Wunsch zu erfüllen, und als der Kranke die Flammen vom Zugwinde angefacht, mit gieriger Hast das Zeitungsblatt vernichten sah, zog es wie ein Sonnenschein über seine Züge; es mochte für ihn ein Gefühl sein, als ob die Flammen auch die Schmach mit wegfräßen, die die ominöse Testa­mentsbestimmung auf ihn häufte.

Elfriede nahm in ängstlicher Besorgtheit neben seinem Bette Platz und ergriff seine Hand.

Dank, besten Dank, meine innig Geliebte!" sagte der Kranke mit einer Weichheit des Tones, wie Elfriede seit langer, langer Zeit nicht zu hören bekom­men hatte. Dann trafen sich die Blicke der beiden Liebenden und ruhten lange in einander.

Höre mich an, Elfriede!" sagte dann Felix.

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