Kämpfer nicht, er will ja den Frieden. Erhaltet mir Eure Liebe und Euer Vertrauen für die wenigen Jahre, die ich noch unter Euch bin, bis auch ich das Schwert in die Scheide stecke und eingchc in den ewigen Frieden." (Dfztg.)
Berlin, 21. Febr. Die russischen Preßstim- men, welche das Auftreten Skobeleffs abzuschwächen versuchen, lassen hier vollständig unbHriedigt. Die Angabe, daß der Wütet d«r „P. A. Z," als Ausdruck der Ansicht der Regierung aufznsvssen fei, wird vielfach bezweifelt. Bezeichnender für die letztere ist die wachsende Entschiedenheit der Sprache der konservativen Presse. Der „Reichsbote" erklärt die Ansicht, daß an einen Krieg mit Rußland nnter den obwaltenden Verhältnissen nicht zu denken sei, für werthlos. Die blinde Leidenschaft, wie sie bei Skobeleff hervortrete, sei im Jahre 1870 und immer Kriegsgrund gewesen. Die „Kreuzzeituug" sagt: „Von zwei Dingen eins: Entweder Skobetesf wird von der russischen Regierung offen desavouirt und möglichst unschädlich gemacht, oder die Versicherungen der Freundschaft und des engen Zusammenhaltens seitens der russischen Regierung sind für unsere Politik werthlvs. Wir erwarten daher bestimmte Aeußerungen und entsprechende Thatsachen von der russischen Regierung."
Die Magdeb. Z. schreibt: In wie wunderlichen Zeiten leben wir doch! Während Fürst Bismarck gegen den Abgeordneten Prof. Mommsen wegen einer von diesem gehaltenen Wahlrede, durch welche der Fürst sich beleidigt fühlt, eine Beleidigungsklage anstrengt, wird eer Angeschuldigte durch eine Einladung zum jüngst stattgehabten kronprinzlichen Ballseste ausgezeichnet und hat sich der Ehre zu erfreuen, von der Frau Kronprinzessin in eine längere Unterhaltung gezogen zu werdeu. Weitere Betrachtungen an die Thatsachen zu knüpfen ist zwar sehr verlockend; indessen sprechen sie für sich selbst.
Professor Mommsen tritt zu wissenschaftlichen Zwecken eine längere Reise nach Italien an.
Das preußische Abgeordnetenhaus setzt die zweite Lesung des Etats eifrig fort, doch verliefen die Verhandlungen bis jetzt glatt und ohne hcrvor- zuhcbende dramatische Scenen. Jedoch verdient erwähnt zu werden, daß in der Sitzung vom 20. Febr. der Dispositionsfonds für allgemeine politische Zwecke in namentlicher Abstimmung mit 248 gegen 73 Stimmen angenommen wurde.
Tic Vermählung des Herzogs von Albanh mit der Prinzessin Helene von Waldeck wird Ende April stattfinden, allein auf ausdrücklichen Wunsch seiner, der Königin Victoria, soll die Prinzeffin die letzten zwei Monate in London, in der Nähe ihres Verlobten, verbringen. Tie Königin hat an die Prinzessin ein Schreiben gerichtet, worin sie sagt: „Ein junges Paar, das aus ewig verbunden werden soll, muß auch früher Gelegenheit finden, sich kennen und lieben zu lernen. ES soll da keinen Unterschied geben zwischen dein Fürstenpalaste und dem Bürgerhause."
Hamburg, 19. Febr. :Die Benachthcili- gung der Auswanderer.) Die Auswanderung, welche sich in so bedeutender Zunahme befindet, gibt leider vielen hiesigen Wirthen untergeordneten Ranges Veranlassung, die Europamüden vor der Ueber- fahrt noch nach Möglichkeit zu „schröpfen", so scharf auch die Controlen der Behörden sind. Man thut ein gutes Werk, wenn man die Auswanderer darauf hinweist, daß sie sich nicht bereits unterwegs in den Eisenbahnzügen nach Hamburg durch die nach Lüne- burg-Uelzen-Harburg entsandten Emissäre „kapern" lassen. Diese Leute schleichen sich in die Waggons ein und verpflichten im Voraus die Passagiere, bei ihren Wirthen Logis zu nehmen, da sie es in Hamburg nicht wagen dürfen, auf die Bahnhöfe zu kommen. Wenn die Fremden in Hamburg eintreffen, ist bei jedem Zuge ein Auswandererbeamter anwesend, der dafür sorgt, daß die Leute in gute Logirhäuser kommen, wo ihnen auch keine unberechtigten Ausgaben zugemuthet werden.
Hambur g, 20. Febr. In Ottensen verbrannten bei einem bedeutenden Feuer zwei Kinder von 3, bezw. 6 Jahren. Die Eltern waren zum Maskenball gegangen und hatten die schlafenden Kinder eingeschlossen.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 22. Febr. Katharina Steiner, die unschuldig wegen Mordes verurtheilt wurde und 4 Jahre Kerkerhaft ansstand, wurde heute aus der Haft entlassen. Skobeleff's Ankunft in Eettinje ist avisirt.
Risano, 21. Febr. Die Truppen rücken unaufhaltbar gegen Ubli vor, wo in den nächsten Tagen ein entscheidender Schlag geführt werden soll. Alach dem Falle Ubli's dürfte die Unterwerfung der Crivoscianer erfolgen. zW. L.)
Ein großes Blutbad richtete am Sonntag Morgen der Budapester Schnellzug der Ungarischen)
Staatsbahu auf der Station Großwardein in eiseb Ächweineheerde an, die gerade in dem Augenblick answaggonirt wurde, als der erniäbnte Zug in den Bahnhof einfuhr. Die durch das Brausen des Zuges und das Keuchen der Lokomotive erschreckten Thiere blieben gleichsam rathlos stehen, so daß der Zug insgesammt dreiundneunzig Schweine überfuhr. Es ist noch ein Glück, daß die über einander gehäuften Thierleicheu nicht eine Entgleisung des Trains Wdeiführben.
Bei der Budgetdebatte im cisleithanischeu Abgeordnetenhause kam es zu äußerst heftigen Szenen, doch vermögen diese parlamentarischen Kämpfe das allgemeine Interesse nicht wie sonst in Anspruch zu nehmen, da der Verlauf nur der Ausgang der Expedition gegen die Crivoscianer und ihre Verbündeten von viel größerer Bedeutung, ja bestimmend für das Schicksal des Doppel-Reiches sind. In den letzten Tagen haben die braven österreichischen Truppen mehrere Vvrtheile über die Aufständischen errungen und das Gebiet der Insurrektion beginnt enger und enger zu werdeu. Es ist aber auch von höchster Wichtigkeit, daß die Sache rasch ihrem Ende zuge- sührt werde, um der panslavistischen Agitation den Boden zu entziehen. Damit käme auch die russische Regierung in eine günstigere Position.
Aus Oberwart iOesterreich), 21. Feb., wird telegraphisch gemeldet: „Gestern Nachmittag verheerte ein großes Schadenfeuer den über 600 Häuser zäh- lendeudeu Marktflecken Oberwart. Das Feuer kam in Folge eines Schornsreinbrandes zum Ausbruche und griff, durch eiueu orkanartigen Sturm angefacht, mit rapider Schnelligkeit um sich, fo daß binnen wenigen Stunden fast der ganze Ort verheert war. Der Schaden trifft zumeist den unbemittelten Theil der Bevölkerung. Leider ist auch ein Menscheukeben zu beklagen. Der Vertun an Horn und Borstenvieh konnte bisher noch nicht konftalirt werdeu, ist jedoch sehr groß. Es herrscht hier schreckliche Roth." Italien.
Wie von verschiedenen Seiten gemeldet wird, sind Gambetta und Skobeleff in Nizza zusam- mengeiroffeu. Ein Telegramm aus Rom berichtet, daß die „Rassegna", ein Blatt, welches dem Minister des Aeufzern Manciui nahesteht , diese Mitthei- lung bringt, und zwar waren sie zwei Tage laug zusammen. Gleichzeitig meldet ein Privattelegramm aus Petersburg, wonach auch die „Nowoje Wremja", das Leibblatt des Grafen Jgnatieff, die bestimmte Versicherung abgiebt: daß Skobeleff und Gambetta eine Zusammenkunft gehabt haben. Es ist wohl momentan überflüssig, auf die Bedeutung dieses Zusammentreffens näher emzugehen. Uns will scheinen, als ob der Politiker Gambetta sich dabei mehr gefährdete, als der Haudegen Skobeleff!
Frankreich-
Paris, 23. Febr. „Agence Havas" bezeichnet die Nachricht, daß Gambetta mit Skobeleff in Nizza zusammengetroffen sei, als unbegründet.
In Frankreich soll es nahezu 2000 jüngere und ältere Frauen geben, die Dintenflecken an den Fingern tragen, das heißt Romane, Journale, Zeitungen re. schreiben.
Schweden und Norwegen.
An den Küsten von Norwegen ist ein Härings- konig gefangen worden, ein seltenes Thier, das noch seltener gefangen wird, weit cs nur in der Tiefe des Meeres lebt. Der Gefangene ist ein weiblicher Fisch von etwa 4 Meter- Länge, 34 Ecntimeter Breite und 8 Eentim. größter Dicke; die Eicrsäcke sind mit Millionen Rogen von der Größe eines Sandkorns gefüllt. Nnr wenige zoologische Sammlungen besitzen ein Exemplar.
England.
London, 21. Febr. (Unterhaus.) Schreiber befragte die Regierung, ob Verhandlungen zwischen der Regierung und dem Fürsten Bismarck über die Erwerbung Helgolands durch Deutschland stattgefunden oder staltfänden. Dill verneinte das. Rußland.
Ein russisches Blatt „Echo" veröffentlichte vor einigen Tagen unter dem Titel „Ein Zusammenstoß mit Deutschland ist nicht so schrecklich, wie man vermnthet" einen Aufsatz, der augenscheinlich aus militärischen Kreisen kommt. Nach Aufzählung all' der Vortheilc und günstigen Verhältnisse, welche Deutschland für sich habe, tröstet der Verfasser seine Leser mit
der Angabe, daß die in Organisation und Ausbildung so sehr überlegene preußische Armee schon im siebenjährigen Kriege von den Russen besiegt worden sei — und jetzt „an der moralischen Vortrefflichkeit des russischen Soldaten — an der unerschütterlichen Stetigkeit der russischen Armee zerschellen werde." Nach Napoleons I. Ausspruch häng- Dreiviertel des Erfolges von dem moralischen.Element ab. AntzerdSm seien auf russischer?»,§,§,§>§!SS Seite folgende Chancen: die Migere Kriegserfahrung und die 3 UUL-ZZ Unmöglichkeit -Oe. die Dp»ffchei4, auH tn Rußland eine schnelle §- - F L 2. Entscheidung heNeiznführcn, wie Stils in Oesterreich und in ZZZ 8 - ^ ^ Frankreich möglich gewesen. Wenn man annehme, daß dieU'?-?->T Preußen nach der Eroberung von Polen aus der Defensive — bleiben würden, so wäre doch in Betracht zu ziehen, daß die ^
Festungen Nowogeorgiewsk, Jwaugorod und Brest Litowsk lk? K U ? HD nicht so schnell cinzunchmen seien. Bis zu deren Fall werde Lz'Z die russische Armee die Offensive ergreifen können. Endlich sei AZ
es nicht so schwer, schon bei Anfang des Krieges die preußische Mobilmachung zu stören. Es läge nicht im russischen Inte- rss» 3^ '
resse, diejenigen Mittel anzngeben, mit denen man gegen die --7.2' —' s§3 ^ Preußen arbeiten könne: aber cs sei befriedigend, konstatircn zu können, daß cs solche Mittel gäbe. Hiezu bemerkt die „N.
A. Ztg.": Diese „Mittel", welche das russische Blatt gcheim- nißvoll andcntet, sind für unsere Generale ein ebenso offen- kundiges Geheimnis:, wie für den Redakteur des „Echo." Es ^ ^
würde sich dabei um einen plötzlichen Einbruch russischer Kavallerie in Preußen handeln, mit dem zunächst bezweckt würde, die Militärzusammenzichnng möglichst zu verhindern und das
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Plänen hat man auch in unseren militärischen Kreisen die Ausstellung großer Kavallericmassen in den russischen Grenzprovinzen znsaimnengebracht, weil man keine andere Erklärung für o A eine solche Maßregel finden konnte, welche nur mit großen Kosten aufrecht erhalten werden kann. Pferdefuttcr ist näm- 3 § lich in den Grcnzprovinzen erheblich thenrer, als im Innern von Rußland.
Mit allen administrativen und legislatorischen
Mitteln trachtet gegenwärtig die russische Regierung-
der am Wohlstände des Volkes zehrenden Trunksucht zu steuern. Das Uebel ist in der That groß und eine rasche Abhilfe nothwendig.
Türkei.
JnKonstantinoPelist eine zahlreiche ausserordentliche preußische Gesandschaft eingetroffen, welche beauftragt ist, dem Sultan den Schwarzen Adler- Orden zu überreichen. Diese Ordensgesandtschaft wurde mit großen Ehren empfangen und erläutert den Hergang, aufs Deutlichste die trefflichen Beziehungen, welche zwischen dem deutschen Reiche und der Pforte gegenwärtig bestehen. Bis jetzt war es nnr die Pforte, welche Bortheil hieraus zog. Aber für den Fall, daß der Panslavismus ungeberdig werden wollte, könnte auch uns und Oesterreich- Ungarn die türkische Freundschaft einst von Werth sein.
Konstantinopel, 20. Febr. Von dem Sultan wurden an 27 deutsche Würdenträger Orden verliehen und werden die Dekorationen unverzüglich nach Berlin übermittelt werden. Von den preußischen Ministern werden der Justizminister, der Finanzminister und der Kriegsminister den Großkordon des Osmanic-Ordens erhalten.
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Amerika.
(Auswanderung.) Wie dem „St. Galler Tagbl." mitgetheilt wird, lassen die Sanitätsbehörden von New-Pork wegen Einschleppung der Pocken durch ungcimpfte Einwanderer in Zukunft keinen un- geimpft passiren. Wer sich nicht darüber ausweist, daß er vor oder während der Reise geimpft worden fei, wird ohne Federlesen in New-Aork geimpft.
In Chester in Pennsylvanien brach kürzlich ein Schadenfeuer in dem massiven Gebäude einer pyrochemischen Fabrik aus. Die Flammen ergriffen die letztere und verursachten eine Explosion, welche das Gebäude, zerstörte und furchtbare Verheerungen unter den Schaulustigen anrichtete. 20 Personen wurden getödtet, 75 mehr oder weniger schwer verwundet.
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Herrend erg, 22, Febr. Der gestern hier abgehal- tene Viehmarkt war stark befahren und cs hat auch ein lebhafter Handel sowohl in Schas- als in Fettvieb stattgcfunden. — Der Schweinemartt war außerordentlich stark frequentirt, für das Paar Milchschwcine wurden 15—25 „A, für starke Läufer bis 50 das Paar bezahlt.
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Eine sonderbare Verlobung.
(Schluß.)
Sie blickte in die blühenden Gesichter ihrer Kinder und sah die Wangen wie Purpur geröthet, die Blicke gesenkt. Als sie keine Antwort erhielt, nahm sie sich vor, als eine kluge Frau, die an nichts Wunderbares glaubt, auch hier weiter kein Wunder zu
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