Amts- MV Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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liches und Monatsabonnement nach Verhältniß.
1882 .
Amtliches
Nagold.
An die Gemeindedehörden.
Dieselben werden ans die k. Verordnung vom 24. v. M. (Reggsblatt Nr. 3), betreffend die Leichenschau, Leichenöffnung und das Begräbniß mit der Aufforderung aufmerksam gemacht, sich mit dem Inhalt dieser k. Verordnung genau bekannt zu machen und die betreffenden Vorschriften zu beachten.
Hiebei wird denselben folgendes besonders bemerkt: ^
1) da nach 8 1 der Verordnung für jede Gemeinde je nach dem Bedarf ein oder mehrere Leichenschauer von den Gemeinderäthen aufzustellen sind, so haben letztere, insoweit diese Aufstellung seither durch die Stiftungsräthe erfolgte, die bestellten Leichenschauer zu bestätigen, beziehungsweise neu aufzustellen, jedenfalls aber dem Oberamt und Oberamtsphysicat Anzeige zu erstatten, was diesfalls geschehen ist.
2) Bei der Aufstellung der Leichenschaner ist der Z 2 der genannten Verordnung genau zu beachten; soweit eine Verpflichtung der bereits bestellten Leichenschauer noch nicht stattgefunden
wäre dieselbe nachzuholen, erforderlichen
Befähigung.
3) Gemäß K 6 der k. Verordnung haben die Ge- meinderüthe die Gebühren der Leichenschauer festzusetzen und dieselben oberamtlicher Genehmigung zu unterstellen.
4) Die neu vorgeschriebeuen Dienst-Anweisungen für die Leichenschaucr, von welchen jedem ein Exemplar zuzustellen wäre, sowie die Leichenscheine werden von der Oberamtspflege angeschafft werden und können von dem Oberamts- physicat bezogen werden, wogegen die Leichenschau-Register die Gemeinden anzuschaffen haben.
5) Die Zs. 5, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 16, 17 und 18 sind den Gemeinde-Angehörigen zu publi- ciren und ist darüber, daß dies geschehen, Eintrag im Publikations-Diarium oder Schult- Heißenamts-Protokoll zu macheu; insbesondere sind die Gemeinde-Angehörigen darauf aufmerksam zu machen, daß Beerdigungen nur nach Ausfolge der Leicheuscheine durch die Leichenschauer an sie gestattet seien und daß die Leichenscheine nach erfolgter Beerdigung dem Ortsvorsteher zu übergeben seien.
lieber die Befolgung der einzelnen Puncte dieses Erlasses wird längstens bis 1. April dieses Jahres Bericht erwartet.
Den 19. Februar 1882.
K. Oberamt. K. Oberamtsphhsicat.
ntne r. _ Jrion.
Nagold.
Zurückstellung von Reservisten, Kandrvehr- märiuern und Ersatz-Reservisten I Claste stetreffe»-.
Die Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatz-Reservisten erster Classe, welche im Falle einer Einberufung auf Zurückstellung aus Classisicationsgrüuden Anspruch machen wollen, haben ihre Gesuche vor Ende März, spätestens aber vor dem MusteMigstermin bei dem Ortsvorsteher ihres dauernden Aufenthaltsorts a»,Zubringen. Die Gesuche sind in der Regel mündlich anzubringen. Der Ortsvorsteher hat dieselben zu prüfen und
alle zu Benrtheilung des Gesuchs erforderlichen Verhältnisse, und zwar für jeden einzelnen Namen besonders, zusammenzustellen.
Die eingegangenen Gesuche sind vom OrtSvor- steher mit einem tabellarischen Verzeichnis; derselben der Ersatz-Commission zu übergeben, in welchem Verzeichniß zuerst
die Reservisten, hierauf die Landwehrmänuer und die Ersatz-Reservisten I. Classe ausgeführt werden. Hinter jeder Abtheilung ist Raum zu etwaigen Nachträgen zu lassen.
Die Einreichung dieses Verzeichnisses an den Civil-Vorsitzenden der Ersatz-Commission hat spätestens bis 31. März zu erfolgen.
Im klebrigen wird saus die Verfügung der k. Ministerien des Innern und des Kriegswesens vom 8. April 1876, Minist.-Amtsblatt Nr. 10, zur Nachachtung hingewiesen, mit dem Bemerken, daß die erforderlichen Formularien zu den Zusammenstellungen im Falle des 8- 17,1a und 6 der Koutrol-Ord- nung, sowie zu dem tabellarischen Verzeichnst; bei dem Unterzeichneten bezogen werden können.
Den 20. Februar
Civil-Vorsitzender der Ersatz-Commission: Güntne r.
hat,
Falls nach Beibringung des vorgeschriebenen _
Reiäbiouna dbs Oberamtsphysikats und ihre Einflüsseauf den Volks-
Wohlstand.
Die großen Zahlen, welche jedes Jahr die Auswanderung aus Deutschland aufzuweisen hat, müssen nothwendigerweise nicht nur unsere patriotischen, sondern auch ' unsere volkswirthschaftlichen Kreise mahnend und prüfend beschäftigen, denn fast will cs erscheinen, als wenn das gute deutsche Sprichwort: „Bleibe im Lande und nähre dich redlich", keine unbedingte Wahrheit mehr enthielte, womit wir zunächst sagen wollen, daß wir in Deutschland keine Mittel und Reize besitzen, um die dreihundert bis vierhundert Tausend Landsleute, die alljährlich über den großen Ozean eilen, von der Auswanderung abzuhalten, lieber die Auswanderung an und für sich und mit dem Loose der Auswanderer, das ja zum Theil ein glückliches, glänzendes, zum Theil aber auch ein elendes und bejammernswertstes ist, wollen wir uns daher hier gar nicht beschäftigen, sondern vielmehr untersuchen, welche Bortheile oder Nachtheile Deutschland von der Auswanderung hat. Die Meinungen über diese Frage stehen sich in der Theorie schroff gegenüber: Die Einen meinen, es entstände dem Vaterlands ein großer, unersetzlicher Nachtheil durch die Auswanderung so vieler Tansender, die doch das Vaterland erzogen und ernährt habe und nun deren Gegenleistungen an Arbeit und Vermögen entbehren müsse, und die Anderen sehen in der Auswanderung, die Platz für die Zurückbleibenden schaffe, wieder nur Vortheil. In diesem Streite der Meinungen muß nun allerdings zugegeben werden, daß dem deutschen Nationalvermögen insofern ein Nachtheil durch die Auswanderung entsteht, weil Deutschland die Auswanderer großgezogen hat und weil dieselben auch in der Regel noch je eine kleine oder größere Summe für die Reise in die neue Welt aus dem Vaterlands mituehmen, und weil Deutschland ferner durch die Auswanderer viele Arbeitskräfte verliert. Diese Nachtheile der Auswanderung verlieren aber für unseren Volkswohlstand alle gefährlichen Momente, wenn man in Erwägung zieht, daß sich die Bevol- kendnH Deutschlands jährlich um circa 2 Prozent
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trotz der Auswanderung vermehrt hat, also das ärgste llcbel, was eine Auswanderung Hervorbringen kann, eine Entvölkerung des Landes nicht im Entferntesten zu fürchten ist, wir können vielmehr eher aunchmen, daß eine gewisse UebervÖlkerung Deutschlands eine von den Hauptursachen der Auswanderung ist. Dann haben wir wohl aber auch keinen wirth- schaftlichen Nachtheil von der Auswanderung, denn wer sind die Leute, welche auswandern? — Oft Leute, die mit Allem, was sie in Deutschland sehen und hören, unzufrieden sind, meistentheils aber Personen, die bei uns keine» rechten Unterhalt finden können, zum Theil in Folge der schwieriger gewor- ^ denen Erwerbsverhältnissen, zum Theil aber auch aus eigener Schuld, weil sie nichts Ordentliches gelernt haben oder nicht gehörig arbeiten wollen. Verliert unser Vaterland cmer an der Auswanderung solcher Personen wirklich viel?! -— Wir glauben, es wird dies kein Staatsmann bejahen. Drüben in der neuen Welt, in Amerika oder Australien, wo es dann für alle Europamüden heißt: Arbeitet oder sterbt! arbeiten sich dann viele Auswanderer in die Höhe, denn Arbeit giebt es für sie, und wenn sie einen Urwald ausroden steifen und unwirthbares Land nach und nach cultiviren, und dann hat Deutschland häufig den Vortheil von seinen Auswanderern, daß diese, wenn sie in bessere Verhältnisse kommen, Handelsverbindungen mit ihrer alten Heimat anknüpfen. Die Auswanderungen bleiben daher wohl bedauerliche Erscheinungen von unserem nationalen Standpunkte aus, aber bedenkliche Symptome für unser Wirthschasts- und Staatswesen enthalten sie keinesfalls. —
TageS-Neuigkeiterr.
Deutsches Reich.
Nagold. (Eingesendet.) Nächsten Freitag findet, wie bekannt, die Plenarversammlung des Be- zirks-Wohlthätigkeitsvereins statt. Die Tagesordnung ist der Art, daß sich sicherlich auch weitere Kreise für die Verhandlungen interessiren werden. Wir heben hervor den über die Naturalverpflegung der armen Reisenden zu erwartenden Bericht, zu welcher nun über das ganze Land verzweigten Einrichtung ja in erster Linie der hiesige Verein die Anregung gegeben hat; ebenso die definitive Organisation unserer so erfreulich aufblühenden Pfennigspar- kasseu. Es wäre gewiß sehr förderlich und dankens- werth, wenn namentlich auch von den bei diesen Kassen betheiligten Personen recht viele der Versammlung anwohnen würden.
* Nagold. Am letzten Sonntag gaben sich 10 Europamüde aus unseren, Bezirk, lauter junge kräftige Leute, worunter 7 Schreinergesellen, in einer hiesigen Wirthschast ein Rendezvous. Solche gedenken im nächsten Monat die Seereise anzutreten. — Auch noch nicht leicht dagewesen! Vor wenigen Tagen wurde einem Wirthe hier sein Haushund sammt Kette gestohlen. Welchen Werth mag ein solcher Wächter haben?
* Hie und da wird geringschätzig über die freiwilligen Feuerwehreu gesprochen. Es ist ja zuzugeben, daß mitunter einmal bei einer Feuerwehr etwas zu viel aus Aeußerlichkeiten gehalten wird. Aber, was würde nicht gemißbraucht? Wenn nun auch einmal eine Dorf-Feuerwehr ein Bischen Soldaten zu spielen scheint, so ist das doch weit paffender, als wenn ihre Mitglieder in der Schenke sitzen! In der Errichtung der freiwilligen Feuerwehr gibt sich ein idealer Zug kund. Unterschätze man