einsschrift, die jährlich in mehreren größeren Heften erscheint, kostenfrei zugesendet wird. Der erste Bortrag, den der Bereinsvorstand hielt, hatte „die Fabel von den angeblichen Raubburgen Waldeck rc., die Rudolf von Habsburg 1284 belagert und zerstört haben soll", zum Gegenstand. Die Waldecker waren durch Rudolfs Belagerung in den Verdacht gekommen, als häGi sie gegen den Landfrieden gesündigt und Räubereien betrieben. Redner führte mit guter Sachkenntniß und sichtlicher Wärme aus, daß weder die Waldecker, die 5 Burgen besaßen, noch die schwäbischen Burgen überhaupt gegen den Landfrieden errichtet waren. Neuere Geschichten bestätigen, daß die Herren von Waldeck in guten Verhältnissen waren und lieber gegeben als genommen haben, z. B. Stiftungen an Klöster machten, die sich auch anderen größeren und kleineren Herren gegenüber ruhig verhielten. Das Landvolk freilich hält, wenn auch ganz ohne Grund, an dem Roman fest, daß z. B. Albrecht von Waldeck ein Raubritter gewesen sei, der alles zusammengeranbt habe — eine Sage, welcher im Württemberger Lande noch manches Seitenstück bcigegeben werden könnte. Wenn demnach die Herren von Waldeck keine Raubritter waren, so fällt die ganze Fabel von den 60—80 Raubburgen, die Rudolf von Habsburg zerstört haben soll. .Im Verlauf der Rede verbreitet sich der verehrte Redner ziemlich eingehend über die Heereszüge des nach der kaiserlo>en Zeit wieder Ordnung schasi -den Kaisers Rudolf, welcher namentlich das v.rloren gegangene Reichsgut wieder zu gewinnen suchte. Auch der beiden Belagerungen Stuttgarts durch Rudolf wurde gedacht. Professor vr. Hartmann von Stuttgart hielt sodann den zweiten sehr interessanten Vortrag mit großer Gewandtheit und vorzüglicher Sachkenntniß. Der Gegenstand, den er näher zu erörtern sich zur Aufgabe gestellt hatte, war „die älteste Geschichte der Stadt Nagold." Diese Geschichte gehl bis ms Jahr 786 zurück. In diesem Jahre ließ ein Graf Gerold vom Nagoldgau eine Schenkungsurkunde von Gütern für das Kloster St. Gallen ausferligen. Nagold hieß damals Nagaltuna, d. h. befepigte Höhe an der Nagold. Redner weist mit Bestimmtheit nach, daß Nagold vorrömischen Ursprungs sei, was er theils aus dem Vorhandensein des Hcidenbühls („Kraut- bühl"), der ohne Zweifel ein großer Grabhügel sei, welcher noch im Laufe dieses Jahres geöffnet werde, theils aus dem Namen des Flusses, der wie Neckar, Nahe re. ganz sicher aus der kelüschen Sprache abstamme, ganz glaubwürdig bewies. Auch die Burg Hohennagvld, eine der 50 Ringburgen Schwabens, stamme sicher auS Vvrrömischer Zeit. Aus der Römerzeit hat Nagold manches aufznweisen. Es waren beispielsweise hier und in der Umgegend 5 Römerstraßen erbaut. Am Heidenbühl hat man schon früher römische Gefässe, in der Stadt und auf der Burg auch römische Münzen gefunden. So Schönes wie Wildberg habe allerdings Nagold nicht aufzuweisen. Dort fand man beim Eisenbahnbau in unbedeutender Tiefe einen sein aus Kupfer getriebenen, versilberten Visirhelm, dessen Abbildung vorgezeigt und erläutert wurde. Die Römer waren ganz sicher in Nagold, doch dauerte ihre Herrschaft nicht sehr lange. Zu Ende des dritten Jahrhunderts waren die AUemannen Herren des Landes. Seit 1600 Jahren aber gehört die Stadt zum gesegneten Schwabenland. Aus der allemannischen Zeit hat Nagold mehr als manche andere Orte aufzuweisen. Am Wolfberg hat man beim Eisenbahnbau Reihengräber entdeckt mit Skeletten, Pferdeknochen, Eisen- waffen und Gefässen, welche in die allemannische oder allemannisch-fränkische Zeit gehören. In dem Kies unter dem Vorplatz des L>eminargebäudes fand man beim Bau des Seminars weitere Gräber, auch verschiedene Schmucksachen (feingearbeitete eiserne Stecknadeln und farbige thönerne Knöpfe), welche Zeugniß geben von einer weit vorgeschrittenen Technik der damaligen Zeit. Redner zeigt diese hübsch herausgeputzten Gegenstände nebst durchlöcherten Bärenzähncn, die wohl von den Bärenfängern als Anhänger getragen wurden, vor. Schließlich wurde eine kleine Sammlung von Alterthümern besichtigt und eingehend erklärt. Um IU 2 Uhr erfolgte der Schluß der sehr zahlreich von hier und auswärts, namentlich Beamten, Geistlichen und Lehrern — auch den Seminaristen wurde die Theilnahme gestattet — besuchten Versammlung. Ein gemeinsames Mahl versammelte die Vereinsmitglieder und andere Freunde
im Gafthof zur Post. Nach demselben wurde der Heidenbühl und die altehrwürdige Friedhofkirche einer genaueren Besichtigung unterzogen. Möge es unserer Stadt im Nagoldgau auch später vergönnt sein, den ehrwürdigen Alterthumsverein des Sülchgaues in seinen Mauern begrüßen und willkommen heißen zu dürfen!
* Nagold, 20. Jan. Wieder ein Bubenstück. Gestern Abend, während der im Anker eingekehrle Fuhrmann B. von Egenhausen seine Pferde an den Brunnen führte, machte sich ein Subjekt das Vergnügen, von dem vor dem Hause stehenden Fruchtwagen einen Sack mit Gerste aufzuschneiden, daß die Frucht auf den Boden rollte. Wahrscheinlich wurde der Bursche in seinem Satansvergnugen gestörr, denn er hatte keine Zeit gefunden, sein Messer (Hapen, Dittmar'sches Fabrikat) bei der Fluchr nutzuneymen.
Dem in Cannstatt in Diensten stehenden 19 Jahre alten A. von Altbach siel in der Ulmer Lotterie der zweite Gewinn mit 20,000 -/-L zu, die er zum größten Theil einer hiesigen Gebetsyeck- anstalt zur Verfügung stellte. Seme Vormund- schaftsbebörde scheint nun aber diesen seinen Sinn nicht zu theilen, denn dieselbe soll bereits vezügliche Schritte zur Zurückerlangung in pflegschasiliche Verwaltung gethan haben. Auch die Armenbehörde soll Ersatzansprüche geltend machen.
Der Ausschuß des 8. laudwirthschaftl. Gauverbands in Württemberg, dessen Vorstand Hr. Prof. I)r. v. Weber dahier rst, hat bekanntlich in seiner letzten, am 21. Dezbr. v. I. abgehaltenen Sitzung n. a. auch den Antrag eines seiner Mitglieder in Erwägung gezogen, dahin zu wrrken, daß die protestantischen Feiertage mit Ausnahme der mit den Festzeiten Weihnachten, Ostern und Pfingsten verbundenen Feiertagen, auf die Sonntage verlegt werden möchten. Der Antrag wurde eingehend be- rathen und besonders hervorgehoben, daß der Besuch des Gottesdienstes an solchen Tagen äußerst gering, „gleich Null" sei; anderntheils werde allgemein in Gewerben und in der Landwirthschaft an denselben gearbeitet; endlich aber seien die Feiertage die produktivsten Tage für die Gerichte und kamen Gesetzesübertretungen und Fehden mit der Polizei zumeist gerade an diesen Tagen vor. Der Ausschuß beschloß, bei der K. Zeniralsielle für die Landwirlh- schaft die Bitte vorzulegen, dahin zu wirken, daß die protestantischen Feiertage je auf den folgenden Sonntag verlegt werden möchten. — Hoffentlich — so bemerkt die „Köln. Ztg." zu diesem Beschlüsse — wird dieses eben so billige als zeitgemäße Verlangen an maßgebender Stelle das nölhige Entgegenkommen finden, denn viele dieser und auch der katholischen Feiertage fallen gerade in eine Jahreszeit, wo der Landwirth seine Zeit am allernvthwen- digsten gebraucht. Frankreich, Belgien, Holland, England, die Schweiz und Amerika sind uns längst mit gutem Beispiel in dieser Richtung vorangegangen und befinden sich ganz wohl dauei, wobei wir nicht verfehlen wollen, daraus hmzuweisen, daß das kirchliche Leben in mehreren der genannten Länder trotz der größeren Freiheit unstreitvar reger und entwickelter ist als in Deutschland.
Aus Saulgau wird unterm 13. d. geschrieben: Heute früh 2 Uhr entfernte sich der 22jährige, in letzter Zeit etwas schwermüthig gewesene Dienst- knecht Sch. aus seinem Diensthause in Boms. Auf freiem Felde entkleidete er sich vollständig und brachte sich hierauf gefährliche Schnittwunden am Halse und Unterleibe bei. In diesem Zustande legte er noch den Weg bis nach Wolsertshausen zurück, wo er sich in einem Schweinstatle ins Stroh verkroch. Vom Eigenthümer des Stalles beim Schweinefüttern entdeckt, liegt er jetzt im hiesigen Spital beinahe hoffnungslos darnieder.
Br and fälle: In Bissingen (Bietigheim) am 16. Jan. eine Scheuer nebst angebautem Wohnhaus eines Bauern.
In Schillingsfürst wurde dieser Tage einem eifrigen Fischzüchter — dem Braumeister DUrnhvser — ein Fischkasten böswillig aufgesprengt und die darin befindlichen ca. ISO Psd. 3-4pfündige Karpfen und Schlagmütter theils ge- tödtet, theils am Sceufer zerstreut.
Mannheim, l4. Jan. Mit 30—40 Prozent Wasser verdünnten Wein hatte ein hiesiger Weinhändler unter Verschweigung dieser Verfälschung an Wirthe verkauft und wurde hierwegcn nach H. tO Ziff. 2 des Nahrungsmittel-Gesetzes mit einer angemessenen Geldstrafe bestraft. (Hicnach zu achten!)
Frankfurt a. M., 13. Jan. Ein tragisches Schicksal hat einem jungen Mann, dem Beamten einer großen hiesigen Bank, die Erfüllung seines
langersehnten Glückes vereitelt. Am kommenden Montag beabsichtigte Herr L . . . seine Braut, die er nach fünfjähriger Bewerbung endlich errungen hatte, heimzuführen: es sollte nicht sein. Gestern Nachmittag verabschiedete er sich fröhlich von seinen Kollegen, um den Abend noch in heiterer Geselligkeit zu verbringen. Etwas später als gewöhnlich kehrte er heim und besuchte vor dem Schlafengehen noch den Abort. Hier schlief er ein, die Zeitung, die er in der Hand hielt, gerieth durch das daneben stehende Licht in Brand und erst, als seine Kleider schon völlig in Flammen standen, erwachte der junge Mann. Sein Hilferufen war vergeblich und erst die herbcieilende Feuerwehr befreite ihn aus seiner entsetzlichen Lage. Mit schweren Brandwunden bedeckt wurde er besinnungslos in ein hiesiges Spital gebracht, wo er bis heute Vormittag noch nicht wieder zum Bewußtsein gekommen ist. Die Aerzte haben jede Hoffnung aufgegeben, den Unglücklichen dein Leben zu erhalten.
lieber die jetzt vielfach so lebhaft klwntilirte Frage der Ueberbürdung der Schüler an den höheren Lehranstalten hat in der zweiten sächsischen Kammer der Cultusminister Dr. v. Gerber in voriger Woche eine Rede gehalten, welche über diesen Gegenstand vieles Bemerkenswerthe enthält. Dr. v. Gerber erkannte diese Ueberbürdung als einen wirklich vorhandenen Uebelstand an und legte auch die Ursachen dar, welche zu dieser Ueberhäufung der Schüler mit Arbeiten geführt hätten. Zunächst sei es der Umstand, daß unsere Philologie wie unsere Mathematik in den letzten Jahrzehnten einen völlig andern Charakter angenommen hätten, welcher zu jener Ueberbürdung geführt hätte. Beide Wissenschaften hätten sich in einer Weise gesteigert, welche es dem Schüler fast unmöglich mache, sie im Allgemeinen zu beherrschen. Dam: aber sei es das Spezialistenthum, welches eine große Veränderung in der Lehrweise unserer höheren Schulen hervorgernfen habe und durch welches der allgemeine Ueberblick über das Ganze ebenfalls immer mehr verloren gehe. Man gebe sich eben vielfach der Meinung hin, es müsse das Ziel der höheren Lehranstalten eine ganz fertige allgemeine Bildung sein, eine solche würde aber später nur durch das Lernen im praktischen Leben erworben.
Den ersten Preis der Kölner Dvmbau- Lotterie, 75,000 haben 4 Soldaten und ein Unteroffizier in Köln gewonnen.
Berlin, 17. Jan. Zur Feier des 70. Geburtstages Windthorst's hatten sich etwa 150 Herren, Mitglieder der Centrumspartei und persönliche Freunde desselben, heute Nachmittag um 5 Uhr im großen Festsaale des „Grand Hotel de Rome" versammelt, wo ihrem Führer zu Ehren ein Banket veranstaltet war. Der Sessel des Gefeierten war mit Blumenguirlanden umwunden; ihm zu Häupten hatte man einen Lvrbeerkranz aufgehängt und vor ihm waren drei riesige Bouquets mit rothweißen Schleifen ausgestellt, die kurz vor der Tafel gesandt worden: Widmungen der Frauen und Töchter seiner Coustitueuten, sowie der polnischen Fraktion des Reichstages. Rechts von ihm hatte Herr v. Frankenstein, links Herr v. Schorlemer-Alst Platz genommen. Zahlreiche Adressen, Telegramme und Briefe waren eingelaufen. Während der Tafel wurde nach der Melodie: „Gott erhalte Franz den Kaiser" ein Lied gesungen, welches einen Panegyrikus auf den Zentrumsführer enthielt.
Berlin, 18. Jan. Der Reichstag genehmigte in erster nnd zweiter Lesung ohne Debatte die im Nachtragsetat für das Reichstagsgebäude geforderte Summe und nahm den Antrag Windihorst, betreffend die Aufhebung des Jnter- nirnngsgesetzes in dritter Lesung unverändert an.
Berlin, 18. Jan. Die Etatsposition für
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einen Gesandten im Vatican beträgt 90,000 Mark.
Die Bischofs-Honneur-Frage ist endlich gelöst. Allerdings haken die beiden Schildwachen präsentirt, keineswegs aber vor dem den Wagen verlassenden Bischof, sondern vor dem diesem entgegentretenden und ihn beim Eintritt empfangenden Adjutanten vom Dienst. Die Wachtinstruktion des deutschen Heeres kennt ein Honneur für Bischöfe, auch wenn dieselben im Ornate sind, nicht.
Von seltsamen Todesarten berichten schlesische Blätter. In einem kleinen Städtchen des Kosten er Kreises stand kürzlich ein Bürger auf der Straße einem betrunkenen taumelnden Vagabunden gegenüber und schalt ihn aus, daß er, eben erst aus der Korreklionsanstalt entlassen, die erbettelten Geldgaben benutzt habe, um sich zu betrinken. Während er dem Betrunkenen eindringlich zuredete, gieng ein Bekannter
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