welcher sofort selbst Berdacht auf seinen Sohn warf. Der Tobte war seines Geldes beraubt. Der muthmaßliche Thäler ist verhaftet, leugnet aber bis jetzt noch.

In Pfullingen hat der ledige Karl Beut- tel seinen verh. Bruder Fritz Beuttel anläßlich eines wegen eines Brettes entstandenen Streits mit einer Axt erschlagen.

Göppingen, 15. Nov. Heute Früh bei Beginn der Arbeit kam ein Arbeiter in der Papierfabrik der Herren Beck Sohne in Faurndan der Transmission zu nahe und wurde von derselben erfaßt und hineingezoge». Sämmtliche Kleider sind ihm vom Leibe gerissen, beide Beine gebrochen und am Kopf bedeutende Verletzungen beigcbracht worden. In das hiesige Krankenhaus verbracht, starb der Unglückliche nach Wenigen Stunden. Er hinterläßt eine Wittwe mit 6 Kindern.

In Oberweissach bei Backnang zog ein Sjähriger Knabe mit einem Schlauche Branntwein aus einem Füßchen, ans welchem sein 13jährigcr Bruder zuvor auf diese Weise eine Flasche gefüllt hatte; hierbei wurde der Knabe gänzlich berauscht, so daß derselbe bald darauf starb.

Aus dem 12. Wahlbezirk, 15. November. (Privatdepesche der Württembergischen Lan­deszeitung? Stichwahl: Zahlreiche katholische Ge­meinden stimmen für Mayer, dessen Wahl scheint ge­sichert.

Brandfällc: In Klein-Altdorf (Hall) am 11. Novbr. d.:S Anwesen des Bauern Frank, wobei auch einige Schweine zu Grunde gingen; am 13. Nov. brannte der zur Gemeinde Willerazho- fen (Leutkirch) gehörige Einödhof vollständig nieder; in Moosbeur m (Ehingen) am 9. Nov. ein Wohn­haus sammt L.heuer.

Baden, 15. Nov. Se. K. Hoheit der Groß­herzog verbrachte die vergangene Nacht gleichfalls in ruhigem, von Träumen nur wenig gestörtem Schlafe. Außer den Gefühlen großer Ermüdung sind alle übrigen Krankheitssymptome beruhigend.

Prinz Wilhelm von Baden, der Bruder des Großherzogs, ist an einer Lungenentzündung erkrankt.

München, 15. Nov. In der heutigen Kam­mersitzung wurde der Antrag des Abg. Mayer ans Aufhebung der obligatorischen Zivilehe von der Rech­ten geschlossen gegen die Linke angenommen. Ju- stizminister Fäustle schloß seine ausführliche Gegen­rede, worin er die Begründung des Antrages wider­legte und die Undurchführbarkeit nachwies, mit dem Bemerken: Angesichts dessen bin ich vom Gesammt- ministerinm zu der Erklärung ermächtigt, daß es nicht in der Lage ist, die Krone im Sinne des Antrags Mayer zu berathen.

Nürnberg, 11. Nov. Ein Verwandter und Gutsnachbar des Fürsten Bismarck, der kürzlich in Nürnberg weilte, äußerte sich zu einem hiesigen Freunde betreffs all' der falschen Gerüchte in der semitischen Frage, die man dem Reichskanzler aufge­bürdet, daß sich derselbe erst vor wenigen Tagen in Varzin folgendermaßen darüber ausgesprochen: Diese Frage ist schon oft an mich herangetreten, ich hüte mich aber wohl, etwas zu äußern, weil es ja choch wieder entstellt würde. Ich habe ähnliche Erfahrungen in der Sozialistenfrage bitter durchge­macht, in der ich mir die Finger verbrannte; denn als ich manches von ihnen für gut fand, da hackte man Jahre lang auf mich, und als ich das So­zialistengesetz durchbrachte, da hackten dieselben Leute wieder auf mich bis zum heutigen Tag. Ich über­lasse die ganze Frage den Gesetzen, dafür sind diese da." Weiter äußerte er sich:Unser ganzes deutsches Wahlsystem ist ein gründlich falsches, in einem wohl- geordneten Staate sollte jede Stimme zur Geltung kommen. Ich bin der Meinung, es wäre das Wahre, wenn die verschiedenen Parteien durch ganz Deutschland am gleichen Tage ihre Stimmen jede für ihre Partei sammeln, diese dann für jede 25 000 einen Vertreter ihrer Partei wählen könnten; denn der Unsinn liegt klar zu Tage, daß, wo die Par­teien fast pari stehen, die andere Hälfe gar nicht zur Geltung kommt. Auch fallen dadurch die Kirch- thurmsinteressen, Persönlichkeiten und die widerlichen störenden Nach- und Stichwahlen fort. Wie soll aber erst der Landmann die Schattirungen unserer verzwickten Parteiverhältnisse, wie Liberal, National­liberal, Sezession ist rc. begreifen? Wozu diese vie­len fremden Benennungen für eine deutsche Sache? Ich meine, wenn man einen allgemeinenLand­verein" oder meinethalben einenBauernbund" gründete, so wäre dies verständig und gewiß faßlicher; die Städte sind ja ohnehin stark genug vertreten."

Leipzig, 10. Nov. Nach einem soeben aus- gegebenen Extrablatte ist Drechslermeister Bebel, der

Führer und Hauptredner der deutschen Sozialdemo­kratie, sowohl in Dresden als in Leipzig unterlegen.

Fortschrittliche Wahrheitsliebe geht ins Asch­graue, verspricht doch der Sezessionist Dr. Stengel im Erfurter Kreise seinen Wählern freies Brot und freies Licht. Wir fürchten, wenn die Wäh­ler sich darauf verlassen, könnten sie in der Dunkel­heit verhungern.

Springe bei Hannover, 2. November. Der deutsche Kronprinz gab in Folge der Nachrichten über das Befinden des Großherzogs von Baden die Jagd auf uns reiste sofort nach Baden ab.

Berlin, 12. Nov. Fürst Bismarck ist heute Alachmittag 0 llhr, von Varzin kommend, einge­troffen. Der Fürst wird, um nur die wichtigsten Fragen, die der Erledigung harren, zur Entschei­dung zu bringen, zum mindestens einige Wochen in Berlin bleiben müssen.

Berlin, 14. Nov. Nach der gestrigen ein- stündigen Konferenz des Reichskanzlers mit dem Kaiser, von welcher der elftere in heiterster Stim­mung zurückkehrte, darf dieKanzlerkrisis" als be­seitigt gelten. Die Presse ist angewiesen, allmäylich allen darauf bezüglichen Gerüchten die autoritative Bedeutung abzusprechen. Heute hat eine Sitzung des Staatsministeriums unter dem Vorsitze des Fürsten Bismarck stattgefunden. In dem Minister­rath wurde die Thronrede festgestellt und Dispo­sition über die Arbeiten des Reichstags und des Landtags getroffen. Als verbürgt wird gemeldet, daß der Kronprinz in letzter Zeit auf die Politik der Regierung keine Einwirkung ausübte.

In Berlin wurden kürzlich von der Polizei 254 verschiedene Waarenproben aufgekauft und einem Chemiker zur Untersuchung übergeben. Es fand sich dabei nicht weniger als der sechste Theil der Proben als verfälscht und verunreinigt. Butter er­wies sich als Kunstöutter. Honig als Stärkesyrup. Grüner Thee war gefärbt und mit fremden Blättern versetzt. Roggenmehl in hohem Grade verdorben und un Uebecmaß durch Mehlmilben verunreinigt. Weizenmehl desgleichen. Kakao war durch Kartoffel- und Weizenmehl gefälscht und trotzdem als rein ver­kauft. Chokoladen waren eöenfalls durch Kartvffel- und Getreidemehl gefälscht und als rein angepriesen. Pfeffer wurde sehr unrein, mit eisenhaltigem Thon vermischt befunden. Marisblüthenthee hatte Zusätze von geriebenen Semmeln. Selterswasser war aus unreinem Brunnenwasser hergesiellt. Himbeersaft mit Fuchsin oder Earmin gefärbt und mit sogen, künst­lichem Fruchtüther aus Fuselöl fabrizirt. Cichorien und Gesundheitskaffce in bleihaltigen Enveloppen verpackt u. s. w. u. s. w. Dabei erwähnt der Be­richt, daß sehr viel schlechtes Mehl, sog. Auswuchs­mehl der vorjährigen Mißernte sich im Verkehr be­findet und daß namentlich Honig und Kunstbutter einer scharfen Controle bedürfen. Schließlich gibt er die Versicherung, daß eine Verschärfung der Con- trolmaßregeln bevorstehe.

Das Wahlergebniß in Berlin beweist, daß sehr viele, ja die meisten Konservativen in der enge­ren Wahl für die Sozialdemokraten gestimmt haben.

Berlin. Nach neueren Bestinunungen werden ferner­hin nicht nur Postkarten, aus deren Inhalt die Absicht der Beleidigung oder einer sonst st rasbaren Hand­lung sich ergibt, von der Beförderung ausgeschlossen, sondern auch solche, welche nach Beseitigung der nrspringlichen Ansschrift oder der auf der Rückseite zuerst gemachten schrift­lichen Mittheilnngen mit an der weit er Aufschrift, bezie­hungsweise mit neuen Mittheilungen zur Post geliefert werden, ebenso Postkarten mit ansgektcbten Photographien, Zeitungsausschnitten, Figuren, kleinen Waaren­proben u. s. w. Gestattet ist nur, auf der Vorderseite die Bezeichnung des Empfängers und Bestimmungsorts durch Auf­klebung kleiner gedruckter Zettel herzustcllen.

Wie man hört, wird der Kaiser in Person den Reichstag eröffnen. Der Reichskanzler, Fürst Bismarck wird ihm die Thronrede überreichen. Man darf auf diese Eröffnung im höchsten Grade gespannt sein. Die Kaiserin soll dieser Tage von Baden-Ba­den nach Koblenz zurückkehreu.

In unterrichteten Kreisen wird lautF. Z." bestätigt, daß der Reichskanzler entschlossen ist, dem Kaiser den Vorschlag zu unterbreiten, dem Centrum Konzessionen auf kirchenpolitischem Gebiete zu machen, um, da mit den Klerikalen anders kein Zusammen­gehen möglich ist, eine feste konservativ-klerikale Mehr­heit sich zu schaffen. Es heißt, daß in den letzten Tagen zwischen Berlin und Rom eingehende Ver­handlungen stattgefnnden haben. DieNational- Zeitung" vermißt sowohl auf Seiten der Regierung

als des Centrums jeden ernstlichen Anhaltspunkt für die Annahme, daß man sich über die vornehmlich in Betracht kommenden Fragen werde einigen können, sollte es aber doch geschehen, so werde diejenige Situation auch eintreten, auf welche die Liberalen beim Beginn der Wahlböwegung eingerichtet haben: auf Bekämpfung der klerikal-konservativen Politik.

Die reichsten Leute in Preußen. Die offi­zielle Nachweisung der Einkommensteuer von Seiten des Finanzministeriums gibt folgende interessante Aufklärung über die reichsten Leute in Preußen : In der 67. Lckufe, bei einem Einkommen von 2 340 000 bis einschließlich 2 400 000 ^ und einem jährlichen Steuersätze von 70 200 cM, gibt es nur eine Person und zwar im Regierungsbezirk Wiesbaden, den Frei­herrn v. Rothschild in Frankfurt a. M., in der 68. Stufe mit 68 400 ^ Steuer ebenfalls eine Person im Regierungsbezirk Wiesbaden, wie man glaubt, den Bankier Erlanger in Frankfurt a. M. Es fol­gen sodann im Regierungsbezirk Düsseldorf Krupp mit 59 400 (in der Gründerzeit war Herr Krupp dem Baron v. Rothschildüber"), eine Person mit 34 000 in Berlin, und zwar der jüngst ver­storbene Kommerzienrath Heckmann, je eine Person mit 32 400 vlL Steuer in Berlin, v. Bleichröder, und im Regierungsbezirk Oppeln, Graf Henckel von Donnersmarck; je eine Person mit 30600 ^ in Berlin, Borsigsche Erben, und Breslau; zwei Per­sonen mit 27 000 eine Person mit 23 400 im Regierungsbezirk Münster; eine Person mit 21600 ^ in Berlin und drei Personen im Regie­rungsbezirk Köln (Frhr. v. Oppenheim, Graf Für­stenberg und Haniel) rc.

Oesterreich-Ungarn.

Das Wiener Tagblatt publizirt eine Unter­redung seines Pariser Korrespondenten mit Gambetta. Dieser erzählte, er sei einen ganzen Monat in Deutschland gewesen und habe auch Berlin besucht. Mit Bismarck sei er nicht zusammengetroffen. Wenn irgendwelche Umstände eine Begegnung einmal er­heischen sollten, müßte dieselbe offen vor aller Welt stattfindeu. Schließlich bemerkte Gambetta:Wenn ich die Regierung übernehme, wird die Welt erst sich überzeugen, daß Niemand mehr, als ich, den Frieden will; auch Bismarck weiß das ganz gut."

(Eigenthümlicher Sc! bstmor d.) Aufsehen macht in Wien der Selbstmord einer Frau, Namens Englisch, durch Selbstverbrennung. Dieselbe hatte ihre Kleider mit Petroleum getränkt und dann angezündet.

Frankreich.

Paris, 14. Nov. Gambetta versichert, er werde Grevy heute folgende Ministerliste vorlegen: Gambetta Präsident und Auswärtiges mit Sp ul­te r als Unterstaatssekrctär; Valdekrousseau Inneres; Bert Unterricht; Campenon Krieg; Allain-Targe Finanzen; Raynal Arbeiten; Cochery Posten; Rouvier Handel, Kolonieen und Handelsmarine; Dev es Ackerbau; Proust Künste und Gewerbe. Amtlich wird verkündigt, daß morgen das Ministerinm Gambetta sich dem Parlamente vorstellen werde.

Paris, 15. Nov. Die neuen Minister hiel­ten gestern Abend eine Berathung und stimmten der Erklärung zu, welche Gambetta zu Beginn der heutigen Sitzung verlesen wird und welche friedliche Versicherungen bezüglich des Auslandes enthält, die Nothwendigkeit der Revision des Wahlmodus für den Senat auseinandersetzt und die Listenwahl ver­langt. Es verlautet, daß im diplomatischen Korps Veränderungen bevorständen.

Italien.

Nach derGerm." mehren sich die Anzeichen dafür, daß die Abreise des Papstes von Rom sich im Stadium der Berathung befindet. Leo XIII. soll dem Bischof von Nancy auf dessen Rath, Rom nicht zu verlassen, erwidert haben:Ich wünsche meinerseits nichts Besseres, als zu bleiben; aber wenn die Beleidigungen und Drohungen gegen meine Person sich verschärfen, werde ich wohl einen Ent­schluß fassen müssen."

Er fährt mit Vieren", galt sonst als die höchste Lei­stung gewöhnlicher Sterblichen ohne Fürstenhnt. Der Ameri­kaner Livingstone in Florenz fährt aber mit 20 und 24 Pferden spazieren und er fährt selbst und ganz allein vom Bocke aus. Alle Pferde sind edlen Blutes, je 2 an Farbe und Größe gleich und die zwei hintern Pferde immer um etwas höher als die vorder,:.

Türkei.

Dem armen Sultan der Türkei sitzt gegen­wärtig Manches wieder nicht glatt. Da ist einmal die Wehrpflicht, welche Oesterreich in Bosnien und

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