und daß die gemachten Fortschritte der französ. Truppen unverkennbare, sondern auch überaus beachtens- werthe nach jeder Richtung hin sind. Es wäre daher höchst gefährlich und bedenklich, wenn man sich in Deutschland aus mancherlei Berichten und Darstellungen anläßlich der tunesischen Expedition von einer Desorganisation und völligen llntüchtigkeit der militärischen Streitkräfte Frankreichs eine durchaus unrichtige und irrige Auffassung und Anschauung über den inneren Werth und Gehalt, wie über die erreichten Fortschritte der französischen Armee bilden würde.
Die Abgeordneten Laster und Richter sprachen am 4. ds. zu Berlin vor viertausend Wühlern des zweiten durch Virchow vertretenen Wahlkreises. Laster charakterisirte in großen Zügen die Reaction im Allgemeinen, während Richter mit drastischer Schärfe das Tabakmonopol und die angebliche Altersversorgung kritisirte. Richter verkündete, daß Fortschritt und Sezessionisten zusammen in 150 Wahlkreisen gemeinsame Candidaten ausstellteu. Aus der Rede Lasters entnehmen wir folgende Behauptungen: „Die Reaction will den Staat Friedrich d. Großen, den Staat von Stein und Hardenberg, vernichten", Bismarck hat 1878 einen „häßlichen Jntercssenkampf" ei: geführt, die „Vorhallen des Reichstages haben den Borhallen eines Börsenplatzes" geglichen, die „bürgerl. Freiheit wird, beseitigt werden" rc. Er schloß: „Ich bin überzeugt, Bismarck hat lediglich d : Wohlfahrt des Volkes und das Beste des Vat:. Hudes im Ange: es verdient aber strengen Tadel, daß ihm die Mittel gleichgültig sind, die ihn zu diesem Zwecke führen".
Dem „Seebl." wird geschrieben: Vielerorts wird es als erlaubt und üblich angesehen, bei dem sog „zu Markt machen" der Frücl'tc, zur Täuschung des Käufers in die sacke zu oberst weit schönere und bessere Waare zu packen als in die Mitte derselben und unten. Das Gericht, welches sich demnächst mit einem solchen Falle zu beschäftigen haben wird, erblickt in dieser Manipulation den Thatbcstand des Betruges und erkennt, wie frühere llrtheile beweisen, cv. auf Gesüngnißstrafe. Wir warnen daher eindringlich vor ähnlicher Handlungsweise.
In Solingen wurde vor dem Schöffengericht ein Weber aus Maubeshaus wegen Beleidigung eines Lehrers seines Sohnes zu 30 ^ Geldstrafe vcrnrtheilt. Der Weber hatte nämlich in das Schulheft seines Sohnes folgendes Dankschreiben an den Lehrer gerichtet:
„Ich danke für den Unterricht und für die vielen Schlüge; ich war ein kleiner Taugenichts und Sie ein großer Flegel."
Auch ein Pegasus, der „nichts abwirst."
Straßburg, 4. Oktbr. Wäb.rend der vorletzten Nacht brach in dem Hauptgebäude der Spinnerei zu Huttenheim bei Benfeld, Eigcnthum einer größeren Gesellschaft, Feuer aus und griff, durch den großen Vorralh von Baumwolle genährl, so rasch um sich, daß nach Verlauf von wenigen Stunden außer einer Reihe von Fabrikgebäuden, das Wohngebäude, das Gebäude der Bureaux, sowie das Schulgebäude ein Raub der Flammen wurden. Der Schaden beläuft sich auf mehr als 2 Millionen Mark, ist jedoch durch Versicherungen gedeckt, lieber die Entstehung des Feuers ist Näheres nicht bekannt. Die Fabrik beschäftigte über 2000 Arbeiter. Da die Seitengebäude mit der Spinnerei und den Webstühlen erhalten blieben, wird es möglich fein, einen größeren Theil der Arbeiter beschäftigen zu können, was nothwendig ist, da, selbst wenn bei Tag und Nacht gearbeitet wird, die Bestellungen noch über den Monat März des nächsten Jahres hinaus reichen.
Metz, 7. Okt. Die Einweihung der neuen Garnisonskirche ist vorläufig auf den 23. Okt. verschoben. Es heißt jetzt, der Kaiser komme nicht nach Metz.
Oesterreich-Ungarn.
Die Sturmfluth der Nationalitätenpolitik scheint in Oesterreich nunmehr doch in das Stadium der Ebbe gerathen zu sein, da die deutschnationale Bewegung ein energisches Gegengewicht für die Anmaßungen der Czechen und Polen darzubieten droht. Die Organe der Czechen predigen denn auch bereits Mäßigung. Man glaubt, daß zu diesem Resultate wesentlich die oppositionelle Haltung des Fürsten Carlos Auersperg, des Führers der deutschen Großgrundbesitzer in Oesterreich, beigetragen habe.
Italien.
Mailand, 7. Okt. Hier ist ein Komplott gegen König Humbert entdeckt worden. Ein ehemaliger Offizier von Garibaldi, Rensi, wurde verhaftet, man fand bei ihm einige Bomben. Er soll
mit Sozialisten in Verbindung stehen. Diese leugnen aber jede Gemeinschaft mit Reust.
Es bestätigt sich nicht, dag der Papst ernstlich damit umgehe, Rom zu verlassen. Dagegen wird im Vatican ein Prote st an die Mächte vorbereitet, welcher von 300 bis 400 katholischen Bischöfen, die zuni 8. December nach Rom kommen werden, unterzeichnet werden soll.
Schweiz.
Die im Laufe dieses Jahres durch Hagelschlag in der Schweiz verursachten Beschädigungen belaufen sich nach amtlicher Schätzung im Ranton Zürich auf 2,500,000 Fr., un Waadtland auf 2,000,000 Fr., im Thurgau axis eine Million und im Kanton Baselland auf eine halbe Million Franken.
Frankreich.
Paris, 4. Ottvr. Hier in Paris regen die Vorgänge in Wed Zargua heftig aus. In allen Kreisen herrscht die größte Erbitterung gegen die Regierung und namentlich gegen Gambetta, den man nicht allein anklagt, der Urheber der unglückseligen Expedition gegen Tunesien zu sein, sondern auch für die schlechte militärische Führung verantwortlich macht, weil er es ist, der den General Farre, dessen Unfähigkeit ihm bekannt sein mußte, an die Spitze des KriegSministeriums gestellt und ihn auch dort ungeachtet der von ihm begangenen Fehler gehalten hat. Schon nach dem 14. Olt., wie aus Angaben hervorgeht, welche der verstorbene Dufaure dem Pariser Times-Cvrrespondenten machte, wollte Gambetta Farre zum Kriegsminister machen, was ihm aber damals nicht gelang. Daß Gambetta Farre so sehr begünstigte, wird dadurch erklärt, daß er in demselben ein vollständig willfähriges Werkzeug zu erhalten überzeugt war und fest glaubte, daß Farre unter seiner direkten Leitung Großartiges leisten werde! Der Wirrwarr, der durch die Farre-Gam- betta'sche Wirlhschaft entstand, wird Frankreich noch viele Opfer an Menschen und Geld kosten. General Farre har denn auch für Afrika nur unfähige Generäle ausgewählt, die ihm gleichen, so daß, obgleich die Franzosen in Tunesien fast 43,000 Mann stark sind, sie ungeachtet ihrer Kanonen und ibrer ausgezeichneten Waffen gegen die Araber, welche noch Gewehre mit Feuerschlössern haben, bis jetzt nichts ausrichten konnten und sich vor ganz Europa bla- mirteu.
Dem „Moniteur universel" zufolge schafft der Papst Kostbarkeiten und wichtige Schriften wagen- weise zum österreichischen Gesandten in Rom.
Der Minister des Auswärtigen hat gerichtliche Klage gegen den Intransigent wegen Verleumdung des Ministerresideuten Rvustan erhoben.
Spanien.
In «Spanien scheint sich das jetzige liberale Regiment mehr und mehr zu befestigen. Dasselbe har soeben einen sehr bedeutsamen Erfolg zu verzeichnen. Marschall Serrano, welcher sich noch heute in den weitesten Kreisen großer Autorität erfreut, hat sich auf einem Bankett, das jüngst ihm zu Ehren gegeben wurde, zu Gunsten des Ministeriums Sagasta erklärt. Die Erklärung macht in Spanien das größte Aussehen, denn man hielt den Marschall ziemlich allgemein für einen Vorkämpfer der Republik und glaubte, daß er die erste günstige Gelegenheit benutzen werde, um sich für diese Regierungsform zu erklären.
England.
In Irland wird der Aufruhr offen gepredigt. Die Maske, welche denselben verhüllte, wird weggeworfen, nnd es wird jetzt geradezu verkündigt, daß nur „Irland für die Iren", der Boden und die Souveränität des Landes, das Volk befriedigen würde. Von großer Wirkung erweist sich eine Rede, welche der erst vor einigen Tagen aus dem Kilmainham-Gefängniß entlassene Pater Sheehy am Sonntag in Kork gehalten. Der Geistliche sagte u. A.: „Wenn nicht binnen Monatsfrist alle in Kil- mainham und den anderen Gefängnissen eingekerkerten „Verdächtigen" freigelassen würden, müsse er sämmtliche Delegirten der Grafschaft Limerick einberufen und dieselben im Namen ihrer, bezw. Distrikte verpflichten, keinen Pachtzins mehr zu zahlen, bis die „Verdächtigen" auf freien Fuß gesetzt wären. Hoffentlich werde das ganze Land diesem Beispiele folgen. Irland werde sich erheben und sagen: „Gib uns Davitt wieder oder wir zahlen keinen Pachtzins." Die nationale Idee wird jetzt die hervorragende. Es heißt jetzt weniger: „Nieder mit dem
Gutsherrenthum", als: „Nieder mit der englischen Herrschaft in Irland."
Die orientalische Frage ist in Folge der ägyptischen Affaire in ein delicates Stadium getreten. denn England, welches schon lange begehrlich nach Aegypten ausschaut, hat erklärt, die ägyptische Frage sei jetzt die orientalische geworden und sich mißbilligend über die Einmischung der Türkei in die ägyptische Angelegenheit ausgesprochen. Gleichzeitig machte das der englischen Regierung nahestehende Weltblatt „Times" den famosen Vorschlag an Oesterreich , daß Oesterreich die westliche Balkanhalbinsel nehmen solle, wenn es den Engländern zu Aegypten verhelfe. Dieser Vorschlag ist natürlich von Oesterreich und auch von den übrigen Großmächten als unthunlich zurückgewiesen worden, aber es erhellt doch daraus, daß England unter allen Umständen Aegypten in seinen Besitz bringen will und wenn es den beiden türkischen nach Kairo gesandten Commissaren nicht gelingt, die ägyptischen Streitigkeiten gütlich beizulegen, so dürfte die Regierungscrisis in Aegypten leicht Anlaß zu internationalen Schwierigkeiten bieten.
Rußland.
Petersburg. 6. Okt. Das „Journal de St. Petersbourg" schreibt: Indem wir uns an die officiell bekannt gegebenen Erklärungen von Staatsmännern halten, glauben wir, daß die Aufrechterhaltung des Status guo im Orient und des Friedens in der Welt deren wahres und alleiniges Bestreben ist und daß, wenn bezüglich Aegyptens oder anderweit Schwierigkeiten entstehen sollten, man dieselben durch das Einvernehmen der Mächte und nicht durch Abenteuerlichkeiten lösen würde von der Art, wie solche neulich die „Times" predigte.
Afrika.
Tunis, 6. Okt. General Saussier wird in den nächsten Tagen in Tunis eintreffen, um den Oberbefehl gegen die Aufständischen zu übernehmen. Ali Bey hält sich in seinen Stellungen und erhielt nicht blos sechs französische Bataillone als Verstärkung, sondern zugleich französische Offiziere zum Kommando seiner Truppen.
Handel L Verkehr.
Aus dem Horb er Obcramt, 6. Oktbr. Mit dem Ertrug der Ernte dürfen unsere Landlcute wohl zufrieden sein. Obst, insbesondere Aepfcl, gibt es bei uns in reicher Fülle; Preis des Mostobstcs von ^ 4. - 4.50 per Ctr., gebrochenes Obst 2—2.20 per Simri. Auch die Kartoffelernte fällt allem Anschein nach sehr befriedigend aus nach Quantität und Qualität, Preis 4-5 ^ per Sack. Auch Kraut und Kohlraben (Bodenrüben) sind bei uns gut ausgefallen.
(Wein.) Lauffen a. N., 7. Okt. Einige Käufe zu 140—150 „4L pr. 3 bl. — Cleebronn, 5. Okt. Frühgewächs 110-150 pr. 3 bl.
AL! >
! !«>«
Ff 8?
! Z »>« ^ y
» Vs
cs »
^»3 -
ZV«.»
3
' Ä? KV -
VT ^ os
NAsk
837 S' - „
? V
^7 »-» v
Ksk
st 3.i,
Kr
S»
«
rs-
1 l,
I o >
2 « 0 L.Z.
rs
3
, 0
A-
4S
Baihingen a. E., 7. Okt. Die auch in unserem Be---
zirk zu hoch gespannten Erwartungen der Weingärtner sind
zwar durch den abscheulichen Witterungscharakter des Septem- ^
der erheblich rcduzirt, doch dürste das Ergebnis) immerhin^
noch ein Lohnendes, Zufriedenstellendes sein. Wir bekommen--
einen recht ordentlichen trinkbaren Mittelwein, dessen Qualität »3 3 ZD" »
dem 75er gleich zu erachten ist. Die Preise werden sich »
Hektvl. zwischen 100- >40 bewegen.
(Obst.) Eßlingen. Fremdes Obst 4,90-5 s«
Wagenladung Obst aus den Filialen nach Hessen abgegangen.
Tübingen, 7. Oktbr. Der heutige Obstmarkt war^wr^»Z,? mit gegen 2000 Säcken Mostobst befahren, welche zu steigen-»'AZsjs den Preisen schnellen Absatz fanden. Aepfel kosteten -kä 10 2-8.»^«:; bis 10.50 per Sack, Birnen 11—13 — Auf dem Kar-
toffelmarkt waren etwa 200 Säcke zugeführt, welche zuDI-Z'A^l 5—5.50 per Sack abgingen. — Milchschweine wurdend S» verkauft zu 9 — 13
(Hopfen.) Rottenburg. Käufe L 162 (steigendes Tendenz); Borrath noch 3—4000 Ctr. — Horb. Hopfenver-P rzE-4^3 steigcrung durch den Hopfenbauverein: 120—160 — Ober- 3-Zff?
jes ingen und Kuppingen: verkauft bis zu 140 pr. Ctr. ' ' ' ^
— Tübingen, 7. Oktbr. Gestern kamen ca. 80 Ballen ^
Hopfen zur Waage mit ca. 10,000 Pfd. Die Preise stehen jetzt g
bis 140 ^ pr. Ctr. — Entringen, 5. Okt. Der Hopfenhandel hier hat einiges Leben, die Preise bewegen sich gegenwärtig auf 130—140
Vorwärts.
Erzählung von Emilie Heinrichs.
(Fortsetzung.)
Meister Kraus ging mit großen Schritten auf und ab und nahm dann den Wechsel in die Hand, um ihn noch einmal mit bittrem Lächeln zu prüfen.
„Es ist kein Zweifel," murmelte er dabei, „von ihm rührt diese Unterschrift her — er hat sie absichtlich entstellt — er ist also der Fälscher — mein eigener Sohn!"
Der alte ehrgeizige Mann sank stöhnend auf einen Stuhl und verbarg das Gesicht in seinen Händen.