Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag den 6. Dktober.

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auf denGesellschafter" für das 4. Quartal neh­men alle Postämter und die Postboten entgegen.

Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 30. v. Mts. den Straßenbau-Inspektor Feldweg 'von Ealw wegen hohen Alters und körperlichen Gebrechens unter Verleihung deS Titels und Ranges eines Banratbs seinem Ansuchen gemäß in den bleibenden Ruhestand gnädigst versetzt.

Gestorben: Den 3. Okt. zu Göppingen Stadtschult- hciß Sccfrid, Abgeordneter des B-zirks Göppingen 1845 1853 und wieder 1850-01, 07 I. a.

Tage«-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Bei den an Aussteller der Abtheilnng der L andesge Werbeausstellung von 1881Produkte der Landwirlhschast, Kunst- und Handclsgärtnerei" zuerkannten Preise sinden wir den landwirthich. Bezirksvercin Nagold mit einer Belobung bedacht.

Calw, 1. Oktbr. Wie wir ans zuverlässiger Quelle erfahren, hat der bisherige Reichstagsab­geordnete, Herr Julius Staelin, ans verschiedene Anfragen ans dem VII. Wahlkreis sich bereit er­klärt, das Mandat für die nächste Legislaturperiode des Reichstags wiederum anzunehmen und wird der­selbe demnächst in den 4 Oberamtsbezirken des Wahl­kreises Versammlungen abhalten.

Stuttgart, 1. Oktober. Der Schluss der Landesgewerbe-Ausstellung erfolgt definitiv am Sonntag den 9. Oktober, Abends. Wer dieselbe noch besichtigen will, muß sich demnach beeilen. Das Eintrittsgeld beträgt bis zum 8. Oktbr. nur 50 L, am 9. Oktbr. 1 Zum Schluß der Aus­stellung werden zwei Musikkapellen in der Halle spielen, bei deren Klängen der Auszug aus derselben erfolgt. Ein Kellerfest wird den letzten Akt des großen Schauspiels bilden. Der Schluß der Obstausstellung findet am Mittwoch den 5. Ok­tober statt.

Stuttgart, 2. Okt. Nachdem am Sams­tag Abend bereits eine Versammlung von Vegeta­rianern stattgefunden hatte, wurde gestern im obern Museum eine öffentliche Versammlung mit Vegeta­rianermittagessen abgehalten. Anwesend waren etwas über 100 Herren und Damen, darunter Theilnehmer aus Karlsruhe, der Schweiz, dem Elsaß, der Pfalz und Bayern. Als Redner traten auf Dr. Horn, Rechtsanwalt in Karlsruhe, und Prof. Barthelnies von Ulm: beide betonten, daß der Vegetarianismus immer mehr Freunde gewinne und auch in der Presse nicht mehr so spöttisch behandelt werde, wie früher. Selbst Richard Wagner lege in seinen Bay- reuther Blättern eine Lanze für denselben ein. Das Menu bestand aus Erbsensuppe mit Reis, Peter­silienkartoffeln mit Beilagen (Gurken, rothe Rüben), Spinat mit Pastetchen und Omeletten, Blumenkohl und grüne Erbsen in Buttersauce, Pudding und Kompot. Als Getränke bediente man sich meistens des Apfelmostes. Toaste wurden noch ausgcbrachr auf die Weiterentwicklung des Vegetarianismus und auf die Frauen, welche namentlich der Sache des Vegetarianismus förderlich sein könnten.

Stuttgart, 3. Oktbr. Die 23. Wander­versammlung der Württ. Gewerbevereine be­gann heute früh 9 Uhr ini Schillersaale der Lieder­halle. Nach Eröffnung der Sitzung durch Rechts­anwalt Oßwald begrüßte der Oberbürgermeister Dr. von Hack Namens der Stadt, Gemeinderath Stähle Namens des hiesigen Gcwerbevereins die Anwesen­den. Der Aufruf ergab Vertreter von 40 Gewerbe- Vereinen, sowie Vertreter der Handels- und Gewer­

bekammern von Ulm, Reutlingen, Stuttgart und Heilbronn. Außerdem waren anwesend im Aufträge der Kgl. Centralstelle Regierungsrath Gärtner, fer­ner Regierungsrath Schicklcr und Dr. Ammermüllcr. Im Ganzen waren etwas über 100 Personen an­wesend. Die Versammlung verschob die Verlesung des Rechenschaftsberichtes, sowie die Wahl des Vor­standes, Ausschusses und Vorortes zum Schluß der Sitzung. Es begann hierauf der Referent üoer den dritten Gegenstand der Tagesordnung (Jnnungsgc- setz) Dr. Huber, Sekretär der hiesigen Hauvels- und Gewerbekammer, seinen Vortrag. Einer der wich­tigsten Gegenstände der Berathuug war das Lehr- lingswcscn, wobei der Antrag von Bauer- Reutlingen:die Wanderversammluug erklärt sich für Einführung der obligatorischen Lehrliugsprü- fungen und soll die Kgl. Württembergische Staats­regierung ersucht werden, bei dem Bundesrathe einen diesbezüglichen Antrag zu stellen", mit 25 gegen 20 Stimmen angenommen wurde. An der Debatte hiebei betheiligte sich auch der Nagolder Dclegirte, Kaufmann Pfleiderer; Calw, Herreuberg und Horb waren auch vertreten.

Stutigccrl, 3. Okt. Vom Volksfest. Man schreibt uns: Wir möchten heute von einem Volksfest eigener Art berichten. Im Laufe der vorigen Woche erhieltenvon einigen Freunden aus Stuttgart" sämmtlichc an den Zugän­gen zum Volksfest sich lagernde Krüppel (Blinde, Lahme u. s. w.) eine gedruckte Karte, nach welcher dieselben eingcladen wurden zu einem am 29. stcutsindenden Abendessen in einem der Säle der früher Grvs'schen Fabrik an der Poststraße in Berg; und siche da, cs stellten sich um 7 Uhr Abends gegen 60 dieser Armen, an Krücken gehend oder geführt von Anderen, ein. Wie waren sic überrascht, als sie in den festlich dekorir- ten Saal cintretcn, an dessen Wänden fleißige Hände allerlei Schmuck angebracht hatten. Am meisten wurde das Auge ge­fesselt von der im Hintergründe des Saales sich befindenden Dekoration, wo an ganz mit Tannenreis bedeckter Wand die Kolossalbüstcn Ihrer Majestäten des Königs und der Kö­nigin prangten. Das Essen, Suppe, Salat und Wurst, wurde von Damen servirt, das Bier von Herren; Ansprache und Gesänge wechselten nach dem Essen mit einander ab und aus dem Munde eines Blinden wurdeden Freunden" im Namen Anderer der Dank sür ihre Liebe ausgesprochen. Beim Gehen konnte man aus mehr als einem Munde hören: So etwas ist mir in meinem Leben noch nicht vorgekommen; oder: Das ist einmal schön, so an uns Elenden zu handeln! Mögen die Freunde ' durch die Erfahrungen, die sie hier machen durften, sich ermuthigen lassen, auch ferner in ähnlicher Weise nach dem Worte Jesu zu handeln: Gehet hinaus auf die Landstraßen und an die Hecken und Zäune und ladet u. s. w.

Brandfälle: In Neureuth (Oehringen) am 30. Sept. 1 Wohnhaus und eine Doppelfchcuer lammt vielen Vorräthen.

Aus dem 6. Wahlkreis (Reutlingen, Tübingen, Rot- tenburgl 3. Okt. Gegen R.-A. Payer II. ist nunmehr von der deutschkonservativen und der deutschen Partei in Reut­lingen und Tübingen als Gegenkandidat Hr. Eduard Elben in Stuttgart ausgestellt worden, der die Annahme eines Man­dats erklärt hat.

Die am Donnerstag stattgefundenc Wahl der Präsidenten der bayerischen Abgeordnetenkam­mer ist vollständig zu Gunsten der clericalen Partei ausgefallen. Zum ersten Präsidenten wurde Baron Om mit 152 gegen 2 Stimmen und zum Vizeprä­sidenten Dr. Kurz mit 85 gegen 68 Stimmen, welche sein liberaler Gegenkandidat, Frhr. v. Stauf- senberg, erhielt, gewählt. Das der Kammer vom Finanzminister vorgelegte Budget ergiebt ein Defizit von ca. 5 Millionen, zu dessen Deckung eine Steuer- erhöhung von 20"/<> in Aussicht genommen ist.

An den Sonntagen und den Wochentagen mit halbem Eintrittspreise (Mittwoch und Sonnabend) ist die Frankfurter Ausstellung jetzt regelmäßig von 25 30,000 Gästen besucht. Die Gemüse- und

ObstauSstellung, die künstliche Eisbahn (weiche vom Schlittschuh-Club zu costümirteu Festen benutzt wird)

und die sehr reichhaltige Frankfurter Gemälde-Aus­stellung fesseln das Interesse der Besucher beinahe ebenso sehr, wie die Patent- und Localiudustrie- Ausitellung in den Haupthallcn. Ganz überraschend ist das Tyrolcr Obst, dessen Birnen, Acpfe! und Trauben (von Bozen und Meran) au Pracht und Größe Alles übertreffcn, was Frankreich und das Rheinland darbietet.

Unter den Angeklagten, die sich am 10. ds. vor dem Reichsgerichte zu Leipzig gegen die Anklage aufVorbereitung zum Hochverrath" zu rechtfertigen haben werden, befinden sich 10 nord­deutsche und 25 süddeutsche Sozialisten, ferner ein Literat Namens Dave aus Belgien und eine So­zialistin aus Berlin. Die umfassende Untersuchung währte nahezu ein Jahr; die Hanptverhandlung wird mit Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt werden.

Aur der Industrie-Ausstellung in Halle hat die DrechslerfirmaJsleib L Bebel" die sil­berne Medaille für ihre Thüren- und Fenstergriffe erhalten. Der Bericht fügt aber charakteristisch ge­nug hinzu, daß diese Firma weniger für den bürger­lichen Haushalt als fürPaläste und Salons" ar­beite. Da Herr Bebel einmal im Reichstage die Parole ausgegeben hatKrieg den Palästen!" so ist es recht nett von ihm, daß er sic vorher noch mit geschmackvollen Thürklingen und Fenstergriffen ausstaffiren hilft. Nur hübsch konsequent! In Dresden ist die Kastanienernte in vollem Gange. Die betr. Pächter der Bäume lassen die Kastanien mit langen Stangen herunterschlagen. Der Zoolo­gische Garten und die Försterei von Moritzburg sind die besten Abnehmer dieser bitteren Frucht. Man zahlt für sie fast genau so viel wie für Kar­toffeln.

Berlin, 30. Sept. DieNat.-Z." berichtet: Eine Anzahl von Kaplanen, welche während des Kulturkampfes die journalistische Laufbahn ergriffen und die Redaktion klerikaler Blätter übernommen hatten, soll sich jetzt darauf vorbereiten, nach einge­tretener Milderung des kirchenpolitischen Kampfes ihre jetzigen Stellungen aufzugeben und Pfarrstellen zu übernehmen.

Berlin, 1. Okt. Bischof Ko rum hat, wie dieEssener Zeitung" aus guter Quelle erfährt, Gelegenheit genommen, verschiedenen Geistlichen und sonstigen angesehenen Katholiken gegenüber dringend zur Mäßigung in öffentlichen Publikationen zu rathen und namentlich gebeten, dahin zu wirken, daß in der Presse nicht wieder die Behauptung aufgestellt werde, der Staat sei nach Kanossa gegangen, denn das treffe in der That nicht zu.

Berlin. Den schönsten Blumenstrauß zu ihrem Geburtstag hat die Kaiserin Augmta von dem Bankier Blcichröder bekommen. Dieser hat aus Paris einen reich vergoldeten Blumenkorb von 2 Meter Umfang mit den seltesteu Blumen des Südens geschickt. Auf Befehl Alexander III. werden 17 kaiserl. Schlösser in Wohlthätigkeits- oder Erziehungs- Anstalten umgewandelt, darunter die Schlösser in Livadia in der Krim und Belvedere in Warschau.

Die Wahlperiode, welche hauptsächlich in der Reichshauptstadt schon zu so erregten Szenen geführt hat, daß man sich kaum vorzustellen vermag, was das Ende dieser Vorgänge sein soll, fördert nun auch Enthüllungen zu Tage. Herr v. Unruh rückte mit derartigen Indiskretionen über das Jahr 1866 hervor und erzählte u. A., daß Bismarck dem da­maligen bayerischen Minister v. d. Pfordtrn gegen­über anfangs sehr hohe Forderungen stellte, bald