TagrS-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Auf der Obst-, Trauben- und Gemüse- Ausstellung in Stuttgart ist dem landw. Be­zirksverein Nagold sür die von ihm ausgestellten Kartoffeln, sowie für Obst ein Preis zuerkanut wor­den, welcher die Beurtheilungsziffer für Karroffeln I, für Obst I <V ist die höchste) trügt. Ferner haben u. a. Preise erhalten: Gebr. Kienle in Horb für Kartoffeln II, für Getreide und Hopsen l. Landw. Bezirksverein Calw, für Getreide I. Landw. Be­zirksverein Neuenbürg sür Trauben 0I, für Obst IV, für Kartoffeln, Gemüse, Flachs I.

-e- Spielberg, 2. Oktbr. Herr Pfarrer Walz, bisher Diakvnns in Neuenstein, ist am 29. Sept. hier in sein neues Amt eingetreten. Eine An­zahl hiesiger Bürger war dem neuen Seelsorger in 4 Gefährten bis nach Nagold entgcaengefahren. Mit dem 8. 27 Zug von Stuttgart her angekvmmen, fand Herr Walz mit seiner Familie einen herzlichen Empfang auf dem Bahnhof Nagolv und eine von heiterem Math erfüllte Begleitung üver Ebhansen-- Altenstcig in daS neue Heim, lim 1 Uhr Mittags hier angekommen, hatte deren» der Kriegervcrein mit Fahne, die Schuljugend, die Einwohnerschaft Stel­lung vor dem P'ar. auie genommen. Einem kräf­tigen Jnbelchor, gesungen von den hiesigen Schü­lern, folgte eine mit begcisiernngsvoller Wärme ge­haltene kurze Ansprache de-:- Herrn Pfarrers an die Versammelten. Schließlich machte der inzwischen herzugekomme. vemeinderath von Egenhausen Herrn Walz seine Aufwartung. Heute nun wurde daS geistliche Amt in der kirchlichen Dvppelgemeinde SpielbergEgenhausen durch Herrn Dekan Kein al­ler in die Hände des jüngeren Genossen Walz gelegt, wobei dessen ehrwürdiger Vater, Herr Pfar­rer Walz a. D. von Stuttgart, Herr Stadtpsarrer Hofsmann von Haicerbach und die Ortsvorsteher beider Gemeinden als Zeugeil funktiouirten. Mit dieser Feierlichkeit war zugleich die Einsegnung des neu in den Kirchendienst eingetretenen Herrn Bicars in Altenstaig verbunden. Znm Thema seiner Pre­digt hat Herr Pfarrer Walz nach Maßgabe des Evangeliums die Worte:Ohne mich könnet ihr nichts thun" gewählt und Hai dasselbe in überzcn- gungstreuer, edler Sprache, fußend ans den Kern des Christenthunis. in Muer Auslegung und An­wendung vor seine neue Gemeinde gebracht. Herr Walz betonte, das; er die Aufgabe seines Lehr- und Predigtamtes mit tiefem Ernste ersaßt habe und den schweren Pflichten des Amts mit Hingebung ein Ge­nüge leisten wolle: auch werde er seine Wirksamkeit besonders dadurch zu einer segensreichen zu erheben suchen, daß er den wichtigen Theit des Amtsgelüb­des, den: Worte der Wahrheit gemäß zu leben, treu erfüllen werde. Nicht nur die Kirchengeiiossen der Doppelpfarrei, auch viele Bewohner von Alten­staig, Wörnersberg u. s. w. hatten sich zur Investi­tur in der hiesigen Kirche cingefunden. Das Fest­essen zählte viele freiwillige Theilnehmer, namentlich der politischen und kirchlichen Gemeinderäthe der bei­den Pfarrgemeinden. .

Jak. Lutz, Schneider von Gärtringen, der versuchten Brandstiftung für schuldig erkannt, wurde vom Schwurgericht Tübingen zu 1 Jahr 6 Mon. Zuchthaus verurtheilt.

Stuttgart, 1. Okt. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen mit durchlauchtigster Tochter Prinzessin Elisabeth sind nach mehrtägigem Besuche am Königlichen Hoflager in Friedrichshafen in der Nacht vom 29.30. hier an gekommen, haben ini Königlichen Nesidenzschlosse Wohnung genommen, am 30. die Landesgewerde-AnSstellung längere Zeit besucht. Ihre Königlichen Hoheiten traten die Rück­reise über Frankfurt mit dem Mittagszuge an.

Cannstatt, 30. Sept. Die Ausstellung des Vereins der württ. Bienenzüchter bietet für Fach- genossen und Laien hohes Interesse: Bienenhäuser jeder Art, Apparate, verschiedene Sorten von Honig und Wachs, graphische Darstellungen der verschiede­nen Stadien des Bienenhaushalts gewähren einen höchst lehrreichen Einblick in denselben. Hervorra­gende Leistungen brachte Pf. Pfäfflin von Mühl­hausen und die Stuttgarter Firma Lehrer zur An­schauung, sehr geschmackvoll war die Eßlinger Aus­stellung arrangirt. Das Ochscnbraten auf dem Volksfest hat nach derC. Ztg." dem Unternehmer fRößleswirth) an Eintrittsgelders 1400 ^6. und für die verkauften Portionen 350 ^ abgeworfen.

Der Cannstatter Rößleswirth ließ, da das Fleisch des ersten Ochsen schnell vergriffen war, gestern nochmals einen solchen braten, und ging auch das Fleisch von diesem rasch ab.

Von der Jagst, LS. Septbr. Wie ma» in Bayern, wo den Soimtagsschülern der Besuch der Tanzmusiken und des Wirthshanscs verboten ist, strenge gegen Renitenten ver­fährt, davvn einen kurzen Beleg: Eine SvnuIagSschülerin hatte den Tanzboden besucht: sie mußte sich Hierwegen vor dem Schöffengericht zu D. verantworten, und erhielt von demselben eine Äreestsiinfe vvn V Tagen und wegen eines weiteren Be­suchs des Wirthshauses nvch 3 Tage Haft zudiktirt. Außer­dem wurden ihr die Kosten zugeschieden.

(S elbst e r k e n ntni ß.) K o n st a n z, Ly. August 1878. Zn derFreien Stimme vvm See" ist wörtlich zu lesen: Widerruf. Die gegen Müller N. R. gemachten Acnßernngen

.nehme ich auf diesem Wege als Unwahrheit und

eigene Erfindung zurück, erkläre, daß ich unüvertegter Weise, durch lügenhafte Anssagen eine kränkende Schwatzerei hervor- gernfen habe und muß öffentlich bekennen, daß ich über­haupt ei» dummes unüberlegtes Maul habe. Se­bastian Dingsda." Braver Sebastian!

Die Kaiserin seierte am 30. September in Baden-Baden im engsten Familienkreise die Vollen­dung ihres 70. Lebensjahres.

DieJagst-Ztg." schreibt:Wegen des Ver­brechens in Heitöerg ist ein Ziminermann Bät­schet, der sich nicht des besten Rnss ersceut, als der Mitschuldige des Ehemanns Hesselmaier in Haft ge­nommen worden. Es liegt nach allem ein im Kom­plett verübter Mord vor. Damit findet auch die Abwesenheit des Ehemannes während der Zeit der Thal ihre Erklärung, ebenso die sichere An­nahme, daß während der Verbrennung der Frau das Feuer mit Brennstoffen unterhalten worden sein muß. An den Kleidern besagten Helfershelfern fand man Älutspnren und sein Gesicht war zerkratzt, was aus einen Kampf mit dem Opfer schließen läßt."

(Niederstaycrischer Sport!) Bvn Langsdvrf be­richtet man demNiiriib. Kvrresp.": Wie anderwärts die Mnskclstärke der Arme ic. so wird hier die Festigkeit des Hirnkastens durch allerlei Kraftproben dokumentirt. Ein ge­wisser Kronauer ist im Stand, die stärkste Zimmcrthüre mit seinem Schädel einzurennen, ja er stieß kürzlich im Wirthshaus das Hoflhor durch. Auch andere betreiben diesen Sport; die Raufereien, aus denen die Bauerbnrsche trotz Stuhlbeinen und Messerstichen mit unversehrter Hirnschale hervvrgehen, beweisen die Erfolge dieser kraniologischen Uebungen.

Fulda, 27. Septbr. Das evang. Pfarrdorf Dalherda, einer der höchsten Rhönorte, ist gestern von einem schwelen B rand nn glück heimgesncht worden. 62 Gestände, gnr zivei Drittel des ganzen Dorfes, sind ein Rand der Flammen geworden. Zwar waren 13 Feuerspritzen am Platze, aber diese tonnten bei dein vorhandenen Wassermangel nur wenig ausrichten. Eine derselben soll sogar mit verbrannt sein. Leider ist der Verlust eines bei dem Löschen deschästigten Mannes zu beklagen, auch ein lOjähriges Mädchen svll in den Flammen uinge- kvminen sein. Mehrere Leute sind verwundet, einige Kinder werden vermißt. Die Bewohner des Dorfes sind sehr arm, sie ernähren sich zu in größten Theile durch Verfertigung von allerlei hölzernen Waaren, mit denen sie Handel lrciöen. Der Jammer äst groß.

Berlin, 29. Septbr. Fürst Bismarck soll demnächst ans acht Tage von Varzin Hieherkommen, dann nach Ariedrichsruh gehen und nach der Be­rufung des Reichstags im November zu dauerndem Aufenthalt nach Berlin zurückkehren wollen. Nach einer offiziösen Angabe finden im Reichstage des Innern täglich Berathnngen über einen Entwurf für Arbeiterhütfskassen statt.

Berlin, 30. Septbr. DieNordd. Allgem. Ztg." bringt einen Artikel zu Gunsten des Tabak­in o nopots, worin ausgeführt wird, daß dadurch keine Ueberbürdung der Bevölkerung mit Staats­steuern hervorgerufen würde. Gewisse Kommunal­steuern an zahlreichen Orten Deutschlands bedürfen der Erleichterung: hierfür und um ferner die mit den Fortschritten der Kultur wachsenden Aufgaben des Staates für die soziale Entwicklung seiner An­gehörigen erfüllen zu können, bedürfe man neuer Steuern. Der Tabak, der sowohl einen Gegenstand des Massenkonsums bilde, wie er zugleich durchaus entbehrlicher Natur sei, sei in seiner Steuerkraft bisher noch nicht ausgenutzt worden. Keine andere erdenkbare Besteuerungsform vereine die Vorzüge des Tabakmonopols. Sobald die Nothwendigkeit, neue Steuern flüssig zu machen, an die gesetzgeben­den Faktoren herantrete, wäre es ein Vergehen am Volksvermögen, wenn irgend welche andere Steuer früher aufgelegt würde, ehe das Tabaksmonopol eingeführt worden sei. Die Opposition beschränkte sich fast nur noch auf die Entschädigungsfrage. Die

Klage über Schmälerung der Tabaksindustrie sei eine vorübergehende; die Beschwerden einer kleinen Minorität von Gewerbetreibenden könnten den Vor­theil nicht aufwiegen, den die Gesammtheit von 40 Millionen Deutscher aus dem Tabaksmonopol ziehen werde. Die gegen das Monopol öffentlich geltend gemachten Gründe seien rein parlamentarisch-politi­scher Natur. Die Linke des Parlaments fürchte eine Gefährdung ihres Einflusses, wenn die reichen Erträge des Monopols der Regierung gestatten, die Frage der Steuerreform endlich zur Ruhe kommen zu lassen.

Barmen, 23. Septbr. Ein hiesiger verwitt- weter Rentner, welcher am 17. Sept. 1797 geboren ist, hat sich am 17. ds., also an seinem 85. Ge­burtstage, mit einer Wittwe vvn 60 Jabren auf hiesigein Standesamte aufbieten lassen, um seine fünfte Ehe einzngehen. Der Bräutigam hat bis zum heutigen Tage, wie er behauptet, noch keine geistigen Getränke getrunken und keinen Tabak ge­raucht. Als Beweggrund seiner fünften Verheira- thung soll er, derBarm. Zeitung" zufolge ange­geben haben, daß er es leid sei, sich selbst den Kaffee zu kochen.

Metz. Zn der Einweihung der neuen Gar- nisonskirche am 16. Oktober werden der Kaiser und der deutsche Kronprinz erwartet.

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Oesterreich-Ungarn.

Pest, 25. Septbr. Der Magistrat unserer Hauptstadt hat sich für die Einführung der Lei-^ chenverbrennung ausgesprochen. Dieselbe solle im allgemeinen fakultativ und nur sür Armenlcichen obligatorisch sein. Da jedoch zu dieser Einführung Apparate, besondere Vorkehrungen und auch die Genehmigung des Ministers des Innern erforderlich sind, so hat der Magistrat die Sanitätskommission angewiesen, bei der Anlage des neuen Friedhofes auch Vorsorge für die Leichenverbrennung zu treffen und dieses Projekt gleichzeitig mit dem neuen Fried­hofsprojekt vvrzulegen.

Italien.

Wie dieGazzetta Abrnzzese" meldet, ist in den letzten Tagen die Stadt Orsogna in den Ab­ruzzen durch ein Erdbeben fast völlig zerstört wor­den. 4000 Personen sind ohne Obdach. Die ita­lienische Regierung hat 400 konische Militärzelte und eine Unterstützung in Geld hingesendet, was aber Alles nicht hinreicht, um das Elend zu heben.

Schweiz.

Uri. Der Schneefall in den Bergen hatte lautUrn. Ztg." schlimme Folgen. So wurden n. A. die Sennen von der Alp Surenen mit ihren

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Heerden zur Abfahrt gezwungen. Dort erfaßte auch eine Lawine eine Schafheerde und begrub dieselbe. "

Die Zahl der verunglückten Stücke ist jetzt nvch nicht

ermittelt. Seit mehr denn einer Woche werden alle Tage__

todte Schafe aus der Schneemasse hervorgezogen.

Frankreich.

Paris, 27. L-eptbr. In Siam, Schanghai § s AZüZF rc. ist die Cholera ausgebrochen; eines der ersten ZzZ 2 ?^- Opfer derselben war der französische Konsul in Siam.-ZAMD Blancheton. A»

In Paris wurde soeben die zweihundertjäh- rige Vereinigung des Elsaß mit Frankreich gefeiert, wobei denn doch nicht zu vergessen ist, daß seitH,-Z3MZ Christi Geburt das Elsaß 1681 Jahre zu Deutsch-Z-A-- land gehörte, 189 Jahre allerdings zu Frankreich, aber seit 11 Jahren wieder deutsch geworden ist und-»«s bleiben wird, trotz aller Pariser Festlichkeiten. L

Ein neuer Skandal gegen Gambetta ist g

Paris losgebrochen. Dem radikalenJntransigeant" ' ^3 hat sich der reaktionäreFigaro" angeschloffen. ' ' ' »

Rochefort gibt sich Mühe, Gambetta als einen Wn- s

cherer darzustellen, der Geldmacht", wo und wie ^

er kann;Figaro" sucht den Kronprinzen der Re­publik als einen schlechten Menschen zu photogra- phiren, welcher seine leiblichen Verwandten darben I läßt, obgleich er im Ueberfluß lebt. Der Pariser Figaro" veröffentlicht den Brief einer leiblichen Tante Gambetta's, der in Varazze lebenden greisen Wittwe eines armen Fischers, welche sich durch Bettelei ernährt. Diese Frau wendet sich an den Figaro" um Hilfe, nachdem alle Schritte bei ihrem Neffen, der Millionär sei, vergebens gewesen. Zu dem Briefe sind als Beilagen zugefügt zwei Zeug­nisse. Die Umstände, unter denen Frankreich die werthe Familie seinesgroßen Bürgers" kennen lernt, sind gerade nicht erbaulich.

Die französische Regierung wird im Hinblick . ^

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