Erschreckt, kaum ihrer Sinne mächtig, starrte sie den Mann an, dessen Antlitz von einer andern Sonne gebräunt und mit einem blonden Vollbart halb bedeckt war.
„Klara," rief er, die Arme ausbreitend, „spricht Dein Herz noch für mich?"
Da wankte sie, einer Ohnmacht nahe, und fühlte sich im nächsten Augenblicks von zwei treuen Armen umschlungen.
„Franz!" stammelte sic, „Du kommst »ach 10 Jahren noch zu mir, der alternden —"
„O, sprich das häßliche Wort nicht aus, meine Geliebte!" bat Franz Folten. „Du bist jung und schön für mich und wirst es bleiben noch im Greifen- alter. Sieh, ich kann nur einmal lieben und würde mich niemals verheirathct haben. Darum segne ich die freundliche Hand, welche mir das Räthscl gelöst und mich hierhergerufen —"
„Von welcher Hand sprichst Du?"
„Nun, von Deiner resoluten Freundin; sie hat uns die Pforte des Glücks geöffnet, während Du den Schlüssel gern mit ins Grab genommen hättest."
Da staunte Klara und war der Freundin doch im Herze» so dankbar dafür, und die Glücklichen hatten sich natürlich so viel zu erzählen und so viel nachzuholen, daß die Zeit im Umsehen verschwand und die alte Dame sich nicht wenig verwunderte, ihre stille Gesellschafterin in den Armen eines Mannes zu überraschen.
Sic freute sich freilich herzlich, als sie die Lösung des Räthsels vernahm, obwohl die beiden Liebenden sich das Versprechen gegeben, die That des Onkels zu verschweigen und so schwer cs dem braven Franz auch erscheinen mochte, dieselbe mit dem Grabstein des Todten für immer zu verschließen.
„Du bist und bleibst eine Heilige," meinte er. Die alte Dame wußte nun, warum die gute Klara so viel gebeimes Leid getragen, und daß die Sehn
sucht nach dem fernen Geliebten ihre Wangen so bleich gemacht hatte.
Schon nach wenigen Wochen wurde die Hochzeit gefeiert, worüber die ganze Stadt sich wieder eine Zeit lang aufs Höchste verwunderte, der guten Klara aber doch das Glück von Herzen gönnte. Und sie war auch noch immer eine schöne, liebreizende Braut!
Die Freundin mußte ihre Stellung nufgcben und mit dem glücklichen Paare nach Valparaiso ziehen, wo sie bald einen wackeren Mann gefunden.
Daß unser Pärchen auch heute, wo wiederum zehn Jahre nach ihrer Hochzeit verschwunden sind, »och eben so glücklich, von schönen Kindern umgeben, sich fühlt, kann ich den freundlichen Lesern und Leserinnen mit Sicherheit verbürgen.
Adele Angerstein hingegen hat nie wieder etwas von sich hören lassen, »nd auf dem Grabe des Stadtverordneten wuchert hohes Gras.
Amtliche und H^vivcrt-Wekclnntrncrchurrgen.
Württembergische Urivat-Ieuerverftcherungs-Heseüfchaft.
Bezugnehmend auf die im Staats-Anzeiger, Schwäbischen Merkur und anderen Blättern ausführlich veröffentlichten Geschäfts-Ergebnisse des Jahres 1880 und die in der Gesellschafts-Versammlung vvm 29. April 1881 gefaßten Beschlüsse erlauben wir uns Folgendes noch besonders hervorzuhebcu.
Es betrügt die Zahl der Gesellschafts-Mitglieder 99,281, die Versicherungs-Summe -,/L 555,529,852. — das Gcsainmtvermögen „lL 8,880,563. 98. Der günstige Abschluß des Jahres 1880 gestattet wieder die Neichuug einer
Dividende von jlechszig Prozent mit einem Voranschlag von 581,906. 46.
Redendem aber konnten nicht nur dem Rcscrvefond c,/L 150,759. 99. und der Dividende-Reserve „lL 157,045. 17. zngclcgt werden, sondern gestatteten auch die Verhältnisse,
die ans jeder Versicherung, feie es nener Abschluß oder Uerlängernng, an de« Staat z« entrichtende Sportel ohne Rückgriff an den Einzelnen ans die Gefellschafts-Caffe z« übernehmen.
An der neuen Dividende betheiligen sich alle Diejenigen, welche vor dem 1. Juli 1880 eingetretcn sind und im Vertheilungsjahr Mitglieder bleiben. Die Vertheilung beginnt mit dem 1. Juli 1881 und endet mit dem 30. Juni 1882. Der jeweilige Verfalltermin ist auch für den Bezug der Dividende maßgebend.
Neu cintretende Mitglieder erhalten an der dritten Jahresprämie die erste Dividende abgerechnet.
Bei Versicherungen, welche ans mehrere Jahre abgeschlossen sind, wird die Dividende baar hinansbezahlt.
Der Rechenschaftsbericht p. 1880 liegt bei uns zur Einsicht bereit.
Den 20. Mai 1881.
Ktadtgemeindr Nagold.
Scheidholz-Verkauf
am Freitag den 27. Mai, von Vvrmittags 10 Uhr an, auf hiesigem Rathhaus: aus den Distrikten Bühlkvpf, Bühl, Mittlerbergle, Galgenberg, Sulzeröschle, Wolfsberg, Ziegelberg, Kehrhalde, Killberg, Lemberg und Winterhalde:
120 Bohnenstecken (im Bühlkvpf),
200 Rm. Nadelholz-Scheiter und Prügel,
85 Rm. Nadel-Stvckholz,
6000 Stück Uadelholz-MeUen u.
120 Laubholz-Wellcn.
Die Waldschützen werden den rechtzeitig sich meldenden Kaufslicbhabern das Scheidholz am Donnerstag, Vor- und Nachmittags, sowie am Freitag früh vorzeigcn.
Gemeinderath.
Rinden-Verkauf.
Am Mittwoch den 25. Mai, Mittags 1 llhr,
verkauft die Gemeinde ans dem R'ath- hau§ 50 Klafter sehr schöne Glanz- uud Raitklmidc auc- ihrem Schälwald Liudach. Tac- Schälen hat seit 16. Mai begonnen. Die Rinde wird nach dem Anfbinden alsbald unter Dach gebracht.
Den !8. Mai 1881.
Der Genieinderath.
L- l a b t Allen st a i g.
um nächsten Mitt- WnjM E woch den 25. d.
, Nachmittags 2 Uhr, auf hiesigem Rathhauc- aus dem Stadcwald Enzwald, Abth. Il, und ... -
6 Stück Lang- und Klokholz mit
5.43 Fm..
5225 Stück Floßwiedenstangen 2/3 und 3,1/5 m lang,
2 Nm buchene Prügel,
9 „ birkene „
336 „ tannene „
6 „ tanncn Anbruchholz,
444 „ tannene Reisprügel.
Revier Sta m m h e i m.
Wegbau-Akkord.
Am Montag den 30. Mai, Vormittags 11 Uhr, wird im Rößle in Stammheim die Herstellung eines 1078 ui langen Wegs im Staatswald Kentheimerberg verak- kordirt. Der Ueberschlag berechnet die Erdarbciten zu 2550 c,/L, die Anlage von Dohlen tCementröhren) und Stützmauern zu 425 die Chanssirung zu 120 „IL
Zusammenkunft zur Erklärung der Arbeiten Vvrmittags 9 Uhr unten an dem steilen Stich der Herrschaftssteige.
Nagold.
Geld-Offert.
Bis 1. Juli d. I. werden gegen gesetzliche Sicherheit
toooH 4500 Mark
ü 5"/g ausgeiiehen.
O beramtöpflegc. M aulbetsch.
G ü l t l i n g e n.
r-
rr-s
Von 3 erstmals halbträchtigen Mutter- fchwcinen fetze ich zwei^-,, S" dem Verkaufe air Auch wird ein junger dienstfähiger Eber üch erlassen. Liebhaber können sich täglich wenden an
Gottl. Tischer. Bäcker.
Agent in Nagold: C. M. Mnrst, Verwaltungs-Aktuar. „ .. Altenstaig: Spar-Cassier I. Kntz.
„ „ Mildberg: C. F. M. Reichert, Kaufmann.
B e r n e ck.
Brennholz-Verkauf.
Privatim-fungen
Mittwoch den 25. Mai 1881, kNachmitt. 3 Uhr, werden aus den Gutsherrlichcn Waldungen Kegelshardt Abth. 4 und vom Scheidhvlz 125 Rm. tannene Scheiter und Prügel im Gasthaus zum Rößle hier verkauft.
Zusammenkunft präzis Mittags 1 Uhr beim Hochgericht, um vorbeschriebenes Holz vvrzuzcigeu.
H o ch d o r f,
Oberamts Freudenstadt.
Stockholz-Verkaus.
Am Freitag den 27. d. M., Nachmittags 2 Uhr, werden in der Krone in Hochdorf circa 200 Rm. Stvckholz zum Verkauf gebracht.
Das Holz ist in der Wcglinie der vor. Jahr neu erbauten Straße angefallen und günstig zum Abführen und wird, nachdem sich Liebhaber finden, in verschiedenen Partlüecn abgegeben.
Den 19. Mai 188U
Friedrich Roth fuß von Baiersbronn.
übernimmt
vr. Mäiiix.
Nagold.
Halte stets Vorrath in sämmtlichen Sorten
Mcilkt Schmtlnuiarc
und habe gegenwärtig solche von 4 bis 30'" stark in aller, trockener Mare
vorräthig, welche ich geneigter Abnahme emp fehle. _ Eug. Lustnau er.
Nagold.
Sehr schönen
Hanfsamen
zum Säen empfiehlt billigst _ Gottlob Schmid.
N a g o l d.
KA ü Pftti>klHl»ii»»>>c
sind wieder in schöner Qualität angekommen und empfehle solche bestens.
Heinr. Gauß.
Gewerbe-Ausstel-
lunas-Loose
Andree's Handatlas
96 Karten mit Text elegant in Halbfranz solid gebunden, ist nun vollständig erschienen nnd zum Preis von 34. 50 H zu beziehen durch die G. W. Zaiser'sche Buchh.
N a g o l d.
Kommenden Freitag den 27. Mai
bei Ziegler Sautter.
ü 1 sind zu haben in der
G. W. Zaiser'schen
Buchhandlung.
Frucht-Preise.
Nagold, den 21. Mai 1881.
4-l
4
4
Neuer Dinkel . .
8
90
8
59
8
40
Haber ....
60
7
45
7
—
Gerste ....
9
80
9
47
9
10
Bohnen ....
. 8
50
8
38
8
20
Weizen ....
. 12
20
11
81
11
Linsen-Gerste . .
. 7
80
7
68
7
50
Nagold, den 2l. Mai
Butter.1 Pfund 90 -95 4
2 Eier.8 u. 9 4
Verantwortlicher Redakt nr: Steinwandel in Ragow. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.