Wappen und die Inschrift: Militär-Verein Rohrdorf 1880. Oben auf der Spitze ist dcks Ortszeichen, ein Maltheserkreuz. in schöner hervorragender Form und mag unsere Fahne.unter den hier gesehenen wohl zu den schönsten gehören. Für dieselbe mußte der Verein 240 aufwenden.

Warnung. In jüngster Zeit kamen wieder mehrere Unglücksfälle dadurch vor, daß Kinder auf Frucht- und Heuwägen gesetzt wurden; daher versagt den Kindern dieses Vergnügen oder laßt sie sie ohne Aufsicht Erwachsener.

Pfalzgrafenweiler, 6. August. Vorgestern Mittag ereignete sich hier ein gräßliches Unglück. Ein Knabe von 12 Jahren, welcher beim Langholz­führen beschäftigt war. fiel dabei )o unglücklich unter den Wagen, daß ihm derselbe über den Kopf ging und er auf der Stelle tvdt war. Die achtbaren Eltern werden allgemein sehr bedauert.

Herrenberg, 3. Aug. Von einer rühmlichen Fürsorge für leibliches Wohl kann heute berichtet werden. Die Stadt ließ eine Badanstalt Herstellen und damit einem scholl langst gefühlten Bedürfnis; abhelfen. Oberhalb der Stadt am Aispachgraben, der lauter reines Quellwasser führt, wurde ein Bas- ' sin von über 100" Länge und vcrhültnißmäßiger Breite ausgehoben, in dem sich namentlich die Schuljugend jetzt lustig herumtummelt. Durch ein Raupflaster auf Sohle und Seitenwäuden und durch eine Ablaß­vorrichtung ist für die nöthige Reinlichkeit gesorgt; der Wasserstand läßt sich über Nacht wieder Herstellen.

Hirsau. 7. Aug. Die Ucberreste des auf dem Schienenwege Calw-Hirsau so gräßlich verstümmelten Fvrstschntzwächters Ziegler wurde gestern, am Jah­restage der Schlacht von Warth, an welcher der Verunglückte tapfern Autheil genommen und in wel­cher er begann, sich des eisernen Kreuzes, das ihm in der Folge auch verliehen wurde, würdig zu er­weisen, in Calw zur Erde bestattet.

Stuttgart, 8. Aug. Große Theilnahme er­regte in allen Kreisen der Bevölkerung der in Folge Ueberfahrens durch die Pferdebahn vor einigen Wo­chen bcrbeigeführte Tod des Ingenieurs in der Kuhn- schen Eisengießerei in Berg, G. Uhl. eines allgemein beliebten Mannes. Daß auch sein Chef, Herr Kuhn, den Verstorbenen als Mitarbeiter hoch schätzte, geht daraus hervor, daß er der Wittwe desselben, um ihren Unterhalt sicher zu stellen, die Summe von 10,000 überreichte. Durch dieses Zeichen von Munificenz hat Herr Kuhn seinem Angestellten ge­wiß das beste Denkmal gesetzt, sich aber auch in ho­hem Grade dadurch selcht geehrt. Es dürfte nicht oft Vorkommen, das; ein Arbeitgeber mit so freigebiger Hand für die Hinterbliebenen eines Angestellten sorgt.

Stuttgart, 9. Aug. Zu den vielen Extra­zügen, welche in letzter Zeit abgelasscn worden sind, ist für den 28. Aug. ein weiterer nach Murnau resp. Oberammergau von G. Alb. Lindenmaier in Tübin­gen, Münzgasse 3, projektirt worden. Derselbe ist auf vier Tage berechnet, mit eintägigem Aufenthalt in München und Rundfahrt Tübingen, Plochingen, lllm, Siqmarinqen; die Kosten werden sich auf etwa 30 chL belaufen.

Tübingen, 8. Aug. Heute starb nach langem Krankenlager der Inhaber der weithin bekannten Antiquariats- und Buchhandlung Julius Hecken­hauer. Das blühende Geschäft ist sammt den Ge­bäuden an Buchhändler Sonnewald in Stuttgart üvergegangen.

Brandfälle: In Jndelhausen (Münsin- gen) am 7. August ein Wohnhaus; in Jesingen < Kirchheim) am 8. August 3 aneinander gebaute Häuser, die sog. Kaserne; letzten Mittwoch (4. Ang.) der Schonterhos im Ottenbacher Thal (östlich vom Hohenstaufen",; die Einwohner retteten nur noch das nackte Leben.

Nach dem Teckb. hat in Kirchheim u. T. am Sonntag eine Civiltrauung stattgefunden, der erst­mals in dieser Stadt auf ausdrücklichen Wunsch der Braut eine kirchliche Trauung nicht nachfolgte.

In Laupheim wurde in der Nacht vom Samstag auf Sonntag im Bahnhofbureau ein Ein­bruch verübt. Die Wand ummittelbar unter dem Schalter wurde durchbrochen, die Schalterkasse und einige andere Behälter wurden geleert. Der Betrag des Gestohlenen ist ca. 25 c,U Die Hauptkasse, die über 3000 enthielt, konnten die Diebe nicht erbrechen. Bon den Thätern hat man bis jetzt noch keine Spur.

Heilbronn, 7. Aug. Die Eröffnungs-Feier der Eisenbahnlinie Heildronn Eppingen ist heute bei sehr ungünstigem Wetter vor sich ge­gangen.

Karlsruhe. 9. Ang. Die Straßburger Tabaksmanufaktur gedenkt auch hier eine Ver­kaufsstelle zu errichten. Ein hiesiges Blatt fordert das Publikum auf, nichts bei derselben zu kaufen.

Kissingen, 5. August. Fürst Bismarck hat gestern den Besuch des Botschafters Graf Münster empfangen, der um l?/« Uhr hier angekommen war. Es scheint also, daß die große Politik ihr Haupt­quartier auf der alten Saline aufgeschlagen hat.

Ein junger Bauer in Morschen in Kurhessen geriet!) beim Noggenschneiden mit seiner Frau in Streit und wurde so zornig, daß er ihr mit der Sense den Kopf abhieb. Dann flüchtete er.

Berlin, 7. Aug. Fürst Bismarck überraschte nach derBvhemia" während der Berliner Conferenz die griechischen Gesandten Rhangabe und Brailas mit der Aufforderung, Griechenland möge endlich die documentarisch festgestellte Schuld an Bayern ab­tragen, da säumige Schuldner kein Anrecht an Euro­pas Sympathien hätten. Die Griechen versprachen sofortige Schuldabtragung, was bisher aber nicht geschehen ist.

Berlin, 8. Aug. Der stellvertretende Staats­sekretär des Auswärtigen, Fürst Hohenlohe, wird in der ersten Hälfte des Monats September dem Botschafter in Konstantinopel, Grafen Hatzfeldt, Platz machen, dessen Ernennung zum Staatssekretär des Auswärtigen um diese Zeit zu erwarten steht. Auf jeden Fall kehrt Hohenlohe auf seinen Botschaf­terposten nach Paris wieder zurück.

Berlin, 9. Aug. Heute Nachm. 3 Uhr fand die feierliche Begrüßung Nordenskjöld's im Fesftaale des Rathhauses statt; unter den Anwesenden waren der Erbprinz von Meiningen, der Chef der Admira­lität v. Stosch, Unterstaarssekretär v. Goßler, der Rektor der Universität, viele Gelehrte und die Staats­behörden. Begrüßungsreden hielten Oberbürgermei­ster v. Forckenbeck Namens der Reichshauptstadt, vr. Nachtigal Namens der geographischen Gesellschaf­ten, Admiral v. Stosch Namens der Marine, der Rektor der Universität Namens der Universität und Prof. Ecker Namens deS anthropolog. Kongresses. Nordenskjöld dankte für den Empfang unter Hinweis auf die hohe Stellung und Verdienste der deutschen Wissenschaft.

Conjekturen und Combinationen bilden die Sig­natur auf dem Gebiete der inneren Politik in Deutsch­land; so war es in der vorigen Woche und nicht anders gestaltete sich der Verlauf der letzten 8 Tage. Jedes gesperrt gedruckte Wort in den Artikeln der Tagespresse wurde darauf hin untersucht, ob sich nicht Anhaltspunkte zu neuen Diskussionen darin fän­den, und die harmlosesten Dinge wurden einer mi­nutiösen Prüfung unterzogen, um etwas Absonder­liches oder Sensationelles an ihnen zu finden. Aber die Mühe wurde gemeinhin nicht belohnt. Selbst die Anstrengungen, welche unternommen wurden, um das Thema von der Bildung einer großen liberalen Partei, welche bestimmenden Einfluß auf die Regie­rung haben soll, Allen mundgerecht zu machen, sind nicht von Erfolg gekrönt worden, es ermangelte eben desneuen Gedankens", auf den man plausible Com­binationen bauen konnte. Vom kirchenpolitischen Ge­biete ist erst recht nichts thatsächlich Neues zu mel­den, man müßte denn erwähnen wollen, daß am 4. August das neue Kirchengesetz in Kraft getreten ist. Von einer den Culturkampf eindümmernden Wirkung wird bei diesem Gesetze wenig zu merken sein; die Ultramontanen hoffen noch immer, daß die preußi­sche Regierung den Anfang machen werde zu neuen Verhandlungen mit Rom.

Graf Wilhelm, der zweite Sohn Bismarcks, der starke gichtische Anfälle nicht los werden kann, ist in die Bäder des Herkules nach Mehadia gereist.

Die Nordd. A. Z. hebt hervor, daß die Zer­setzung der Parteien, wie sie sich jetzt äußert, nichts anders ist, als der wohlthätige Anfang zur Zerstörung der Fraktionspolitik der Kammern und der Anfang zur gesetzgeberischen Staatspolitik der Volksvertretung. Es ist demnach ihre Ueber- zeugung, daß die gemäßigten Elemente aller Parteien in Zukunft bei den Entscheidungen des Volkswillens ausschlaggebend sein werden. Dies haben auch die Berathungen der Kirchenvorlage im preuß. Abg.-Haus bewiesen. Je mehr der Fortschritt der Entwicklung

ein Parlament von der Herrschaft der Fraktions­politik abdrängt, um so mehr müssen andererseits die direkt staatsfeindlichen Bestrebungen an Einfluß und Geltung verlieren. Wie in der Natur, so ist auch im Staatsleben der langsame aber stetige Fortschritt der gewaltigste. Einen solchen Fortschritt, dessen politische und ethische Bedeutung unschätzbar ist, ha­ben wir aber in unserem Parlamentsleben zu ver­zeichnen, und die krampfhaften Bemühungen, die par­lamentarischen Körperschaften unter das Joch der Fraktionsherrschaft zurückzuführen, können in ihrem Theil nur dazu beitragen, diesen Fortschritt in ein helleres Licht zu setzen.

DerKöln. Ztg." geht ein Brief Hassel- mann's zu, in welchem derselbe ableugnet, Schulden halber geflohen zu sein. In dem Brief heißt es: Wegen des auf Grund des Sozialistengesetzes er­folgten Verbotes des von mir redigirtenHambura- Altonaer freien Bolksblattes" und ans sonstigen Gründen politischer Natur mache ich gegenwärtig eine Rundreise, und zwar lediglich zu politischen Zwecken. Der Umstand hat gewisse, von mir in letzter Zeit scharf charakterisirte Persönlichkeiten ver­anlaßt, boshafter Weise das Gerücht auszusprechen, ich sei Schulden halber geflohen. Ebenso aus der Luft gegriffen, wie die Hauptsache, sind die angebli­chen Nebenumstände. Sv habe ich z. B. durchaus keine Privatschulden. Die Urheber dieser böswilligen Erfindung wegen Verleumdung zu belangen, be­halte ich mir vor. W. Hasselmann, Reichstags- Abgeordneter.

Aufsehen wird es bei den diesjährigen Con­trolversammlungen im Herbst machen, daß die 1868 Eingetretenen trotz des Ablaufs der 12 Jahre nicht zum Landsturm und die 1873 Eingetretenen trotz des Ablaufs der 7 Jahre nicht zur Landwehr übergeführt werden. Die Militärverwaltung will die alten Jahrgänge nicht entlassen, bevor der neue Rekruteujahrgang die erste militärische Ausbildung erlangt hat, damit eine in der Ausbildungsperiode etwa eintretende Mobilmachung die Armee nicht um einen felddienstfähigen Jahrgang schwächer findet. Deßhalb finden nach dem neuen Militärgesetze die Entlassungen zur Landwehr und zum Landsturm für diejenigen, welche 1873 bezw. 1868 nach dem 30/ September eingestellt wurden, erst in der Früh­jahrscontrolversammlung 1881 statt. Dies bedeutet thatsächlich eine Verlängerung der Dienstzeit um ein halbes Jahr, also 70s-, bezw. 12VLjährige Dienstzeit. Hebungen finden im letzten Halbjahre nicht mehr statt. Die jährliche Landwehrcontrol­versammlung soll künftig im Frühjahr, statt wie bisher im Herbst stattfinden. Bekanntlich besteht in den alten preußischen Provinzen als Uebergangs- verhältniß noch eine 14jährige Dienstzeit, so daß zur Zeit auch noch die 1866 und 1867 Eingestellten zur Landwehr gehören. Es müssen nun die Land­wehrmänner von 1866 in diesem Jahre und die Landwehrmänner von 1867 spätestens im Herbst 1881 zum Landsturm entlassen werden. Nach der Absicht der Militärverwaltung wird 1882 die be­sondere längere Dienstzeit für Altpreußen überhaupt aufhören, da alsdann Bayern und Württemberg (seit 1870) 12 Jahrgänge von Mannschaften in der normalen (in Deutschland und Baden bereits 1867 vorhandenen) stärke ausgebildet haben werden. Die neuen Bestimmungen über Ersatzreserven fin­den erst 1881 Anwendung. Für das bis zum 1. April 1881 reichende Etatsjahr sind im Haushalts­etat zu solchen Hebungen Mittel überhaupt nicht ausgesetzt. Wer nicht unmittelbar bei seiner Ueber- weisung zur Ersatzrcserve 1. Klaffe die Bestimmung zum Uebungsdienst erhalten hat, bisher ist unseres Wissens auch nach Erlaß des neuen Gesetzes eine solche Weisung nirgends erfolgt bleibt wie bisher dauernd von den Friedensübungen der Er­satzreserve befreit. Im Jahre 1881 wird dagegen voraussichtlich die Hälfte der alsdann zur Ersatz­reserve 1. Klaffe Ueberwiesenen in demselben Jahr auch zu den Hebungen herangezogen werden.

In Braunau an der preußischen Grenze firmtc dieser Tage der Königgrätzer Bischof Hais gegen 7000 Kinder aus dem preußischen Autheil der Pra­ger Erzdiözese und ans der Breslauer Diözese. Der Zuzug aus Preußen, wo der Maigesetze wegen seit Jahren nicht gefirmt worden ist, war ein enormer. Zur Schmuggelverhütung waren die preußischen Grenz­wachen verdoppelt worden.

Weißenburg, 7. August. Zum Besuche und