Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
.W. 96.
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Donnerstag den 12. August.
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bei mehrmaliger je 6 -1.
Amtliches.
Nagold.
An die Grlsvsrstehrr.
Bczirksseuerlösch-Ordnung betreffend.
Nach 8- Absatz 7 und 8 der durch Decret k. Krcisregie'rung vom 15. Januar 1878, Ziffer 273, genehmigten Statuten der Bezirksfenerlösch-Ordnung von 1877 sind in jeder Gemeinde, in welcher sich eine organisirtc Feuerwehr nicht befindet, jährlich mindestens zwei vollständige sogenannte nasse Proben mit der gesäumten Löschmannschaft und allen Ge- räthschaften vorzunehmcn, und sind bei den Proben jedesmal auch die Spritzen und sonstigen Gerüth- schastcn genau zu untersuchen.
Die Beachtung dieser Vorschrift wird den betreffenden Ortsvorstehern strenge eingeschärft und ist über den Vollzug jedes Jahr auf 1. Dezember, und zwar Heuer erstmals, Anzeige zu erstatten, worüber im Termiubuch Vormerkung zu machen ist, außerdem wird sich der Oberbeamte von der Vollziehung gele- genheitlich seiner dienstlichen Anwesenheit im Ort Ueberzeugung verschaffen.
Den 7. August 1880.
K. Oberamt. Güntner.
Die Ohnmacht der englischen Waffen.
Selten wohl hat ein Großstaat in einer Reihe von aufeinanderfolgenden Jahren so viele Niederlagen erlitten, wie England.
Es muß den Britten doch endlich ein Licht aufgegangen sein, daß es mit der taktischen Brauchbarkeit des englischen Truppenmaterials herzlich schlecht bestellt sei, möge der Einzelne als Soldat eine noch so tapfere und willenskrüftige Person sein.
Was bisher die Waffen nicht verrichteten, that die Macht des Goldes und thatsächlich verdankt England dem verführerischen Glanze seiner goldenen Münzstücke Alles, seinen Armstrong'chen Kanonen in den Händen und Füßen seiner Soldaten aber gar Nichts.
Ein mit Gold beladener Esel schlägt aber noch heutzutage unter Umständen ein ganzes Armeecorps in die Flucht.
So lange England unter seinen Feinden die Zwietracht aufrecht zu erhalten wußte, so lange es mit königlichen Belohnungen die eine Hälfte seiner Feinde gegen die andere Hälfte aufzureizen wußte — so lange war England Meister über seine halbwilden Nachbarn.
Auf die Dauer hat sich ein solches Kriegsführen in diplomatischer Manier noch nie bewährt.
Es kommt immer einmal der Tag, wo den Jrregeführten die Augen sich öffnen und diese sich dann empfindlich zu rächen wissen.
War dies bei den Koffern und Hottentotten im vorigen Jahre der Fall, so mußte England diesmal bei den Afghanen dieselbe böse Erfahrung durchkosten.
Die Niederlage bei Kandahar ist nach neueren Mittheilungen eine so vollständige gewesen, daß die flüchtende Infanterie erst am anderen Morgen an den Ufern des Flusses Angandab zum Stillstand gebracht werden konnte und zwar in einer Entfernung von über vierzig englischen Meilen vom Gefechtsfelde.
Auf der Flucht hatten die englischen Truppen, von denen ebenso Biele durch Durst und Erschöpfung als durch die Waffen der Verfolger umkamen, fast sümmtliche Waffen von sich geworfen — ein sehr schlimmes Zeichen für die moralische Haltung der Mannschaften.
Auffallend ist es, wie eine so ansehnliche i Truppenmacht, der sich die Engländer bei Kandahar gegenüber sahen, urplötzlich auftauchen konnte, ohne daß General Burrow eine rechte Ahnung hiervon hatte.
Es beweist das, wie wenig in der englischen Armee die Vorsichtsmaßregeln beobachtet werden und wie sehr schlecht es ferner mit der strategischen Gewandtheit der Führer bestellt sein muß.
Die schlimmen Erfahrungen, die nun England mit seinen Generälen und Soldaten in den letzten Jahren gemacht, haben aber den militärischen Ruf Englands in einen recht herben Mißkredit zu bringen gewußt.
Als militairische Großmacht hat England in Europa nach den wiederholten Niederlagen viel an seinem Prestige verloren - - Jemand, — der ein paar Mal mit einer Ohrfeige nach Hause geschickt worden, hat bei seinen Bekannten vorläufig seinen Nespect eiugebüßt.
Natürlich wird man sagen, daß England noch nie Gewicht auf sein Landheer gelegt habe, und von demselben auch sonst nicht viel halte.
Es bleibt nur »och die englische Flotte übrig, auf die sich das ganze militairische Gewicht Englands stützt. Die britische Marine hat sich noch immer vorzüglich bewährt, wo sie ins Feuer gekommen ist.
Aber es ist schon lange her, seitdem England seine letzte Seeschlacht geschlagen. Darüber ist nun schon bald ein Menschenleben mit allen seinen Veränderungen, Neuerungen und Erfahrungen dahin gerauscht und an Stelle der alten Kriegsfahrzeuge ist nunmehr ein ganz neues System von Panzerschiffen getreten, bei denen der Wind von der Dampfkraft verdrängt und die alten Kanonen durch gewaltige Riesengeschütze ersetzt worden sind.
Die Taktik ist eine ganz neue und Keiner ist da, der sich einer praktischen Erfahrung hierin rühmen kann.
Es kommt dazu, daß das ganze Flottenweseu heute oder morgen durch die neuerfundenen Torpedos über den Haufen geworfen werden kann, um zu ermessen, wie wenig sicher die Stütze, wie sehr zweifelhaft die Uebermacht ist, welche heutzutage ein Staat in seiner Marine suchen darf.
Je mehr die modernen Erfindungen sich Bahn brechen, desto mehr sinkt die militairische Macht Englands hinab, soweit letztere auf der Technik des Maschinenbauwesens beruht.
England muß sich darum bei Zeiten mit dem niederdrückenden Bewußtsein vertraut machen, daß es anfängt, alsbald eine Null zu sein in den Fragen, wo ein militairisches Gewicht in die Waagschale geworfen werden muß, wenn es gilt, die Fügungen der Weltgeschichte einmal auch mit eigener Hand zu lenken.
Oberamtsaktnar Kupfer sch-nid von Herrenbcrg, zur Zeit in Oberndorf, ist zmn Amtmann gnädigst befördert worden.
Tages-Neirigkeiten.
Deutsches Reich.
)( Rohrdorf. (Fahnenweihe des Militär-Vereins.) Mit großer Spannung erwarteten wir das Sonntagmorgengesicht des Himmels, nachdem die Witterung mehrere Tage zuvor sehr unbeständig sich zeigte; doch gottlob, das Wetter hatte sich bis zum späten Nachmittag gut gehalten. Um 5 Uhr früh war programmmäßig Tagwache und Böllerschüsse erdröhnten in unser freundliches Thal, j
den Festtag ankündigend. Nachdem die meisten Ver- einsmitgliedcr dem Vormittagsgottesdicnst angewohnt, fand von l 1 Uhr an der Einmarsch der eingeladencn Vereine statt, deren wir 18, inel. des Liederkranzes und Turnvereins von Nagold, zählten. Um Uri Uhr war Sammlung vor dem Gasthaus zum Adler. Der Zug, voran 2 Herolde, die Musik und die Festdamen, bewegte sich sodann durch das Dorf vor die Kirche, wo Schriftführer Koch die Fcsrvcrsammlung und Kameraden begrüßte und Herr Pfarrer Müller die Weiherede hielt, in welcher er über die Bedeutung der Fahne als Vcreinssymbol sprach. Das Feit-- früulein Maria Beucrlc enthüllte hierauf die wirklich schöne Fahne und übergab sie unter Vortrag weniger, aber gutgcsprochencr poetischer Worte dem Fähnrich, worauf der Liedcrkranz von Rohrdorf das Lied: „Brüder reicht die Hand zum Bunde" kräftig zu den Ohren der zahlreich erschienenen Festgästc ertönen ließ. Nun setzte sich der Zug wieder in Marsch, die neue Fahne voran, auf den Festplatz beim Gasthaus zur Sonne, wo der kath. Pfarrer. Herr Graf von hier, die Festrede hielt. Dieselbe in allen ihren Thcilcn zu skizziren, würde die Spalten dieses Blattes mehr als üblich in Anspruch nehmen und können wir blos sagen, daß solche mit einer Meisterschaft die Bedeutung einer Kricgerfahne und die Stellung derer, die sich um sie ichaaren, behandelte, daß nur eine Stimme des Lobes laut wurde über die Vortrefflichkeit der Rede, welche geehrter Herr Redner damit schloß, daß er auf den Protektor der württ. Krieger-Vereine, der auch in den tiefsten Wäldern des Schwarzwaldes, wie sein erlauchter Ahnherr, sein Haupt jedem Unterthancu in den Schoß legen könne, unserem allergnädigsten König Karl, ein Hoch ausbrachtc, in das die Versammelten mit lautem Jubel einstimmte. Air dieses Hoch reihte sich das schöne kräftige Lied: „Wer ist ein deutscher Mann" und die Empfingcr Musik zeigte, daß sie auch versteht, ein solches Fest würdig zu verherrlichen. Und nun entfaltete sich auf dem Festplatze ein reges Leben. Das schöne Wetter hatte ganze Schaaren von Theilnehmern herbeigezogcu. Alte Bekannte trafen sich und schüttelten sich die Hände, neue Bekanntschaften wurden geschlossen. Selbst die Sonne schien sich zu freuen ob diesem fröhlichen Treiben, bis plötzlich der Sturm von Westen her schwere Wolken heranwälzte, die sich dann auch mit einem kräftigen Regen über die Festgenossen ergossen. Mit einer Panik, die unfern Kriegern noch von Wörth und und Weissenburg her in Erinnerung sein durste, eilte die Menge unter das schützende Dach der Wirth- schaften, die auch im Nu überfüllt waren. Nur zu bald verrannen die wenigen Stunden, in welchen man mit den alten und neu gewonnenen Freunden sich vergnügen konnten, denn der hcranbrechende Abend nö- thigte nach und nach die auswärtigen Gäste, den Heimweg anzutreten. DaS ganze Fest verlief auf die würdigste Weise. Abends schloß die Feier ein Ball und es mochte wohl die Stunde längst vorüber gewesen sein, in der der bekannte Tambour sein Grab verläßt, als „die letzten Zehn" sich nach Hause begaben. Noch wollen wir kurz von unserer Fahne eine kleine Beschreibung geben. Dieselbe ist aus der Ornamentenfabrik des Herrn Carl Neff in Biberach hervorgegangen und ist wirklich eine gelungene feine Arbeit. Dieselbe ist doppelseitig aus feinem Wollstoff, und zwar aus der einen Seite der deutsche Reichsadler und die 4 Schlachtenuamen Wörth, Sedan, Champiguy und Belfort mit dem Wahlfpruch: Gott war mit uns, ihm sei die Ehre, alles schön cingestickt. Auf der andern Seite zeigt sic das württ.