KV. Jahrgang.
Ars. 137.
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Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
Die EinrückungSgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12
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Für Schmied«, welche die in Art. 1 des Gesetzes vom 28. April 1885, betreffend das Hufbeschlaggewerbe, vorgeschriebene Prüfung im Hufbeschlag erstehen wollen, finden im Monat Dezember d. I s. an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede solche Prüfungen statt und zwar:
in Reutlingen am 16. Dezember,
„ Ulm vom 17. bis 19. Dezember,
„ Heilbronn am 23. Dezember,
„ Hall am 30. Dezember.
Diejenigen Kandidaten, welche diese Prüfung erstehen wollen und sich nicht an den zur Zeit an den betreffenden Lehrwerkstätten im Gang befindlichen Lehrkursen betheiligen, haben ihr Gesuch um Zulassung zu einer der erwähnten Prüfungen bei dem Oberamt, in dessen Bezirk sich die betr. Lehrwerkstätte befindet, bis spätestens 1. Dezember d. Js. vorschriftsmäßig einzureichen.
Bedingung süc die Zulassung ist der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schnuedehandwerk und einer zweijährigen Tätigkeit als Scymiedgesells, wobei die Zeit der Beschäftigung im Hufbeschlag besonders angegeben sein muß. Die urkundlichen Nachweise hierüber sind mit dem Zulassungsgesuch vorzulegen.
Stuttgart, den 10. Nov. 1885. Werner.
^otttische Wachvichten.
Deutsches Reich.
— Die Eröffnung des Reichstags geschieht am 19. November um 2 Uhr nachmittags im Sitzungssaale des.Reichsragsgebäudes.
— Im badischen Budget werden aus Anlaß des Heidelberger Universitätsjubiläums 42,000 für die Heiliggeistkirche. 25,000 Generalkosten, dazu noch 60,000 für die Restaurierung der Hochschule gefordert.
— Der Gesetzentwurf über die Aufnahme einer Anleihe für die Zwecke des Reichsheeres, der Marine und der Reichseisenbahn lautet: 8
Abonnementspreis halbjährlich 1 ^ 80 H, durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
! ganz Württemberg 2 70 H.
Der Reichskanzler wird ermächtigt, die außerordentlichen Geldmittel, welche in dem Neichshaushaltetat für das Jahr 1886/87 zur Bestreitung einmaliger Ausgaben a) der Verwaltung des Reichsheeres im Betrage von 20,060,097 »16, d) der Marineverwaltung im Betrage von 9,073,900-M, o) der Eisenbahn- verwaltung im Betrage von 3,294,460 , im Ganzen bis zur Höhe von 32,428,457 vorgesehen sind, im Wege des Kredits flüssig zu machen und zu diesem Zweck in dem Nominalbetrags, wie er zur Beschaffung jener Summe erforderlich sein wird, eine verzinsliche, nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 19. Juni 1868 zu verwaltende Anleihe aufzunehmen und Schatzanweisungen auszugeben, 2. Die Bestimmungen in den U 2 bis 5 des Gesetzes vom 27. Januar 1885 betreffend die Aufahme einer Anleihe für Zwecke der Marine- und Telegraphenverwaltung finden auch auf die nach dem gegenwärtigen Gesetz aufzunehmende Anleihe und auszugebenden Schatzanweisungen Anwendung.
Kiel, 14. Novbr. Man schreibt der „Köln. Ztg." : „In hiesigen Marinekreisen herrscht fast eine kriegerische Stimmung, die wohl hervör- gerufen ist dadurch, daß auf der Werft in beschleunigter Tag- und Nachtarbeit die zum Wintergeschwader gehörenden Panzer bereit zum Ausgehen gemacht sind. Man traut hier dem Spanier nicht so recht und hält es nicht für unmöglich, daß man Weihnacht in den Schatten der Kastanien verleben wird. Die in der Luft schwebenden dunklen Kriegsgerüchte erhalten noch Nahrung durch eine Angabe, wonach die deutsche Regierung genügend viele Privatdampfer gechartert haben sollen, um eine Truppenzahl von 30,000 Mcknn zu verschiffen.
Serbien, Bulgarien, Ostrumelien.
Belgrad, 16. November. Die Regierung richtete eine Note an die Mächte, worin es heißt, Serbien müsse, durch die revolutionäre Politik Bulgariens gezwungen, die Waffen ergreifest? und gehe im Vertrauen auf die Gerechtigkeit der Mächte in den Kampf. — Zaribrod wurde nach mehrstündigem Kampfe genommen. Der Verlust war gering; 50 Bulgaren wurden gefangen. In den Defilöen bei Trn und in der Richtung auf Küstendil leisten die Bulgaren energischen Widerstand, gehen jedoch langsam zurück.
Belgrad, 16. Nov. Die serbische Donau-Division steptbeiTzaribrod; die Morava-Division gegenüber Trn; die Schum adja-Division in der Richtung gegen Sofia; die Kavallerie-Division bei Odorovei. Dieselben rücken mit Umgehung des Dragomanpasses con- centrisch gegen Sofia vor. Det König ist bei dem rechten Flügel der Timok-Armee. Oberbefeh lshab'er Ge,
Donnerstag, äen 19. November 1885.
(Nachdruck vkrbot-n.)
Der Wildschütz.
Eine Geschichte aus den Alpen.
Bon P. K. Rossegger.
(Fortsetzung.)
Die Welt lieben! hieß es in der heutigen Bergpredigt. Das ließen sich die Leute nicht zweimal sagen. Gott zu Ehr' lustig sein! das ist ja doch auch ein Verdienst. Der Berg, dessen oberste Kuppe die Lahmerhöhe ist, zählt viele geeignete Plätze. Da die Niederung mit dem glatten Grasboden zum Tanzen, nebenhin der weite Raum für Krämerbuden, Lebzeltenstände und allerlei Volksspiele, in der Felswand etliche Höhlen, die als Keller und Trinkstuben eingerichtet waren. Darunter die Bläser, Trommler und Zithernspieler. Das Volk bunt durcheinander, und dieselben Kehlen, die eben die ergreifende Weise des „Kreuzliedes" gesungen hatten, verfügten auch über andere Stimmungen:
„Und wolfahrtn bin i gongan Hennings TogS, zeilli frna,
Ka Kirchn hon i gfundn,
Obo Wirtshäusa gnua!"
„I ken' scha dein Brauch,
.Und woaß, wo ma di findt:
In Wirtshaus gonz vorn Und in da Kirchn gonz hint!"
Der Pfarrer trank auch ein paar Gläschen und freute sich mit den Fröhlichen. Als aber das Gelage immer toller wurde und die Lieder immer ausgelassener, da machte er sich auf den Heimweg. Er weist ihnen einmal
in der Woche des Herrn Wege, ob sie dieselben wandeln wollen oder nicht, das ist ihre Sache.
3. Kapitel.
Beim „Waldherrn" auf der Bank.
Endlich denkt die Martha an den Heimgang.
Still schleicht sie zwischen den Leuten thalwärts, setzt sich dann unter der Felswand in eine abseitige Nische, um eine kleine Erfrischung zu sich zu nehmen. Sie ist erschöpft, es zittern ihr die Glieder. Sie fühlt, als wären seit der Geburt ihres Kindes alle Kräfte ihres Körpers zurückgekehrt ins Herz, um dort in der heißen Liebe zu verbrennen.
Jetzt trat ein kleiner, behändiger Mann in Jägertracht zu ihr. Er schien sie schon früher beobachtet zu haben. Warum denn so einschichtig?" fragte er. Sie grüßte ihn höflich, denn es war der Waldaufseher und oberste Forstbeamte aus Breitenham, von den Holzleuten auch der „Waldherr" genannt. Er hatte vom Gutsherrn Macht, die Waldarbeiter: zu vergeben und von ihm konnte der Gied Vorteil ziehen. Der „Waldherr" hatte öfter im Hause des Gied zugesprochen und sich als ein recht freundlicher Mann erwiesen.
Nun schielte er die Martha schmunzelnd an und setzte sich in reitender Stellung auf die Bank, auf welcher sie saß und mit einer Semmel ihr Gläschen Wein austunkte.
„Na", meinte er dann, „es ist ja gar nicht zu verwundern, wenn Dir die Lustigkeit nicht recht will von Herzen gehn."
„Warum?" fragte sie, „möcht wissen, wesweg ich nicht lustig sein soll?"
„Und zuweg bist es es denn nicht?"
„Wer kann's wissen, daß ich's nicht bin? Bei mir liegt's zu tief, als daß ich's so kunnt ausschreien, wie Andere."
„Geh, mach' mir nichts weiß, Martha, ich bin kein heuriger Has. Du solltest nicht geheiratet haben."
Sie sah ihn groß an. Was nimmt sich nur der Weldherr heute heraus?"