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neral Leschjanin Hattein dem Abendgefechte bei Tza- ribrod nicht unbedeutende Verluste. Fr. I.
Belgrad, 16. Nov. (5 Uhr 30 Min.) Offiziell. Die Serben machten vorgestern in Zaribrod 200 Gefangene. DieTimok-Armee erlitt bei der Einnahme vonAdlie (Kula) einen Gesamtverlust von 150 Mann. Die Serben haben seit dem Beginn des Krieges 50 Tote und 200 Verwundete verloren. Der Vormarsch dauert an allen Punkten fort. Fr. I.
Belgrad, 17. Nov. General Leschjanin schlug gestern die Bulgaren zwischen Kula und Widdin. Die bulgarischen Truppen wurden zerstreut und ließen ihre Toten und Verwundeten auf dem Schlachtfelde. Die Serben machen 1000 Gefangene. Ihre Verluste sind verhältnismäßiggering. Fr. I.
Tcrges-Weuigkeiten.
Nagold, 14. Novbr. Vorgestern abend verschied hier nach äußerst schmerzlichem und langwierigem Leiden Oberförster Bührlen. Derselbe hat sich in seiner Amtsführung besondere Verdienste um die Schloßruine und um den Berg Hohennagold erworben. Nicht nur verdankt man seinem Vorgehen viele bequeme Fußwege und einige Dutzend Ruhebänke; er brachte es auch durch rastlosen Fleiß so weit, daß der frühere Schloßgarten, in dem einige Jahre hindurch Kartoffeln angebaut wurden, jetzt wieder seinem Zwecke zurückgegeben ist und das Aussehen eines botanischen Gartens hat. Auf Erhaltung der vielen seltenen Pflanzen (siehe Schwarzmeyer, Flora des Nagolder Schloßberges), die im Laubwalde dieses Berges gedeihen, war er ängstlich bedacht. Sein Andenken wird hier im Segen bleiben.
Stuttgart, 15. Nov. Wie dem Staatsanz. aus Nizza mitgeteilt wird, sind Ihre Majestäten am 11. ds. bei herrlichstem Wetter und einer nahezu sommerlichen Temperatur (-s- 16 »k. im Schatten) daselbst eingetroffen und befindet Sich nach der anstrengenden Fahrt in erwünschtem Wohlsein.
Stuttgart, 16. November. Gestern abend 8 Uhr starb an einem Lungenschlag der ehemalige Chef des König!. Kabinetts, Geheimrat a. D. Eduard v. Gärttner. Derselbe war geboren im Jahre 1822 als Sohn des früheren Staatministers v. Gärttner. Im Jahre 1850 wurde er Expeditor im Geheimen Rat mit TM und Rang eines Regierungsrats, 1862 Kanzleidirektor im Geheimen Rat mit Titel und Rang eines Oberregierungsrats; im Jahr 1872 ins K. Kabinet berufen, wurde er am 3. Sept. 1873 definitiv Kabinettsvorstand mit dem Titel eines Kabinettsrats und erhielt noch im selben Jahre den Titel und Rang eines Staatsrats verliehen. Am 21. Oktober 1883 wurde er seinem Ansuchen zufolge mit dem Titel und Rang eines Geh. Rats und unter Anerkennung seiner vieljährigen treuen und guten Dienste in den Ruhestand versetzt. Der Verstorbene besaß an Vaterländischen. Orden das Kommenthurkreuz 2. Klaffe des Friedrichsordens, außerdem den preußischen Roten Adlerorden 2. Klaffe, den russischen St. Stanislausorden 1. Klaffe u. s. «v.
Rottweil, 11. Nov. Mber den schon von uns gemeldeten Eisenbahnunfall, der sich am 10. ds. bei Thalhausen zutrug, berichtet man der Fr. Ztg. folgende interessante Einzelheiten: Auf der Station Thalhausen bei Rottweil ist auf dem dort angebrachten Sackgeleis, das zur Einladung bes Holzes benützt wird, ein Güterwagen aufgestellt worden, und um von dem Hauptgeleis in das Sackgeleis zu kommen, wurde die betreffende, sich von selbst wieder richtigstellende Weiche auf das Sackgeleis gerichtet. Weil aber zur Fortbewegung des Güterwages zwei Personen erforderlich sind und nur eine da war, wurde der Weichenwärter veranlaßt, seinen Weichenpostendienst zu verlassen, um den Güterwagen in das Sackgeleis schieben zu helfen. Die siH von selbst wieder richtigstellende Weichevorrichtung wurde durch den
für solche Fälle vorgesehenen Nagel so gesteckt, daß das Geleis an dem Hauptstrang, auf welchem der Eilzug erwartet wurde, gesperrt war und der Eilzug in das Sackgeleis einmünden mußte, so lange besagter Nagel die Weiche hinderte, von selbst den Hauptstrang wieder offen zu halten. Als der Güterwagen auf dem Sackgeleis war, unterließen es der Weichenwärter und derjenige, welcher den Güterwagen zu besorgen hatte, den bewußten Nagel zu ziehen und den Hauptstrang für die Passage des Eilzuges offen zu halten z nur einige Sekunden, nachdem der Güterwagen besorgt war, brauste der Eilzug heran. Führer Köhler entdeckte mit scharfem Äuge sofort, daß die Weiche seinen Zug in das Sackgeleise leite, bremste so gut und schnell er konnte; dessenungeachtet kam der Eilzug mit solcher Heftigkeit auf den Güterwagen angefahren, daß die Gewalt des Stoßes den letzter» nicht nur aus dem Geleis riß, sondern ihn über den Hauptstrang hinüber auf den weiter angebrachten Ausweichestrang warf und zertrümmerte. Der Eilzug wäre bei weniger Aufmerksamkeit des Führers durch den kleinen Wall des Sackgeleises hinaus und in den Neckar gestürzt und unabsehbares Unglück wäre unvermeidlich gewesen. So ist nur eine Beschädigung der Lokomotive zu verzeichnen, während Menschen nicht verletzt worden sind.
Aus dem Oberamt Riedlingen, 13. Novbr. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zwischen 2 und 3 Uhr wurde, wie das D. V. berichtet, von einem Unbekannten dreimal gegen das Pfarrhaus in Dieters- kirch geschossen und mit Steinen nach demselben geworfen. Bis jetzt steht noch nicht fest, ob es sich um ein verwerfliches Bubenstück handelt oder ob eine verbrecherische Absicht gegen Herrn Pfarrverweser B. vorlag. Einer der, wie es scheint, durch einen Revolver abgefeuerten Schüsse durchschlug ein Fenster der Wohnung des Herrn Pfarrverwesers. Ein faustgroßer Stein, der gegen dasselbe geschleudert wurde, blieb, wegen der Höhe des Gebäudes an der Fensterrahme abprallend, auf dem Gesimse liegen. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß das Pfarrhaus auch in unflätigster Weise verunreinigt wurde. Der Thäter ist unbekannt. . Die Untersuchung -ist im Gang.
Riedl in gen, 14. Nov. Laut heute dahier eingetroffenem Telegramm des Bischofs von Bombay ist der 15jährige Reallateinschüler von hier, der sich vor einigen Wochen heimlich von Haus entfernt hat, in Bombay angekommen und will in ein dortiges Kloster ausgenommen werden.
Ulm, 16. Nov. Allgemeine Teilnahme erweckt der Selbstmord eines hiesigen Militärarztes, welchen aller Vermutung nach körperliche Leiden zu dem unglücklichen Schritt trieben. Ec öffnete sich heute Mittag zwischen 12 und 1 Uhr in einem Kabinet des türkischen Bades die Pulsadern des linken Arms und versetzte sich auch einen Stich in die linke Seite. Der Tod trat nach einer Viertelstunde ein.
Vom Bussen, 14. Nov. Großes Unglück hätte gestern abend in Uttenweiler entstehen können. Im „Rößle" daselbst versammelte sich — wie gewöhnlich Mittwochs — eine größere Gesellschaft von Herren aus der Umgegend. Die fröhliche Unterhaltung wurde plötzlich gestört, indem die schwere, mit Petroleum gefüllte Hängelampe von der Decke fiel und auf dem Gesellschaftstisch in tausend Stücke zerschellte. Die Zunächstsitzenden wurden mit Erdöl übergossen. Glücklicherweise fing das Oel kein Feuer, sonst wäre gräßliches Unglück unvermeidlich gewesen. Dieser Vorfall mahnt, von Zeit zu Zeit nach der Befestigung der Hängelampen zu sehen.
Leutkirch, 15. Nov. Gestern wurde in dem oberen Stadtwald, dem Ausläufer des schwarzen Grats und der Adelegg, eine Treibjagd veranstaltet. In einem stattlich arrangierten Zuge zogen die Treiber und Nimrode in die Stadt ein, als Siegestrophäen 3 Rehböcke, im Gewichte von je 40 bis 48 P'd., 3 Meister Reinecke und 5 Lampe mit sich führend. Für die nächste Zeit sind weitere Jagden vorgesehen und man hofft auch einem Rudel Hirsche, welche von den bayerischen Waldungen sich verirrt haben, auf die Fährte zu kommen.
Kassel 17. Nov. Das Todesurteil gegen den Mörder des Polizeirats Rumpfs, Julius Lieske, wurde heute früh in Wehlheiden vollstreckt. Seine letzten Worte waren: Ich sterbe unschuldig.
„Glaub's ja", fuhr er fort, „daß Du so weit recht zufrieden bist mit Deinem Mann. Wenn ichs nur auch wär'!"
„Hat der Gied schlecht gearbeitet?" fragte sie beklommen.
„Darüber gar keine Klag', und leicht kann ich ihm schon nächst Wochen wieder eine Holzarbeit zuschanzen, daß er wieder einen Erwerb hat. Aber ein gutes Wort mußt für ihn einlegen."
„Ich? bei wem beim?"
Der Waldherr ritt ihr näher, streckt den langen, hageren Hals aus und schmunzelte: „Nun eben beim Waldherrn, der laßt sich von so einem sauberen Weibsbilb leicht überreden."
„So ist der Herr halt so gut", sagte sie, „und daß mein Mann wieder eine Arbeit" —
„Na, na, so nicht, so. Ihr Weiber redet am besten, wenn ihr still seid und so verschließt man Euch bei Zeiten den Mund."
Sein Arm lag auf ihrer Achsel, er wollte sie küssen.
„So?" rief sie und stand auf. Jetzt, das ist mir genug!"
„Mir nicht", flüsterte er, „und ich rate Dir in Freundschaft, Martha, daß Du Dich heute von mir durch die Wälder begleiten laßt. Ich denk', daß Du's ungern siehst, wenn der Gied eingesperrt wird."
Sie schrack zusammen, sie wollte ein Wort der Entrüstung schleudern egen diesen Mann, auf dessen Gesichte Hohn und Begierde zugleich lag; aber evor sie noch der Stimme mächtig wurde, raunte er ihr zu: „Der Gied ist ein Wildschütz!"
Nun hat die Martha keinen Schrei mehr versucht. Unbeweglich saß sie auf der Bank und starrte auf das Flechtengewebe zu ihren Füßen. Jetzt sah sie auf einmal Alles klar — ihr Mann war ein Wilddieb.
In Mitleid langte der Waldherr nach ihrer Hand: „Ich und mein Forstjunge, sonst weiß es Niemand und soll's auch Niemand wissen. Der
Gied bekommt Arbeit, ich übergebe ihm den Oberschlagwald, da seid Ihr auf Jahr' hinaus versorgt. Und jetzt komm', Martha, der Wein ist bezahlt."
Sie sprang auf, eilte hinweg und verlor sich im Gedränge. Der „Waldherr" sah ihr ruhig nach, ritt eine Weile noch auf seiner Bank und murmelte: „Jetzt lauft sie zu ihrem Manne; da muß ich sorgen, daß er nicht entwischt. Und dann — ist sie nur erst allein in ihrer Hütte —".
Die arme Martha lief, was sie laufen konnte, ihrem Hause zu. Sie mußte ihn fragen, ob es wahr sei, was sie von ihm gehört und gleichzeitig ihn beschwören, daß er nein sage. Und sie wußte es doch, es konnte nicht anders sein, und sie sagte sich anderseits wieder, es könne nicht so sein; ein so guter, heiterer, herzensinniger Mensch, wie der Gied, könne kein Verbrecher sein. — Selbst wie ein gehetztes Wild, das aber nicht den Jäger, sondern nur den Wilvschützen fürchtete, so floh sie durch die Wälder, und der lange Sommertag begann schon zu dämmern, als sie ins Schirmthal kam. Sie sah das Haus und war auf Vieles gefaßt. Und doch nicht auf das Eine, was sie erwartete.
(Fortsetzung folgt.)
— (Martinigänse an den Kaiser von Oesterreich.) Wie alljährlich am Martinitage hat sich auch gestern eine Deputation der Jsraelitengemeinde Preßburg in der Hofburg eingefunden, um für den Kaiser die Martinigänse abzugeben. Es waren sechs Stück, die auch ohne den Bänderschmuck in den ungarischen Farben, mit denen sie geputzt waren, als würdige Repräsentanten des Gänsegeschlechtes betrachtet werden durften. Die Gänse wurden in der „Kammer" des Kaisers von der genannten Deputation auf silbernen Schüsseln entgegengenommen. Die Deputation wird heute vom Kaiser in der Hofburg in Audienz empfangen.