6) strengerer Schularrest (einsame Einsperrung in einem dazu geeigneten wo möglich zum Schulgebäude gehörigen Gelasse bis zur Dauer von höchstens 12 Stunden). Letztere Strafe ist nur zulässig gegen Schüler von mehr als 12 Jahren: auch ist eine Ausdehnung der Einsperrung in die Nachtzeit bei Werktags­schülern nicht gestattet. Das Schulzimmer soll in der Regel nicht als Einsperrungslokal beim strengeren Schularrest benützt werden. Ausgeschlossen ist die Benützung des Ortsgefängnisses, außer bei Sonntags oder Wttiterabcndschülern im Falle grober Unbotmäßigkcit. Wo möglich ioll das Einsperrungslokal im Schulgebäude sich befinden. Von der verhängten Einsperrung sind die Eltern oder Kostherrn zn benachrichtigen. II. Gegen Sonntags- oder Winter abendschüler: Strafstehen oder Strafsitzen: 2) Strafarbeiten mittelst vermehrter Hausaufgaben; 3) strenger Hausarrest. Körperliche Züchtigung, von der unter allen Umständen müßiger und vorsichtiger Gebrauch gemacht und die bei Mädchen thunlichst ganz vermieden werden soll, ist nur zulässig wegen beharrlichen Unfleißcs oder gröberer Verschlungen, insbesondere solcher, in welcher boshafter Muth Wille, Trotz, Widerspenstigkeit, Rohheit, Lügenhaftigkeit, Unred­lichkeit, Schamlosigkeit oder anderer Laster.

Rottenburg, 14. Juni. In früher Morgen­stunde durchlief heute das Gerücht die Stadt, daß heute Nacht gegen 3 Uhr der hiesige Bürgerssohn A. Fischer gestochen worden sei. Der Sachverhalt ist folgender: Ihrer vier zechten bis tief in die Nacht hinein in einer hiesigen Wirthschast und kamen schließlich in Zank und streit, der sich im Nach­hausegehen zu einer Rauferei entwickelte. In diesem Moment hat entweder der Fabrikarbeiter Fiesel von Remmingsheim oder der hiesige 17 Jahre alte Bür­gerssohn Jos. Schiebel den obengenannten mit 7 Messerstichen traktirt, wovon 4 in den Kopf und 3 in die rechte S.'ite. Ter Verletzte lebt noch, es in aber keine Hoffnung zu Erhaltung seines Lebens vorhanden. Sämmtliche 3 Betheiligte sind heute früh verhaftet worden. Die Untersuchung wird Wohl den richtigen Thäter sesistellen.

Brandsälle: Am 11. Juni in Hunder- singen (Riedlingen) die Wolni-, Wirthschasts- und Oekonomie-Gebäude des NeuhauswirthL Rat: in Utzstetten, Gemeindebezirks Täferroth, (Gniünd) schlug am 11. Juni der Blitz in das Wohnhaus eines Fabrikarbeiters. Das Gebäude stand sofort in Hellen Flammen: von den 3 Stück Vieh, welche im Stalle standen, wurde durch den Blitz eines ge- tödtet.

Oberkirch, 11. Juni. Soeben, Nachmittags 3 Uhr, durchtoble ein Gewitter mit Hagelschlag unser schönes herrli­ches Rcnchthal. wie seit Mcnscbciigcdenkcn keines mehr. Eis­stücke wie Hühnereier fielen. Der Schaden ist unberechenbar und gingen alle Hoffnungen auf ein einigermaßen gutes Jahr zu Nichte.

Dresden, 15. Juni. Der König reiste mit den Ministern von Nostiz-Wallwitz und von Äönne- ritz nach der Oberlausitz, wo ein Wolkenbruch am Montag schwere Opfer gefordert hat. In Ober­oderwitz sind etwa 100 Häuser zerstört und 6 Todte, in Niederoderwitz 8 Todte, in Hcrrn- hut 14 Vermißte. Das Elend ist groß.

Der Schrecken aller Dienstmädchen, Haus­knechte w. dürste eine eben in Dresden ausgestellte neue Erfindung werden, nämlich ein Bett, das seinen Insassen zwingt, zur rechten Zeit auszustehen, selbst wenn sein Schlaf ein noch so fester ist. Ein Weck­apparat nämlich entzündet zu der am Wecker einge­stellten Stunde zunächst ein Licht und wenn danach - was bald geschehen ist, der Wecker abgelaufen, der Schläfer aber noch nicht sich erhoben hat, so versagt das Bett rücksichtslos seine weitere Beihülfe zur Langschläferei, geht auseinander und wirft den Langschläfer auf die Erde. ...

sEin seltenes Naturspiels wird derTr. Ztg." von Mühlheim a. d. R. berichtet. Den Ehe­leuten Ausderwiesche wurden in ihrer Ehe 15 Kinder geboren, von denen das 1.. 3., 5., 7., 9., 11. und 13. stockblind aus die Welt kamen. Von diesen sieben blindgeborenen Kindern leben noch 4, 1 Mädchen und drei Knaben, welche eine staunenswerthe musika­lische Begabung haben und nach einander in der Blindenanstalt zu Düren zu tüchtigen Musikern ans­gebildet worden sind. Die drei älteren Kinder sind in der Lage, sich selbstständig ernähren zu können, während das jüngste noch an seiner vollständigen Ausbildung arbeitet. Die Geschwister werden unter Leitung ihres Musiklehrers in diesem Herbste in mehreren Städten der Provinz ein Concert geben, in welchem auch das als Sängerin ausgebildete Mäd­chen einige Stücke singen wird.

Köln, 10. Juni. Der internationale Ge­sangwettstreit, den der Kölner Liederkranz bei Gelegenheit seines Jubiläums dahier am 14., 15. u. 16. August veranstaltet, wird an Großartigkeit alle früher.'" Konkurse des Kontinets überbieten) denn

wo sonst nur höchstens 70 Vereine theilnahmen, sind heute schon 120 mit 6000 Sängern angemeldet. Zu den zur Vertheilung gelangenden Preisen sind schon 15,300 cM, 26 Medaillen und viele Kunstgegenstände disponibel, darunter Medaillen vom Kaiser und dem Fürsten von Hohenzollern, chinesische Vasen von der Kaiserin, ein Kunstgegenstand vom Kronprinzen, ein mit Edelsteinen besetzter Römer vom Großherzog von Baden, ein in Gold und Silber getriebener Pokal vom Herzog von Sachsen-Meiningen :c. Infolge der enormen Theilnahme ist die Zahl der Preise für jede Klasse von 3 auf 5 resp. 6 erhöht worden, und die deutschen werden in 2 Parallel-Klassen mit je 5 bis 6 gleichen Preisen singen. Sämmtliche Vereine werden in verschiedenen Lokalen am 15. August um den Sieg kämpfen, am 16. dagegen die der inter­nationalen Ehrenklassen. Die Staatsbahneu haben gegen Erlegung der einfachen Fahrtaxe Retourbillett mit 8- bis lOtägiger Giltigkeit bewilligt, die anderen und auch ausländischen Bahnen werden ohne Zweifel den Sängern dieselbe Begünstigung gewähren.

Berlin, 14. Juni. DieNordd. Allg. Ztg." ist ermächtigt, mitzutheilen, daß der Reichskanzler sich über die Kirchenvorlagc einem befreundeten Abgeordneten gegenüber dahin ausgesprochen hat, daß die Stellung der Regierung zn der Vorlage heute dieselbe sei, wie bei der Einbringung derselben. Die Regierung halte sich für verpflichtet, unabhängig von den Verhandlungen mit Rom ihren katholischen Unterthanen Alles zu gewähren, was ohne Schädi­gung der Gesammtinteressen des Staats gewährt werden könne. Dem kirchlichen Bedürfnisse der ka­tholischen Preußen weniger zu gewähren, als ohne Schädigung des Staats gewährt werden könne, würde dem landesvüterlichen Interesse des Königs nicht entsprechen. Die Regierung würde daher an der Vorlage festhalten müssen, bis sie sich einer amtlichen Ablehnung durch eines der beiden Land­tagshäuser gegenüber befinde.

Die Mitglieder der Berliner Konferenz hielten bereits gestern im Palais des Auswärtigen "Amtes eine vorbereitende Sitzung behufs Feststellung der Geschäftsordnung. Die Konferenz wird sich morgen durch die Wahl des Fürsten Hohenlohe zum Vor sitzenden konstituiren. Dienstag soll Diner beim Reichs­kanzler, Donnerstag im kaiserlichen Palais stattsinden.

Hamburg, 12. Juni. Die amerikanischen Turner, welche auf der Durchreise zu dem im Juli in Frankfurt a. M. abzuhaltenden 5ten deutschen Turnfest unsere L-tadt besuchen, sind nach den hier­her gelaugten brieflichen und telegraphischen Nach­richten am Sonntag den 6. ds. mit dem für die Fahrt speziell gecharterten DampferSilesia" in der Stärke von 244 Herren und 213 Damen und Kindern von New-Uork abgereist. Mit den Vorbe­reitungen für einen festlichen Empfang ist denHamb. Nachr." zufolge von den hiesigen und Ältonaer Turn­vereinen ein Ausschuß betraut.

OesterreichUngarn.

Ein Herr Henri Lnstig hat der Kominnne Wien 30 000 Fr. mit der Bestiminung testirt, daß die Zinsen dieser Summe so lange zum Kapitale geschlagen werden, dis die Jahreszinsen eine Summe von fünf Millionen Fr. betragen. Nach der Berechnung des Magistrates wird ein -jettraum von 230 Jahren verstreichen müssen, che dieses Ziel erreicht ist. Die Rechts- sektion des Gemeindcrathes hat die Annahme dieser Stiftung beschlossen und den Magistrat beauftragt, mit der Sparkasse wegen Uebcrnahme des Kapitals in Unterhandlungen zu treten.

Italien.

Rom, 12 Juni. DerDiritto" dementirt die Nachricht derKölnischen Zeitung" von der Wieder­aufnahme der vatikanisch-deutschen Verhandlungen. Pronuntius Jacobini habe in dieser Richtung keinen Auftrag erhalten, und der Papst überlasse solche Initiativen der preußischen Regierung.

Schweiz.

Zürich, 14. Juni. Die gestrige Volksabstim­mung im Kanton Zürich ergab eine Majorität von 5500 Stimmen für Beibehaltung des Impfzwanges.

Belgien.

In Tournai in Belgien ist durch einen Jrr- thum in der Apotheke der Tod von vier Personen verursacht worden. Die Thatsache ist folgende: Am 6. Juni erhielt die Polizei die Meldung, daß in der Rue St.-Piat ein Arbeiter plötzlich an Vergiftung göstorben sei. Die sogleich angestellte Untersuchung ergab zum Resultat, daß der Tod eingetreten sei, nachdem er den Inhalt eines Pakets mit angeblich englischem Salz zn sich genommen hatte. Einige Minuten später erfuhr der Polizeikommissär, daß ein

gleiches Unglück in der Rue du Pot-d'Etain ge­schehen sei, wo eine junge Arbeiterin unter den gleichen Symptomen gestorben war, nachdem sie auch ein Paket mitenglischem Salz" benützt hatte, wel­ches, sowie das erste, in der Apotheke des Herrn Piret gekauft worden war. Die unverzüglich in der Apvtheke vorgenommene Untersuchung ergab, daß ein Commis aus einer frisch angelangten Küste, in wel­cher er englisches Salz vermuthete, vierzehn Packete zum Verkauf vorbereitet habe. Die ärztliche Seci- rung der Leichen zeigte jedoch, daß sich in der Kiste nicht englisches, sondernSauerkleesalz" befunden habe. Der Morgen war noch nicht verstrichen, so wurde schon der dritte Todesfall gemeldet es war ein junger Mann in Jollain-Merlin, und endlich am Abend erfuhr man, daß ein junges Mäd­chen in Maulde gleichfalls nach dem Genuß eines solchen Pakets gestorben sei. Die sehr rasch ge­führte Untersuchung dieses entsetzlichen Vorfalls machte ersichtlich, daß schon sieben derlei Packete verkauft worden waren.

England.

London, 13. Juni. Auf dem gestrigen Ban­ket der Fischhändler-Innung sprach Staatssekretär Grauville die Hoffnung auf Erhaltung des Frie­dens und europäischen Einvernehmens ans, wofür augenblicklich die Symptome sehr günstig seien. Wenn auch die Mächte verschiedene Interessen und verschiedene Sympathien haben, so beherrschte doch Ein Interesse alle, nämlich die Erhaltung des Frie­dens. Auch liege nichts vor, was eine kriegerische Verwicklung hcrbeiführen könnte. Falls die gemein­same Aktion nicht aufrecht erhalten werden könnte oder z» keinem Resultat führen sollte, würde die Schuld nicht an einem Mangel an Versöhnlichkeit, Offenheit oder Entschlossen des britischen Kabinets liegen.

London. Dem Premierminister Gladstone wurde ein von nicht weniger als 203 Mitgliedern des Unter­hauses Unterzeichnete Denkschrift überreicht, worin er gebeten wird , eine Vorlage zu unterstützen, welche die Ehe zwischen einem Wittwer und der Schwester- feiner verstorbenen Frau zulässig machen soll.

Rußland.

Wie derRufs. Knrjer" berichtet, klagte eine Bäuerin aus Bogutschar beim Friedensrichter gegen ihren Mann darauf hin, daß er sie auf dem Jahr­markt gegen ein Paar Ochsen einem anderen Bauern verhandelt habe. Bei diesem mußte sie so lange in der Eigenschaft einer Ehefrau bleiben, bis ihr Sohn durch Zurückgabe der Ochsen den bemerkenswerthen Handel wieder rückgängig gemacht hatte.

Amerika.

Rio Janeiro, den 14. Juni. Die Chilenen haben am 7. Juni Arica gestürmt, die Garni- son gefangen, die peruanische Korvette Manes- cavas in den Grund gebohrt.

Wen.

Aus Persien. Der Engländer Tristam Ellis, welcher vor kurzem eine Reise von Diarßckir nach Bagdad gemacht hat, beschreibt in einem vonDaily News" veröffentlichen Briefe die schrecklichen Folgen der in jener Gegend herrschenden Hnngccsnoth. In Mosn fand Herr Ellis die Hungersnot!) am schlimmsten. In den Straßen lagen Leute am Sterben, Mütter verkauften ihre Kinder in die Sklaverei oder zn noch Schlimmerem. Erwachsene und Kinder lagen nackend und zu Skeletten abgemagert haufenweise im Freien, zu schwach, die Fliegen, mit denen sie bedeckt waren, von sich abzuwehren. Dem Tode nahe kleine Kinder wurden von gewerbsmäßigen Bettlern gemietet und um Mitleid zu erregen nackend in den Bazars ausgestellt. Brot, welches sonst etwa ö Pfg. das Pfund kostete, wurde zu 1 M. verkauft. Zum Glück hatte das Früh­lingswetter eine Art Distel hervorgebracht, deren Wurzel eßbar ist. Meilen weit um die Stadt herum wurde der Grund durch­wühlt, und während der Arbeit verschlangen die Leute gierig das in der Nähe wachsende Gras und Unkraut, Einen auf­fallenden Gegensatz hungernder Bevölkerung bildeten reiche Mufti und der Kadi der Stadt, die nichts von ihrer gewohnten Leibesfülle und Behäbigkeit eingebützt hatten und sich keinerlei Mühe gaben, dem allgemeinen Elend abzuhelfen. Die Regierung hatte zwar angeordnet, die Vorrathshäuser von Privaten zu öffnen und das Vorgefundene Korn öffentlich zu versteigern. Da aber die hauptsächlichsten Vorräthe sich in den Händen der Regiernngsbeamten befanden, so wurde nur einigen Privat­leuten das weggensmmen, was sie für sich und die Ihrigen anfgespeichcrt hatten, so daß sie dem allgenreincn Elend an- heimfielcn, ohne daß diesem merklich gesteuert worden wäre. Da auch für dieses Jahr wieder eine Mißernte befürchtet wurde, stiegen die Preise noch, so daß Brot vorübergehend sogar auf 2 M. das Pfund stand. Ein zweitägiger Regen brachte eS dann freilich wieder auf 50 Pfg. herunter.

Kandel L Gerkehr.

Stuttgart, 14. Juni. jLandesprodukten bür fest An heutiger Börse stellen die Verkäufer höhere Forderungen, wodurch die Käufer zurückhaltend werden und das Geschäft be-