schuldig gemacht hat, bestimmt sich uach den Vorschriften des bürgerlichen Rechts. Das Recht der Rückforderung verjährt in fünf Jahren seit dem Tage, an ivelchem die Leistung erfolgt ist. Der Gläubiger ist berechtigt, das aus dem ungiltigen Vertrage Geleistete zurückzufvrdern: für diesen Anspruch haftet die für die vertragsmäßige Forderung bestellte Sicherheit. Die weiter gehenden Rechte eines Gläubigers, ivelchem nach den Bestimmungen des bürgerlichen Rechts die Ungiltigkeit des Vertrages nicht entgegxn^eseht werde», kann, werden hierdurch nicht berührt.
Berlin, 10. Juni. Fürst Bismarck reist vor Zusammentritt der Berliner Konferenz ab.
Berlin, 11. Juni. Mit immer größerer Bestimmtheit tritt seit Mittag die Meldung aus, daß Fürst Bismarck seine Demission gegeben habe.
Berlin, 11. Juni. Der Kultusminister hat eine strenge Verordnung gegen Schülerverbindungen aus höheren Lehranstalten erlassen. Die Zuwiderhandelnden werden mit Carcerstrafe und Ausschließung von sämmtlichen Landesanstalten bedroht.
Tie Mörder der Wittwe Sommer in Berlin sind entdeckt und geständig. Der Mörder ist der 20jährige SchreiuergeseUe GraSnick, sein Helfershelfer der 17jährige Schreincrlchrling Baumgart. Ein Schankwinh wurde zuerst auf Grasnick, der bei ihm die Kost hatte, aufmerksam: Gr. bezahlte auf einmal seine Schulden und machte Anstalten, nach Amerika zu gehen. Der Wirlh inachte die Polizei aus die Verdächtigen aufmerksam, diese griff geschickt und rasch zu, verhaftete sie und entlockte ihnen das Geständnis; durch Ueberraschuug. Die Beute der Mörder war i öl ZL
Prinz Heinrich, der zweite Sohn des deutschen Kronprinzen, kehrt noch in diesem Sommer, nachdem er sich den Wind tüchtig hat um die Nase weheil lassen, von seiner 2jährigen Seereise um die Welt zurück und wird dann Student in Straßburg. Er gilt als künftiger Admiral der deutschen Flotte.
Herr v. Bleichrvder, der grundrciche Bankier in Berlin, hat von dem Münchener Maler Lenbach das neueste Bildniß Bismarcks für 30,000 Mark gekauft. Man sagt sogar, er wolle es der Fürstin Bismarck zum Geschenk machen.
In Grambke bei Vegesack ist ein zwanzigjähriges junges Mädchen, das sich sonst einer guten Gesundheit erfreute, von der Schlafsucht befallen. Die Kranke liegt schon 17 Wochen lang, die letzten acht ununterbrochen, im festen Schlaf.
Oesterreich—Ungarn.
Die Wiener Blätter bringen bereits Berichte über die Eröffnung der Landtage in den 17 östreichi- schen Kronlündern. Im böhmischen Landtag ging es bei der Eröffnungsitzung ganz still und geschäftsmäßig zu, keine Demonstration im Landhause und nicht einmal vor demselben, während es an einer solchen die Heranwachsenden Glieder der czechischen Nativn ehedem nicht fehlen ließen. Es wäre aber Täuschung, wollte man cinnehmcn, daß Alles so ruhig und friedlich bleiben werde. Die Deutschen sind enischlossen. die Sprachenverordnnng zum Gegenstand einer Kundgebung zu machen.
Tie Reise des österreichischen Kaisers in Böhmen hatte den Zweck, zwischen dem feudalen und dem verfassungstreuen Adel eine Versöhnung herbeizuführen, und dadurch eine festgeschlossene konservative Partei zu bilden, welche die nationalen Elemente einer- und die radikalen andererseits Niederhalten könnte. Der feudale Adel, der unter Führung des Kardinal-Erzbischofs Schwarzenberg die Czechi- sirung Böhmens begünstigt, war auch bereit, die Czechen fallen zu lasten, wenn der Kirche und dem Adel der alte Einfluß aus das Staatsregiment wieder eingeräumt würde. Der an der Spitze der deutschgesinnten verfassungstreuen Adelspartei stehende Fürst Carlos Auersperg war aber für einen Ausgleich auf dieser Grundlage nicht zu gewinnen und hat auch den Kaiser in einer entscheidenden Unterredung über die Endziele der Feudalen in einer solchen Weise aufgeklärt, daß alle weiteren Einigungsversuche unterblieben. Tie Czechen sind wegen der resultatlos verlaufenen Kaiserreise gegen die deutsche Partei, der sie die Schuld beimessen, äußerst erbittert, weil sie merkwürdigerweise Förderung ihrer Bestrebungen von derselben erwartet hatten, während doch umgekehrt ihre bisherigen Beschützer ihre Sache aufzugeben geneigt waren.
Von der Kaiserreise in Böhmen erzählt die „Presse": Ein Mitglied einer Bezirksvertretung benützte die günstige Gelegenheit, um den Kaiser um Befreiung eines Sohnes von der Militärpflicht zu bitter. „Ick habe nur zwei Söhne", sagte der
Bauer, „der eine ist verheirathet und kann mir nichts nützen, und der jüngere soll jetzt Svldat werden." Der Kaiser lächelte und jagte: „Sehen Sie, ich habe nur einen Sohn; der heirathet jetzt und ich lasse ihn doch beim Militär. Man muß dein Vaterlande gegenüber seine Pflichten erfüllen."
Schweiz.
In der Schweiz ist man sehr gespannt auf das Resultat der Volksabstimmung über das vom großen Rath in Genf genehmige Gefetz, die Trennung von Kirche und Staat betreffend.
Fraukrrlch.
Paris, 11. Juni. Einem Londoner Telegramm des „Journals des Debars" wären die Präliminarien des englisch-französischen Handelsvertrages unterzeichnet. Als die vier Grundlagen der künftigen Verhandlungen sind festgestellt: Herabsetzung der Weinzölle, Ausschließung der Thiere und land- wirthschaftlichen Produkte aus den Handelsverträgen, Aufsuchung der Mittel zur Verhütung von Defraudationen bei Deklarationen, Verbesserung des 8tatus guo und Weiterentwicklung der kommerziellen Beziehungen.
Paris. In Parlamentskreisen heißt es, der Minister des Innern hätte im Ministerrath gestern vorgeschlagen, bei den Kammern die Erlheilung einer allgeimen Amnestie zu beantragen und der Ministerrath hätte nahezu einstimmig zugestimmt.
Die Bonapartisten geben es immer billiger mit ihren Helden. Von Napoleon 1. sind sie jetzt bereits auf den Klopffechter Paul Cassagnac heruntergekommen. Bei der letzten Trauerfeier für den S>vhn der Exkaiserin, den Prinzen Louis, war Casi sagnac der Gegenstand lebhafter Ovationen seitens der Bonapartisten. Erst begnügte man sich, ihn mit Hut- und Tücherschwenken zu begrüßen, dann rief man: „hoch Cassagnac!" „hoch das Kaiserreich!" Ein „hoch die Republik!" war das Echo auf diese frechen Demonstrationen und einen Augenblick später lagen Bonapartisten und Republikaner sich in den Haaren. Die Polizei schritt ein, packte ein halbes Dutzend Krakehler beim Kragen und stellte ohne Mühe die Ruhe wieder her. Ihren Zweck aber, von sich reden zu machen, hatten die Bonapartisten erreicht, diese Partei will ja nichts anderes als von Zeit zu Zeit daran erinnern, daß sie noch eristirt.
Belgien.
Brüssel, 10. Juni. Gegenüber einer Cvr- respondenz des Journals „Le Monde" erklärt „L'Etoile Belge", die Aufhebung der belgischen Gesandtschaft beim Vatikan sei in diesem Augenblicke vollzogene Thatsache.
Rußland.
In dem Trauerzug bei Ueberführnng der Leiche der Kaiserin von Rußland nach der Peter-Pauls- Festung befand sich der Sitte gemäß ein Geharnischter zu Fuß in ganz schwarzem Panzer mit mächtigem schwarzem Helm und großen schwarzen Rittfedern darauf, schwarzen Arm- und Beinschienen und schwarzen eisernen Handschuhen, kurz, kohlschwarz von oben bis unten,'in schweres Eisen gekleidet und in der Hand ein entblößtes, breites Schwert haltend, dessen Spitze nach unten gesenkt, dessen Griff mit schwarzem Flor umwunden war. Der Geharnischte darf bei keinem kaiserlichen Begräbniß fehlen; man sucht dazu einen außergewöhnlich starken Mann aus, denn es ist keine Kleinigkeit, erst stundenlang in einer ungemein schweren vollen Rüstung auf die Ordnung und Bewegung des Zuges zu warten und dann noch den weiten Weg von dem Palast bis zur Festung zu Fuß zurückzulegen, mit dem großen Ritterschwert in der Rechten. Zu Kaiser Nikolaus' Begräbniß stellte den Geharnischten ein Schornsteinfeger dar, der Mann brach aber unterwegs zusammen. Auch diesmal konnte der Schwarze nicht bis zum Schluß aushalten. Als die Gewerbe sich vor der Festung aufstellten, konnte er nicht mehr, er legte das riesige Ritterschwert weg und wankte seitwärts nach einem verdeckten Wagen zu.
Türkei.
Man kann im Serail eine Mißstimmung nicht verbergen über den Umstand, daß die Türkei von der Berliner Nachconferenz ausgeschlossen sein soll. Die Pforte hat keine Einladung zur Conferenz erhalten, doch wird sie wenigstens officiell von deren Zusammentritt verständigt: auch soll sie, wenn sie selbst den Wunsch ausspricht, gehört werden. Das Nämliche ist bekanntlich mit Griechenland der Fall. Weil eS sich bei den Grenzregulirungen theilweise
sogar um Gebictseigenthum der türkischen Negierung, handelt, über das Bestimmung getroffen werden soll, findet man in Stainbul die Sache doppelt ärgerlich.
Zu den europäischen Drangsalen, welche dem Sultan das Leben verbittern, kommen nun auch noch asiatische. Die türkischen Araber sind des Joches, das die Pforte ihnen auferlegt, müde, sie wollen unabhängig von Stamdul werden und haben deßhalb die Fahne des Aufruhrs erhoben. Da die Flammen des Aufstandes bereits nach Syrien hinüber züngeln, wodurch die französische „Jnteressen- Sphäre" in Mitleidenschaft gezogen wird, so macht man in Konstantinopcl die größten Anstrengungen, um des Aufstandes bald Herr zu werden. Das fehlte dem Großherrn gerade noch, daß sich der europäisch-orientalischen noch eine asiatisch-orientalische Frage bcigesellte. Da könnte er die Harems-Bude gleich sperren, dann wäre es wirklich'Matthäi am Letzten mit der Groß-,.Herrlichkeit"!
Amerika.
New-Bork, 29. Mai.' Während der verflossenen Wvche wurden an Castle Garden zusammen 13,320 Einwanderer gelandet. — Am Donnerstag Abend wurde neun Damen, nachdem dieselben den vvrgeschriebenen Cursus im „Woman's Medical College" der „New-Uork Jnfirmary" absolvirt, der Doktorgrad ertheilt.
Die Republikaner beabsichtigen zum Präsidenten der Vereinigten Staate» einen Mann zu erwählen, der thatsächlich von der Pike auf gedient hat. Er heißt James A. Garfield und stammt von armen Leuten ab. Nach dem Tode des Vaters wurde er Pfcrdelcnker, dann Bootssührer und Zimmermann. Erft später begann er einige Schulkeiiiitnisse in einer Dorfschule sich anzucigneu, wo er im Laufeder Zeit zum Cvlleg-Professvr avaucirte. Am Bürgerkriege nahm er als Oberst bei den Freiwilligen Theil und schwang sich zum General auf, als welcher er zum Cvngreß- mitgliede erwählt wurde. Dieser Körperschaft hat er seitdem unuutcrbrochcn angehört. Mit seiner Nomination zum Präsideutschafts-Candidaten der Re- publicaner billigen die Nomination Garfields als das. sichcrste Mittel gegen eine dritte Wahl Grants und gegen etwaige imperialistische Gelüste. Wir sind neugierig, ob cs diesem gelingen wird, den Präsi- dciitensruhl zu erringen.
Welche Mittel die Amerikaner anweuden, um ein „volles Haus" zu erzielen, dafür möge folgendes Beispiel sprechen. Ein Menageriebesitzer zeigt an, daß sein gelehriger Elephant zu seinem Benefiz auf einem prachtvollen Erard einige Klavierstücke vortragen werde. Alles rennt hin, um den neuen Virtuosen zu hören, und eine große Einnahme wurde erzielt. Vor Schluß der Vorstellung wird ein schönes nagelneues Pianofvrtc mitten in den Cirkus hinein- bestcllt und der Deckel abgehoben. Lautlose Stille. Der Elephant tritt nach den üblichen Verbeugungen an das Instrument, hebt endlich seinen Fuß und setzt ihn auf die Klaviatur. Plötzlich erhebt er ein schreckliches Geschrei, das wie Weinen klingt und die Zuschauer mit nicht geringer Angst erfüllt. Der Besitzer des Thieres tritt endlich hinzu und nachdem er seinen Kops in den Rachen des Elephanten gesteckt, um dort die Ursache des Weinens zu erfahren, läßt er den dickhäutigen Virtuosen vom Klavier wegführen, indem er der staunenden Menge verkündet: „der Elephant könne auf diesem Klavier nicht spielen, da er zu tief ergriffen sei, weil er in den Tasten der Klaviatur die Zähne seiner armen Mutter erkannt habe!
Ucber die starke Einwanderung nach Colorado wird aus Colorado Springs, Col., geschrieben: Die Fluth der Einwanderung nach Colorado hat eine Höhe erreicht, wie solche in der Geschichte dieses Staates unerreicht dasteht. In Denver trefscn täglich über 1000 Personen ein und Colorado dürfte sich vor dem 1. Juli eines Zuwachses seiner Bevölkerung von über 100,000 Seelen zu erfreuen haben. Das Ziel des größten Thciles der Zuzügler sind die Minen, namentlich aber der Guunison-Distrikt. Die Leute kommen nicht, um zu arbeiten, sondern mit der Illusion, daß sie ans die eine oder andere, ihnen selbst nicht klare Weise Gold in großen Quantitäten nur so auflesen können. Sie spielen va baugne und die Meisten gehen hierbei banqucrott. Die Denver und Rio Grande E. B. Co. verlangt in einer Anzeige 1000 Mann, um an einer Verlängerung der Bahn zu arbeiten, und bietet denselben gute Löhne, kann aber die verlangte Anzahl Arbeiter nicht erhalten, obgleich viele Tausend Personen sich ohne Beschäftigung im Guunison-Distrikt hernmdrücken.
Kandel L Gerkehr.
Von der Enz. In unseren Gärten sterben die meisten Stachelbeersträucher ab. wohl in Folge des strengen Winters: Johannisbeeren gibt es in Masse. Der Henertrng fällt Heuer sehr mittelmäßig aus: dagegen stehen die Sommer-