Werbung Janinas betrachtet keinen Zoll breit Bodens durch Gewalt erobern und verlangt nur jene Theile, welche selbst griechisch werden wollen.
Die voraussichtliche Einverleibung der unteren Elbe in das Zollgebiet macht den Hamburgern viele Sorgen, weil sie sich dadurch mit ihren Schissen auf's Trockene gesetzt glauben. Kon ofsizöser Seite wird den guten Kanfleuten in Hamburg zu verstehen gegeben, daß das Aufgeben der Freihasenstellung eigentlich gar nicht so schlimm sei und es wohl besser wäre, wenn Hamburg bei Zeiten sich daraus vorbereitete, späterhin einmal in den Zollverein einverleibt zu werden.
Das neue Wuchergesetz ist nunmehr in Kraft getreten.
Aus Karishascu wird derichwi: Von den diesjährigen Korifirr.tanden haben sechsundzwauzig vor Kurzem bei dem üblichen gemeinschaftlichen ispaziergange sich aufsichtslos in dem benachbarten Hcrstelle in einer Äastwirthschoft aufgehallen und unter Anderem in derselben auch Wurst verspeist. Kurz nach dem Genüsse derselben ist etwa die Hälile der vorher völlig gesunden Konfirmanden erkrankt und liegt theilweise noch krank darnieder. Zwei der Konfirmanden (eine Konfirmandin erst vor wenigen Tagen) sind bereits verstorben. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.
Oesterreich—Ungar».
Wien, 6. Juni. Der Zusammentritt der Botschafter-Konferenz in Berlin ist nunmehr aus den 16. Juni festgesetzt.
Die Czechen schwimmen in Wonne. Der Kaiser von Oesterreich bereist Böhmen und wird aller Orts in geradezu überschwänglicher Weise gefeiert. Allein der Weihrauch, in welchen man ihn hüllt, gilt nicht dem Kaiser von Oesterreich, sondern dem zukünftigen Könige von Böhmen. Was dem Einen recht, ist dem Andern billig, meinen die Czechen. Hat Ungarn seinen eigenen König, der nebstbei Kaiser von Oesterreich ist, warum soll Böhmen nicht auch seinen besonderen König haben. Unter dem Regimente des Grasen Taasfe ist Alles möglich.
Schweiz.
Gens, 2. Juni. Die Trennung der Kirche vom Staat ist vom Großen Nathe mit 54 gegen 46 Stimmen beschlossen worden.
Frankreich.
Paris. 1. Juni. Alle heutigen Morgenblätter äußern sich mit Entrüstung über die Börsenjobber, die sich nicht entblödeten, aus einem erdichteten Arm- und Beinbruch Gambetta's Kapital oder vielmehr Differenzen zu schlagen, i Die Kurse an der heutigen Börse waren auf die falsche Nachricht, Gambetta habe sich bei einem Falle aus dem Wagen verletzt, stark gefallen.' In jedem Falle erweist der kleine Börsenschwindel, daß das Wohl und Wehe Gambetta's eine so große Wirkung übt, als seiner Zeit in Rom eine Ohnmacht des entnervten Cäsaren.
Paris, 1. Juni. Es ist heute ein Jahr her, seitdem der Sohn Napoleons III. im Zululande sein Leben eingebüßt lmt. Die Kaiserin En gerne verweilt heute aus dem Fleck Erde, auf dem alle ihre Hoffnungen zu rächte geworden; die Bonapartisten in Paris begnügten sich, für ihren Prinzen drei Seelenmessen lesen zri lassen.
Nanci, 30. Mai. iSchreckensszene in einer Menagerie.) In der „Menagerie" des Thierbändigers Salva, während dieser gerade vor dein Publikum seine Künste mit den Panthern zeigte, zertrümmerten die in einein benachbarten Käfig hausenden Löwen die Eisenstangen, welche sie von den Panthern trennte,r, stürzten sich auf die letzteren und geriethen mit ihnen in einen wüthenden Kampf. Ein Panther schlitzte einem Löwen den Bauch auf, daß er vor Schmerz heulte. Salva verlor inmitten dieses Schauspiels nicht seine Geistesgegenwart; er trieb die Panther in einen anderen Käsig und ließ dann denjenigen, welcher den Löwen so schwer verwundet hatte, gegen diesen los. Der Panther erwürgte den Löwen, nachdem er ihm eine Rippe gebrochen hatte. Seit diesem Kampfe, welchem das Publikum mit athemloser Spannung zngesehen hatte, befinden sich die wilden Thiere in einer unbeschreiblichen Aufregung. Dänemark.
In unseren Regierungskreisen richtet man sich fast bis in die kleinste Einzelheit hinein nach dem Thun und Handel des deutschen Nachbarn. So hat man auch "hier nach dem Militärgesetz den Ankauf von Eisenbahnen im Folkething 'der Volksvertretung) vorgebracht. Das Gesetz hat bessere Aussicht angenommen zu werden, wie seinerzeit dasselbe in Deutschland. England.
Tie Si.'.di London wächst wie ein Riese,
aber Noth und Elend wächst auch mit. Im Mai d. I. gab es 86,288 völlig Hülflose dort, das heißt Menschen, die ohne die Barmherzigkeit Anderer weder essen, noch trinken, noch unter einem Dache schlafen können. Die Armenhäuser nahmen 39,000 aus, ans den Armenhäusern unterstützt wurden 48 000.
Türkei.
Konstantiiiopel, 4. Juni. Der Sultan empfing gestern den englischen Botschafter Goschen in feierlicher Audienz, um dessen Kreditive entgegcn- zunehmen. Goschen betonte die Zeitweiligkeit seiner Mission. Der Sultan wies auf sein Bestreben hin, die nothwendigen Reformen durchznführen. Dem offiziellen Empfange folgte eine halöstündige Privat- audiciiz. (T. Ehr.)
Viel Gutes hat man selten aus unserem sa- genreichen Orient zu berichten. Neuerdings hat ein mörderischer und blutiger Aufstand im Bezirke Bagdad einen grauenerregenden Umfang angenommen. Wege sind zerstört, Dörfer eingeäschert und die Verkehrswege unpassirbar gemacht worden. Englische Dampfer wagen es nicht, den Tigris zu befahren, da die Araber Vertheidigungswerke längs des Flusses aufgeworfen haben. Die Regiernngstruppen sind numerisch unzureichend und vermeiden es so viel als möglich, sich auf einen Kamps einzulassen. Die Gouverneure von Bagdad und Bassarah werden sehr getadelt. Die Stämme liegen, wie immer, im Streit mit einander, vereinigen sich aber gegen die Türken. Die Arabar verlangen Selbstreaierunq unter englischem Schutze.
Amerika.
New-Aork, 28. Mai. Längs der atlantischen Seeküste herrscht eine starke Hitze: in manchen Gegenden ist das Thermometer bis aus 100 Grad Fahrenheit gestiegen und es werden zahlreiche Fälle von Sonnenstich gemeldet. In New-Z)ork starben in Folge dessen gestern 6 Personen, in Philadelphia 5, in Jersey-City 2 und in Newburg 2. Eine solche Hitze im Mai ist bis jetzt nicht dagewesen.
Die bevorstehende Präsidentenwahl läßt hier die Gemnther nicht zur Ruhe kommen. Allem Anscheine nach wird General Grant der Glückliche werden, welcher für die nächsten vier Jahre die Ehre genießt, Präsident der Vereinigten Staaten Nordamerikas zu sein.
Landei ä- Aerkehr.
Rottenburg, 4. Juni. Der,Stand der Hopfen läßt in gegenwärtiger Zeit Manches zn wünschen übrig. Nicht nur, das; ein warmer, durchdringender Regen sehr zu wünschen wäre (seit 6 Wochen ist hier kein erheblicher Niederschlag erfolgt), sondern hauptsächlich sind weniger in der ersten, als vielmehr in der zweiten kalten Maiennacht fast in allen Lagen die Gipfel der Hopsenpflanzen ersrorren, nachdem sie bereits angeheftet waren. Man will ans eine geringere Hopfenernte umsomehr Schlüsse ziehen, als überhaupt die kalten Nächte dem Wachsthum und Gedeihen der Pflanze sehr hinderlich find; auch will man mit Bestimmtheit jetzt schon Anfänge des Schwarzwerdens der Pflanze bemerkt haben.
Vom Fränkischen, 2. Juni. Kaum hat die Wol l- schur begonnen, s» regt sich schon lebhafter Handel in derselben. Bezüglich des Preises hört man, daß kleinere Postchen (Bauernwolle) zu 1 ^ 50 per Pfund verkauft wurden; größere Posten (Schäfcreiwollc) dursten demnach auf IVO per Centner kommen.
Meine erste Geschäftsreise.
(Schluß.)
Da fuhr ich, durch des Schaffners unmelodische Stimme geweckt, jäh zusammen. Er verkündete den Namen der Station und dreißig Minuten Aufenthalt.
Ich mußte mich erst von meinen vermeintlichen Heldenthaten in die Wirklichkeit versetzen und mich besinnen, wo ich mich befand. Es dunkelte bereits dreißig Minuten, hört« ich wiederum rufen. Diese wollte ich auch benutzen, da es der erste längere Aufenthalt war, um meine erschlafften Lebensgeister wieder etwas aufzufrischcn. Ich ging in die Restauration und bestellte ein Glas Grog. Als ich es erhalten und der Dampf mir angenehm ins Gesicht stieg, wurde mir sehr behaglich. Jetzt kostete ich, das schmeckt aber sonderbar — ich kostete wieder — pfui, bas ist ja ein Höllengeschmack! Der heimische Grog schmeckt doch ganz anders. — Ob das so sein muß ? — Ich genirte mich, meine Unkenntniß zu verrathen, und trank ihn mit wahrer Todesverachtung schnell bis zum letzten Tropfen so echt burschikos und forsch aus. Doch kaum hatte ich dies vollbracht, da glaubte ich, mein letztes Stündlein habe geschlagen. Ein brennender Schmerz wühlte in meinen Eingeweide«, und eine liebeltest befiel mich so grauenhaft, daß die Erinnerung daran noch ein Da oapo hervorzubringen vermöchte. So muß
einem zn Mnrhe sein, der von der Cholera befallen wird. Alle mögliche Hilfe wurde mir rasch zu Theil, da durch Unvorsichtigkeit der Bedientesten inein Unwohlsein verschuldet war.
Durch eine unglückselige Verwechslung hatte man anstatt Rum Franzbranntwein mit Salz, welchen der Restaurateur gegen Rheumatismus anwandte, zum Grog genommen. Was ihm zum Heil gereicht, hatte bei mir in der extremen Wirkung das Unheil herauf- beschwore». Jeder Unbefangene hätte dies doch sicher bemerkt, ich aber hatte den unschuldigen Glauben, daß es so sein müsse. Als ich die Folgen soweit überwunden hatte, um wieder menschlich fühlen zu können, war der Zug, mit dem ich weiter fahren wollte, natürlich längst fort, und ich war gezwungen, die 'Nacht ini Städtchen zuzubringen.
Ich war der Verzweiflung nahe. Diese Zeit- versäumniß störte das ganze Geschäft, ich kam sicher zu spät. Alle Hoffnungen waren dadurch vernichtet, und ich machte ein in seinen Folgen unberechenbares Fiasko. Doch welcher Sterbliche vermag es, sich gegen eine höhere Macht aufzulehnen! Restgnirt erkundigte ich mich nach einem Hotel und machte mich auf den Weg dahin. Dort angelangt, wies mir der Kellner mit etwas mißtrauischen Blicken ein Zimmer in der dritten Etage, denn ich machte wahrscheinlich in meiner durch den Krankheitsfall etwas derangirleu Toilette, ohne Koffer, der indessen weiter gereist war, und ohne Ueberzieher, welchen ich unpraktischer Weise, um ihn zu schonen, mit eingepackt hatte, einen etwas jammervollen, zur Repräsentation wenig geeigneten Eindruck. Dies war mir aber jetzt ganz gleichgiltig. Eine himmlische Ruhe hatte sich meiner bemächtigt, die durch kein Mißgeschick mehr gestört werden zn können schien. Ermattet wart ich mich aas das Sopha. In meiner Apathie war es mir ganz einerlei, wo ich war und ob ich überhaupt noch war. Die Müdigkeit siegte, und ich versank in einen festen traumlosen Schlaf.
Als ich erwachte, vermochte ich wieder mein grenzenloses Elend in seiner ganzen Tragweite zu würdigen. Rasch sprang ich auf. Zu dem dumpfen Zimmer duldete es mich nicht mehr. Darum beschloß ich, ins Gastzimmer zu gehen, in der Hoffnung, dort' Zerstreuung zn finden. Es waren ziemlich viele Gäste anwesend. Still und gedrückt setzte ich mich an einen ziemlich im Dunkeln stehenden Tisch, um etwas zu essen. Da mein Beefsteak von Filet in einen andern Magen gelangt war und ich seitdem nichts gegessen hatte, und da sowohl das Unglück als auch der viele Thee, den der schuldige Bahnhofrestaurateur in mich hineingegossen, ungewöhnlich gezehrt hatte, so war es die höchste Zeit, meinem Magen etwas Speise zuzuführen.
Dies gelang mir glücklich ohne Störung, und dieser Erfolg bewirkte rasch die Wiederkehr der verlorenen Kräfte und neuen Muthes. Die Hoffnung kam herangezogen und flüsterte mir mit süßen Schmeicheleien zu, daß ich vielleicht doch noch zur rechten Zeit eintreffen, und daß Alles noch gut werden könne. Ich wollte mich jetzt aber wieder nach meinem Zimmer und zur Ruhe begeben, damit der nächste Morgen mich munter, frisch und gestärkt finde. Allen auf mich gerichteten Blicken scheu ausweichend, gelange ich glücklich an den Ausgang, nehme, einer alten lieben Gewohnheit folgend, den einzigen an den sich daselbst befindenden Rechen hängenden Ueberzieher, vergesse ganz, daß mich viele Meilen von dem meinigen trennen, halte diesen dafür und setze meinen Fuß eben auf die Schwelle des Korridors, als mir ein donnerndes „Halt" ! nachgerufen wird. Alle im Zimmer Anwesenden versammeln sich um mich, ein grenzenloser Lärni entsteht, aus dem, wie die Posaunen des jüngsten Gerichtes, mich die Worte: Na, warte, Dieb! Dir wollen wir schon das Handwerk legen! — mit vernichtender Stärke treffen.
Jetzt hielt man mich gar für einen Dieb. Dies war in der That die Quintessenz alles Möglichen! Ich war so verwirrt, daß ich den Ueberzieher noch immer für den meinigen hielt und ihn wie mein Leben verteidigte. Da — auf einmal — fuhr ein Blitzstrahl in meine geängstete Seele. Jetzt erst fiel es mir ein, daß mich ja ein unglückliches Geschick von diesem Kleidungsstücke getrennt hatte.
Als ich aber den wahren Sachverhalt erzählte, glaubte mir ihn Niemand» man war vielmehr noch überzeugter von meiner Schuld, und hielt meine Erzählung für eine Fabel, die ich erfunden hatte, um mein vorheriges Leugnen zu beschönigen. Alles war vergeblich. Ich hielt mich schließlich beinahe selbst