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ganz übel" zusammen. Der Tod trat plötzlich ein. Schaupp hatte ihm neben zwei geringen Verletzungen an der linken Hand und auf der rechten Brustseite einen Stich in die linke Brust bis ans Heft des Messers gegeben, der, die Lunge durchdringend,,in der rechten Herzkammer endete.

WevmifcHLes.

König Humbert verletzt. Der König von Italien schoß vor einigen Tagen mit einem neuen Gewehre im Garten zu Monza bei Mai­land nach der Scheibe. Der erste Schuß versagte. Der König steckte darauf eine neue Patrone ein und schoß nochmals. Eine heftige Entladung erfolgte, begleitet von einem Schmerzensschrei des Fürsten, dessen Hand das Gewehr entsank. Die erste Kugel hatte noch im Lauf gesteckt, und es ist fast ein Wunder, daß das Gewehr nicht gesprengt wurde. Zuerst glaubte man, der Arm sei gebrochen; es zeigte sich aber, daß nur der heftige Stoß eine der­artige Erschütterung hervorgerufen hatte, daß eine stundenlange Lähmung ein­trat. Schlimmere Folgen sind nicht zu befürchten, wie die Aerzte des Königs nach genauer Untersuchung versichern. Seltsam ist es, daß der König die Hand nicht schließen konnte, alle Finger waren starr wie Stein, erst nach Anwendung der Elektrizität löste sich dieser unheimliche Zustand.

Der Porträtmaler Penali verlobte sich in Lyon mit einer jungen, schönen und sehr reichen Dame. Kurz vor der Vermählung konnten sich die Verlobten über eine Spezialität des Brautkleides nicht verständigen. Die Braut wollte nämlich durchaus nicht auf die Tournüre verzichten. Infolge dessen verzichtete der Künstler auf die Braut.

KcrnöeL L WevkeHv.

Weilderstadt, 2. Nov. Das leblose und schleppende Geschäft im Hopfenhandel macht sich auch hier und in der Umgebung Heuer sehr fühlbar. Während in früheren Jahren um diese Zeit nur noch einige Posten unverkauft waren, lagert jetzt noch nahezu das ganze Produkt. Der Ertrag dieses Jahres wird auf 10001100 Ztr. veranschlagt, etwa 200 Ztr. weniger als 1884, worunter rund 400 Ztr. grüne prima und 600 Ztr. mehr oder weniger gelbe, jedoch recht qualitätreiche Hopfen zählen. Verkauft sind höchstens 100 Ztr. zu Preisen von 4060 Käufern bietet somit der hies. Platz noch eine reiche Auswahl guter bis bester Qualitäten und finden dieselben Produzenten sehr zur Abgabe geneigt.

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(Fortsetzung.)

Der zweite Vortrag wurde von Sekr. Horlacher über Ob st bäum- zucht gehalten und handelte

1) von der Erziehung und dem Ankauf der Bäume. Der Redner schilderte zunächst die Vorgänge in der Baumschule, von der Aussaat der Obstkerne an; er zeigte, wie die jungen Pflanzen pikirt, d. h. einzeln in gewisser Entfernung von einander gepflanzt, wie sie okulirt und in den nächsten Jahren nach der Okulation durch alljährliches Zurückschneiden des Edeltriebes und durch Stehenlassen aller Seitentriebe, was allein dem Stamme die nöthige Stärke bringe, bis zur Bildung der Krone behandelt werden; diese dürfe erst Vorgenommen werden, wenn der Stamm einen mittleren Durchmesser von

ca. 3 om erreicht habe und lasse man dann in einer Höhe, wie man sie mit ausgestreckten Armen erreichen könne, 57 gleichmäßig vertheilte Zweige stehen. Bezüglich des Ankaufs solle man sich sehr hüten, von herumziehenden Händlern zu kaufen, die meist Ausschußwaare in den großen Baumschulen zusammen­kaufen und dann als gute Waare zu verkaufen suchen; ebenso hüte man sich vor dem Ankauf von Waldbäumen, die meist viel zu alt und, weil sie im Dickicht der Waldungen und in schlechtem Boden ausgewachsen, nicht einmal gegen die Einflüsse der Witterung abgehärtet seien. Man werde an solchen Bäumen nie eine Freude erleben, während man, wenn man aus guten Baum­schulen nur schöne, gehörig erstarkte Bäume kaufe, in Bälde die Früchte seiner, wenn auch etwas höheren Auslage ernten werde.

2) Bei der Pflanzung eines Baumes handle es sich vor allen Dingen um die richtige Auswahl des Standorts, der wo möglich gegen starke Winde geschützt, nicht zu naß und nicht zu trocken, auch nicht steinig sein soll; auf einem nassen oder felsigen Untergründe können die Obstbäume nicht ge­deihen und gehen bald zu Grunde. Ein großer Fehler werde neben der Wahl eines ungeeigneten Standorts häufig auch dadurch gemacht, daß die Baum- löcher nicht weit und nicht tief genug gegraben werden; das Minimum der Weite sei 1 m, dasjenige der Tiefe 7080 am, was man diesen Maßen zugebe, sei keine verlorene Mühe. Bei dem Ausgraben werde die gute und die geringe Erde je gesondert ausgeworfen, der Pfahl werde sodann in den festen Boden gesteckt und die Grube einige Zeit vor dem Setzen wieder ein­gefüllt. Die beste Erde müsse in die unmittelbare Umgebung der Wurzeln kommen, auch könne mit Vortheil etwas Dung mit eingelegt werden. Der Pfahl dürfe nicht in die Krone hineinragen und müsse trocken und glatt, oben zugespitzt sein; ein Anstrich mit Osrboliaeum werde ihn nach den bisherigen, mit diesem Mittel gemachten Erfahrungen äußerst dauerhaft machen. Die richtige Pflanzzeit sei auf leichteren Böden der Herbst, auf schwereren das Frühjahr und müsse bei letzteren das Baumloch im Herbst gemacht und die ausgeworfene Erde der wohlthätigen, lockernden Einwirkung des Frostes ausgesetzt werden. Nach der Pflanzung empfehle es sich, die Baumscheibe mit Dung zu bedecken, der das beste Schutzmittel gegen das Austrocknen des Bodens sei. Zum Schutze gegen den Hasenfraß müssen sodann die jungen Bäume mit Dornen, nicht mit Stroh eingebunden werden. Vor der Pflanz­ung dürfe nicht versäumt werden, die verletzten Wurzeln glatt zu schneiden, mit dem Schnitt nach unten, während die Zweige entweder gar nicht oder nur um wenige Augen eingekürzt werden dürfen, damit die volle Kraft des Baumes im ersten Jahre nicht auf weitere Holzbildung, sondern auf Ver­mehrung des Wurzelvermögens gerichtet sei. Für die Entfernung der Bäume von einander gelte allgemein als geringstes Maß 10 m, an Bergabhängen, wo die Kronen nicht ineinander wachsen können, sondern einander überragen, könne auch enger gepflanzt werden. Wenn man nun aber seine Bäume auch richtig gepflanzt habe, so höre damit die Arbeit noch nicht auf, sondern sie beginne eigentlich erst recht und der Redner wolle darum

3) über die Baumpflege noch einige Winke geben. Im ersten Jahre nach der Pflanzung beginne der Baum schnitt, um der Krone ihre richtige Form zu geben und um den Baum zu lebhaftem Wachstum anzuregen. Man schneide die Zweige etwa um >/g zurück, mit kurzem Schnitt unmittelbar über einem nach außen stehenden Auge. Die stärksten Zweige werden am meisten zurückgeschnitten, um den schwächeren Zeit zum Nachkommen zu geben. Von sich kreuzenden oder reibenden Zweigen müsse einer entfernt werden. Seien die Aeste schon so stark, daß man zur Säge greifen müsse, so müsse der Sägenschnitt mit dem Messer glatt geschnitten und verharzt werden. Die beste Zeit zu diesen Arbeiten sei das Frühjahr. In späteren Jahren, wenn der Baum eine schorfige, verkorkte Rinde bekomme, sei eine wichtige Arbeit die Rindenpflege, es müsse diese rauhe Rinde, unter der sich

beobachtete mit schmerzlicher Besorgnis, wie blaß und schmal das sonst so blühende Gesichtchen in der kurzen Zeit geworden war. Das Kind lag still mit offenen Augen da.

Plötzlich wandte es sich zur Mutter:

Mütterchen", flüsterte es,ist es wahr, daß daß" Das Kind rang nach Atem; es schien, als könnte es seine Frage nicht über die Lippen bringen. '

Was denn, mein Herzenskind?" fragte Lina liebreich.

Da scklang das Kind mit heftiger Anstrengung seine Aermchen um den Hals der Mutter und brach in Schluchzen aus. Lina war bestürzt.

Was hast Du mein Engel? Sag' mir's doch."

Mütterchen", schluchzte Jetty,warum hat der Papa uns Hinaus­getrieben, wie der böse Alexei sagte?"

Und die fieberhaft glänzenden, unnatürlich großen Augen des Kindes richteten sich in angstvoller Frage auf das Antlitz der Mutter.

Lina war zu Tode erschrocken.

Was hatte das Kind in Hardershof zu hören bekommen! War es darum fortgelaufen?

Bist Du darum fortgelaufen, weil Alexei so böse Worte zu Dir gesagt hat?" fragte sie bebend.

Ja, Mütterchen, er war so garstig, schlug meinen Tom und als ich ihm das verbot, sagte er: ich werde Dich ebenso fortjagen, wie Papascha Deine Mutter sortgejagt hat und das konnte ich nicht ertragen!"

Ein Hustenanfall unterbrach das aufgeregte Kind; zu gleicher Zeit traten einige Blutstropfen auf die blassen Lippen und schwer sank es in die Kissen zurück. Regungslos, mit geschlossenen Augen, lag es da.

Ein herzzerreißender Schrei tönte aus Lina's Munde. Halb sinnlos vor Schmerz sank sie neben dem Bettchen nieder.

In diesem Augenblicke trat schnell der Arzt ein. Er hatte im Vorzimmer den Schrei gehört.

Was ist geschehen?" wollte er fragen, aber das Wort erstarb ihm im Munde, als er die Blutstropfen auf des Kindes Lippen erblickte.

Hastig beugte er sich zum Kinde nieder, dessen Atem so schwach ging, daß man ihn kaum wahrnehmen konnte.

Lina hob ihr thränenüberströmtes Antlitz zu ihm empor.

Herr Doktor mein Kind stirbt!" schluchzte sie.Giebt's denn keine Möglichkeit es zu retten?"

Angstvoll hingen ihre Blicke an seinen Zügen.

So lange noch Leben in dem Körper ist, so lange können wir auch hoffen!" entgegnete er, aber seine Stimme klang wie ein wenig gepreßt und wenig zuversichtlich. Dann forschte er, ob das Kind in große Aufregung versetzt worden sei, durch welche dieser neue Blutverlust erklärlich war.

Lina teilte ihm das Möglichste mit; seine Miene wurde dabei immer ernster. Dann verordnete er Mancherlei und versprach, in kurzer Zeit wieder vorzusprechen.

Die Pflegeeltern und Lina umstanden das Lager ihres Lieblings und lauschten atemlos auf dessen kaum hörbares Atemholen. Von Zeit zu Zeit neigte Lina ihr Ohr zu dem blassen Munde.

Mütterchen", flüsterte das Kind nicht wahr wenn Kinder sterben, nimmt sie der liebe Gott in den Himmel zu den Engeln die spielen mit ihnen?"

Ja, mein süßes Kind", entgegnete Lina,aber Du gest nicht fort von Deinem Mütterchen, gelt, Du läßt es nicht allein hier auf Erden?"

Ein angstvoller, hilfeflehender Blick flog aus den Augen der jungen Mutter nach Oben.Erbarmen!" lispelten die bebenden Lippen.

Mütterchen", flüsterte das Kind wieder,weine nur nicht es thut mir weh hast mir doch erzählt, im Himmel ist's schöner als hier ich möchte lieber im Himmel sein! Sieh', Mütterchen, ich will dort auf Dich warten und wenn Du kommst Dir dann mit offenen Armen entgegenlaufen I"

Die Stimme des sterbenden Kindes war bis zum unhörbaren Flüstern herabgesunken, nur wie ein Hauch kamen die letzten Worte über die blutleeren Lippen, die Augen schlossen sich da noch einmal öffneten sie sich mit Anstrengung ein letzter Liebesblick und sie schlossen sich für immer!

(Fortsetzung folgt.)