gesund und kräftig bleiben. Deßhalb wird auch bei vielen Andern das Vvrnrtheil Wegfällen.

Vaihingen a. E. In der Nacht vom 15. auf 16. Sept. 1876 wurde bekanntlich in Enzwei­hingen an der Mithin zumWaldhorn" ein Raub­mord verübt. Gendarm Al brecht, ftationirt in Wyhlen bei Lörrach (Baden) soll nun den Raubmörder, einen gewissen Christian Fix aus Birkenfeld, OA. Neuen­bürg, der sieb bisher unter verschiedenen Namen in der Welt hernmtrieb, in Wyhlen verhaftet haben. Der Thäter ist Goldarbeiter und erst 20 Jahre alt.

Hechingen. 15. Febr. Der auch in weiteren Kreisen durch viele glückliche Kuren bekannt gewor­dene ausgezeichnete Arzt Geheimer Sanitätsrath l)r. Gfrörer starb gestern Abend, 73 Jahr alt, nach langem Leiden an Gehirnerweichung im hiesigen Krankenspital, wohin er sich seit vorigen Herbst zurückgezogen und welches unter seiner eifrigen Lei­tung mit der damit verbundenen Badeanstalt eine wahre Heimstätte für Leidende geworden. Ein eh­renvoller Ruf folgt dem Verblichenen, der vielen Armen und Kranken ein Wohtthäter gewesen, ins Grab.

Karlsrnhe, 15. Febr. Der Baugewerkeverein beschloß eine Petition an den Reichstag behufs Ein­führung von Jnimngen mit Korporationsrechtcn, Gesellen- und Meisterprüfungen. sowie eine weitere betr. Abwendung der Ausdehnung des Haftpflichtge­setzes auf die Baugewerke. (W. L.»

DerObcrbadhche Gr-üzlwtc" m Mcßkirch enthalt sal- genden Widerruf:Ich nehme hiermit die beleidigenden Aeußerungen, u lche ich am 10. New. v. I. und vor ca. 4 Wochen in der Burgwirthschast zn Leibertingeu gegen die Frau Bürgermeister Braun daselbst gebraucht habe, zurück. Dieselben lauten dahin, daß dieselbe eineSchlange" unddie graste Lügnerin" sei.Das alte Luder könne mir den Buckel hiuauf- steigen und unterwegs einmal eiutehren". Leibertingeu, 19. Jan. 1880. Herr, Pfarrer".

München, 16. Febr. In Abgeordnctenkreisen verlautet, der Kriegtzmiuister habe Samstag sein Demissivlisgesuch eingereicht und sei nicht geneigt, dasselbe znrückzunehmeii. (T. Ehr.)

München. Die neuerliche lleberschuldung der Adele SPitzeder, welche mit ihrer Gesellschafterin Riedmaier auf Requisition deS Staatsanwalts ver­haftet worden ist, soll ca. 200,000 M. betragen.

Ein junger Bursche in einem Dorfe bei Kauf­beuren stellte zur Fastnacht einen Baren dar. Zwei Leute zündeten den Bärenschwanz ans Muthwillen an und im Nu stand der Bär in Flammen. Der arme Bärenjnnge verbrannte fürchterlich und liegt am Tode.

Am 9. Febr. Nachts brauste der Bahnzug zwischen Renge und Coblenz dahin, die Passagiere unterhielten sich munter oder schliefen und Niemand dachte an etwas Schlimmes. Nur ein Schaffner, Michael Erken, hatte bemerkt, daß etwas nicht in Ordnung, daß das Band an einem Rade gesprungen und der Zug aus den Schienen war. Im Nu war er auf den Zug hinauf geklettert und hatte die Glocke geläutet, gerade noch früh genug, daß mit aller Ge­walt gebremst werden konnte. Der Zug stand keine Hand breit vor einem steilen und tiefen Abhang, die aufgeschreckten Passagiere holten tief Athem, sie sa- hen's mit einem Blick und eine Secunde später, so lagen sie alle unten zerschmettert. Dem Schaffner Erken verdankten sie Gesundheit und Leben.

Köln. DieK. Zrg." erzählt: Ein hiesiger Restaura­teur schickte am Dieusttag Abend sein Dienstmädchen nach der Hochstraße, um eine Bestellung zu verrichten: nach einiger Zeit kehrte das Mädchen zurück und ging in die Küche. Dort be­merkte die Köchin, daß dasselbe eine Taschenuhr in den Haaren hängen hatte. Das Mädchen konnte sich nicht erinnern, daß irgend Jemand ihm eine solche zum Geschenk an seine hübsche Frisur angeheftet hatte: doch nach einigem Besinnen erklärte sie, auf der Hochstraße habe ein Herr sie partout küs­sen wollen; sie aber habe sich, da sie dies nicht zugeben wollte, unter dessen Arm durchgewunden und sei davongelaufen. Sollte da nicht, bemerkt das gen. Blalt hiezu, dem einen oder andern, dem während der Carnevalstage auch seine Uhr abhanden ge­kommen, wenn er dieses liest, plötzlich ein Licht aufdämmern!

Berlin, 15. Febr. Hölder lehnte die Wahl zum zweiten Bicepräsidenteist ab. Da Helldorff die Wahl nicht annehme» will, dürfte Ackermann (deutschconservativ) als zweiter Vicepräsident gewählt werden. Dem Reichstag ging das Militärqe- setz zu. (Tüb. Ehr.)

Berlin. Ein der Fortschrittspartei angehöri- ger parlamentarischer Correspondent schreibt, wie eine jüngst angestellte Rechnung ergebe, habe Deutschland seit 1872 bis jetzt für Heer und Marine nicht we­niger als 4127 Will. Mark ausgegeben, also eine größere Summe, als die Milliarden der französischen Kriegskontribution ausmachten. Davon entfallen

3010 Mill. M. auf laufende Unterhaltung, 1117 Miü. auf Bauten und Waffenerneueruug. Unter den Unterhaltungskosten sind 2467 Mill. für das Heer, 150 für die Marine und 393 für Pensionen; die Unterhaltungskosten-sind seit 1872 von 309 auf 396 Mill. M. jährlich gestiegen und werden mit dem neuen Militärgesetz 420 Mill. M. erreichen.

Soweit sie bis jetzt vorliegcn, lauten die Ur- theile der gesummten liberalen Presse über den Ent­schluß unseres Reichstagsabgeordueien v. Hölder, die Wahl zum zweiten Vizepräsidenten abzulehueu, durchweg zustimmend. DieK. Ztg." beginnt z. B. ihren heutigen Leitartikel folgendermaßen:Wir billigen es vollkommen, daß der Abgeordnete v. Hölder das ihm gegen die Stimmen feiner ei­genen nationalliberalen Kollegen angesonnene Amt des dritten Reichstagspräsidenten abgelehnt hat. Die nationalliberale Partei ist es ihrer Selbstachtung schuldig, auf den dritten Platz zn verzichte»!, da ihr der erste zukommt. (N. T.)

Im Reichstage circulirt in jüngster Zeit das Gerücht, der Reichskanzler beabsichtige schon in näch­ster Zeit mit dem Project des Tabaksmonopols wieder hervorzutreten, und man bringt die Anwesenheit des Generalsteuer-Directors Fabricins und des llnter- staatssecretürs Mahr aus Straßbnrg, welche sich augenblicklich in Berlin anfhaltcu, mit dieser Frage in Verbindung. Da der Reichskanzler bei Abnahme deS Tabakssteuergesetzes ausdrücklich erklärt hatte, damit auf das Monopol keineswegs verzichten zu wollen, so klingt das Gerücht nicht geradezu un­glaublich, wenn schon man es mit größter Reserve anfzunehmeil haben wird.

Von der Wehrsteuer, deren Vorlage jetzt mit Sicherheit erwartet wird, hegt man hinsichtlich des Ertrages nicht geringe Hoffnungen. Man spricht von 10, 12, ja 15 Millionen Mark; denn man be­absichtigt, die Höhe der Steuer nach der Leistungs­fähigkeit, also wohl nach der Einkommensteuer, zu bemessen.

OesterreichUngar».

Wien, 16. Febr. Der Nuntius Jacobini theilte den Führern der Rechtspartei mit, der Papst wünsche die Erhaltung friedlicher und freundlicher Beziehungen mit der österreichischen Regierung und er mahne daher ab, kirchenpolitischc Streitigkeiten zu Provoziren. (T. Ehr.)

Salzburg, 14. Febr. Heute vor 6 Uhr Morgens ist abermals ein Brand im hiesigen Bahn­hofe ausgebrochen. Der Dachstuhl des östrcichischen Empfangsgebäudes, sowie das Vestibüle vor dem Hofsalon sind total abgebrannt. Die Entstehungs­ursache des Feuers ist unbekannt. Der Schaden wird auf 30000 fl. geschätzt. (Sch. M.)

Italien.

Rom, 16. Febr. Heute wurde eine päpst­liche Encyklika, datirt vom 10. Febr., über die Ehe veröffentlicht. Der Papst weist auf die Wohl- thaten der Kirche für die Gesellschaft hin. Die Ehe sei von Gott eingesetzt, der ihr die wesentlichen Merk­male der Einheit und Beständigkeit verlieh. Die durch die heidnische Korruption gesunkene Ehe sei von Chri­stus zur vornehmsten Ehre wieder aufgerichtct und zur Würde eines Sakraments erhoben worden. Die Ehegerichsbarkeit gehöre demnach der Kirche. Der Papst tadelt die Usurpation der weltlichen Gewalt. Alle Völker haben die Ehe unter den Schutz der geist­lichen Autorität gestellt, indem sie den heiligen Cha­rakter der Ehe anerkannten. Die Kirche habe stets unabhängig von der weltlichen Gewalt ihre Rechte betreffs der Ehe ausgeübt. Der Papst sucht dann in Widerlegung gegnerischer Anschauungen nachzuweiscn, daß der Heirathsvertrag vom Sakrament untrennbar ssi, zählt die Übeln Folgen der ohne die Zuhülfenahme der kirchlichen Jurisdiktion abgeschlossenen Ehen auf, verweist auf die in einigen Gesetzgebungen geplante Einführung der Ehescheidung und betont deren ver- hängnißvolle Folgen, welche die menschliche Begierde von jedem Zügel befreien und die Ehe den bösen Lei­denschaften überantworten würden. Die Kirche habe sich um die Geschellschast verdient gemacht, indem sie die Heiligkeit und Unauflösbarkeit der Ehe ver- theidigte. Wohlwollenden Tones forderte der Papst die weltlichen Behörden auf, den Rechten der Kirche bezüglich der Ehe Achtung zu verschaffen, gleichwie die Kirche wünsche, daß die einschlägigen Rechte des Staats geachtet werden, und appellirl schließlich in warmen Worten an die Eintracht der geistlichen und weltlichen Behörden.

Frankreich.

^ Paris, 12. Jan. Das Unheil, welches im Luiden von Frankreich die Phillvxera anrichtet, macht allen Ackerbaugesellschaftcn fortwährend große Sorge und beschäftigt alle Fachblättcr. Die Plage, welche schon mehrere Departements verwüstet hat, dehnt sich immer weiter aus und bedroht bereits die besten Lagen von Burgund und der Gironde. Man versucht vergeblich, ihren Fortschritt zn hemmen. Es ist jetzt vorgeschlagen worden. Überschwemmungen in großer Ausdehnung zn versuchen: ein Vorschlag liegt den Kammern vor, den; Minister der öffentli­chen Arbeiten einen Credit von 2,100,000 Fr. zu bewilligen, um damit die Ueberschwemnumg von 7000 Im. Weingärten längs des Canals du Midi zu bewerkstelligen. Diese Rebengcländc liegen im Departement der Rüde und des Hvrault, die so arg durch die Landplage leiden, und der Werth dersel­ben wird ans 10 000 Fr. die Hektare geschätzt, was also einen Betrag von 70 Millionen darstellt, wel­cher zu retten wäre. Wenn das Unternehmen ge­länge, so würde das Opfer von 2'/- Millionen ein geringes sein, zumal da der Staat später das aus­gelegte Geld durch eine von den Weinbauern zn erhebende Steuer zurückerhalten könnte. Die Regie­rung schlägt vor, eine Taxe von 50 Fr. auf die Hektare zu legen, welche, wenn die Weinbauern die Unterhaltung der Canalisirnngsarbeiten übernehmen, auf 35 Fr. hcrabznsetzcn wäre. Bevor aber die beabsichtigten Arbeiten zn beginnen wären, würde sich der Staat der Mitwirkung der Eigenthümer von wenigstens eines Drittheils der zu überschwemmen­den Strecken versichern. Die Einwohner der Aude und des Hvrault erwarten mit Ungeduld die Ent­scheidung der Kammer und die Anwendung des vor- geschlagcucn Schutzmittels, welches von den besten Fachmännern empfohlen wird. Ob es Helsen wird, bleibt freilich dahingestellt.

Der Jude Cremienx war einer der berühm­testen Advocatcn Frankreichs und Mitglied zweier provisorischer Regierungen. Als er 1848 den Juden in Algier alle Rechte nnd Pflichten eines französi­schen Bürgers verschaffte, wurde er in der National­versammlung heftig angegriffen. Er schwieg lange still nnd rief dann: Ich habe viele Tausende zn guten Franzosen gemacht. Da brauste Bcisallrnfen durch den «aal und selbst die Priester klatschten Beifall. Bor ein paar Tagen wurde er in Paris beerdigt, Gambetta trug den Zipfel des Bahrtuches. Ans dem Sarge lag ein prachtvoller Kranz aus den seltensten ausländischen Blumen. Woher? fragte Jedermann. Von den Juden in Algier! lautete die Antwort. England.

Die hohe Politik kommt hier gegenwärtig zur Geltung. Einen kritischen Punkt bildet das asiati­sche Land Hcrat, welches noch de» letzten Streifen neutralen Landes bildet, welches sich zwischen die Grenzen Rußlands und der indischen Besitzungen Englands einschiebt, nachdem auch Afghanistan unter die Botmäßigkeit Englands gekommen ist. Nun glaubt auch der Schah von Persien einen guten Fang zn thun, wenn er dieses von allen Seiten mit lüsternen Blicken betrachtete Land annectirt. Weil sich dieses min doch nicht so ohne Weiteres mit Rücksicht auf die übrigen Mächte bewerkstelligen läßt, welch' letztere gleichfalls ein sehnliches Verlangen tragen, so steht der persische Minister mit England in Unterhand­lung. ob und unter welchen Bedingungen es ihm gestattet sei, seine Truppen in dies Land cinrücken zu lassen, um von ihm Besitz zu ergreifen. Diese Unterhandlungen, heißt es, werden noch immer di­rect zwischen dem englischen auswärtigen Amte und dem persischen Minister fortgeführt, welcher Elfterem die Zustimmung Persiens zu der vorgeschlagenen Uebereinkunfl nur unter der Bedingung ertheilen wollte, daß England sich vertragsmäßig verpflichte, Persien gegen jede mögliche russische Aggression zu schützen. Hierin scheint die Schwierigkeit zn liegen, weil man in englischen Regierungskreisen klug genug ist, die darin liegende Gefahr eines Streites mit Rußland zu erblicken, den man denn doch wohl nicht muthwillig heraufbeschwören möchte.

Ist in Irland, wie bekannt, die Noth so groß, so daß mancher daselbst buchstäblich verhungert, so darf man hier in London auch nicht lange suchen, um auch dergleichen schreckliche Fälle zu entdecken. Anr letzten Samstag wurde ein Leichenbeschauer in ein Haus gerufen, in welchem ein völlig unbekannter Todter lag, bei dem als TodesursacheVerhungert"