emregisterl werden mußte. Gewöhnlich lautet in solchen Fällen das Verdikt: „gestorben an Entkräftung." Ein junges Mädchen war am Dienstag vordem Kriminalgerichtshof der Tvdtung ihres unehelichen Kindes angeklagt. Sie wurde freigesprochcn, da sich klar hcrausstellte, daß ihr Kind trotz ihrer Liebe und Pflege in ihren Armen Hungers gestorben war, indem das Mädchen ohne Obdach und Nahrung bei Tag und Nacht auf den Straßen herum- irren mußte. Wie viele solcher Elenden gehen zu Grunde trotz aller reichlichen Privatwohlthätigkeit, ohne daß ein Mensch es ahnt, oder darnach fragt! Rußland.
Petersburg, 14. Febr. Die Journale cou- statiren den friedlichen Charakter der deutschen Thronrede. Das „Jvurnal de St. Petersbourg" charakterisirt die Thronrede in gleicher Weise, indem es gleichzeitig auf die der Erhaltung des europäischen Friedens günstigen Auslassungen der „Ropublique frantzaise" hinweist. (N.-Ztg.>
St. Petersburg, 16. Febr. Der Fürst von Bulgarien ist heute Vormittag I I Uhr einge troffen und hat im Winierpalais Wohnung genommen. Rumänien.
Bukarest, 16. Febr. Die formelle Anerkennung Rumäniens seitens Deutschlands, Frankreichs und Englands wird in den nächsten Tagen, wie es heißt, am 20. Febr. erwartet. (T. Ehr.)
Amerika.
Vor Kurzem starb in New-Aork ein reicher und wunderlicher Man». ES wurde bei ihm folgendes Testament gesunden: „Ich hinterlasse mein ganzes Vermögen meinen Reffen und Nichten, deren Zahl sieben beträgt. Sie sollen sich in dasselbe »heilen und nur dann zu Rechtsvertretern ihre Zuflucht nehmen, wenn dies unvermeidlich sein sollte. Ich besitze 71 Hosen und bestimme, das; dieselben in öffentlicher Feilbietung verkauft werden und das; der Erlös hierfür den Armen zu Gute komme. Außerdem wünsche ich, das; die Hosen vor dem Verkauf nicht untersucht werden und das; je eine Person nicht mehr als ein Stück kaufen darf." Der öffentliche Verkauf wurde eingeleitct und die 71 Hosen an 71 verschiedene Personen gegeben. Ein Käufer bemerkte bald nachher, als er seinen Einkauf näher untersuchte, das; sich in den Hosen ein kleines, jedoch stark vernähtes Säckchen befinde. Neugierig trennte er es auf und fand in dem Säckchen Banknoten im Werth von lausend Dollars. Die Kunde hiervon verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt und ein jeder Käufer hatte nichts Eiligeres zu thu», als jenes Hinterlassenschaftsstück des originellen Mannes zu untersuchen - und zwar mit Erfolg, denn jedes Stück war an der gleichen Stelle mit dem Säckchen und jedes Säckchen mit tausend Dollars versehen. Jedenfalls war cs die Absicht des grillenhaften Testators, sich über seine rechtmäßigen Erben lustig zu machen, welche nun, erbost über den ihnen gespielten Streich, die Erwerber der Hosen vor Gericht auf Rückstellung der in denselben gefundenen Summen belangen wollen. Da jedoch der Wortlaut des Testaments über die Absicht des Testators wohl keinen Zweifel läßt, dürften die Erben schwerlich den Prozeß gewinnen.
Kandel L Gerkeyr.
Stuttgart, 16. Febr. (Landesproduktenbörse.) An unserer heutigen Börse hat sich weder in dem Verkehr noch in den Preisen etwas verändert, da eben die Käufer fortwährend zurückhalten. Wir notiren per 100 Kilogramm: Waizen, russ. -Al 28.75, bayer. 24.50- 25.50, amcrik. 26.50, Kernen 25—25.60, Dinkel -L 16—16.40. Mehlpreise pro 100 Kilogr.: Nr. 1: 38.50—38.50, Nr. 2: 35^50- 36.50,
Nr. 3: -«l 31.50-32.50, Nr. 4: 28—29.
Rottenburg, 16. Febr. Der heutige Viehmarkt war besonders mit Ochsen stark befahren, jedoch meist nur von mittlerem Schlage. Die Preise bewegten sich für 1 Paar Ochsen zwischen 30 und 33 Karolin, bei Stieren 20—25 Karolm, bei den Milchkühen 12—15 Karolin. Käufer waren zahlreich vorhanden, davon viele von auswärts, aber der Handel gestaltete sich nicht lebhaft, obwohl sich die Preise rückwärts bewegten. Auf dem Schweinemarkt entwickelte sich mehr Leben; Milch- und Läuferschweine fanden schnellen Absatz, erstere zu 12—20 Mark per Paar, letztere zu 20—36 Mark.
Heilbronn, 16. Febr. (Rinden-Markt.) Das zu Markt gebrachte Quantum beläuft sich auf etwa 60000 Ctr., der Verkauf ging jedoch nicht lebhaft. Die Preise stellten sich bei Glanzrinde aus 5—6 und bei Grobriude aus „<il 2.50 bis 3.
Heilbronu, 17. Febr. (Ledermarkt.) Die Zufuhren sind bedeutend; der Verkauf ist lebhaft bei steigenden Preisen._
Der «etzernmtß»»1le.
Aus den nachgelassenen Papieren eines Arztes.
(Fortsetzung.)
Während also das Wetter außen mit unheimlichem Toben um das alte Schloßgebäude raste, sah es desto behaglicher und traulicher in dem Gesellschaftszimmer aus. — Da die Winterkälte nicht mehr zu fürchten war, hatte man statt der Heizung des großen eisernen Ofens ein Helles, lustiges Feuer im Kamine angezündet, um welches die kleine Gesellschaft im Halbkreise saß. Auf dem Tische dampfte, zwar noch mit leisem Singen, der Wasserkessel der Thee- maschine über der blauen Flamme des Spiritus; aber die halbgefüllten Gläser und die Burgunderstaschen,
welche zwischen den Ueberresten der Abendmahlzeit umherstanden, bewiesen hinlänglich, daß die Herren es vorgezogen hatten, statt des Thees bei einem reelleren Getränke den Abend zuzubringen. Aber trotz allem dem übte das Wetter doch auch seinen Einfluß auf die kleine Gesellschaft aus, wenn es da drinnen im Zimmer auch noch so behaglich aussah, denn wie der Barometer selbst im Innern der Wohnung die Schwere der Luft und den Wechsel der Witterung empfindet, so ist auch das Gemüth des Menschen jederzeit mehr oder minder für den Eindruck empfänglich, den das Wetter auf uns hervorbringt. So drehte sich auch hier das Gespräch um einen wüsten unheimlichen Gegenstand.
Wenige Tage vorher hatte sich nämlich ein Vorfall in der nächsten Nachbarschaft ereignet, der den ersten Stoff zu dieser Unterhaltung gegeben hatte. Auf dem Kirchhofe eines Dorfes, welches zu den Besitzungen des Grafen gehörte, hatte man das Grab eines jungen Mädchens, das vor Kurzem gestorben war, geöffnet und den Sarg erbrochen gefunden. — Die Leiche selbst lag in einer Ecke des Kirchhofes, wo man sie erst nach einigem Suchen entdeckte, aber sie befand sich in einem schrecklichen Zustande der Verstümmelung. Der ganze Leib war wie mit unzähligen Messerstichen bedeckt gewesen, einzelne Glieder fand man abgeschnitten in der Nähe liegen, und man hatte an ihnen deutlich die Spuren von Zähnen wahrgenommen, ohne daß man jedoch mit Bestimmtheit behaupten konnte, ob dieselben von dem Gebiß eines Thieres, oder aber dieses Ungeheure in Menschengestalt herrühren mochten. — Daß ein Mensch dagegen das Verbrechen überhaupt begangen, lag klar am Tage. Der Sarg war mittelst eines Meißels erbrochen, der Körper mit einem Messer oder einem ähnlichen Instrumente zerschnitten; was aber für eine Ursache dieser entsetzlichen That zu Grunde lag, worunter den obwaltenden Umständen unmöglich zu entscheiden. Raublust konnte es nicht gewesen sein. Der Körper des Mädchens war zwar entkleidet gewesen, aber man hatte die Gewänder wenige Schritte von dem Grabe gefunden, ebenso ein kleines goldenes Kreuz, welches die Leiche um den Hals gehabt hatte. Der Doctor hatte sich außerdem nach den Verhältnissen der Verstorbenen erkundigt, er glaubte die einzige Erklärung dieser entsetzlichen That in einem unnatürlichen Hasse eines Ueberlebenden gegen die Todte und deren Familie gefunden zu haben, der sich in dieser Weise Luft gemacht; aber er hatte für diese Annahme durchaus keinen Anhaltspunkt gefunden. Weder die Todte, noch die Familie derselben hatte mit irgend Jemand in Unfrieden gelebt, und das in jener Gegend wenig aufgeklärte Volk hatte sich in dieser Nolh mit der einfachen Erklärung beholfen, daß es der Teufel in eigener Person gewesen sei, der die Unthat verübt, weil er in einer oder der anderen Weise über die Verstorbene, wegen einer verübten Ungerechtigkeit, Macht gewonnen habe.
Wir brauchen wohl nicht erst zu sagen, diese Erklärung in dem kleinen Zirkel, von welchem wir sprachen, nicht als genügend betrachtet werden konnte. Man erschöpfte sich vielmehr in Muthmaßungen, einen Zusammenhang dieses entsetzlichen Verbrechens mit dessen Ursachen zu finden, und es war einzig der Baron Kölöny, der keinen direkten Antheil an dieser Unterhaltung nahm, sondern in seinem Stuhl zurückgelehnt, einen schweigenden Zuhörer abgab und einen kalten, zuweilen fast höhnischen Blick auf den Doctor richtete, der sich mit allerdings ziemlich weitläufiger Umständlichkeit über diesen Gegenstand verbreitete und von den Ursachen jener krankhaften Geistesrichtungen sprach, die den Menschen mitunter zum abscheulichsten Verbrechen treiben.
Aber der Herr Baron wird uns vielleicht einen andern Aufschluß über diese Dinge geben können, als unser gelehrter Freund, der Doctor, sagte endlich die Gräfin, sich mit einem leichten Lächeln gegen Kölöny wendend. In seinem Vaterlande, in Ungarn sollen ja derartige Dinge öfter geschehen sein. Wenigstens stammt die unheimliche Sage von dem Vampyr aus diesen Gegenden. Nicht wahr, Herr Baron?
Gewiß, gnädige Frau, gewiß! erwiderte der Angeredete mit einem fast erzwungenen Lächeln; wenigstens sagt man allgemein so, und es werden bei uns daheim ziemlich schauerliche Geschichten davon erzählt.
Und was versteht man eigentlich bei Ihnen unter einem solchen Wesen? fragte die Gräfin weiter.
Pah, die Annahmen, oder vielmehr die Ausle
gungen sind verschieden, wie es zuletzt bei diesen Dingen nothwendig der Fall sein muß, entgegnete der Ungar leichthin. Die Einen halten den Vampyr für einen Todten, der Nachts sein Grab verläßt um sich an dem Fleische der übrigen Todten zu mästen; — die Andern halten ihn für einen Lebenden, der sich durch den Tod Anderer sein Leben zu verlängern sucht, wie Sie das zuletzt sehr schön und erbaulich beschrieben in dem Buche Lord Byrons lesen können. —
Und da soll man denn, sagte der Graf, dem Vampyr, wenn man das Grab öffnet und die Leiche nicht in Verwesung übergegangen findet, was man als ein Beweis dafür annimmt, einen Pfahl durch das Herz schlagen; ist es nicht so?
Und der Vampyr soll dann einen lauten Schrei ausstoßen! fügte die Gräfin hinzu.
Der Ungar nickte. Ja, so soll es sein, sagte er einfach.
Der Loctor lächelte sarkastisch. Und alle diese Fälle sind so leicht durch die Wissenschaft zu erklären, sagte er. Wie häufig wird nicht durch äußerliche Umstände der Prozeß der Verwesung aufgehalten, so daß man nach Monaten noch die Leiche wenig angegriffen findet. Außerdem entwickelt sich in jedem todten Körper, sei es früher oder später, Gas, welches oft genug die Haut anspannt, bis sie vor Ausdehnung zerreißt und die Luft mit einem lauten Schall entweichen läßt. Es sind in der Morgues zu Paris Fälle beobachtet worden, und zwar besonders bei Leichen, welche lange im Wasser gelegen, wo die Gasentwickelung so stark war, daß sie die Leichname von der Tafel an die Erde warf, wenn man sie nicht befestigte. Es ist nichts einfacher, als daß man eine solche Leiche schreien zu hören glaubt, wenn man ein solches entsetzliches Experiment mit ihr vornimmt.
Es war ein seltsamer Blick, den der Ungar in diesem Augenblick auf den Doctor richtete. Es lag ein Ausdruck von unendlichem Spott darin, aber zugleich auch eine Art von wilder, unbestimmter Drohung. Und die beiden Reihen seiner großen, weißen Zähne, welche er bei dem sarkastischen Lächeln seines Mundes zeigte, sahen fast aus wie das Gebiß eines Raubthieres, welches bereit ist, sich auf sein Opfer zu stürzen. — Dieses wilde, unheimliche Aussehen verschwand zwar rasch wie ein flüchtiger Schatten, aber der spöttische Ausdruck seines Gesichtes blieb und war fast auch aus seinen Worten heraus zu hören, als er sagte: Es ist zwar anerkennenswerth, wie die Wissenschaft danach strebt, ihr Licht über Alles zu verbreiten, was uns räthselhaft erscheint, aber dennoch gibt es Vieles in der Natur, was sie umsonst zu erklären trachtet, was ihr ewig ein Räthsel bleiben wird, und ich möchte es fast einen Vorwitz nennen, wenn sie mit ihren Spitzfindigkeiten sich in derartige Geheimnisse einzudringen sucht, die nicht zu ergründen sind.
Vorwitz? entgegnete der Doctor ernst und etwas beleidigt. Ich meine nicht, daß man einZStreben vorwitzig nennen darf, welches zum Zwecke hat, der gesammten Menschheit Nutzen zu bringen, selbst wenn viele unserer Bemühungen bisher noch durch unüber- steigliche Hindernisse vereitelt worden sind.
Und es bleiben werden, fügte der Ungar spöttisch hinzu.
_(Fortsetzung folgt.)_
Die neuesten Nummern des „Schalk" enthalten an größeren Beiträgen:
II. Jahrgang, Nr. 19. Ständchen von Rud. Baum- bach. Mit einer Zeichnung. — Wie der Hirschewirth vo Bel- lingc en Erb' g'holt Het. (Schwarzwälder Dialect.) Von M. Barak. Mit einer Zeichnung. — Die militärischen Grade in Urtypen. (Normalstellungen) -- Cirquc International. Mit 8 Zeichnungen von C. v. Grimm. — Bekräftigung. Mit einer Zeichnung. — Ein politischer Kaspar. — Im Restaurant. — Waldemar. Ein eroetisches Nachtstück. Mit 2 Zeichnungen. — Ju die Falle gegangen. Mit einer Original- Zeichnung von H. Schlitzen. — Der Gefreite. Mit 2 Zeichnungen, re. re.
Nr. 20. Wie Frau Emerentia Hupfer ihrem Eheherrn einen Hausball gibt. Mit 3 Zeichnungen. — Ueberboten. — Ein nützlicher Pfarrer. — Aus dem Dagebuch des alden Leipzigers. Mit einer Zeichnung. — Brief des berühmten Mili- tärschriftstcllcrs von Knop an seinen Freund, den Jntendantur- rath von Leder. — Zwei Begegnungen. Mit zwei Zeichnungen. — Die Nase des Großpapa's. — Ein ästhetischer Kellner. Der schlaue Jtzig. Mit Originalzeichnung von G. Nestel, re. re.
Goldkurs der K. Itartskrffen-Vcrwsltung
vom 15. Februar 1880.
20-Frankenstücke.16 14 -l.
Auflösung des Räthsels in Nro. 20:
„Welle. Elle."