Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Donnerstag den 5. Februar.
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1880 .
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T a g e s - N e ri i g k e i t e n.
Deutsches Reich.
* Nagold, 3. Febr. ?llS eines der geeignetsten Mittel, einen Gewerbcvereiu zu erhalten und zu beleben, erweisen sich allerorten öffentliche Vorträge, auch wenn solche nicht gerade direkte Gewerbs-Ji,- teresscn berühren, und es ist nur zu bedauern, daß in kleineren Städten nur schwer die geeigneten Persönlichkeiten hiezu zu gewinnen sind: daher wird eS immer mit doppeltem Dank von einem solchen Verein ausgenommen, wenn ihm Belehrung und Unterhaltung in derartiger Weise geboten wird. Ein Beweis hiervon gab der am letzten Sonntag von Herrn Oberamtsbaumeister Schuster bei Bierbr. Sautter gehaltene Vortrag — eigentlich Mittheilnngen aus einem in der geogr. Gesellschaft zu Hamburg von H. E. Pippert gehaltenen Vortrag - - über die Dia- mnntfcldcr Südafrikas, der eine nicht geahnte zahlreiche Zuhörerschaft anzog. Er bot aber auch deS Interessanten, besonders durch die Einstreuungen der Mittheilungen des Schwagers des Vortragenden, Ingenieur Alb. Sautter, der vor ea. 12 Wochen als technischer Leiter einer Diamantgräber-Gesellschaft dorthin abgcgangcn, genug, um die Zuhörerschaft in gespannter Aufmerksamkeit zu erhalten. Bei den Schilderungen über die Ausbeute der Diamantminen hätte es wohl manchen gelüsten können, auch sein Heim dort aufzuschlagen, so lohnend erweist sich solche; auch für Jagdliebhabcr gibt es dort Gelegenheit genug, die Jagdlust zu befriedigen, weniger einladend ist aber die Diamantgrabarbeit selbst. Zum geographischen Verständniß waren Karten ausgehängt; die Diamant- minen und die Stadt Kimbcrley, welche der Aufdeckung der Diamantfelder ihre Entstehung verdankt, waren photographisch dargestellt zu sehen. Allgemeiner Beifall und Dank lohnte H'M- Schuster für sein Bemühen der so manchfachen reichen Belehrung der Zuhörer. Schließlich machte der Vorstand der Versammlung auch noch einige Mittheilungen über das Resultat der Berathungen des Ausschusses von Vertretern des Handels und der Gewerbe, sowie der Landwirthschaft, welche unter deni Vorsitz des Generaldirektors von Dillenius, um den Entwurf des Sommerfahrplans zu begutachten, am 19. v. M. statt hatten. Dieselben haben die Versammlung nichts weniger als erbaut, denn die mißliebigen Verkehrs- Verhältnisse, die mit Eröffnung der Gäubahn geschaffen und die dürch Eingaben der Handelskammer in Calw, sowie von den Gcmeinderathskollegien und Gewerbevereineu von Nagold und Altenstaig dahin eine Aeuderung erfahren, daß der erste Zug nach Stuttgart wieder von Nagold aus um 7 Uhr statt- findet, sollen nach jenen Beschlüssen wieder die alten werden. Ob die Influenzen aus die Gäubahn ein Zurückgreifen auf den früheren Fahrplan wirklich nicht zulassen, obgleich die hohe Eisenbahndirektion vieles vermag, vermögen wir nicht zu beurtheilcn; aber wenn ein Bezirk wie Nagold, der durch seinen Verkehr und Handel dem von Calw und Leonberg nicht nachsteht, sich erst in zweite oder dritte Linie gestellt sieht, so ist eine Agitation gegen einen solchen Fahrplan nicht ungerechtfertigt, und wird solche, wie wir erfahren, vom diesigen Gewerbe-Verein sowohl, als auch von solchem in Altenstaig kräftig in die Hand genommen werden, und hoffen wir mit Erfolg.
4P Nagold, 3. Febr. Die gestrige Geueral- ,Versammlung des Schwarzwaldbieuenzüchter-Bereins
ging unter lebhafter Betheiligung vor sich. Nachdem der seitherige Vorstand Wehrstein die Versammlung eröffnet, erklärte er kurz seinen Rücktritt vom Amt und aus dem Verein. Die Versammlung wählte nun durch Aeclamation Herrn Schlack von Altenstaig Dorf zum Vorsitzenden, welcher mit gewohnter Energie die Tagesordnung abwickelte. In erster Linie war es die Reehnungsabhör des Kassiers, welche ein Bereinsvrrmöaen von 60 -46. 4 V, konstatirte. Hieraus folgten die Wahlen, und wurden gewählt: zum Vorstand: Klein von Nagold, Stellvertreter: Gu- tekuust von Nagold, Kassier: Hclber, Haiterbach, Schriftführer: Widmann, llnterjcttingeu. Ausschuß- Mitglieder: Naaf sen., Nagold, Schlack, Altenstaig Dorf. Seeger, Rohrdorf, Rath, Egenhausen, Bürkle, Gündringen, Niethamer, Sulz. Ferner wurden 3 praktische Bienenzüchter, Simon Henne, Unterfertigen, I. Jac. Helder, Haiterbach, Gärtner- Böhler, Nagold, als Wanderlehrer aufgestellt, welche gegen eine billige Entschädigung jedem in der Bienenzucht weniger erfahrenen Mitglied belehrend und helfend au die Hand gehen werden. Zum Schlüsse wurden noch zwei Statutenentwürfe vorgeleseu und der Ausschuß beauftragt, für die nicht mehr zeitgemäßen Statuten neue zu schaffen, was in der nächsten Ausfchußsitzung geschehen wird, welche womöglich noch in diescin Monat in Berneck stattsindet.
8 Nagold. Falsche Münzen. In letzter Zeit wurden hier zwei falsche Münzen in den Verkehr gebracht; dieselben unterscheiden sich von den echten hauptsächlich durch den schlechten Klang, der bläultchieu bleiartigen Farbe, des erhabenen Druckes der Zahl 10 resp. 5 und tragen beide die Jahrzahl 1874; das 5 L-Stück hat das Münzzeichen 6, während das 10 L-Stück statt eines solchen nur einen undeutlichen Punkt aufweist.
/X Altenstaig, 2. Febr. Der. hiesige Gewerbe- Verein hat gestern Nachmittag im Gasthaus z. Krone eine Hauptversammlung abgehalten und hiebei den Rechenschaftsbericht über dessen Thätigkeit im Jahr 1879 durch feinen Vorstand, Herrn Knieser, entge- gengcnommen. Der Verein hat bisher seinen Zweck mit aufopferndster und ausrkennenswerthester Thätigkeit verfolgt; insbesondere hat er seit Jahren einen Mann an seiner Spitze stehen, der immer bereit umrund ist, Zeit und Mühe den gemeinnützigen Bestrebungen deS Vereins zu widmen. Daher wurde Hrn. Knieser auch an diesem Abende eine wcrthvolle Ankeruhr als Zeichen der Dankbarkeit mit dem Wunsche überreicht, dieselbe möge ihm noch recht viele, nur fröhliche und glückliche Stunden zeigen. Das Er- gebniß der Neuwahl des Gesammtvorstandes ist folgendes: Es erhielten Philipp Maier 36, Knie- scr 35, Johannes Beck, Rothg., 33, Buchbinder Schuller 22, G. Kemps, Rothg., 20, Lor. Luz und Privatier I. Roller je 19 Stimmen.
Hall, 30. Jan. In eine Schmiede zu Uuter- türkheim kam heute ein Handwerksbursche und klagte über Unwohlsein: der Schmiedemeister ließ demselben eine Suppe machen; doch bevor diese fertig war, verschied der Aermste, wahrscheinlich an Entkräftigung. Nach einem bei ihm Vorgefundenen Heimathschein ist derselbe Christian Hornikel von Sindelsingen.
Backnang, 30. Jan. Mit guter Beute kam Anfangs der Woche ein Dieb in Sulzbach a. M. davon. Er stieg bei einem Mezger und Wirth ein und holte sich 1500 -.M ohne eine Spur, welche zu seiner Entdeckung führen könnte, zu hintcrlassen.
Vom Heuberg. Eine komische Verwechslung kam nach dem „R. V." in Renguishausen vor, indem ein neugeborener angeblicher Gustav
Adolf in eine Augusta Adolfinc umgcwandelt wurde.
Pforzheim, 1. Febr. In dem benachbarten Eutingen brach gestern Abend ein Brand auS, der leicht ein ganzes Ortsviertel hätte cinäschern können, da daS Feuer an einer Steile entstand, wo meistens alte hölzerne Gebäude stehen, dic sehr enge an einander gebaut sind. Dem raschen und energischen Eingreifen der hiesigen Eutinger und Nieserucr Feuerwehr, sowie der herrschenden Windstille ist eS zu danken, daß von dem gefährlichen Elemente nur vier Wohnhäuser, wovon drei unter einem Dache, und eine Scheuer eingeäschert wurden. Es wird Brandstiftung vermuthet und ist bereits einer der Beschädigten verhaftet. M.-Ztg.)
Chemnitz, 30. Jan. Heule Abend ist Neefe's Spinnerei (ehemals Heimannt tcnal incdcrgebranm, wodurch 500 Arbeiter brodlos werden.
Berlin, 2. Febr. Der Vatikan soll zugestanden haben: dic grundsätzliche Ansrechthalrung der Maigesetze, vorbehaltlich der sog. Kampsgesetze; ferner die Anzeigepflicht bei der Ernennung der Geistlichen. Andere Punkte bieten noch Schwierigkeiten, namentlich geistliche Schulen und Kongregationen. Anderweitig verlautet, das Zentrum wolle sich jedenfalls dic Freiheit der politischen Haltung wahren.
Berlin. In dem Militäretat wird die Verwendung von Brieftauben zur Depcschenbeför- derung für daS Nachrichtenwesen im Kriege als überaus nützlich erklärt und für erwünscht erachtet, in allen Festungen Militärbriestaubenstationen zu errichten. Hiermit erklärt sich Deutschland für eine Einrichtung, die Frankreich während des Krieges von 1870/71 ausgebildet hat.
Einen Mangel an Unteroffizieren gibt's augenblicklich nicht mehr. Die Zahl der Berufs- Unteroffiziere und der Capitulanten hat sich wesentlich vermehrt und auch die Anmeldungen von jungen Leuten bei den Unterofsizierschulen sind zahlreich. So schreibt man aus Berlin, wo man s wissen muß. Es ist ein Zeichen der Noth der Zeit; viele Leute sind froh, wenn sie wo unterkriechen können.
Das Project einer Quittungssteuer, welches dem Bundesrath und dem Reichstage vorgelegt werden soll, hat den Bundesrath zuletzt im Jahre 1877 als Bcstandtheil des Berichts der Commission zur Erörterung der Einführung einer Reichs-Stempel und Erbschaftssteuer beschäftigt. Als Quittung im Sinne des Gesetzes sollte jedes Schriftstück gelten, durch welches der Empfang einer Zahlung oder die vollständige oder theilwcise Befreiung des Verpflichteten von einer auf Zahlung gerichteten Verbindlichkeit bescheinigt oder anerkannt wird, ohne Unterschied, ob die Verpflichtung durch Baarzahlung, durch Hingabe von Wechseln, Werthpapieren oder anderen Gegenständen an Zahlungsstatt durch Gegenrechming oder in anderer Art erfüllt wird. Quittungen über Zahlungen über 50 M. sollten einen Stempel von 10 Pf. zahlen. Die Comission stellte damals von dieser Steuer, für welche sie sich auf das Beispiel, Englands und Frankreichs berief eine Einnahme von äZ/z Mill. M. Auf eine Jnseratcnsteuer, von der jetzt in den Zeitungen wieder die Rede ist, war damals selbst diese so erfinderische Commission nicht verfallen.
Nach angeblichen Telegrammen aus Rom waren König Humbert und Papst Leo XIII. gleichzeitig von denr bevorstehenden Besuche des Kronprinzen benachrichtigt worden. Rein formell betrachtet ist diese Nachricht mindestens unwahrscheinlich, da der Kronprinz incognito reist. Einem Gegenbesuche des Königs von Italien würde gar nichts entgegenstehen, wenn Rom nicht gleichzeitig der Wohnsitz des Papstes