füllten Kessel. Man eilte hinzu und suchte die I Schmerzen desselben dadurch zu lindern, daß man Watte auf die verletzten Stellen band. Als dies geschehen, begieng ein Anderer die Unvorsichtigkeit, mit dem Lichte der Watte zu nahe zu kommen. Diese sing Feuer und der Bedauernswerthe lag nun in vollen Flammen da, so dyh der Tod unmittelbar eintrat.
Berlin, 9. Jan. Die Nachrichten, welche über das Befinden des Fürsten Bismarck hier eingctrvffen, lauten nicht sehr erfreulich. Aus der gestrigen Ein- pfangSsvirve beim österreichischen Botschafter, Grafen Szchenyi, die ungemein besucht war, wurde die Berufung der Fürstin Bismarck zu ihrem Gemahl ans das verschiedenste commentirt. Der Schwiegersohn des Kanzlers, Graf Rantzau, welcher auf kurze Zeit in den glänzenden Salons der Botschaft erschienen war, konnte die Besorgnisse nicht verhehlen, welche ihm der Gesundheitszustand seines Schwiegervaters einflößt. So seltsam cS klingen mag, so sehr soll doch die starke Alteration, welche der leidende Kanzler bei der Nachricht erfahren, daß einer seiner Gnts- nachbarn ihm ein Dutzend Wildschweine weggeschossen, welche auf die nachbarlichen Grundstücke Angebrochen waren, den Grund zu jener neulichen heftigen Erkrankung neuralgisch-rheumatischer Natur gelegt haben, welche den Patienten eben jetzt peinigt. Dieser Act gesetzlich nicht unberechtigter Selbsthülfe seines Nachbars hätte, so wurde versichert, den Kanzler ganz außer sich gebracht, so daß er die Sorge für die Erhaltung seiner Kräfte und seiner Gesundheit ganz außer acht gelassen habe. Die nervöse Reizbarkeit, welche der leidende Zustand des Fürsten nach sich gezogen, mag allerdings seine Empfindlichkeit auch in diesem Punkte bedeutend gesteigert haben.
Der Herzog von Cumberland wendet einen wahrhaft staunenswerthen Widerstand auf, alle auf einen glücklichen Ausgleich mit Preußen abziclenden Verhandlungen zu Schanden werden zu lassen. Wie verlautet, soll namentlich die Königin von England in hervorragendster Weise thätig gewesen sein, um eine Aussöhnung ihres Vetters mit der preußischen Krone herbeizuführen, doch ohne daß ihre diesbezüglichen Vorstellungen auch nur das leiseste Gehör fanden. Ebenso obstinat zeigte sich der Herzog gegen seine Mutter und seine Schwestern, als dieselben mit der Berliner Regierung wegen Auszahlung ihres An- theils an den Zinsen des Welfenfonds in Unterhandlung traten. Er zeigte sich damals so erbittert, daß zeitweise sogar der Verkehr zwischen ihm und seinen nächsten Angehörigen unterbrochen war.
Die nächstjährige Weltausstellung in Melbourne wird die in Sydney, wie Kaufmann Jacobi aus Melbourne ohulängst in einer öffentlichen Versammlung in Berlin darlegte, weit übertreffen, da Melbourne die verkehrsreichste Ltadt Australiens ist. Viele deutsche Waren gehen jetzt dort als französische oder englische ei». Wenn die Australier gut bedient Werden, würden sic auch baar zahlen und auf den langen Credit verzichten, welchen die Engländer zu gewähren pflegen. Zur Ausstellung empfehlen sich besonders fertige Wüsche, worin Berlin hcrvorragt — ferner Leder, Glas- und Porzellansachen, gewöhnliche Stahlwarcn, sowie Spielsachen. Man kennt in Australien fast nur deutsche Spiel- fachen. Mögen unsere regsamen Fabrikanten und Kauslcute die Gelegenheit benutzen, uns einen lohn- nenden Markt zu sichern.
Thorn, 15. Jan. (Ein naturge sch letztlich cs Wunder.) Ein Standesbeamter des hiesigen Kreises HM nach der Th. O. Z. in seinem Geburtsregister folgendes bescheinigt : „Es erscheint heute die Einwohncrsran N. N. aus R. N. und zeigt an, das; ihr Ehemann heute den pp. ein Kind männlichen Geschlechts geboren hat, re. aobrrrrr mb srcxrs.. Der Standesbeamte."
Ans Rybnik wird mitgetheilt, das; zwei der in unserem Blatt schon erwähnten obcrschlesiichen „Nolhstandsbyänen" a n 6. d. zu Ochojetz bei Rybnik ihre Strafe erhalten. Die „Over schlesische Bolksstimme" theilt hierüber folgendes mit: g rü jüdische Händler, laut Legitimation Samuel Lpiegel ans 'Br , lau und Julius Guttwein aus Russisch Pole», gingen zu S )o setz von Hans zu Haus, in welchen sie Nothstandsgab.>' r Kleidungsstücke wuschen, um den Armen dieselben abzuschwi k !,i od.r denselben andere anzusthmieren. Nachdem die Jnünra' in r so mehrere Häuser abgeklaubt hatten, wurde ihnen von d m Bauer Skwara das Handwerk niedergelegt. Ml Hil e Uriger Nachbar:: zwang er die Juden, den Len en die abg--' .-w>
Sachen - u. Ä. hatten sie einer Familie zwei Miur z-.-' , drei Jacken und vier Paar Strümpfe für - i.»o B-a,k B geschwindelt - zurückzngeben, sodann wurden die "UM r lr r eine Bank gelegt und, nachdem sic ihre Portion ans ' ,n :i erhrtten, gen Rybnik entlasset:. Sb d'e'. 'ia m o P-.iä der Juüizansül ung als formell zu cn'o u sei. do.röb.r lü-'.e,. sich erhebliche Jweistl ausslellen, materiell verdient dürcke Mur die Strafe gewesen sein.
Oesterreich—Ungarn.
Merkwürdige Schlaglichter blitzen ans der ungarischen Hauptstadt. Ein Mitglied irgend eines adligen Kasinos hatte den Redacteur einer Pesther Zeitung im Duell verwundet, iveil letztere eine Reihe unehrenhafter Handlungen (Verlaufs von Orden, Unterschlagungen, Fälschungen) offen gedeckt hatte. Darauf ein kolossaler Lärm in den Straßen der Stadt, Bolksansammlungen bildeten sich und wichen selbst nicht von gefällten Bajonetten einer Kompagnie Soldaten, die Bajonetträger mußten sich sogar hübsch in ihre Kaserne zurückbegeben, weil das Volt dies vom Hauptmann verlangte (!) „Kämpft gegen die Russen, aber nicht gegen uns" schrieen die Stra- ßen-Revolutionairc. ltnter furchtbarem „Höllenlärm" endete der Auftritt.
Die jüngsten Skandale in Pesth, bei welchem das Duell Verhovah-Majthsnyi eine blutige Episode bildete, haben wiederholte Straßenkra- valle zur Folge gehabt und werden vielleicht nvch weiter solche zur Folge haben. Diese Kravalle an sich möchten wir nach unserer Kenntniß der Dinge nicht überschätzen, obgleich es natürlich unter allen Umständen öcklagenswerth bleibt, daß beträchtliche Truppenmassen aufgeboten werden ßnüssen, um die Tumultuanten zu zerstreuen. In der ungarischen Hauptstadt ereignen sich derartige Dinge sehr oft, fast bei jedem der bekanntlich nicht seltenen'größeren Skandale. Bedenklich, in Politischem Sinne bedenklich wird die Aufregung und werden Straßentumulte in Ungarn erst dann, wenn es sich nicht um eine lokale Angelegenheit handelt, wenn die Komitate, die Pwvinzialstädte, und nicht blos die Hauptstadt, zu demonstriren anfangen. Diesmal aber ist derartiges nicht zu besorgen. Der häßliche Vorfall, daß der beste Schütze des Landes einen Journalisten, von dem er gar nicht beleidigt worden, vor seinen Revolver zerrt und meberbrennt, wird sogar eine wohlthätige Folge haben. Die Duellwuth dürste in diesen Kreisen eingeschränkt werden, und andererseits ist der überwiegende, anständige Theil der ungarischen Journalistik eben bemüht, durch Schaffung eines Vereines und eines Ehrengerichtes eine Remedur gegen die unter allen Umständen zu verdammenden, weil die Journalistik selbst schädigenden und schändenden maßlosen Ausschreitungen einiger Organe der radikalen Partei ins Leben zu rufen. Wir brechen den Stab über Majthönyi, der unberechtigt und über- müthig ein Menschenleben vernichtet, aber ebenso müssen wir die Schrankenlosigkeit Verhovays und seines Blattes vcrurtheilcn. (Sch- M.)
Schweiz.
Ans Küßnacht berichtet der „Fr. Schweizer" : Vor einigen Tagen traten in eine Wirthschast vier Italiener und ließen sich Essen und Trinken auftragen. Als es an's Zahlen kam, zogen sie statt des Geldbeutels Dolche und Revolver aus der Tasche und bedrohten die Wirthsleute mit dem Tode, wenn sie wegen der Bezahlung Umstünde machten. Natürlich willfahrten die bestürzten Wirthsleute schnell und so zogen die gefährlichen Subjekte ungehindert von dannen, um vielleicht den Streich wieder an einem anderen Orte zu Prokuren.
Das Verbot der Gartenlaube ist wie schon länger in Oesterreich, so auch in Ungarn seit dem neuen Jahre aufgehoben worden.
Frankreich.
Paris, 16. Jan. Jules Favre ist schwer erkrankt.
Paris, 18. Jan. Ter Herzog vonGramont, 1870 Münster der Auswärtigen, ist gestorben. — Das Befinden Jules Favre's ist heute schlechter.
Paris. Die Wahl Gambetta's zum Kam- w.er.-räiid.'iitcn mit nur 259 Stimmen gegen 314 im Vorfahre wird als eine Niederlage und als ein Berneis na. Passender Beliebtheit anfgcfaßt.
Das neue französische Ministerium geht mit der Eunülsnug Wer Penuuen, die nicht in der Wolle 'Alle Republikaner sind, außerordentlich scharf vor. Na hdein derrstS der Kriegsminister seine Bureaus von allen monarchisch angehauchten Leuten gesäubert hat, meldet jetzt das „Journal offiziell" die Veränderungen ln der Besetzung der Stellen bei der Prä- seeturverwaltung, von denen 17 Präfecten. 50 'äntei prafeetcn und 6 1 Präseciurralhe betroffen werden.
.Garn in Seide zu verwandeln.) - Ein ! Panier Ebemikec soll unlängst die Kunst entdeckt ! Hoden, rn in Seide zu verhandeln," und auch j dercitS eine Aktiengesellschaft mit dem Capital von 6
Millionen Francs zur Ausbeutung dieser Erfindung fix und fertig haben.
England.
Die Kaiserin Eugenie tritt nun doch ihre beabsichtigte Reise nach dem Caplande am 26. März an Bord des Union-Dampfers „German" an. Das Schiff wird, in Natal rechtzeitig eintreffen, um der Kaiserin zu gestatten, an der Stätte, wo ihr Sohn im Kampfe gegen die Zulus gefallen, am 1. Juni, dem Jahrestage seines Todes, niederknieen zu können.
Rußland.
Petersburg, 16. Jan. Der russische „Invalide" erklärte die Sensationstelegramme ausländischer Blätter über Kriegsvorbereitungen Rußlands an der Westgrenze als vollständig unbegründet und aus der Luft gegriffen. Diese Erfindungen seien nicht entsprechend den guten Beziehungen Rußlands zu seinen Nachbarstaaten. Rußlands Friedensliebe diktirte noch im Monat Dezember die Herabsetzung der Armeepräsenz um 36 000 Mann unter die Friedensstärke; weitere Fricdensmaßregeln, sowie eine Reducirung der Armee seien in Aussicht genommen.
Von russischer Seite aus wird mit größter Bestimmtheit behauptet, daß nahe der deutschen Grenze in Rußland keine Truppenanhäufungen statt- fäuden. Die in Polen und Litthanen stehenden Regimenter befinden sich ans dem vollkommensten Fric- densfuße, die Compagnie zu kaum 90 Mann, und es fällt keinem vernünftigen Menschen in Rußland ein, so heißt es weiter, kriegerische Gelüste zu hegen, am wenigsten gegen Oestreich und Deutschland. Wenn die Regierung bei Krupp Kanonen bestellt hat, so kommt dies daher, daß die russischen Geschütze im letzten Kriege sich nicht bewährten. An Gewehren ist ein ansehnlicher Bedarf erforderlich, denn im letzten Kriege waren bekanntlich, mit Ausnahme der Garden und einiger kaukasischer Regimenter, unsere Soldaten mit ziemlich schlechten Gewehren bewaffnet. Der Bau der polnischen und litthauischcn Festungen, welcher durch den Krieg aufgehalten wurde, hat erst jetzt beginnen können. Die alten Befestigungswerke, welche den Geschützen neuester Systeme nicht widerstehen können, werden geschleift und Befestigungen angelegt, wie sie den heutigen Bedingungen entsprechen. Mau braucht nur einen Blick auf die ungeheuren Kosten des letzten Krieges zu werfen, um die llnmöglichkeit zu erkennen, einen neuen Krieg leichtsinnig heraufzubeschwöreu. Der Bericht des Finanz- minister berechnet allein für das Jahr 1878 die besonderen Kriegskosten auf 48 Millionen Rubel Gold und eben so viel Papier. Für 1879 sind die Kosten noch nicht ausgerechnet. Die Kosten für die Staatsschuld, 19^/z Millionen im Jahre 1876, beliefen sich in diesem Jahre ans 156 Millionen und dürsten für 1880 auf fast 170 Millionen zu stehen kommen. Das sind die Errungenschaften, welche wir den letzten Feldzügen verdanken." Mit diesen Worten schließt der Bericht und damit glaubt man des Guten genug gethan zu haben.
Amerika.
(lieber tritt.) In Clevelcmd ist jüngst ein Christ, Gus-Fvwlcr, Steward des Progreß Club, zum Judenthnm übcrgetreten und hat im Beisein des Rev. Bernstein, Rabbiner der Aushe Emmcth Congrcgation, die rituelle Operation an sich vornehmen lassen. Der Schlüssel zur Erklärung dieses Schrittes mochte in der Thatsache zu suchen sein, daß Herr Fowlcr in einigen Wochen ein hübsches Judenmädchcn, Bettie Schönfärber, heimznführen gedenkt.
Kandel L Werkehr.
Karlsruhe, 13. Jan. Die hiesige Maschinenfabrik erhielt nach langer Arbeitspause vor einigen Tagen wieder sehr erhebliche Aufträge, u. A. Seitens einer Eisenbahnverwaltung eine Bestellung auf 100 Eisenbahnwagen.
Leipzig, 12. Jan. (Meßbericht) Die jetzige Neu- jahrs-Lcdermesse nahm einen sehr günstigen Verlaus. Die Preise aller Ledcrgattnngen sind im Steigen begriffen. DaS lebhafte Herbstgeschäft 1879 hat sich auf das Neujahr 1880 übertrageu, und cS sind die Bedingungen vorhanden', welche die Preissteigerung rechtfertigen. Eine weitere günstige Entwicklung der Garledcrbranche für das laufende Jahr steht deß- halb wohl zu erwarten. Einzelne Ledersorten, z. B. lohgare und alanngare Schaffelle waren auf der hiesigen Neujahrsmesse so stürmisch gefragt, daß dieselben einen Aufschlag von Itwjg und darüber erreichten. Da die Preise für sämmtlichcs Leder in Amerika während der letzten drei Monate um ein Bedeutendes gestiegen find, z. B. eichengegerbtes und Hemlock-Sohllcdcr ca. 25"jg, so ist eine Zufuhr von dieser Seite unterbunden, und in Folge der vergrößerten Nachfrage für unsere heimischen Fabrikate bleiben die letzteren in aufstcigcnder Bewegung. RoheS deutsches Leder nimmt an diesem Aufschwünge Theil und hat gleichfalls eine wesentliche Preissteigerung erfahren. Der Tuchmarkt war, obwohl die Neujahrs-Messen nie von Bedeutung sind, ziemlich stark befahren, und da die Preise sehr gedrückt waren, wurde auch viel gekauft. Da mau schon von der Messe annahm, daß die Fabrikat billig sein würden, so hatten sich