veranstalten. Der Garantiefond von 100 000 cM ist bereits gezeichnet. Die Anmeldungsfrist läuft ab mit dem 1. Februar. (St.-A.)

In Käsen ist eine in dürftigster Weise lebende alte Dame, Fräulein Zeckenbach, in ihrem ungeheizten Zimmer erfroren. Bei Durchsuchung ihres Nachlasses fanden sich in einem alten Unterrock 132 000lL in Gold und Kassenscheine. Die Erben werden gesucht.

Eine Bergmannsfrau wurde dieser Tage ans dem Wege nach Castrop bei Dortmund überfallen, wußte sich aber durch List und Energie zu befreien und den Verbrecher sogar zu verhaften. Es ist ein 40jähriger Bergmann, in welchem man endlich den Verbrecher enldeckt zu haben hofft, der in einem Jahre drei Mädchen überfallen, mißbraucht und er­mordet hat.

Wer die Sozialdemokratie mit ihren Zielen und Wünschen unverhülll sehen will, der beachte einen Artikel des in Zürich erscheinendenSozialdemokrat". DasInternationale Organ der Sozialde­mokratie deutscher Zunge" führt eine sehr nn- genirtc Sprache. In seinem Weihnachtsartikel macht er sich zunächst lustig über die freisinnige Tagcspresse, welche anläßlich des Fricdensfestes von Liebend Friede und Versöhnung rede und diesealtersgraue Ladenhüter hervorhvlc" und dem Volkeaufzubürden" suche .... Dann fährt das Btatt sehr unzwei­deutig fort:Nicht Frieden wollen wir, sondern Krieg Krieg gegen das ganze Gebäude von Un­recht, Schmach und Elend, das sich heute Staats­und Gesellschaftsorganisation nennt; und der Krieg soll nur mit unserem Siege enden." Im Weiteren betont das Blatt, daß es eineVersöhnung zwischen der alten Welt der Klassenvorrechte und der soziali­stischen Welt nicht gäbe;" von Versöhnung wollen die Herren Sozialdemokraten erst reden, wenndie Zwingherre» alle zu Boden liegen" und so weiter.

Die Fürstin Bismarck ist von dem Wochen­bette ihrer Tochter, der Gräfin Rantzau, nach Varzin gereist, um ihren Gemahl zu Pflegen. Der Fürst soll an Rheumatismus und Durchfall sehr leiden und noch längere Zeit nicht im Stande se in, nach Berlin zurückzukehren.

In diesem Jahre findet in Deutschland wiede­rum eine Volkszählung statt.

Nachdem der Deutsche Zolltarif nunmehr voll­ständig in Kraft getreten, ist es von Wichtigkeit, sich über die zoll- und handelspolitischen Verhältnisse zwischen Deutschland und den europäischen Staaten Klarheit zu verschaffen. Deutschland hat jetzt noch abgeschlossen: 1) Mit Oestreich-Ungarn einen Meistbegünstigungs-Vertrag, giltig bis 30. Juni d. I., jedoch mit Ausschluß der Bestimmungen über Zoll­freiheit der Rohleinen, über Refaktien bei Eisenbahn­tarifen, über Beschlagnahme von Eisenbahn-Fahrbe­triebsmittel, sowie über den Veredelungs-Verkehr, dessen Fortdauer beiderseits selbstständig geregelt wird. 2) Mit England einen Meistbegünstigungs- Vertrag, ursprünglich geschlossen bis zum 30. Juni 1877, jedoch stillschweigend verlängert bis zum Ab­lauf eines Jahres nach erfolgter Kündigung. 3) Mit Italien einen Meistbegünstigungs-Vertrag, ursprüng­lich abgeschlossen bis zum 30. Juli 1875, jedoch nach und nach verlängert, zuletzt bis zum 31. Dec. 1880. 4) Mit Frankreich einen unkündbaren Meistbegün­stigungs-Vertrag (Art. 11 des Frankfurter Friedens­vertrages vom 10. Mai 1871), welcher sich aber nur auf solche Begünstigungen erstreckt, die der eine oder der andere der vertragschließenden Theile an England, Belgien, die Niederlande, die Schweiz, Oestreich-Un-- garn oder Rußland bewilligt hat, oder noch bewil­ligen sollte. 5) Mit den Niederlanden einen Meistbegünstigungs-Vertrag, ursprünglich abgeschlos­sen bis zum 1. Jan. 1854, stillschweigend verlängert bis zum Ablauf eines Jahres nach erfolgter Kündi­gung. 6) Mit Belgien einen Meistbegünstigungs- Vertrag , mit besonderen Tarif - Bestimmungen, ur­sprünglich abgeschlossen bis zum 30. Juni 1875, von Deutschland gekündigt zum 31. December 1879, je­doch kürzlich mit Ausschluß der die Tarifbestimmungen enthaltenden Art. 7 und 8 bis zum 30. Juni 1880 verlängert. 7) Mit der Schweiz einen Meistbegün­stigungs-Vertrag, ursprünglich abgeschlossen bis zum 31. December 1877, gekündigt zum 31. December 187.9, jedoch kürzlich verlängert bis zum 30. Juni 1880.

Wie es Hyänen der Schlachtfelder gibt, so gibt es auch Nothstands-Hyänen. Das sindLeute" aus Breslau und Berlin, die sich nach Oberschlesien

aufgemacht haben, um die von den Nothstands-Co- mite's vertheilten Kleider aufzukaufen. Der Staats­anwalt in Ratibor hat eine öffentliche Bekanntma­chung über sie erlassen und fordert alle Behörden zur strengsten Ueberwachung und nöthigenfalls zur Verhaftung dieser Hyänen auf.

OesterreichUngarn.

Wien, 10. Jan. DiePolit. Korr." meldet aus Cettinje: Der gestrige Kampf zwischen den Montenegrinern und Albanesen endigte mit der voA ständigen Flucht der Albanesen. (St.-A.)

Frankreich.

Paris, 10. Jan.Franke" meldet: Grevy empfieng heute Freycinet, welcher ihm anzeigte, St. Vallier werde den Berliner Botschafterposten provi­sorisch fortfüdrey, vielleicht auch ganz dort verbleiben.

^ Rußland.

Moskau, 9. Jan. DerMosk. Ztg." zufolge entdeckte die Polizei Hierselbst am 0. Jan. ein Lager revolutionärer Proklamationen in russischer und in fremden Sprachen, sowie galvanische Batterien. Da­bei wurde ein Individuum verhaftet, welches in ein zerrissenes Arbeiterhemd gekleidet, 12000 Rubel bei sich trug. (St.-A.)

Amerika.

Newyork, 6. Jan. Der römisch-katholische Erzbischof von Philadelphia, Or. Ward, hat einen Aufruf zu Gunsten der Irländer erlassen. Er empfiehlt Sammlungen in den Kirchen für den Fond der Linderung des Nothstandes in Irland.

Asien. ^

Wenn in China ein Gläubiger seinen Schuld­ner zur Zahlung zwingen will, sendet er ihm einen Kerl ins Haus, der den saumseligen Zahler so lange ununterbrochen anstarren muß, bis dieser in Ver­zweiflung geräth und zahlt oder bis jener hin- ausgeworfcn wird.

Aer gebesserte Werbrecher.

(Aus dem Englischen.

(Fortsetzung.)

2 .

Die Pioniere und Artilleristen der amerikanischen Armee legten in der Nacht vom 11. auf den 12. September die letzte Hand an die eilig vor dem Ka­stell, welches die Hügel von Chapultepec krönte, auf­geworfene Batterien, und mit dem ersten Grauen des anbrechenden Tages eröffneten die schweren Geschütze der Scott'schen Armee den letzten Waffentanz, welcher in diesem vernichtenden Feldzuge aufgeführt werden sollte.

Die Hügel von Chapultepec waren sehr stark befestigt, und hierin hatte, wie wir schon sagten, Santa Anna nach der Schlacht von Chürusbusco seine ganze ihm gebliebene Stärke von 12 bis 14000 Mann zu­sammengezogen, um die letztere Schutzmauer der Haupt­stadt bis auf's Aeußerste gegen den siegreich vordrin­genden Feind zu vertheidigen.

Am frühen Morgen des 12. Sept. fiel der erste Schuß gegen das Kastell; es war die Einleitung zu einer furchtbaren Kanonade, welche den ganzen Tag fortdauerte. Mit dein Dunkel der Nacht erst hielt das Verderben bringende Feuer des schweren Ge­schützes von beiden Seiten ein; doch so wie die Sonne am Morgen ihre ersten goldenen Strahlen auf die Scene der Vernichtung warf, sandte Scott seine Sturm- colonnen gegen die Breschen, welche die Kugeln seiner Kanonen am vorhergehenden Tage in die Mauern von Chapultepec gerissen hatten. Der Feind widersetzte sich dem Andringen der Tapfern mit verzweifeltem Muth und in den paar Stunden, welcher dieser Sturm dauerte, fiel der größte Theil der 800 Streiter, welche das Heer der Vereinigten Staaten bei Chapultepec verlor.

Mit dem Fall des Forts hatten sich die Thore Mexicos erschlossen. Santa Anna, der die Unmög­lichkeit, sich auf diesem Punkte länger zu halten, wohl einsah, hatte die ihm gebliebenen Truppen in der Nacht des 13. Septbr. aus der Hauptstadt geführt, und am Morgen des 14. zogen die 6700 Mann, welche von der Scott'schen Armee noch übrig geblieben, unter den fliegenden Fahnen der Verein. Staaten in stolzen Rei­hen die Plaza mayor auf, auf welcher wenige Stun­den vorher der feindliche General seine Truppen zur Flucht gesammelt hatte.

Der Einzug in Mexiko war ein Triumphzug, der das Herz jedes Menschen, welcher die Mühen u. Gefahren dieses Feldzuges mit durchgemacht hatte, mit Freude und Stolz erfüllte. Die kaum 12 000 Mann

starke Armee General Scotts war durch eine dreifach stärkere Macht in ein Land von 6 Millionen Einwoh­ner eingedrungen und hatte jetzt furchtlos seinen Sitz im Herzen des Landes, in dessen »Hauptstadt, die 200000 Einwohner zählte, aufgeschlagen; die großen Erfolge konnten darum wohl die.übrig gebliebenen Streiter mit Stolz erfüllen; doch bsfi dem Führer die­ser tapfern Armee mischte sich, als er die Reihen der vor ihm aufgestellten Truppen überblickte, in den na­türlichen Stolz des Siegers die Trauer, einen großen Theil der Tapfern, mit welchen er von der Insel La- bos ausgezogen war, zu vermissen. Mit 12 000 Mann hatte Scott in dem Bombardement von Vera-Cruz seine Theilnahme an dem mexikanischen Feldzug begon­nen. 2000 Mann hatten Beschwerden, Klima oder die Waffen des Feindes in's Lazareth gebracht und nur etwa 6700 Mann waren hier um ihn versammelt, um den Triumph mit ihm zu theilen. Die übrigen Alle hatten einen ruhmvollen Tod in einem der vielen blutigen Gefechte gefunden.

Unter den im letzten Kampfe in Chapultepec Verwundeten waren auch unsere beiden Bekannten, Lieutenant Müller und Sergeant Charles. Früh am Morgen des 13. Septbr. rückte die Sturmcolonne gegen Chapultepec vor, gegen Mittag desselben Ta­ges war das Fort genommen, und Scott, wohl den moralischen Eindruck berechnend, den der Sieg auf seine Truppen, den die Niederlage auf den Feind ma­chen müßte, beschloß, trotz des ermüdenden Kampfes der letzten Tage, gleich einen Angriff auf die Haupt­stadt zu machen.

Er beorderte dazu zwei Colonnen, eine unter Buckmann, die andere unter dem Commando des ta­pfern Worth. Die Division Worths wurde in ein heftiges Straßengefecht verwickelt, und mancher von den vordringenden Tapfern fand hier, so nahe dem ersehnten Ziele, seinen Tod, oder wurde von dem Ku­gelregen der aus Fenstern und Dächern auf sie ge­feuerten Schüsse verwundet. Unter diesen Verwundeten waren Müller und Charles. Müller wurde in dem Augenblick, wo er seinen Zug um eine Ecke führte, schwer am Halse verwundet und sank anscheinend todt in die Arme seines herbeieilenden Freundes. Obgleich Charles seinen Lieutenant für todt hielt, wollte er doch jede Möglichkeit versuchen, den Freund zu retten, wen» noch Rettung möglich, er lud den Verwundeten auf seine starken Schultern und ging, trotz des Kugelre­gens der aus den Fenstern schießenden Mexikaner, quer über die Straße in eine Nebengaffe, wo die Chi­rurgen der Compagnie unter dem Schutze eines gro­ßen Vorbaues mit der Verbindung der Verwundeten beschäftigt waren. Charles war mit seiner theuren Bürde glücklich in das provisorische Lazareth angelangt; doch die Hülfe der Aerzte gebrauchte er nun auch für sich selbst, denn auf dem Wege dahin war ihm eine Kugel durch den rechten Oberarm gefahren.

Dem Heere, welches am Morgen des folgenden Tages mit fliegenden Fahnen und nach dem Takt der rauschenden Musik in Mexico einzog, folgte ein kleiner Trauerzug von den Verwundeten, welche in unmittel­barer Nähe der Stadt gefallen waren.

Die Lazarethe für Verwundete und Kranke sei­ner Division hatte General Scott im Fort Chapul­tepec errichten lassen. Müller wurde von 4 Männern seiner Compagnie mit größter Vorsicht auf einer Bahre getragen; seine Wunde war wohl gefährlich, doch nicht unbedingt tödtlich. Charles ging neben der Bahre her und mahnte ab und zu die Träger, ja vorsichtig aufzutreten, um die Schmerzen des Verwundeten nicht zu vermehren. Charles seine Wunde war von keiner Gefahr, die Kugel war ihm durch das dicke Fleisch des Oberarms gegangen, ohne auch nur den Knochen zu berühren, und er konnte auf eine baldige Wieder­herstellung hoffen.

3.

Es war im Mai des Jahres 1848. Die letz­ten Strahlen der sinkenden Sonne fielen in das kleine Fenster eines, in einem dichten Walde in Clark County, Illinois, etwa 6 Meilen von der Stadt Marshal ge­legenen Blockhauses und beleuchteten nur noch spärlich die im Wohnzimmer desselben befindliche Gesellschaft. Diese Gesellschaft bestand aus drei Männern und zwei Frauen.

Ein Greis, dem Anschein nach zwischen 70 und 80 Jahren, dessen zitternde Glieder, tief gefurchte Wangen und zusammengeschrumpfte Gestalt nicht nur sein hohes Alter, sondern auch große Schwäche zeig­ten, saß am oberen Ende eines mit Speise u. Trank besetzten Tisches. Ihm gegenüber saß ein hoher kräf-