trger Mann, etwa 28 Jahre alt, dessen schönes, re­gelmäßig geformtes Gesicht durch den starken dunkeln Schnurrbart und eine tiefe, über die hohe Stirn lau­fende Narbe einen männlichen kriegerischen Anstrich bekam, welcher noch durch den bis unter das Kinn zugeknöpften blauen Uniformsrock vermehrt wurde. An jeder-Seite des Tisches saßen die übrigen Personen Her Gesellschaft, ein altes Weib von etwa 60 Jahren, dessen wahrhaft abschreckende Gesichtszüge merkwürdig von der auffallenden Schönheit eines 19jährigen Mäd­chens, welches ihr zur Seite saß, abstachen; dieser gegenüber hatte ein junger 25jähriger Mann, dessen Aehnlichkeit mit den andern beiden jungen Leuten ver- muthen ließ, daß es deren Bruder sei, seinen Platz genommen. Die fünf Personen bildeten die Familie Birch Vater, Mutter und drei Kinder.

Die Hütte, in welcher wir die Familie versam­melt sehen / gehört dem alten Birch, auch deralte Fuchs" genannt und war trotz ihres friedlichen Aussehens eine der berüchtigsten Diebshölen u. eines der Stationshäuser des Raubgesindels, welches die Bewohner der westlichen Regionen der Bereinigten Staaten Jahre hindurch beunruhigt hatte. Der Be­sitzer desselben, deralte Fuchs" hatte, nachdem er sich von einem Leben der niedrigsten Verbrechen zu­rückgezogen, das einträglichere und sichere Geschäft der Hehlerei begonnen und dasselbe bis jetzt mit Lust und Erfolg betrieben! sein Weib half ihn in seinem Geschäft, seine Tochter besorgte die Angelegenheiten des Hauses, welches gar oft den abscheulichsten Räu­bern und Banditen znm Versteck dienie und sein jüng­ster Sohn Tim Birsch verfolgte die Carriere, die ihm sein Erzieher angewiesen er war Räuber, Mord­brenner und Mörder, und hatte sich trotz seiner Ju­gend durch seinen Muth, seine Stärke und seine Schlau­heit unter seinen Bekannten gleichen Gelichters den Namen eines tüchtigen, unverzagten Burschen erworben.

Der ältere Bruder, Robert Birch, war nach jahrelanger Abwesenheit an diesem Abend wieder in die väterliche Hütte heimgekehrt, er hatte doch be­lauschen wir das Gespräch der Gesellschaft, und wir werden eine kurze Mittheilung seiner Erlebnisse, seit­dem er vom väterlichen Hause entfernt war, daraus entnehmen können. Es wird zur Verständigung des Ganzen nur noch zu bemerken sein, daß Robert Birch vor seiner Abwesenheit der Liebling seines nichtswür­digen Vaters gewesen war, er hatte sich durch Raub und Mord unter den Banditen des Bestens einen Namen erworben und hatte selbst eine Zeitlang als einer ihrer Hauptanführer bei größeren Unternehmun­gen figurirt.

Wahrhaftig Bob, sagte der Alte mit freundli­chem Grinsen auf seinen ältesten Sprößling blickend, es freut mich wieder einmal, mit Dir eine Flasche Whisky trinken zu können, obgleich Du, seit Du im Frühjahr 1847 in Knoxville so verdammt gut Deinen Hals vom Galgen rettetest, Dich verflucht wenig um Deine Verwandten bekümmert Haft. Ich glaubte schon, Du seiest im Streit mit einem der Burschen gefallen und längst in einer Grube der Prairie verfault oder habest Dich gar bekehrt und säßest in irgend einem fernen Nest als Krämer etablirt und schämtest Dich Deines freien Gewerbes; doch jetzt ist Alles wie­der recht. Der Tim ist mittlerweile ein ganzer Ge­selle geworden und er kann Dir bei Deinen Unter­nehmungen so gut Hülfe leisten, als weiland John Long, den sie zu Rock Island aufhingen, oder Forx, den der Teufel auch irgendwo geholt zu haben scheint.

Ja, Bob, sagte das alte Weib, die Rede ihres würdigen Gatten fortsetzend, recht war's nicht, wenn einer oder der andere von den Burschen hier einsprach und nach Dir fragte, oder wohl gar zu verstehen gab, daß Du, um Deinen eigenen Hals zu retten, die bei­den Long's und Poung an den Galgen bringen halfst, daß man weder sagen konnte, wo Du steckst, noch durch die Mittheilung irgend eines tüchtigen Geschäfts die Stimmung für Dich wieder verbessern hätten wir nicht Tim gehabt, der wie ein ächter Sohn seiner alten Mutter gearbeitet hätte, so wäre unser guter Name mit Dir und John Long auch noch zum Teufel ge­gangen.

Na, ich denke, rief der jüngste der Männer, die Mutter hier unterbrechend, mit einem Schlag auf den Tisch, daß die Gläser tanzten, na, ich denke, so lange Tim Birch ein wenig Witz behält, und mit Büchse u. Bowie umzugehen weiß, soll der Name Birch unter den Burschen einen verdammt guten Klang behalten.

Unbezwcifelt bist Du ein tüchtiger Junge, Tim, sagte die Mutter; doch wenn Du bei Deinen Unter­

nehmungen nicht vorsichtiger bist, als bei Deinem letz­ten mit Harry Hiadlay, dann wird es verdammt schnell mit Deiner Laufbahn zu Ende sein. Du wirst wie Aoung Dir die Hirnschale an dem Querbalken eines Galgen einstoßen, oder wie John Long Gesichter schnei­den müssen, oder gar am Ende gleich Aaron, zweiinal gehängt werden .... Denke Dir die Dummheit des langen Flegels, sagte sie, sich mit einem abscheulichen Grinsen an Robert wendend, denke Dir, er bringt Wlich mit Harry Hindlay .eine Rechnung zum Ab­schluß und läßt den Bowie, womit er unterschrieben, im Herzen Harry's sitzen, obgleich die Anfangsbuch­staben seines Namens, T. B., auf dem hörneren Heft geschnitten standen. Es war ein wahres Wunder, daß die Sache für ihn noch ohne Schwierigkeiten abgelau- fen ist. A

Das militärisch aussehende GlieoHder Familie hatte bis jetzt kein Wort geantwortet. Es lag in sei­nem Gesichte ein tiefer, fast finsterer Ernst, der den übrigen Familiengliedern um so auffallender sein mußte, als Bob ihnen früher als ein lebenslustiger, leicht­sinniger Mensch bekannt gewesen war.

Der alte Fuchs zeigte auch bald, daß ihm die Veränderung, die mit seinem ältesten Sohne vorge­gangen, nicht unbemerkt geblieben war, durch die Frage an:

Was zum Henker, Bob, warum thust Du denn das Maul nicht auf? bist Du stumm geworden, oder ist Dein Erfolg in den letzten Jahren, wo Du uns aus den Augen kamst, so schlecht gewesen, daß Du Dich schämst, uns einen Bericht von Deinen Geschäf­ten abzulegen? Es muß etwas mit Dir nicht recht richtig sein, Bob; schon der Schnitt Deines Rocks u. das Haarbüschel, was Dir die Nasenlöcher verstopft, gefällt mir nicht, Du kannst bei solchem Firlefanz nicht sicher arbeiten, jedes Kind wird Dich im ersten Au­genblick daran wieder erkennen.

Ja, Vater, Du hast recht, antwortete Robert jetzt nach langem Stillschweigen, es ist allerdings etwas mit mir vorgegangen, was Dir wohl nicht recht an mir gefallen wird. Was meine Kleidung anbetrifft, so laß mir die nur ungeschoren, ich habe darin eine Arbeit verrichtet, welche mich erst zum Mann gemacht hat, und auf die ich stolz bin. Ich war, um übrigens kurz zu sein, seit meinem Ausbruch aus Knoxville, der mir das Glück noch einiger Lebensjahre gewährte, nicht Räuber und Bandit, sondern

Fälscher, mein Junge, und triebst Dich in seiner Gesellschaft umher? unterbrach ihn hier der Alte, das ist mir durchaus nicht unangenehm. Mit Geschick aus­geführt ist dies das feinste Geschäft, welches ein tüch­tiger Bursche betreiben kann.

Auch das nicht, Vater, sagte Birch, in einem fast traurigen Ton, da er einem Surm von seinem Alten entgegensah, ich war ein ehrlicher Kerl und braver Soldat, und kann ich auch das letztere nicht bleiben, da der Krieg zu Ende ist und ich nicht in Garnisonen herum faullenzen mag, so will ich doch versuchen, das Erstere zu bleiben. Daß Dir dieser Entschluß nicht lieb ist, kann ich mir denken, Du und die Alte habt mich nicht zur Ehrlichkeit erzogen, und die einzige Ent­schuldigung, die ich mir selbst gegenüber habe, für all die verdammt schlechten Streiche, welche ich vor meiner Gefangenschaft ausgeübt, ist, daß ich von frühester Kindheit an nichts als Schlechtigkeiten kennen lernte, und von Euch für die Verbrecherlaufbahn erzogen wor­den bin. Doch ich bin nicht gekommen, Euch Vor­würfe zu machen, die zu nichts weiter führen können, als Euch zu ärgern, ich glaube sogar, daß Ihr für meine Erziehung gerade nicht sehr verantwortlich ge­macht werden könnt, da Eure Eltern es wohl nicht besser mit Euch machten, ich wollte Euch nur meinen Entschluß mittheilen, und Euch Adieu sagen, denn ich gehe fort, weit fort von hier, in ein Land, wo ich nicht die Entdeckung zu fürchten habe, daß ein Mensch in dem ehrlichen Kerl, der ich geworden bin und auch fer­ner bleiben will, den großen Verbrecher Robert Birch wieder erkennt.

Gleich nach den ersten Worten Roberts war der alte Birch mit einem Schlag auf den Tjsch aufge­sprungen und maß den kleinen leeren Raum des Stüb­chens mit einer erregten Hast, die man dem so schwach scheinenden Greise nicht zugetraut hätte. Als der Sohn geendet hatte, blieb er mit verschränkten Armen vor ihm stehen und brach endlich mit vor Wuth erstickter Stimme in die Worte aus:

Ehrlicher Kerl? . . . Narr, der Du bist! Als ob einem Menschen, den die Gesellschaft ausstieß, er­laubt würde, wieder das zu werden, was sieehrlich"

nennt, und als ob solche, von FeigheÄ, Jnconsequenz und Eitelkeit zusammengesetzte Creatur selbst lange Lust dazu behalten würde, wie ein Vieh für Andere, die klüger oder reicher sind wie er, zu arbeiten, um nur den Wanst nothdürftig zu füllen! EHAich und charak­terfest? Ha, ha! Und ein höhnisches Lachen, wo­rin die Mutter und Tim mit einstimmten, schloß die Rede des abscheulichen Alten.

Du bist wohl gekommen, um mich und Deine alten Eltern zu verkaufen, wie Du es mit den Longs und Aoungs in einem Anfall von Ehrlichkeit gemacht hast? fügte Tim hinzu; doch bevor Du Zeit dazu hast, soll Dir die gute Klinge meines Bowies ein Loch in die Brust machen, groß genug, um Dir alle Lust zur Ehrlichkeit abzuzapfen. Und mit drohender Ge­berde und gezogenem Messer stürzte er auf seinen Bruder zu.

Die Schwester warf sich schützend um des ältern Bruders Hals. Doch dieser zeigte, daß er keines Schutzes'bedurfte, denn Tim lag in dem Augenblicke, wo er sein Messer auf des Bruders Brust zucken wollte, von dessen starker Faust getroffen, besinnungs­los am Boden. Die Mutter wollte sich jetzt auf Ro­bert werfen, doch der alte Birch hielt sie mit den Wor- zurück : Laß ihn nur, Alte, der Bursche hat noch Ener­gie, er ist noch nicht verloren, eine Nacht unter diesem Dache und ein Paar Worte guten Rathes morgen früh werden ihn schon wieder auf den rechten Weg führen. Dann wandte er sich an Robert u. sagte:

Geh' hinauf, Bob, Du kannst in der Sarah Verschlag mit oben schlafen, ich will Tim die Nacht bei mir einschließen, es möchte sonst noch Scandal ge­ben, wenn der Bengel wieder zu Sinnen kommt. Er ist so verdammt heftig, ich denke Bob, wir werden uns morgen schon verständigen.

Robert nahm seinen Reisesack, den er neben sich auf dem Stuhle stehen hatte und entfernte sich schwei­gend mit der Schwesteraus dem Zimmer. Beim Hin­ausgehen warf er noch einen traurigen Blick auf den Alten und auf die Mutter, welche sich mit Tim be­schäftigten, und schloß dann mit einem Seufzer die Thür der Stube, welche er nie wieder betreten sollte.

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

sDer älteste Mann der Welt.j Der seltsamste Fall der Gegenwart von hohem Alter ist der des Michele Solis, welcher vor Kurzem ein Al­ter erreicht hat, das man auf höher als 160 Jahre schäzt. Solis, somit der älteste Mensch der Welt, ist ein Mestize aus Bogosa in der Republik San Salvador. Er lebt äußerst regelmäßig und schreibt sein ausserordentlich hohes Alter seiner Mä­ßigkeit zu.Ich esse nur einmal täglich", sagte er kürzlich zum Doktor Hermandes, der ihn besuchte. Aber ich esse nur kräftige Speisen. Meine Mahl­zeit dauert eine halbe Stunde. Ich faste den 1. und 15. jeden Monates und trinke an diesen Tagen so­viel Wasser, als ich vertragen kann. Das ist mein Geheimniß."

Was man Alles unterGenuß" versteht! Kürzlich kommt ein Bauersmann in Frankfurt a/M. zu seinem Gläubiger, dem er schon seit 10 Jahren 8 Prozent gezahlt hatte, und will nur noch 6 Pro­zent zahlen, weil Alles billiger geworden sei, also auch der Zinsfuß. Auf die Weigerung des Gläu­bigers schlug der Bauer so kräftig mit seinem Dorn­stock auf den Tisch, daß schnell eine Quittung über 6 Prozent zu Stande kam. Als die Familie des Gläubigers ihn zu einer Anzeige wegen Erpressung drängt, lehnte er diese mit den besänftigenden Wor­ten ab:Hab' ich doch den Mann schon 10 Jahre genossen, kann er mich doch auch einmal genießen!"

(Am Biertis ch.) A.:Muß ein ungesunder Platz sein, diesesPartibus", daß alle Fingerlang da der Bischofs­stuhl vacaßt wjrd! Les' das schon wieder in derAllgemei­nen", daß einer zum Bischof in Partibus ernannt worden." B.:Ja, da geht's grad zu, wie inAbsentia", wo sich alle Augenblicke ein neuer Doktor aufthut! Wo die beiden Nester nur liegen?"Schauen's, meine Herren, das sind zwei Stadt' in Unteritalien, nicht weit vonFlagranti", Sie wissen schon: daßFlagranti", wo 's allweil die vielen Ver­brecher erwischen, die dann inContumatiam", wo das Kreis- gcricht ist, abgeurtheilt werden!"

Frankfurter Gotd-Cours vom 9. Januar 1880.

20 Frankenstücke.16 13pz

Englische Sovereigns.20 2530

Dollars in Gold.4 1723

Dukaten. S 5457

Russische Imperiales.16 6670

Holländische fl. 10-Stücke. 16 65 6