er auf dem sogenanntenTodtenwiesle" auf den berüchtigten und gefürchteten Wilderer Joh. Adam Schickte von Eissiugen, z. Z. in Dillstein wohnend. Kaum erblickte Schickte den nahenden Jagdaufseher, als er sofort sein Gewehr auf ihn anlegte. Weiß bat ihn um Schonung feines Lebens, indem er ans seine 6 unmündigen Kinder hinwies, worauf Schickte die Schußwaffe sinken ließ und den Heimweg antrat. Außerhalb des Waldes gelang es jedoch dem Jagd­aufseher, den Wilderer abzufassen und seine Festneh­mung zu bewirken. Hoffentlich wird Letzterem das Handwerk auf geraume Zeit gelegt werden. (N.-Z.)

Offenburg, 30. Dez. Heute früh starb dahier ein Dienstmädchen in Folge eines Hnndskrampfcs, den sich dasselbe durch allzu gründliches Ausschneiden der Hühneraugen zugezogen hatte.

"Eine große Ueberraschung bereitete ein junger Frankfurter seinem Vater zu Weihnachten. Er schmückte einen ziemlich großen Christbaum mit lauter unbezahlten Rechnungen und hatte das Glück, daß sein Valer den Witz für gut fand und die Rechnun­gen bezahlte, aber, setzte er hinzu, mein Sohn, man darf nie einen Witz zweimal machen!

In Sachsen nimmt mau immer häufiger Frauen zu Aufsehern in Strafanstalten, natürlich nur sanfte und von Herzen geduldige Frauen und nur in den Abtheilnugen für Frauen. Die Gefangenen sollen sich dabei Wohlbefinden und die Anstalten auch, wie amtlich versichert wird.

Die Rci.hSregierung gedenkt vorläufig weder zum UutcrstützungSwohnsitz noch zum Freizügigkeits­gesetz eine Novelle vorznlegcn: dagegen will man der Frage wegen verschärfter Bestimmungen gegen den Wucher näher treten.

Außer General v. Kirchbach hat auch General v. Bose, Kommandeur des 1l. Armecorps, gelegent­lich der Neujahrsbeglückwünschnng deS Kaisers seinen Abschied gefordert. General v. Stiehle, Divisions­kommandeur in Magdeburg, soll die l. Garde-Divi­sion erhalten.

In den regierungsfreundlichen, also ziemlich links gravitirendeu Kreisen der Republikaner ist man mit der Haltung der deutschen Reichsregierung über­aus zufrieden. Man sieht sogar in den Worten Hohenlohe's eine Art Rüge, welche dem Grafen St. Ballier habe ertheilt werden wollen für die Art, wie er die neue heimatliche Negierung gleich am Anfang in Verlegenheit zu setzen beabsichtigt habe. Also von Varzin aus müssen gewisse Franzosen lernen, was der richtige französische Patriotismus ist. Diese An­schauung scheint nicht ganz ohne Berechtigung. Italien.

Die Anrede, welche der Papst Leo XIII. am Weihnachtsabende an die ihre Glückwünsche überbrin­genden Kardinäle gehalten hat, beweist, daß er nicht gesonnen ist, von den Grundsätzen und lleberlieferun- gen, welche von jeher im Vatikan herrschend gewesen und nur abwechselnd mehr oder weniger stark her- vorgetrelen sind, auch nur das Geringste zu opfern, daß er namentlich an der Idee der weltlichen Macht des Papstthnms festhält. Er sagt darin u. A.:Die Kirche wird gegenwärtig in ihren Lehren, in ihrer providenticllcn Sendung in der Welt grausam be­kämpft. Die bürgerliche Gesellschaft ist, nachdem man die ersten Grundlagen aller Ordnung bis ins Tiefste erschüttert hat, durch inneren Zwiespalt durchwühlt und durch böse und tollkühne Menschen mit dem vollkommensten Zerfall bedroht. Aber selbst in dieser Zeit ist es unS gegeben, das rührende und tröstende Schauspiel zu sehen, daß die katholische Kirche in­mitten der bürgerlichen Zerwürfnisse den köstlichen Schatz ihrer Einheit und die Eintracht des Episcopats aller Königreiche und Länder mit dem apostolischen Stuhl bewahrt. Wir, die wir durch den unerforsch- lichen Willen der Vorsehung berufen sind zur Re­gierung der ganzen christlichen Fimile, werden mit unablässiger Sorgfalt mit Hülfe der göttlichen Gnade für die Vertheidigung und den Schutz der geistlichen und weltlichen Rechte der Kirche und des römischen Stuhles wachen, deren Dienste wir alle unsere schwachen Kräfte und unser ganzes Leben gewidmet haben. Aber zugleich, voll Mitleid für die Verirrten und lebhaft wünschend, daß auch sie Theil haben möchten an den Wohlthaten, welche der Erlöser auf die Erde gebracht hat, öffnen wir ihnen mit apostolischer Liebe die Arme und fordern sie auf, sich zu Ihm zu wenden.

Schweiz.

Lausanne, 1. Jan. Heute kurz vor Mittag

hat hier ein Lausanner Student, der in Genf Theo­logie studirt, feinen schlummernde» jüngeren Bruder mit einem Revolver in die Stirne geschossen: sofor­tiger Tod. Schon am Abend zuvor hatte der Mör­der das Nämliche versucht, aber sein Bruder hatte ihm die Waffe aus der Hand gerissen. Vermuthlich ein Anfall von Wahnsinn: die Familie des Opfers ist in Lausanne wegen ihrer Sonderlingseigenschaften bekannt. (N.-Ztg.)

England.

London, 2. Jan. Eine Depesche aus Cardiff meldet, daß die deutsche BarkeJda" bei Breaksca Point in dem Bristoler Canal anfgefahren und bald darauf gesunken ist. Der Kapitän und 8 Matrosen ertranken und nur ein Matrose wurde gerettet. Auch das deutsche SchiffErncst" soll gestrandet sein, doch wurden 5 Matrosen und der Kapitän gerettet.

London, 2. Jan. Nach einer Meldung der Daily News" aus Kabul vom 26. Dez. ist der Feind vollständig zersprengt und beträgt sein Ge- sammtverlust 2000 Mann. Während der Empörung herrsche in der von den Engländern verlassenen Haupt­stadt eine völlige Schreckensherrschaft: Lüden wurden geplündert, Weiber mißhandelt, friedliche Hindus er­schossen.

London, 6. Jan. Der Konsul von Chile bestätigt die Nachricht von einem Aufruhr in Lima, wobei mehrere Personen getödtet und verwundet wurden. General Daza und Prä­sident Bolivias sind gestürzt und geflüchtet.

Dublin, 6. Jan. In Folge von Pächtervec- treibungen sind ernstliche Unruhen in Earrarvn auSgebrvchen. Die Polizei wurde von Volkshau­fen angegriffen, ging mit dem Bajonett vor und erlitt mehrere Verwundungen. Die Polizei wird verstärkt. (Sch. B.)

Rußland.

Petersburg, 4. Jan. Den von der auswär­tigen Presse ventilirlen Versionen über die ganz oder theilweise beabsichtigte Errichtung einer Regentschaft wohnt nicht die geringste Begründung bei; nirgends liegt ein Anhalt dafür vor.

Jer gebesserte G^brecher.

(AuS dem Englischen.)

(Fortsetzung.)

Charles war während der letzten Worte auf- gestanden; er ging einige Male unruhig vor Müller auf und nieder und sagte endlich, mit verschränkten Armen vor ihm stehend bleibend: Du sagst mir, Mül­ler, daß wir vielleicht morgen nicht mehr leben. Du hast recht, es mag ilch Mancher vor Abend den Kopf an den Mauern von Chapnltepec eingerannt haben und wir können auch darunter sein. Du sagst auch, daß ich verschlossen bin, und daß Du durch Deine Mittheilungen in meiner Achtung gewonnen. Alles recht, Müller; doch gerade weil ich Dich achte u. als Freund verehre, habe ich es bisher nicht gewagt, Dir Mittheilungen zu machen, die mir wohl Deine Freund­schaft rauben werden. Doch um Dir zu zeigen, daß ich Dir traue, wie keinen anderen Menschen auf Er­den, und daß ich glaube, daß Da Herz und Verstand genug besitzest, mein Bestreben anzuerkennen, den Flecken, den frühere Verbrechen auf meinen Namen geworfen, wieder zu verwischen, weil ich Dir, selbst auf die Ge­fahr hin Deine Freundschaft einzubüßen, von meiner Vergangenheit in wenig Worten Rechenschaft ablegen.

Du wirst Dich erinnern, fuhr Charles nach einer Pause fort, daß uns die Zeitungen, welche Austin von seinen Verwandten aus Illinois gesendet wurden, die Neuigkeit brachten, daß es einem der Mörder des Colonel-Oaoenport auf Rock Island, der in Knoxville seinem Prozeß entgegen sah, gelungen sei, vom Ge­fängnis; zu entspringen, und daß eine Belohnung von 500 Dollars auf die Wiedereinbringung des abscheu­lichen Verbrechers, Robert Birch, gesetzt war, damit ihm mit einem Strick um den Hals alle Gelegenheit, weitere Verbrechen zu begehen doch auch die, sich zu bessern abgsschnitten werden möchte. Du wirst Dich gewiß der allgemeinen Aufregung, die dieser Nachricht folgte, erinnern, sowie, daß mehrere Kame­raden wünschten, ihnen möge dieser Birch in die Hände fallen, damit sie ihn, natürlich nicht der 500 Dollars wegen, dem Gesetze und dem Galgen überliefern könn­ten. Ich weiß, daß der damalige Sergeant Müller zu der Zeit die Bemerkung machte: Laßt dem armen Teufel doch seine Freiheit, die lange Haft mag ihn auf bessere Gedanken gebracht haben, jedenfalls zeigt sein Benehmen während seiner Jahre langen Gefangen­

schaft, daß er noch nicht ganz verloren ist. Sieh' nun, Müller, diese Deine Bemerkung machte nicht nur aus einem Verbrecher einen bessern Menschen, sondern gewann Dir einen Freund, der jeden Augenblick mit Freuden sein Leben hingiebt, um Dir dienen zu kön­nen. Sieh' Müller, dieser Freund, den Du gewannst und bessertest, und dieser Verbrecher, den die Kame­raden so gerne gehängt sehen möchten, bin ich, denn mein Name ist nicht Charles, sondern Robert Birch, der Dieb, der Räuber, der Mörder, den schlechte Er­ziehung und schlechtes Beispiel von Jugend auf in die Reihe der berüchtigten Räuber des Westens schleuder­ten, und der weder Verstand, noch Willen und Kraft hatte, sich aus dieser schrecklichen Laufbahn heraus zu reißen. Ja, ich bin Bob Birch, der Räuber, der es versucht, sich zu bessern und sich in einer ehrenhaften Laufbahn die Achtung seiner Mitmenschen zu verdienen strebt, der einen guten Menschen fand, dessen Leben er sich zum Vorbild nahm, dessen Freundschaft ihn glücklich machte und der denselben jetzt durch die Auf­deckung seiner ganzen furchtbaren Vergangenheit von sich fortgetrieben hat! --

Die letzten Worte des Unglücklichen waren mit zitternder gebrochener Stimme gesprochen, und die vor die Augen gedrückten Hände verbargen dem Freunde nicht die Thräneu, welche den Augen des reuigen Ver­brechers entströmten. Birch oder Charles, wie wir ihn fortan nennen wollen, war auf's Tieisie erschüt­tert; er hatte die Zeit seiner Unwürdigkeit wieder her­aufbeschworen, welche der schwere Kampf der Besse­rung, in den er sich in der letzten Zeit eingelassen, fast aus seinem Gedächmisse verwischt hatte. Er hatte jetzt die Gewißheit, daß der Mann, den er sich zum Vorbild genommen, der ihm Freund geworden war, und den er mit der ganzen Gluth seines Herzens liebte, oaß dieser Freund, für dessen Gegenliebe und Achtung er sein Leben zum Opfer geboten, daß dieser Mann ihn verachten und ihm seine Freundschaft ent­ziehen würde. Charles fühlte sich unendlich elend; doch er hatte sich in seinem Glauben an Müller ge­täuscht.

Müller war bei dem reuigen Geständnis; seines Freundes aufgesprungen, und in einiger Erregung, die fast der des Letzteren gleichkam, einige Male aus und abgegangeu, wie unschlüssig, ob er denselben in seinem Selbstbekenntnis; unterbrechen solle oder nicht. Dann blieb ec vor dem Zerknirschten stehen und ihm die Hände vor den Augen ziehend, öffnete er die Arme, um sie mit einem herzliche» Druck um den an seine Brust sinkenden Unglücklichen zu schließen.

Lange dauerte die Umarmung der Freunde und länger noch wahrte es, bis einer von ihnen seine Auf­regung soweit bemeistert hatte, seinen Gedanken Worte zu geben; dann sagte Müller:

Wie konntest Du an mir zweifeln, wie konntest Du, wenn Du mich wirklich für gut uud brav hiel­test, glauben, daß ich Dich nach einem solchen Ge- stäuduiß weniger achten und lieben würde? Ich habe Dich als einen braven Soldaten und guten Kamera­den geachtet und geliebt, doch tausend Mal lieber bist Du mir jetzt, da ich weiß, daß Du aus einem an­scheinend verhärteten Verbrecher zu einem rechtlichen Mann geworden bist, daß Du selbst ohne die Hälfe und Mahnungen Anderer die Kraft hattest, die Dich umstrickenden Bande des Lasters und der Sünde zu durchreißen und das selbst wieder zu bessern, was Deine Erziehung und Umgebung an Dir verdarb.

Die Unterredung der Freunde dauerte bis tief in die Nacht, uud in seinen fortgesetzten Bekenntnissen schmte Charles sich nicht, offen einzugestehen, daß zu­nächst nur die Furcht, von seinen früheren Genossen nicht mehr derselben Achtung behandelt zu werden, wie er als Staatszeuge gegen sie anfgetreten, ihn be­wogen habe, das Verbrechergewerbe sowie den Umgang mit Verbrechern, ebenso die Gegend, die der Schau­platz seiner bösen Thatsn gewesen, zu meiden u. unter einem falschen Namen in die amerikanische Armee ein­zutreten. Gerade diesen Stand zu wählen, habe ihn unter Anderm auch die Lust bestimmt, sich in einer kleidsamen Uniform zu sehen, denn er habe seine frü­here Eitelkeit auch jetzt noch nicht überwunden. Das Sprichwort: Böse Beispiele verderben gute Sitten, enthalte auch in seiner Umkehrung eine Wahrheit, denn durch das gute Beispiel seines Freundes seien allmälig seine bösen Sitten veredelt und er zu dem geworden, was er jetzt sei, d. h. nicht zu einem Tugend - Joeal, aber doch zu einem Manne mit redlichem Willen, sein ferneres Leben nur nach den Grundsätzen der wahren Ehre zu regeln.