Der Mörder ist in den Kleidern des Ermordeten entflohen. Der Inhalt der Behältnisse dcS Waibel liegt in den beiden Zimmern der Waibel'schen Woh­nung zerstreut, so das; ein Raubmord vorznliegen scheint. Am Auskommen der beiden noch lebenden Kinder wird gczweiselt.

Horb, 31. Dez. Gestern Vormittag wurde die Restauration von I. Schneider Hahn an Albert Gehler, früherer Besitzer dcS Gasthofs zur Krone in Horb, um die Summe von 23 000 verläuft.

Reutlingen, 30. Dez. Die Neuwahl eines Landtags-Abgeordneten der Ritterschaft deS Schwarz- waldkreiseo au Stelle des im Staatsdienst beförder­ten Frhrn. W. v. Gültlingcn findet am 13. Jan. n. I. hier statt. (N.-Ztg.)

München, 28. Dez. Wie diePayr. Ztg." hört, sollen in der vorigen Woche im hiesigen Mili- tärgefäuguis; drei Soldaten in einer Nacht erfro­ren sein. Bestätigung dieser Nachricht ist wohl zu­nächst abzuwartcu.

München, 29. Dez. Für die festliche Bege­hung des 700zährigeu Jubiläums deS Regentenhauses Wittelsbach in der Residenzstadt ist der Entwurf des Programms in den Gruudzügeu nunmehr festgestellt. Die Gesamtkosten sind auf 234,000 veranschlagt.

Witrlich, 27. Dez. Die Saujagdeu waren von den besten Erfolgen begleitet, indem in 4 Trei­ben nicht weniger wie 22 Stück Sauen und darunter mehr wie die.Hälse Bachen erlegt wurden.

Ein Unikum ist gegenwärtig im Dresdener Panopticum ausgestellt: eine Regulator-Uhr, die vollständig von Papier und Pappe gefertigt ist, d. h. nicht nur etwa das Gehäuse, nein das ganze Werk. Diese Uhr, die Sekunden-, Minuten-, Stun­den-, Monat- und Iahrzciger hat, geht völlig richtig. Sie ist das Produkt riesenhaften Fleißes eines in der Zwickauer Strafanstalt detinirt gewesenen Mannes.

Ein junge Dame in Saalfeto schrieb dem alten Moltke, sie sei stolz, denselben Geburtstag wie er zu haben und gratulire ihm. Der alte Herr dankte eigenhändig, schickte ihr sein Bild und fügte galant hinzu, er gratulire ihr, daß sie nicht in demselben Jahre wie er geboren sei.

Essen, 27. Dez. Der hiesige Cigarrenab­schnitt-Sammelverein beschenkte dieserTage 161 Knaben und Mädchen mit vollständigen Anzügen.

Berlin, 3l. Dez. DerReichanz." schreibt: Ter spanische Gesandte übermittelte dem aus­wärtigem Amte zehntausend Mark, weiche der König von Spanien auS seiner Schatulle den Nvthleiden- den Dberschlesiens spendete. Der kaiserliche Gesandte in Madrid wurde durch den Draht beauftragt, für diese hochherzige Gabe den lebhaften Dank des Kaijers auszusplechen.

Berlin, 3l. Dez. Wie daS ,,-ragebl." hört, haben sowohl Präsident Grevy als auch der neue französische Ministerpräsident Freycinet cs verwei­gert, das DemiisivnSgesuch des Grafen St. Ballier anzunehmen. Uebrigens soll der Botschafter trotzdem ans seiner Entlassung beharren, da er dieselbe schon aus dein Grunde wünscht, weil er mit der inneren Politik nicht einverstanden ist, welche z. B. in der Schul- und Unterrichtsfrage vom Minister Ferry verfolgt wird und weil Gruf St. Ballier in seiner Eigenfchast als Senator eventuell sich gezwungen fühlen würde, gegen die Regierung zu stimmen.

Berlin. Die Gerüchte von einer beabsichtig­ten Abänderung des Preß- und Vereinsgesetzes sind unbegründet, dagegen ist man von mittelstaatlicher Seite unter Führung Sachsens bemüht, eine Modi­fikation des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz herbeiznführen, und überhaupt die Freizügigkeit zu beschränken.

Der Marine steht in kurzem ein bedeutsamer Zuwachs bevor. Den PanzerschiffenSachsen" und Bayern" wird sich im Frühjahr nächsten Jahres ein neuer Panzer-Koloß als Vertreter der Serie der zur offensiven Vertheidigung unserer Küsten bestimmten Ausfallscorvetten" anreihen, welche nach dem Flotten- Gründungsplan im Ganzen durch sechs dieser schwe­ren Panzerfahrzeuge repräscntirt werden soll, von denen vier für den Danziger Kriegshafen als Ans- sallsgeschwader bestimmt sind. Das neue Schiff, die Panzer-CorvetteWürttemberg" wird gemäß des für seine Klasse entworfenen Programms keine Take­lung führen, ausgestattet mit allen Fortschritten der modernen Sec-Kriegstechnik seinem offensiven Zweck eine gewaltige Wehrkraft bieten und die größte Ge­fechtsstärke unter allen übrigen Typen unserer ge­

panzerten Fahrzeuge repräsentiren. Seine Armirung wird aus einem Gnßstahl - Geschütz des schwersten Kalibers und vier 26-Centimcter-Geschützen bestehen.

Metz, 27. Dez. In der Nähe von hier wurde ein Landbricfträgcr von einem Wolfe angefallen und total anfgezchrt. Man fand blos noch Ueberreste von Knochen des Unglücklichen.

Frankreich.

Paris, 30. Dez. Gutem Vernehmen nach hat auch der französische Botschafter in Konstantinopel, Fonrnier, sein Entlassungsgesnch eingereicht. Ein Gleiches wird von dem Botschafter in Petersburg, General Chanzy, erwartet. (St.-A.)

Spanien.

Madrid, 31. Dez. Der Attentäter ist ans Galizia gebürtig, er wohnte erst seit kurzem in Mad­rid. Es heißt, er habe Mitschuldige. Drei andere Personen sind verhaftet. Der zweite Schuß gieng dicht am Gesicht der Königin vorbei. Die Mord­waffe war ein kleines Doppelpistol. Der König wohnte gestern Abend der Vorstellung im Opernhanse bei. DaS diplomatische Korps beglückwüntschte das KönigSpaar noch gestern Abend, die Senatoren und Depnrtilen heute. (St.-A.)

Madrid, 31. Dez. Auf den Kanarischen In­seln fanden am 21. d. bedeutende Ueberschwemmuugen statt, die große Verwüstungen anrichteten. Häuser

find cingcstürzt, die Erne ist vernichtet. (N.-Z.)

' -- . . > -

Jer Franrsserrfeiertag 1848.

Samstag, den 25. Marz.

^ (Fortsetzung und Schluß.)

/' Flüchtlinge von Freudenstadt her brachten die Machricht nach Altenstaig am 24. März. Der erste Ankömmling war ein Wirth von Psalzgrasenweiler, welcher seine Frau bei ihren Eltern in Sicherheit bringen wollte. Er erzählte, daß 8000 Franzosen im Anmarsch seien, der Schultheiß von Ueberberg hielt Kriegsrath mit einem Veteranen von 1814 n. 1815. Dieser gab sein Votum dahin ab, daß cs nur blinder Lärm sei, da man gar nicht so marschiren könne, wie die Nachrichten lauten. Dessenungeachtet wurde ge­rüstet. Samstag den 25. März kam Befehl vom Oberamt Nagold, daß alle Gemeinden des Hinteren Waldes sich in Altenstaig sammeln sollen, von wo aus man den Feind auf der Enzstaige erwarten wolle, einem Defil«, in dem etliche Hundert gute Schützen ein ganzes Armeekorps a ifznhnlten im Stande wären. Auf einein Edelsttze in der Nähe von Nagold war von Einheimischen das Archiv gestürmt und die Akten demselben entrissen worden. Dem Commandanten der Nagolder Stadtgarde war es gelungen, ohne Bl rt vergießen die Ruhe wiederherznstellen und die Akten zurückzubekommen. Zwei Tage später aber, am 24. März, wollte es ihm nicht getingen, seine Garde von einem Sturm auf die Redaktion des Wochenblattes abzuhaiten zur Rache für schlechte Witze, welche sich dieses Blatt über die Garde erlaubt hatte. Eben war er bemüht, seine Leute durch Versprechen von Satis- faction zu beruhigen, als der Amtsdieuer herantrat mit der Weisung au den Commandanten. sogleich beim Oberamtmann zu erscheinen. Dieser, in äußerster Aufregung, hielt ihm einen Brief hin mit den Wor­ten:Da lesen Sie!" Es war ein Schreiben vom Oberamt Freudenstadt, welches durch Estafette an das Ministerium des Innern abgieng und worin gemeldet wurde, daß nach soeben erhaltener Mittheilung des Oberamts Gernsbach 20000 französische Arbeiter bei Straßbnrg über den Rhein gegangen seien und sen­gend und brennend vorrücken. Der Commandant fürchtete, die Garde werde Schwierigkeiten im Dienst machen, bis ihr Satisfaction gegeben sei. Doch bald wirbelten die Trommeln durch die Stadt, die Bürger­glocke tönte dazwischen. Alles eilt durcheinander. Die Garde, vor dem Rathhaus aufgestellt, erhält scharfe Patronen. Die übrigen Bürger bewaffnen sich mit allen möglichen Schieß-, Schlag- und Stich-Gewehren. Noch am Abend konnte vor der Hauptwache Muste­rung über etwa 200 Mann gehalten werden. cSta- fetten eilten in die Nachbarorte, um die Mannschaften aufzubieten. Nachmittags erschien der Schultheiß von Effringen und der Rathsschreiber von Schönbronn mit der Erklärung, daß ihre Mannschaft bereit sei, nur bitten sie um vorläufige Abgabe von je 20 Gewehren bis zur Einführung der allgemeinen Volksbewaffnung. Auch die Gemeinde Ebhausen bittet um 50 Stück, die von Gültlingcn zeigt an, sie können sich nicht mit Stöcken vertheidigen und verlangt 50 Schießgewehre. Die Mannschaften rücken nach einander an. Nachts

kommt noch eine Abtheilung mit Fackeln. Bei ihrer Musterung stellt sich aber heraus, daß sie nicht minder Uebermachung bedürfen, als die Franzosen. Man gab ihnen Erfrischung, daß sie gut thaten, führte sie zur Hauptwache und legte ihnen nahe, sich ruhig zu ver­halten, bis sie weitere Ordre bekommen. Noch am Tag hatte man an allen öffentlichen Gebäuden Wa­chen aufgestellt, ebenso eine stärkere an der Straße, auf welcher die Feinde erwartet wurden, nach allen Richtungen Pikete und Patroullen geschickt. Es wurde sogar ein Hohlweg verbarrikadirt, so daß die Fran­zosen gcnöthigt gewesen wären, denselben rechts und links zn umgehen. Dazwischen hinein wurde von oben herab Popularität getrieben durch Anbieten von Prie­sen und Cigarren. Was jeder für den wertvollsten Besitz hielt, wurde vergraben, wobei mau die Vor­sicht beobachtete, die damit Beauftragten so lange in Kost und Logis zn behalten, als die Werthe dem dun­keln Schooß der Erde anvertraut blieben.

Mit Anbruch der Nacht wurde Loosung und Feldgeschrei ausgegeben, sowie der strenge Befehl, ohne Erlaubnis; des Commandanten Niemand durchznlassen. Bald ziehen von allen Seiten her Omnibusse, Chaisen, Wagen mit schreckenerfüllten Insassen in dem Kostüm, das sie gerade bei Ankunft der Botschaft auf dem Leib hatten, mit eilig zusammen zeraffteu Habseligkeiten, alle auf der Flucht nach der Residenz schnell, nur schnell. Da mitten ans dem mit Fakeln grell erleuchteten Markt­platz wird ihnen plötzlich ein schreckliches Halt! zugc- rufen. Ohne Zweifel wac die eilige Flucht schon zu spät und sie sind dem grausamen Feinde in die Hände gefallen. Doch es gilt nur einen genauen Bericht über Woher? Wohin? und die Personalien, dann werden sie mit einem strengenPassirt!" entlassen. Mit An­bruch des Morgens am 25. März schwirrten allerlei Gerüchte umher, Oberndorf stehe in Flammen, Horb ei bedroht, ja im Enzthal sei ein Rothhose gesehen worden. Uni 9 Uhr ertönt wieder die Allarmtrom­mel. Eine Stafette hatte vom Stadtschultheißcnamt Altensiaig die Nachricht gebracht, daß aus Hornberg die Meldung cingelanfen, in der Nähe von Calmbach nche französisches Volk einzudringen. Wenn Militär in Nagold cingetroffen, möchte das Oberamt dafür orgen, daß 100 Mann Infanterie dorthin gesandt werden. Garde und Bürger stellen sich auf mit dem Bewußtsein, daß die nächste Stunde den Kampf aus Leben und Tod bringe. Zugleich fährt mit Extrapost eine Deputation nach Stuttgart, um beim Kriegs- Ministerium einige Compagnien Militär- und womög­lich auch Gebirgskauone» zu erbitten. Ein Bericht vom Qberamt ersucht dabei aufs dringendste K. Kriegs- Ministerium bestimmen zu wollen, daß zum Schutz von Leben und Eigenthum unverzüglich Truppen ab- gesaudt werden.Einstweilen versuchen wir mittelst Burgerwehr, aber leider ohne gehörige Bewaffnung, die Eindringlinge abzuwehren." Das Ministerium wies Waffen aus dem Arsenal an und versprach wei­tere mit dem Bemerken, daß die Gerüchte aus der Luft gegriffen seien. Viertelstunde um Viertelstunde verrinnt, kein Feind zeigt sich, die Spannung läßt nach. Die Ruhe kehrt zuerst beim Commandanten wieder ein und pflanzt sich auch auf die übrigen fort, als er ausführt, wenn entlassene Arbeiter anrücken, so werde am Ende mit Sauerkraut und Speck inehr auszurichten sein, als mit Gewehr und Säbel. Der Tag vergeht unter immer noch allarmirenden Gerüch­ten. Am 26. März wird beschlossen, einen Reiter in der Richtung gegen Freudenstadt auszusenden mit dem Auftrag, seinen Ritt solange fortzusetzen, bis er den Feind mit eigenen Augen gesehen. Zu diesem gefähr­lichen Wagniß erbietet sich ein Rechtsanwalt. Er kehrt aber mit der Nachricht zurück, daß alles nur blinder Lärm sei. Das alltägliche Leben tritt wieder in seine Rechte und bald behauptet Jeder, nie an die Geschichte wirklich geglaubt zu haben. Der Oberamtmann hatte 2 Nächte mit Berichterstattung und Beantwortung eingelaufener Schreiben zugebracht.

Als in Rohrdorf die Nachricht eintraf, wurde ebenfalls bewaffneter Widerstand beschlossen, ehe mau sich auf Made und Ungnade ergebe. Die verschie­denartigsten Waffen wurden hervorgeholt, unter welchen geradegestellte Sensen eine Hauptrolle spielten. Die Nachricht traf ein, daß die Franzosen den Kniebis erstiegen hätten und Freudenstadt in Flammen stehe. Darauf hin schickte das Schultheißenamt einen Bauern ab mit dem bestimmten Befehl, auf der Straße gegen Freudenstadl dem Feind so lange entgegenzureiten, bis er ihn zu Gesicht bekommen, dann aber schleunigst umzukehren und zu rapportiren. Unterdeß suchte je-