Spitalmnllers Theodor Sigrist, in geringer Ent fernnng von der Stadt gelegen, beinahe vollständig nieder. >N. T.)

Die Karlsruher Maschinensalnik hat sich ans Mangel an Arbeit genöthigt gesehen, abermals eine grössere Zahl von Arbeitern zu entlassen and die übrigen mir halbe Zeit arbeiten zu lassen.

Ein Kaufmann in 2. in Süddcntschland hat eine Idee gehabt: er stellte weibliche Reisende an, um Geschäfte zu machen »nd an Gehalt, Spesen u. s. w. zu sparen. Ist das nicht ein Zeichen der Zeit? In G. habe ich selbst mit einem weiblichen Zeichen der Zeit nnd 12 männlichen Entlegen im Gasthose gesessen und gegessen und unter uns allen hatte das jungfräuliche Zeichen der Zeit die besten Geschäfte gemacht. Warum auch nicht? Zieht man doch ein junges, hübsches Mädchen immer gern, lind kaust ihr'folglich auch etwas ab. Für sog. Eonsektions- artikel namcmlich Damen, denen vom Wickelkissen an der Puh im Kopse neckt, wie geboren, und an Ge­läufigkeit der Zunge i Haupterfordernis; eines Reisen­dem sehlts wie allbekannt Damen auch nicht. Das betr. Hans hat bereits 7> Damen als Reisende ein­gestellt and soll sich sehr gut dabei stehen. Uns männlichen Reisende» will ich nur wünschen, das; der Erfinder ein lOOjühriges Patent ans seine weiblichen Reisenden genommen hat, damit es kein Eoncurrent nachahmen kann: sonn sind wir alle -- psrän.

In die Frohnvcsle zuKronach wurde dieser Tage eine Weibsperson ans Bodelstadt bei Sehlach verbracht, welche beschuldigt in, ihr neugeborenes Kind getödtet unb dann den Hunden vorgeworfen zu haben.

Bromberg, 4. März. Tie Ostbahn beschäftigt jetzt auch Frauen und sonstige weibliche Angehörige der Bahnwärter. Dieselben müssen Signale geben, die Barrii-ren vor Passiven der Zuge schlichen und die chrer Aussicht anvertranten Uebenvege bewachen und reinigen. Als Abzeichen tragen sie eine schwarz und weih gestreifte, zum Zuknöpfen eingerichtete Binde um den rechten Arm.

Leipzig, ä. März. DerUnterstühnngs Verein deutscher Buchdrucker-Gehilfen" wurde aus Grund des Sozialistengesetzes aufgelöst. Der Verein zählt in ganz Deutschland ca. 7000 Mitglie­der und hatte bereits seine Aufnahme in das Ge- nossenichasts Register Sachsens beantragt. Ter lln- terstützuugsverein bestand aus zahlreichen, zum Theil sehr alten Kranken , Invaliden-, Wittwen-, Waisen-, Sterbe find Reiseunterstntznngs-Kassen.

In Greiz ist eine Frau in Folge der Metho­disten Predigten in Tobsucht verfallen und in die Irrenanita! t in Hildbnrghansen gebracht.

Berlin, ä. März. Der Abg. Reichensperger brachte, vom Zentrum unterstützt, einen Gesetzentwurf gegen den Wucher ein. Darnach beträgt die Höhe der gesetzlichen Zinsen bei Handelsgeschäften 0, bei alten anderen Geldfordernngen ö Prozent jährlich. Bei Darlehen, welche ein Kaufmann empfängt, kön­nen 0 Prozent jährlich bedungen werden. Kanflentcn sind gleichgestellt: eingetragene Erwerbs- und Wirt!;- schattsgenossenschaften, gewerbliche Hilsskassen und ans Gegenseitigkeit gegründete Versicherungsgesellschaften. Bis 8 Prozent kann der Zinssatz erhöht werden, wenn der Amtsrichter die Angemessenheit dieses hö­heren Zinssatzes nach obwaltenden Verhältnissen be­scheinigt. Ferner enthält der Entwurf eine Beschrän­kung der allgemeinen Wechselfähigkeit. Für den Fall der Ablehnung dieses Gesetzentwurfs schlägt Reichen­sperger einen Zusatz znm Strafgesetzbuch vor, wonach derjenige, der bei Gewährung von Kredit sich einen die Höhe des landesüblichen Zinssatzes unverhält- nitzmätzig übersteigenden Vortheil an Zinsen bedingt, mit Gefängnis; bis zu einem Jahre oder bis 3000 bestraft wird.

Berlin, 6. März. Das Allerhöchste Gebnrts- fest Sr. Maj. des Königs von Württemberg wurde von den hier anwesenden Württcmbergern in Liebe utid Verehrung und mit warmer Begeisterung be­gangen. Den Trinksprnch auf den allergnädigsten König brachte der Gesandte, Staatsrath Frhr. v. Spitzcinberg, aus.

Berlin, 8. März. Der Entwurf des Tabak- stenergesctzes wird in Kurzem als preusj. Antrag dem Bnndesrath zugehen. Die Einbringung im Reichstag dürfte noch vor Ostern erfolgen. Die Tariskommission hofft ihre Arbeiten in dritthalb Wochen zu beendigen; über die bezüglichen Vorlagen dürfte der Bundesrath noch vor Ostern sich schlüssig machen und die Ein­

bringung derselben im Reichstag kurz nach Ostern erfolgen.

Berlin, 6. März. jR^ch^hF Schwarze bringt mit Unterstützung anderer Mitglieder der Reichs- Partei, an deren Spitze Fürst Hohenlohe-Langenburg, den Antrag ein, die Geschäftsvrdnungskommissivn zu beauftragen: l) dem Reichstage Vorschläge zu unterbreiten, welche geeignet wären, durch Ergänzung der Disziplinarvorschrifteu der bestehenden Geschäfts ordnung gegen Verletzungen der Ordnung ein wirk­sameres Einschreiten als bisher zu ermöglichen, insbesondere den Schutz außenstehender Personen gegen ehrverletzende Angriffe innerhalb des Reichstags zu vermehren: 2) einen gutachtlichen Bericht an den Reichstag darüber zu erstatten, ob und inwieweit im Wege der Gesetzgebung für die Geltungsdauer des Sozialistengesetzes ein Verbot zu erlassen sei, solche im Reichstag gethane Aeutzernngen, in welchen auf den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesell schaftsordnung gerichtete Bestrebungen zu Tage tre ten, durch die Presse zu verbreiten,

Berlin, 6. März. Ucber den Prozess Pas- sanante wird demBerl. Tgbl." ans Neapel, ö. d., gemeldet: Heute Morgen um 4 Uhr wurde Pas- sanante ans dem Kerker von San Francisco nach Kästet Eapnauo, dem Sitz des Gerichtshofes, gebracht. Passanante sagte während der Ueberführnng:Es ist doch sonderbar, das; mein Prozeß so lange dauert. Ich müsste schon längst zu Asche geworden sein." Der Berichrersiatter desB. T." hatte eine lange Unterredung mit dem Vertheidiger Passanante's, dem Advokaten Tarantini, und konnte ebenfalls Original­briese Passanante's an Tarantini durchlesen. Passa­nante protcstirt in denselben dagegen, das; er Mitglied der Internationale sei und er sagt ausdrücklich, das; Vaterland, Freiheit nnd Arbeit" sein Wahlspruch sei. Ec verurtheilt die italienische Regierung hart wegen der Verschwendung des National-Reichthums, verschmäht jede Hoffnung, der Todesstrafe zu ent­gehen nnd schließi den Brief mit der grössten Seelen­ruhe, indem er sagt:An meinem Leben ist nichts gelegen: mein Geist aber wird fortleben." Einem weiteren Gespräche mit Tarantini verdankt der Re­ferent folgende Details: Passanante fasste den Ent­schlich, den König zu ermorden, erst am Morgen der That. Angesichts des ungeheuren Volks-Elends in Neapel hätten die Begeisterung der Bewohner nnd die Unkosten für den Empfang der Majestäten seine Indignation erregt: er habe sich gesagt:Hnmbert hat in seiner zehnmonatlichcn Regierung nichts gethan für das Volk!" Passanante verkaufte an demselben Morgen seine Jacke, um sich einen Dolch kaufen zu können und hoffte, der Tod des Königs werde die Zchilderhebung der Republikaner herbeisührcn. Er führte einen zweiten Dolchstos; nur deshalb nicht, weil der AuSruf des Königs:Ol; Di»! DioG fO Gott! Mein Gott'.j ihn urplötzlich erschüttert und entmuthigt habe. Er erinnere sich nicht, das; Eairoli ihn bei den Haaren gepackt habe. Weder aus seinen Briefeil noch Gespeichen ist irgendwelche Rene er­kennbar : aber auch nirgends ein Zug eynischer Roh­heit. Er verbring: den Tag mit Schreiben, seine Aufzeichnungen kennzeichnen sich durch einen mystisch- inoralischcn Bibclton, auch ist sein Auftreten bescheiden und ist er vollständig von seiner Mission als Refor­mator überzeugt.

Berlin, K. März. DemTnpblcitt" wird cmS Neapel vom 7. gemeldet: In der gestrigen Zitznng meldete der Ber- thcidiger Tarantini dem Gerichtshof den Wunsch Passanante's wegen übergroßer Ansregung der Sitzung nicht beizuwohnen. Der Gerichtspräsident entsendet den Kerkermeister und den Thiir- steher in das Gefängnis; behufs persönlicher Aufforderung und Befragung Passnnaute's. Nach einer halben Stunde meldet der Kerkermeister, das; Passanante erscheinen will. Passanante kommt mit der Mutze ans dem Kopf in den Saal. Er bietet einen erschütternden Anblick. Der gestern noch so selbstbewußte Mensch ist heute völlig gebrochen. Er sinkt weinend und schluchzend ans die Anklagebank, verhüllt das Gesicht nnd versteckt sich vor Angst zitternd hinter einer Säule. Es spielt sich eine erregte Scene ab. AuS dem Publikum selbst werden Stimmen laut, welche dem Angeklagten Mnlh znrufen. Man beginnt die Ver­lesung des Gutachtens der Arzte. Das Gutachten erhärtert, das; Passanante bei vollem Verstände sei.

Berlin, 8. März. Die Rinderpest ist nun­mehr im ganzen Reichsgebiet erloschen.

Berlin, 8. März. Seine Majestät der Kai­ser glitt gestern Nachmittag beim Promenircn auf glattem Parquetboden aus und zog sich eine leichte Eontusion der rechten Hüfte zu. Nach gut vollbrach­ter Nacht nahm der Kaiser heute in gewohnter Weise die regelmässigen Vorträge entgegen.

Berlin. In seinen letzten Sitzungen am 4.

und 5. d. Mts. beschäftigte den Reichstag der, man darf wohl sagen vielverrufene Entwurf der Reichsre- giernng betreffend die Strafgewalt des Reichstages über seine Mitglieder. Das Schicksal des Gesetzent­wurfs, der nicht einen einzigen Freund im Hanse fand, außer den Mitgliedern der Regierung und Herrn v. Kleist Retzov, war nicht zweifelhaft. Nach der gestri­gen zweiten Bemühung erfolgte die Ablehnung der vier ersten Paragraphen und damit, wie der Präsident ausdrücklich heroorhob, auch die Ablehnung des ganzen Gesetzes.

Dem Reichstage dürften in den nächsten Ta­gen zwei neue Vorlagen zngehcn: ein Gesetzentwurf betr. die Anzcigepflicht bei ansteckenden Krankeitcn; ein Gesetzentwurf betr. den Schutz nützlicher Bügel. Die Hauptthätigkeit des Reichstages wird in den nächsten Tagen in den Commissionen liegen, welche namentlich die Theile des NeichShaushalts zu bera- then haben, welche nicht zur Einzclbcrathnng im Plenum bestimmt sind. Dem Bnndesrathe sind 2 neue Vorlagen zngegangen: ll ein Gesetzentwurf betr. die Entlastung der Bezirke von den Kosten der Einrichtung und Erhaltung der Gefängnisse. Es soll dieses Onus mit den Rechten an Grundstücken der Gefängnisse ans das ganze Land übergehen; 2) ein Gesetzentwurf betr. die Anfechtung von Rechtshand­lungen eines Schuldners außerhalb des Cvncnrsver- sahrens. Das Gesetz ist eine Ergänzung der Eon- enrsordnung und besteht anS 12 Paragraphen.

Bei der Verlegung der elsaß-lothringischen Regierung von Berlin nach Straßburg würde, nach derNat.-Z.", ein kaiserlicher Statthalter als ein nach Instruktion der Reichsrcgiernng handelnder Beamter die Regierung des Landes mit einer Anzahl verantwortlicher Räthe ob mnn sie Minister nen­nen will, bleibt gleichgiltig - führen. Ter Landes- ansschns; würde eine Verstärkung seiner Zahl erhalten müssen: auch das Recht der Initiative könnte ihm nicht vorenthatten werden. Die Rechte des Reichs­tages zum nothwcndigen Eingreifen müßten natürlich bestehen bleiben, namentlich die Befugnis;, Gesetze zu beschließen, die im Interesse des Reiches liegen und die der LandeSausschüß ablchnt. lieber die Persön­lichkeit, die man als kaiserlicher Statthalter zu denken hätte, ist es überflüssig, jetzt schon zu verhandeln: nur soviel scheint klar, daß der Gedanke, eine solche Stellung von einem königlichen Prinzen bekleiden zu lassen, sich bereits als nicht durchführbar dargestellt hat. Wir rcgistriren lediglich als ein viel verbreitetes Gerücht, das; der Stellvertreter des Reichskanzlers, Graf Stvlbcrg-Weringerode in dieser Richtung genannt wird.

A us Westsal cn, 26. Fcbr. Mehrere Zeitun­gen veröffentlichen vor Kurzem folgende Anzeige: Eine Fabrik sucht 270 fleißige Arbeiter. Verdienst täglich 5 Auskunft bei Herrn Filhaut in Haste bei Osnabrück. Für Antwort eine Freimarke erbeten." In Folge dieser Annonce haben Arbeiter aus den Kreisen Paderborn und Dortmund ihre Arbeit auf- gegeben und sind nach Osnabrück gereist. Eine große Anzahl anderer Arbeiter hatte schriftliche Anfragen unter Einsendung einer Zchnpfennig-Marke nach Haste gerichtet. Jetzt hat sich herausgestellt, das; der vor einigen Tagen in Osnabrück zur Hast gebrachte Fil­haut ein Arbeiter ohne Beschäftigung ist nnd nur zu dem Zwecke veröffentlicht hat, um sich in den Besitz von Zehnpfennig-Markcn zu setzen.

In Saarbrücken haben am 3. März die Ver­handlungen des Zuchtpolizeigcrichts über die Mnr- pinger Wunder begonnen. Es sind über 170 Zeu­gen vorgeladcn und erschienen, darunter der frühere Redakteur derGermania", Majunke, und die Gräfin v. Spce. Beschuldigte sind es 21, angeklagt wegen Landfriedensbruch, Betrug u. s. w. Die Verhöre werden voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen.

OesterreichUngarn.

In Wiener-Neustadt hat letzten Mittwoch der Schustcrmeister Jakob Böhm seine 3 Kinder und dann sich selbst erschossen. Er führte an dem ge­nannten Tage seine 3 Kinder, 2 Knaben und 1 Mädchen, im Alter von 3, 8 nnd 9 Jahren, in den Akademiepark, verband ihnen die Augen nnd schoß sie dann nieder; zuletzt jagte er sich selbst eine Ku­gel durch den Kopf. Man glaubt, daß mißliche Ver­hältnisse den Mann zu dieser wahnsinnigen That getrieben haben. Er hinterläßt eine Wittwe, die sich in anderen Umständen befindet.

Teplitz, 7. März. Seit gestern Abend ist so