schriftlichen Krisis zu leiden haben, gut gehen müssen. In dem Augenblicke, wo Amerikadie Klappe zu­machte" sich vom Freihandel-System lvssagte, sei es ihm besser gegangen. Es sei richtig, das; er früher sich um wirthschastliche Fragen nicht gekümmert habe. Er habe nichts zu anwvrten gewußt, wenn ihn Je­mand um den Stand des schwedischen Eisens gefragt Hütte. Auch in der Vvlkswirthschaft gebe es keine feststehenden Normen. Ans die parlamentarischen Verhältnissen übergehend, meinte Bismarck, das; Richter ihn fortwährend angreife; dies rühre ihn aber nicht sehr, wie er sich denn auch vorgenommen habe, Richter auch nicht mehr zu antworten. Er fder Reichskanzlers müsse es sich gefallen lassen, wenn die Feinde ans ihn schießen. Wehe thäte es ihm aber, wenn auch die Freunde ans ihn schössen. Es ist kein Glück für die parlamentarischen Versammlun­gen, das; eine so große Anzahl von Abgeordneten immer wieder kämen: denn sie würden dadurch viel weniger Vertreter der öffentlichen Meinung, als viel­mehr ihrer eigenen Meinung und Interessen. Es sei durchaus wünschenswerth, wenn die Berufs-Abgeord­neten weniger zahlreich anflreten und mehr -durch frisches Blut ersetzt würden. (Fr. I.)

Die Nvrdd. A. Z. weist auf die von der an­tideutschen Presse Rußlands, namentlich vom Golos gegen Deutschland geführte heftige Sprache hin und reprodnzirt einen Auszug auS dem Leitartikel des GoloS vom 22. v. M., sowie einen Passus ans der Moskauer Z. vom DO. v. M., worin es heißt: das Gerede von dem durch Fürst BiSmarck beabsich­tigten Zollkriege gegen Rußland finde Bestätigung in der Thronrede vom 12. v. M. Tie Nordd. Ä. Z. fügt hinzu, cs sei merkwürdig, in welchem Maße bei den Russen das Sprichwort vom Splitter im Auge des nächsten und Balken im eigenen Auge zu­treffe. Nachdem rnsfischerscits gegen Deutschland seit 50 Jahren die drückendsten Zollmaßregeln bis zum hermetischen Grcnzbeschluß anSgeübt worden, erscheine dort der Gedanke sehr unsäglich, das; das allezeit duldende Deutschland auch nur mit der Absicht um­gehen könne, seine eigene Produktion mit dem aller­geringsten Schutz zu umgeben.

Metz, 27. Febr. Wie zahlreich die Wölfe noch in unserem Bezirk vertieren sind, ergibt sich da­raus, daß das hiesige Bezirkspräsidinm von 1872 bis Ende 1877 3293 ^ an Schußprämien bezahlt hat. Im vorigen Jahre kamen 800 c,R. für 66 er­legte Wölfe zur Auszahlung. Trotzdem sind letztere immer noch in großer Anzahl vorhanden und dürften auch so bald nicht auSzurvtten sein.

Dänemark.

Kopenhagen, 26. Febr. In Folge neuerli­chen sehr heftigen Schneegestöbers ht in ganz Dä­nemark der Eisenbahnbetrieb eingestellt; die Ankunft von Posten ist heute nicht zu erwarten. Der Eis­transport zwischen Seeland und Falster ist ebenfalls eingestellt.

Italien.

Nom, 26. Febr. Der Qrkan wüthet fort. Venedig ist von einer Springflut!) ganz überschwemmt. Ans Neapel werden starke Seennfälle im Golf ge­meldet. Ter Vesuv spie einen großen Aschenregen. Gestern beim Sonnenaufgang war der Himmel feuer­rot!) ; es trat ein mehrfaches nachhaltendes Erdbeben ein. Der Telegraphendienst nach Kalabrien, Silizien und Frankreich ist unterbrochen. In Genua wurden von den herabstürzendcn Dachziegeln verschiedene Men­schen erschlagen. Hier fand beim Sonnenaufgang ein furchtbares Hagelwetter statt.

Frankreich.

Paris, 1. März. Frankreich verstärkt seine Mittelmeerflotte und ertheilt ihr den Auftrag, im Acgüischen Meere zu demonstriren.

Paris. Anläßlich des gestrigen Beschlusses der Deputirtenkammer, zu welchem sich die Rechte und änsserste Linke verbanden, um Vertagung der bctr. Interpellation aus Montag zu bewirken, halten einige Journale die Existenz des Kabinets für gefährdet.National" will bereits voraussehen, wie die Radikalen die Nachfolge der conservativen Republikaner antreten. Ein Artikel Girardins im France" dringt auf Bildung des Kabinets^Gambetta. England.

Die Stadtvertretung von Dublin hat der Kai­serin Elisabeth von Oesterreich eine zweispännige Equipage als Zeichen ihrer Freude über die Anwe­senheit Ihrer Majestät in Irland zum Geschenk gemacht.

Rußland.

St. Petersburg, 28. Febr. S. K. Hoheit derGroßfürh Wjatscheslav Konstantinowisch, Sohn des Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch und Bru­der Ihrer Kaiser!. Hoheit der Herzogin Wera von Württemberg, ist gestorben. (Der verewigte Groß­fürst, geh. zu Warschau am 13. Juli 1862, war der jüngste der Söhne des Großfürsten Konstantin, und Ehef des Murowschcu Infanterie-Regiments Nr. 21).

Der russische Thronfolger hatte aus einen der letzten Tage einen Ball angcsagt. Um 8 Uhr Abends ward das Fest abbestellt. Natürlich forscht Alles nach Gründen für diesen plötzlichen Entschluß. Man erzählt, der Thronfolger habe den Großfürsten Nikolaus, den weiland Obcr-Kommandirendcn und eitdcm wegen der bekannten Unterschlcife in der Ar­mee arg comprvmittirten Bruder des Czars nicht eingcladen. Der Kaiser habe Das vorher erfahren und den Thronfolger fragen lassen, warum er den Onkel nicht eingeladen. Der Thronfolger habe er­klärt, er könne diesen Mann nicht zu sich einladen und werde es nicht thnu, worauf der Kaiser seiner- eits erklärte, er habe den Mann zum Ober-Kom- mandirenden gemacht und werde durch eine solche Behandlung daher mit verletzt, könne also auch nicht zum Ball erscheinen. Darauf Absage des Balles beim Thronfolger, der die Absage des beim Kaiser zum Freitag angesetzten Balles folgte.

Amerika.

Nach Berichten amerikanischer Blätter hat der weltberühmte Eisenberg in Missouri im Staate Minnesota jetzt einen ebenbürtigen Kollegen, den Eisenberg in der Gegend von Dnlnth am Lake Su- verivr erhalten. Nirgends in der Welt dürfte sich dieses Erz sowohl nach Quantität als Qualität in o überraschender Weise finden. Der Eiscnberg, oder richtiger gesagt, das Eisengebirge erstreckt sich 8 eng- ische Meilen in die Länge und ILs Meilen in die Breire, bei einer Höhe von 1200 Fuß über dem Niveau des Lake Superior. Das Material des Ber­ges soll theilweise aus reinem Eisen bestehen.

Handel H Ueekehr.

Mittlere Fruchtprcise per Centncr

vom 19. bis 22. Februar.

lernen.

Rogzen.

Gerste.

Haber.

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-4

-4

Biberach

9. 56.

8. 15.

7. sji).

5. 85.

Wange» . .

... 10. 89.

8. 98.

9. 63.

6. Oi).

Winnenden

... 8. 94.

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5. 26.

Jsny . .

... 11. 5.

8. 76.

6. 55.

7. 11.

Bopsingen

... 9. 89.

7. 20.

6. 90.

5. 38.

Edingen .

... 9. 71.

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5. 70.

Rvttweil .

... 9. 46.

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7. .

Ulm . .

... 9. 68.

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6. 95.

5. 78.

Urach . .

... 9. 80.

7. 12.

5. 53. (St.-A.)

Die neue -tUzO/g württ. Anleihe im Betrage von 15 (nicht 17) Millionen Mark ist gestern Nachmittag Seitens der K. Staatsregiernng und des ständigen Ausschusses' an dieselben Bankinstitute und Bankfirmeu, welche auch die letzten wnrtt. Staatsanlehen übernommen haben, begeben worden und zwar zum Preise von 101 ^ 40 für je 100 Nominalwerth.

Die letzte Hypothek.

(Fortsetzung.)

Ritter v. Meyer war in tadelloser Toilette, seine Wangen und sein Kinn waren scharf rasirt und schimmerten fast bläulich, die Oberlippe deckte ein kurz gehaltenes Bärtchen, seine dunklen Augen fuhren rast­los, wie dies bei den Genossen seines Stammes der Fall ist, in der Stube umher und spähten nach irgend Etwas, was von Interesse sein könnte.

Das trifft sich vortrefflich, begann Herr Peiser, daß ich Sie Beide, meine Herren, hier antreffe, da läßt sich die Angelegenheit leicht besprechen. Der Herr- Ritter v. Meyer aus Wien ist von dorther an mich durch einen dortigen Geschäftsfreund recommandirt worden, er will eine größere Besitzung mit Annehm­lichkeit kaufen, und da denke ich, können wir ihm leicht mit Rath und That beistehen.

Sie sind Landwirth, Herr v. Ritter? fragte Werner, ein leises Lächeln bekämpfend, als derRit­ter" über seine Lippen kam.

Vom Geschäft bin ich kein Landwirth, aber ich liebe das Landleben aus ganzer Seele. Ich habe in Wien an der Börse meine Thätigkeit und den Gewinn derselben lege ich von Zeit zu Zeit in Grund­besitz an.

Aber nehmen Sie mir nicht übel, Herr Ritter, wenn ich in Wien lebte, dann würde ich mir meine Güter in Böhmen, Ungarn oder anderen Ländern der Oesterreichischen Krone kaufen. Wie sind sie gerade hierher zu uns verlchlagen worden? fragte Werner.

Das thun wir Börsenmänner auch, mein ver­ehrter Herr, entgegnete der Ritter v. Meyer, aber es gehört jetzt zum guten Ton, auch im Ausland Grundbesitz zu haben. Man wechselt gern im Laufe des Jahres mit den Residenzen ab: ein Paar Wochen in Tyrol, dann in den Karpathen, dann in Böhmen, und endlich auf der Herrschaftim Auslande." Es giebt dies ein gewisses Relief, welchs nicht zu thener bezahlt werden kann.

Sehen Sie, murmelte Werner, dergleichen Lieb­habereien sind mir bisher unbekannt gewesen, die müssen Geld kosten.

Pah, erwiderte der Ritter von Meyer und schnippte mit den Fingern, Geld spielt bei uns in Wien an der Börse keine Nolle. Sie kennen doch den Schottenring?

Ich bedaure, nein, entgegnete Werner.

Das ist schade, fuhr der Ritter fort, dann kennen Sie ja Nichs. Also am Schottenring habe ich mein Palais, natürlich nur für mich allein, kein Miether darin, Marmorstufen in den Treppen und mächtige Spiegelscheiben in den Fenstern, kurz, Alles nobel eingerichtet.

Krieger und Peiser hatten während dieses Zwie­gespräches einander vielsagende Blicke zugeworfen. Dann begann Peiser:

Ich glaube, daß man Sie an mich als an die richtige Quelle adressirt hat, Herr Ritter; die Be­sitzung, die ich Ihnen mit meinem Freunde hier, Herrn Krieger, zum Ankauf offerieren kann, wird je­denfalls allen Ihren Ansprüchen entsprechen, und dies umsomehr als das Geschäft auch mit einer gewissen Rentabilität verbunden ist. Es trifft sich sehr glücklich, daß mir gerade Herrn Werner cmtreffen, denn dieser Herr war früher lange Besitzer von dem Gute und wird Ihnen Alles bestätigen, was ich Ihnen über dasselbe bereits gesagt habe.

Sie sprechen doch nicht von Marienau, meine Herren?

So viel ich weiß, hat Herr Lobe freilich nicht die Absicht, Marienau zu verkaufen, enviderte der Agent Peiser, und seine Augen funkelten hinter den Gläsern der Brille wie die eines Raubthieres. Aber mitunter veränderten Umstände die Dinge. Es ist wohl so gut, wie ein lautes Geheimnkß, daß Herr Lobe sich durch seine Unternehmungen in arge Ver­legenheiten gebracht hat, und daß er schließlich Dem danken wird, der ihm Gelegenheit bieten wird, mit einem möglichst blauen Auge davon zu kommen.

Werner war es mit einem Male klar, daß es ich hier einmal wieder um einen Schurkenstreich han­dele, wie dieß in Nendorf der Fall gewesen. Er war fest überzeugt, daß sich schließlich derRitter von Meyer aus Wien" in einen simpeln Meyer aus irgend einem Polnischen Neste entpuppen werde, daß dieser Geschäftsmann" weder ein Palais noch eine O.uad- ratruthe Grundbesitz sein eigen nenne, daß er aber als mitwissende Person auf die Bühne geschleppt worden sei, um dem Commerzienrath in seinen In­tentionen entgegenzuarbeiten, und schließlich den Raub allein in Beschlag zu nehmen, d. h. ein Rittergut zu demselben Preise zu kaufen, zu dem er früher Neu­dorf und einen Hund gekauft hatte.

Werner wurde es schwer, ruhig zu bleiben, aber er bestätigte nicht allein, daß Marienau ein nach allen Richtungen hin vortreffliches Gut sei, sondern auch, daß er zu seinem Bedauern in Erfahrung ge­bracht, daß sein Besitznachfolger ziemlich stark in Ver­legenheit sich gebracht habe. Ebenso erwähnte er, daß er soeben Herrn Krieger gegenüber die Absicht aus­gesprochen habe, vielleicht bald seine letzte noch auf Marienau haftende Hypthek zu cediren.

Die Herren hörten dies Alles aufmerksam mit au. Da zog es denn Werner vor, sich zu empfehlen, indem er dringende Geschäfte vorgab, zugleich bat er die drei Herren Nachmittags zu einer Tasse Caffee zu ihm zu kommen, sie könnten ja dann ein Weiteres über den Gegenstand sprechen. Die Herren verspra­chen zu kommen, und es wurde 4 Uhr als Zeitpunkt festgesetzt.

Als Werner das Haus verlassen hatte, brach Peiser in ein schallendes Gelächter aus.

12. Die letzte Hypothek.

Im nächsten Frühjahr war auch der Helle Früh­ling in Werner's Wohnung eingezogeu: Gertrud Sommer, das älteste Enkeltöchterchen, war zu einem Besuch gekommen und brachte in die sonst so ruhigen Räume Leben und Fröhlichkeit hinein. Wenn ihre