muß. Die Böden im Gäu eigne» sich zum Zucker­rübenbau ganz vorzüglich und ist es als ein großes Vornrtheil zu betrachten, wenn es heißt, dieselben werden so sehr von den Rüben ansgezogcn, sondern es kommt hier ganz allein aus die richtige Eintheilung in der Frnchtfolge au ; der Ertrag ist ein viel siche­rer als bei andern Frnchtgattungen und namentlich von einem Hagclschlag wenig Schaden zu befürchten. Warum zeichnen die größeren erfahrenen Oekonomeu und Gntspächter Flächen von 10 30 Morgen?

Diese bauen doch viel thenrer, müssen gewöhnlich alles mit Znhilsnahme fremder Kräfte arbeiten lassen, und warnm sollen es die mittleren und kleineren Güterbesitzer, die im Durchschnitt mit ihren eigenen Leuten arbeiten und wenig oder gar keine Auslagen haben, jenen nicht nachmachen. In der ganzen Welt ist es gebräuchlich, daß man vorher arbeiten und etwas leisten muß, ehe man Geld einnehmen kann und so auch hier. Die Verwaltung der Zuckerfabrik Böblingen hat die Errichtung von Riederlagestellen aus den künftigen Eisenbahnstationen Bondors und Eutingen in Aussicht gestellt, falls die Betheiligung eine allgemeine und rege wird, und dürfte es gewitz im Interesse der Oeconomen selbst liegen, diese Ge­legenheit nicht nnbenünt vvrübergehen zu lassen, denn eine Einnahme von ca. WO M pro Morgen dürste doch nicht zu verachten sein.

Crailsheim, 25. Febr. Schon wieder ein Opfer der Vergiftung durch SohlengaS. Die Frau des Lohncntschers G. hier, welche als Neben­beschäftigung jungen Leuten Wäsche besorgte, ver­spürte beim Bügeln mit einem Kohlenbügeleisen in ihrem Wohnzimmer plötzliche Uebelkeit, was sie jedoch weiter nicht beachlere, vielmehr wähnte sie durch den Genuß eines frischen Glases Bier wieder viel wohlcr zu werden, sie schickte daher ihr Kind in eine Schenke weg. Vis das Mädchen vom ganz nahegelegenen Wirthstzanse mit dem Bier znrückkam, war nach dem Teckb." die Mutter schon bewußtlos zusammenge- snnken und trotz alsbaldigen ärzlicheu Beistandes nicht mehr zu retten. Wieder eine Mahnung, zur Vor­sicht bei der Bcnüyung von Kohlenbügeleisen gehörig zu lüften.

In der Nacht vom 22. zum 23. d. Ni. mußte die Triberger Feuerwehr ansgebvten werden, um den nach 8 Uhr von genanntem Orte abgegangencn, bei Station Nnsbach im Schnee stecken gebliebenen Zug flott zu machen.

Gotha, 25. F-ebr. Am 22. dS. hat hier die sechste Feuerbestattung stattgcfunden. Der Ver­brannte war der I)r. mocl. Wardein ans Breslau. Derselbe hatte testamentarisch bestimmt, daß er ver­brannt undseine Asche in alle Winde verstreut" werde. Die muthige Frau des Verstorbenen hat hier diesen letzten Wunsch ihres Mannes buchstäblich erfüllt.

Wie gefährlich daS jetzt zur Frühjahrszeit wieder bei der Kinderwelt beginnende Seilspringen werden kann, beweist ein in Bochum vorgekvmmener Unglückssall. Ein Mädchen wollte eben in den Seil­bogen hineinspringen, als eS von dem in raschen Schwingungen gedrehten Strick so unglücklich am Auge getroffen wurde, daß der rechte Augapfel platzte und das Kind besinnungslos zu Boden stürzte. Trotz gleich eingeleiteter Behandlung besteht nur wenig Hoffnung, den Augapfel dem Kinde zu erhalten.

Berlin, 25. F-ebr. Große Bedeutung legt man der Audienz der elsässischen Abgeordneten beim Kronprinzen und BiSmarck bei. Schneegaus schil­derte die verworrene Lage in den Reichslanden und erklärte, daß die Verlegung der Regierung nach Straß­burg durchaus geboten sei, sollen nicht die Freunde der Negierung abtrünnig werden. Bismarck nahm das Projekt der Einsetzung einer Statthalterschaft in Straßburg durch den Kronprinzen ans; dieser sollte Minister für Elsaß ernennen, Elsaß sollte im Bun- dcSrathe vertreten sein und eine Konstitution erhalten.

Berlin, 25. Febr. Gestern Abend fand bei dem italienischen Botschafter, Grafen de Lannah, eine größere Ballfestlichkeit statt, zu welcher zahlreiche Einladungen ergangen waren. Gegen 10 Uhr er­schienen der Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz, die Prinzen Karl und Alexander und der Prinz Au­gust von Württemberg. Der Kaiser verließ gegen 11 Uhr die Gesellschaft, während die Kaiserin sich erst gegen Mitternacht verabschiedete.

Berlin, 20. Febr. Die Tarifkommissivn be­schloß auf Weizen, Gerste, Hafer und Hülsenfrüchte

einen Zoll von 50 F, aus Roggen und Mais von 25 H, ans Malz von 1 auf Rübsaat von 15 ^, ans Pferde von 10 M., auf Kühe von 6 M,, auf Ochsen von 20, ans Jungvieh von 4 , aus Kälber von 2 M,, ans Schweine von 2 50 ,F,

ans Schafvieh von 1 M und ans Lämmer von 50 H.

Berlin, 26. Febr. Der Handelsvertrag zwi­schen Tentschlano und Oesterreich-Ungarn ist nun gestern endlich unter einstimmiger Annahme des Reichs­tags eine sanktionirte Staatsaktion geworden. Drei General- und ebensoviel Spezialdisknssionen haben Alles das, was über ihn zu sagen war und auch Manches, was man besser verschwiegen hätte, zu den Ohren der betheiligten Welt gebracht.

Berlin, 26. Febr. Ter kirchlichen Trauer­feier für den Feldmarschall Gras Rvon wohnten die Kaiserin, der Kronprinz, sämmtliche Prinzen des königlichen Hauses und alle tzier anwesenden Offiziere der Armee und Marine bei. Der Kaiser nahm an der Tranerscier wegen Erkältung und Heiserkeit nicht theil.

Berlin, 27. Febr. Die Tariskvmmission be­schloß gestern über die Eisenzölle und zwar setzte sie fest: fünfzig Pfennig Zoll pro Zentner Roheisen, eine Mark pro Zentner Schienencisen, 10» Mark pro Zentner Stabeisen.

Die Tranerfeier für Roon findet nach der Köln. Ztg." ans Kosten des Kaisers statt, der da­durch seiner Dankbarkeit gegen den Verstorbenen Aus­druck zu geben wünscht.

Bei der Berathnug des Weltpostvcrtrags im Reichstag äußerte der Generalpostmeister De. v. Ste­phan: Durch das Entgegenkommen der Regierung Ihrer britischen Majestät ist es möglich geworden, die verschiedenen Hemispären-Portosätze auf einen einheit­lichen Satz zurückznführen und sie erheblich zu er­mäßigen. In Folge dessen ist eS gelungen, nunmehr wieder für beide Hemisptzären ein einheitliches Porto einzuführen. Und es wird danach vom 1. April d. I. an das Porto betragen für den Brief 20 für die Postkarte 10 V>, für Drucksachen 5 L nach allen Ländern der Erde.

Gegenwärtig finden unter den Mitgliedern der öentsch-konservativen Fraktion des Reichstags Be­sprechungen über Anträge aus Revision d,er Ge werbeordnnng statt. Es handelt sich dabei um mehrfache Beschränkungen des Gewerbebetriebes, jo namentlich der Schankwirthschasten, und unter Anderem auch um theilweise Aufhebung derThca- terfreiheit."

Die preußische Armee legt von morgen ab eine dreitägige Trauer an um den verstorbenen Gene- ralseldmarschall Grafen Roon. DasArmecver- ordnungSblatt" veröffentlicht ferner eine kaiserliche Kabinctsordre, wonach zu Ehren des verstorbenen Feldmarschalls sämtliche Offiziere der Armee eine achttägige, die Offiziere des Füsilier-Regiments Nr. 33 eine lOtägige, die Offiziere des Kriegsministeriums eine 14tügige Trauer vom 26. d. M. ab anzulegeu haben.

Eine kühne Flucht. Aus Berlin wird be­richtet: Am Samstag Abend wurde in das Polizei­gewahrsam eine unverehelichte Frauensperson von 25 Jahren cingeliesert, die bereits mehrere Vorstrafen n. a. schon 1 Jahr Gefängnis; abgemacht hatte und zwar eigenthümlicher Weise ohne erkannt worden zu sein, unter falschem Namen. Die Jnhastirte, mit der einneues Conto" ausgeglichen werden soll, empfand jedoch einen unwiderstehlichen Drang zur Freiheit und kurz entschlossen wagte sic aus dem auf dem Hofe Nro. 1 des Molkcnmarktes 2 Treppen hoch beloge­nen Gewahrsam einen kühnen Sprung, kam glückli­cherweise unverletzt auf das 1 Stock hoch belcgenc Dach des neuen Pferdestalls im Polizei-Präsidial- Gebäude zu stehen, huschte von dort durch ein vffeu- steheudes Fenster in die Registraturräume der Polizei, durchwanderte diese und gelangte so in die Räume der Kriminalpolizei, grüßte die dort arbeitenden Be­amten mit einemGuten Abend, meine Herren!" die, glaubend, es sei die Frau oder die Tochter eines Kollegen, der in einem anderen Zimmer beschäftigt sei, die anständig gekleidete, dreist und sicher auftre- tendc Dame unbehelligt ihres Weges ziehen ließen, und kam ans diese Weise, nachdem sie nunmehr die Treppe erreicht, unbehelligt, aber jedenfalls sehr flink, aus den Augen der Behörde.

Mülhausen, 26. Febr. Wegen dringenden Verdachts, ihre leiblichen 3 Kinder getödtet zu haben, sind letzte Woche die seit einigen Jahren in

der alten Eite wohnenden Eheleute B. verhaftet wür­den. Es wird Giftmord vermuthet. Dem Berneh­men nach hat sich der Ehemann B. außerdem noch des schweren Verbrechens der Bigamie schuldig ge­macht und soll dessen jetzt inhaftirte Ehefrau bei der Verheirathung gewußt haben, daß die erste Frau ihres Mannes noch am Leben war.

Ernst Mahner, der Urgesu ndheits-Apvstel, hat in Straßburg einen Nachfolger gesunden. Der junge Mann ist ein Kellner und hat sich den ganzen Winter hindurch täglich in der Jll gebadet, auch an solchen Tagen, an denen zuvor das Eis im Schwimm- bade aufgehanen werden mußte. Nicht selten hing ihm das Eis in dem ambrosischen Gelock, wenn er der F-lnth entstieg.

Italic».

Rom, 24. Febr. Die Höhe des von den kle­rikalen Journalisten dem Papste überreichten Peters­pfennigs betrug nach demBerl. Tgbl." eine halbe Million.

Rom, 25. Febr. In ganz Mittel-Italien wüthct, nach derB. P.", bereits seit drei Tagen ein heftiger Sturm. In der Provinz Siena ist eine Anzahl von Kirchthürmen nmgeworfen. An der Küste von Livorno viele Unglücksfälle. Der Tele­graphendienst ist unterbrochen.

Frankreich.

In der französischen Deputirtenkammer ist das Amnestie-Gesetz erledigt worden. Ter von den Ultraradikalen gestellle Antrag aus Erlaß einer ausnahmslosen allgemeinen Amnestie wurde mit 350 gegen 00 Stimmen abgclehnt. Die Vorlage des Ministeriums, ans beschränkte Amnestie, mit 343 gegen 04 Stimmen angenommen.

Aus vielen Theilen von Frankreich, namentlich ans dem Süden und ans Bordeaux wird von star­ken Ueberschwemmungen gemeldet, die großes Unheil anrichten. Auch die Seine ist plötzlich wieder so stark angeschwollen, daß sie das Maximum der letzten Ucberschwemmung erreicht hat.

England.

London, 26. Febr. Prinz Louis Napoleon reist morgen nach Natal ab, um den Zuln-Feldzug mitznmachen. Wie verlautet, wird derselbe dem eng­lischen Artilleriestabc attachirt.

Land o n, 24. Febr. Die Kaiserin von Oester­reich ist bekanntlich am 22. in Irland eingetroffen. Sie ist die erste Kaiserin, welche irischen Boden be­tritt. Zweck des Besuches ist die Jagd, wozu sie 43 Jagdpferde mitbrachte.

London, 25. Febr.Daily News" meldet ans Alexandrien von gestern: Der Friede zwischen Abessinien und Egypten ist definitiv abgeschlossen. König Johannes erhält eine Jahrespension von 8000 Dollars gegen die Abtretung der Grenzprovinz Keren. (N. T.)

Rußland.

Charkow, 27. Febr. Der Gouverneur Fürst Krapotkin, der durch einen Unbekannten vor einigen Tagen einen Revolvcrschuß erhielt, ist heute gestorben.

Die letzte Hypothek.

(Fortsetzung.)

Mein Fabrik-Direktor, fuhr der Commerzien- rath fort, hat mir Alles zusammengestellt, ich will aber einen Strich durch die Schadenrechnung machen, wenn Sie sich verpflichten, mir vom nächsten Jahre ab statt 200 Morgen deren 300 Morgen mit Rüben zu be­bauen und die vollständige Ernte unter den bisherigen Bedingungen zu liefern. Sie können dies soweit ich mich in Bezug auf Ihre Wirtschaft orientirt habe, ohne Schwierigkeit, und so hoffe ich, Sie werden mein Anerbieten als ein solches auffassen, welches gemacht wird, um Ihnen entgegen zu kommen.

Das bin ich beim besten Willen nicht im Stande, fuhr Lobe auf, Sie wissen, daß ich eine große Brennerei habe, und wenn ich außer den 200 Morgen noch weitere 100 Morgen den Kartoffelschlägen ab­nehmen soll, dann komme ich selber in Verlegenheit; außerdem glauben Sie gar nicht, was schon die Rü­benfuhren von jenen 200 Morgen für Störung in der Wirtschaft verursachen und wie die Bearbeitung der Rüben meine Arbeitskräfte in Anspruch nimmt.

Mein lieber Herr Lobe, das ist freilich schlimm, ich hoffe aber, Sie werden die Situation sich klar zu machen suchen. Ich habe gar keine Veranlassung, durch Sie irgendwie mich schädigen zu lassen. Er­scheint Ihnen mein Anerbieten nicht acceptabel, dann freilich würde ich mich am Schluß des Jahres, bis