Amts- und Intelligenz-Blatt für den Lveramts-Bezirk Nagold.

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Samstag de»t 1. Mär;.

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1879 .

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DA" Bestellungen auf den Gesellschafter ffir den Monat Mär; nimmt jedes Postamt und die Post­boten entgegen. _

Eiscndahnzüge der Station Nagold

vom 15. Oktober an.

Nach Calw: V,.-, 9 , 6,^,,

Stach Horb: 5 >- 7,4.

Nagold.

Geburtsfest

Sr. Majestät des Königs Karl

am 6. März 1879.

Der Einwohnerschaft wird hiemit bekannt ge macht, daß aus Anlaß des GebnrtsfesteS Sr. Majestät deS Königs der Zug in die Kirche vom Rathhans auS Vormittags 10 Uhr

stattsindet und wird hiemit diese zur zahlreichen Theil- uahme sreundlichst einqeladen.

Den 1. März 1879.

Stadtschultheißcnamt. Enge l.

Zur allgemeinen politischen Lage.

D.V.O. In demselben Augenblick, wo die Russen ihren Rückmarsch ans dem türkischen Gebiet beginnen, treten auch die Schwierigkeiten, mit welchen die definitive Lösung der orientalischen Frage verknüpft ist, wieder stärker hervor. Die Verhandlungen zwi­schen Griechenland und der Türkei über die Grenz- berichtignng wollen nicht vom Fleck. Mukrhar Pascha hat zwar aus Andringen der französischen Regierung neue Instruktionen empfangen; da dieselben indeß die Abtretung gewisser Distrikte in Thessalien als Maxi­mum der türkischen Zugeständnisse bezeichnen, von einer Aenderung der Grenze in Epirns, welche die Griechen hauptsächlich wünschen, aber nichts enthalten, so ist an eine Einigung beider Theite so bald nicht zu denken. Gleichzeitig hat die Pforte den Mißgriff begangen, die Albanesen, auf deren feindselige Stim­mung gegen Griechenland sie sich zur Rechtfertigung ihrer Entschlüsse berief, durch Verhaftung und Weg- siihrung ihres angesehensten Führers noch mehr gegen sich zu erbittern, so daß die von Mukthar Pascha nach Prevesa berufenen albanesischen Häuptlinge, anstatt sich enger an die Pforte anzuschließen, viel­mehr dem österreichischen Consul eine Petition an den Kaiser von Oesterreich überreicht haben, in welcher sie diesen um Unterstützung ihrer Forderungen betreffs Unabhängigkeit und Selbstständigkeit ihres Landes bitten.

Noch bedenklicher gestaltet sich die Entwicklung der Dinge südlich vom Balkan. Die soeben erfolgte Eröffnung der bulgarischen Nationalversammlung scheint das Signal für einen Versuch zur Verwirk­lichung der grvßbulgarischen Träume werden zu sollen. In dem Zuge, welcher den russischen Gencralgouver- nenr nach seiner Ankunft in Tirnova zur Kathedrale geleitete, befand sich eine Fahne mit der Inschrift: Vereinigung Bulgariens mit Thracien und Macedo- nien! Au der ersten Sitzung der Versammlung nah­men auch Abgeordnete aus diesen letzteren Ländern Theil. Der Fürst Dondukoff-Korsakoff selbst hielt nach der Eröffnungsrede, in welcher er die Mitglieder zu freiestem Aussprechen ihrer Wünsche aufsorderte, demonstrativer Weise eine Revue über die bulgarische Armee ab, welche notorisch den Kern deSRevolu­tionsheeres" zu bilden bestimmt ist. So gährt es denn im Osten der Balkanhalbinsel gewaltig und die Pforte schüttet auch hier nur Oel ins Feuer, indem sie durch Organisirungfreiwilliger Hülsstruppen" den zwischen Mohamedanern und Christen herrschen­den Haß noch steigert.

bevorstehende Rücktritt des bisherigen englischen Bot­schafters in Eonstantinopel beweisr, daß es mit den Beziehungen Englands zur Pforte, die sich mctzr und mehr französischen Einflüssen hingibt, nicht zum besten steht. Der Viceköuig von sAegppten macht Miene, sich von den Fesseln, welche die Westmächte seiner Finanzverwaltung angelegt haben, zu befreien. Frank­reich geht in Folge der Rückkehr der amnestirtcn Cominunnrds offenbar neuen Kämpfen sentgegen. Der Papst hat soeben in der Hoffnung, die dort bevorstehenden Unruhen zu seinen Gunsten ausbenten zu können, die Wiederherstellung des Kirchenstaates, also den Umsturz des gegenwärtigen Zustandes der Dinge in Italien, offen als Ziel seiner Bestrebungen proelamirt. Selbst Fürst Bismarck deutete in seiner Hingste» Reichstagsredc, wenn auch leise, aus eine in der Bildung begriffene neue Grnppirnng der euro­päischen Mächte hin.

Gerade diese Unfertigkeit der bisherigen Ord­nung der Dinge ist indeß unseres Erachtens eher geeignet, ein gewaltsames Aiifcinanderplatzcn der Ge­gensätze zu verhindern, als es zu befördern. Die Enttäuschung über die Rcsormfühigkeit der Türkei kann England in seinem Einschluß, seine militärischen Kräfte, welche es zudem am Eap und in Afghanistan dringend uötlsig hat, nicht zur Ausrechterhaltung un­haltbarer Zustände im türkischen Reich zu vergeuden, nur bestärken. Erklärt doch schon die Times, Eng­land sei weit entfernt, den Berliner Vertrag in Be­zug aus die Balkanhalbinsel für unumstößlich zu halten. Die ägyptischen Wirren dienen ebenfalls dazu, Englands Augen vom Balkan ab auf denjeni­gen Pnnkr zu lenken, welcher für seinen Handel und den Besitz Indiens der wichtigste auf der ganzen Welt ist. Das hohe Interesse, welches Frankreich au Aegypten hat, zwingt die englische Regierung aber glücklicherweise gleichzeitig, auf den Rivalen am Mit- relmecr alle nur irgend mögliche Rücksicht zu nehmen und seine Zwecke nicht aus dem Wege der Gewalt zu verfolgen. Oestrcich, welches sich im Rücken durch Deutschland gedeckt weiß, wird daher vollständig freie Hand haben, um die Entwicklung der Tinge aus der Balkanhalbinsel nach seinen Wünschen zu gestalten. Frankreich wird durch seine inneren Kämpfe an der Erregung auswärtiger Verwicklungen gehindert und für den Fall, daß es feine Revanchgelüste zu befriedigen versuchen sollte, schon jetzt von seinem Nachbar zu auf­merksam betrachtet , als daß ihm eine Ueberraschnng desselben gelingen könnte. Bedenken wir schließlich, daß in der Mitte Europas eine Macht stets gerichtet bastelst, die fest entschlossen ist, ihren entscheidenden Einfluß zur Erhaltung des Weltfriedens geltend zu machen, so dürfen wir uns wohl der Hoffnung hin­geben, daß weder die im Osten drohenden Unruhen, noch die Entwicklung der Dinge im Westen uns in der Lösung der wirtschaftlichen Aufgaben, mit denen wir uns längere Zeit zu beschäftigen haben werden, zu stören vermögen.

Bon der K. Regierung für den Tchwnrzivaldkreis sind unterm 25. Febr. zu Schultheißen ernannt worden: Bäuerle, Johann Georg, Bauer in Aichelberg, in der Gerineide Berg­orte, LA. Calw, Morlock, Martin, Bauer in Mvpingen, in der Gemeinde Möyingen, LA. Herreuberg.

, > Tag es-Neuigkeiten.

fF TcutschcS Reich.

I 2 pielbcrg, 28. Febr. Wiederum ist das kleine Häuflein der alten Veteranen um einen der­selben vermindert worden. Der Bauer G. Fr. Ott- mer von hier, welcher am 21. Febr. sein 84. Le­

bensjahr znrückgelegt hat, starb 2 Tage nachher nach einer nur ^tägigen Dauer der Krankheit. Geboren 1795 in Garnveiler mußte der kaum 17jührige Jüng­ling nun«, 12 die Waffen gegen Frankreich mit er­greifen und traf ihn das Los, nach erfolgter Ein­nahme von Paris noch 2 Jahre unter den Be- sahnngstrnppen in Frankreich verbleiben zu müssen. In die Heimat zurückgekchrt, verheirathete er sich im Jahre 1822 nach Spiclberg, wo er mit frischer, un­geschwächter Kraft seinen Berufsgeschüften bis ins höhere Alter oblag und sich damit einen nicht unbe­mittelten Hausstand schuf. Die eigenen Erlebnisse im Feindesland wurden öurch die Jahre 7071 lebhaft in seine Erinnerung zurückgerufen und mit Freuden begrüßte der 82jährige Greis die vor 2 Jahren erfolgte Gründung eines Kriegervereins in Tpielberg, an dessen Gedeihen er mit beifälligem Auge, mit offener Hand regen Antheil genommen hat. Die beiden Kriegcrvereinc Spielberg Egenhausen geleiteten unter Vorantritt vor dem engeren Trauer- kreisc den Sarg zu Grabe, gaben nach der Grabrede die üblichen O Salven ab, senkten die Fahne, desi- lirten am Grabe vorüber zur Ortskirchc, wo der Geistliche eine den, Soldatengcist und -Kampf ange­paßte treffliche Predigt gehalten hat. Friede und Ruhe seiner Asche!

Herrenberg, 26. Febr. Der heute früh 5 Uhr nach Nagold abgegangcne Postwagen mußte zwischen hier und Oberjettingen wieder umkehren, da die Pferde nicht mehr im Stande waren, den Wagen im Schnee, der theilweisc sehr hoch lag, weiterznzichen. Nach­dem ca. 25 Personen über eine Stunde mit Weg- räninen des Schnees beschäftigt waren, konnte die Post ihren Kurs weitcrsetzen.

Frendenfradt, 24. Febr. Wie tief wir im Winter flehen, zeigt die Fahrt des Postwagens, resp. Schlittens, welcher letzten Freitag Nachts 9 Uhr in Horb abging, Frcudcnstadt zu, und zwischenAuf dem See" und Schvpfloch im Schnee stecken blieb, so daß Postillon und drei Passagiere sich auf die ansgespanntcn Pferde setzten ^ welche mühsam durch den Schnee sich zurückarbeitcten bis zur Wirthschaft zum See": der Kondukteur jedoch verblieb die noch übrigen Nachtstunden zum Schutz seiner Gepücke allein im Wagen, bis des Morgens mit dem Frühesten, als schon der Wagen bis auf die Laterne eingeschneit war, durch viele thätigc Schaufeln ihm die Erlöjung kam. ' (N. T.)

Baicrsbronn, 24. Febr. Ein Keiler mit 120 Pfd. Gewicht ist in ein Ameisenhaufen wühlend von einem Waldschützen bemerkt und erlegt worden.

Stnttgar t, 26. Febr. Heute Nachmittag trifft derWürttembcrgische Hausfreund" Baron Karl v. Rothschild aus Frankfurt hier ein. Das württb. Änlehen von 17 Mill. Mark behufs Fortsetzung der Bahnbautcn, dessen Abschluß bevorsteht, ist die Ver­anlassung zur Hierherkunft des Geldfürsten.

Zuckerrübenbau. (Sch. B.) In denstetzten Tagen besuchte auf ergangene Einladung Herr Ver­walter Kober von der Zuckerfabrik Böblingen eine größere Anzahl von Gänorten behufs Rücksprachnah- me mit de» Gütcrbesitzern über den künftigen Anbau von Zuckerrüben und knüpfte hieran Belehrungen über die Einsaat und zweckmäßige Behandlung des Ge­wächses. Für den Centner Rüben werden 95 ^ bezahlt. Die Hctheiligung scheint in den nächsten Orten eine zahlreiche zu werden, indem sich jeder vernünftige Ockonvm sagen muß, daß mit dem allei­nigen Anbau von Brodfrüchten nicht mehr länger fortgcmacht werden kann, sondern daß nach ander­weitigen Einnahmequellen Umschau gehalten werden