schreibt, in den letzten Tagen ein Drama entrollt, das das zahlreiche Auditorium, das während der ganzen Verhandlung die Räume des Schwurgerichts erfüllte, mit Schauer und Entsetzen erfüllte und in allen Kreisen unserer Bevölkerung höchste Sensation erregte. 3 Söhne standen als deS PatermordeS angcklagt vor den Schranken, den sie wohl geplant und dem Plane gemäß allsgeführt baden. Das Motiv ihrer SchreckenSthat war die Habsucht, die sie unter ein­ander in heftigen Zwist brachte, schließlich aber sie zu dem gemeinsamen Plan des BatermordS führte, weil der Vater noch im Besitz des Vermögens sich befand. Der Schwnrgerichtsbvf vernrtheilte die drei Vatermörder, die bis zum letzten Augenblick stand­haft Alles leugnereil lind wahre Muster sittlicher Verworfenheit aber alle 3 verheirathet sind, znm Tode, unter lauter Zustimmung der anwesenden Menschenmenge. Heute Vormittags machte indessen der jüngste Sohn ein umfassendes Geständnis; der That, worin er angab, daß die beiden andern Brüder den Vater ermordet und aufgchängt hätten, während er selbst unterdessen Posten stand, nm die beiden Mörder in der Ausübung der That nicht stören zu lassen.

Darinsradt, 24. Febr. Der höchste Gerichts­hof unseres Landes hat jüngst entschieden, daß der Vorwurf derReichsfeindlichkeit" eine strafbare Beleidigung enthalte.

Frankfurt, 2t). Febr. Im hiesigen Lehrer­verein wurde kürzlich über das ThemaLehrplan und Lehrer" verhandelt und folgende These angenommen: Die Volksschule leidet an einer lleberbürdnng mit Lehrstoff, durch welche die geistige und körperliche Entwickelung der Schüler gehemmt wird." (Wohl auch bei uns zutreffendst

Ein gewiß seltener Fall ereignete sich am 18. Febr. in Köln. Drei Schwestern wurden gleichzeitig in der Pfarrkirche von St. Peter getraut.

Berlin, 22. Febr. lDcr Kaiser bei Roon.) Sc. Majestät der Kaiser suchte gestern gegen Abend den schwcrerkrankten Feldmarschall Graf Roon in seinem Krankenzimmer im Hotel de Rome auf. Un­erwartet und unangemeldet trat der hohe Herr an das Bett seines ehemaligen Kriegsministers, der, den Kaiser auch sogleich erkennend, ^eine Hand mit bei­den Händen ergriff und mit dem Ruse:Majestät, welche Freude!" ihm für sein Kommen dankte. Der Kaiser erwiderte:Ich habe Ihnen viel, viel zu danken!" und nahm mit Thränen in den Augen von dem treuen Diener einen alle Umstehenden aufs tiefste bewegenden Abschied.

Berlin, 23. Febr. Feld mar sch all Roon ist heute Nachmittag 1 Uhr gestorben. ;Jn dem größeren Theil der Auflage der letzten Nummer mit- gethcilt.s ^

Berlin, 23. Febr. Am verflossenen Samstag fand beim Reichskanzler die erste diesjährige parla­mentarische Soiree statt. DasDeutsche Mont.- Blatt" bringt über dieselbe einen längeren Bericht, dem wir Folgendes entnehmen:Als nach 11 Uhr die Gesellschaft sich zerstreut hatte, und nur noch ein kleines Häuflein von 25 getreuen Reichs- und Land- botcn zurückgeblieben war, ließ der Kanzler mrbak und Hvfbräubier hcrbeibringen, setzte sich auf das bekannte gemüthliche delphische Sopsta, und jetzt end­lich kam die Politik zu ihrem vollen Rechte. In breiter Weise besprach Fürst Bismarck wieder seine Zoll­politik, aber seine Ausführungen waren rein all­gemeiner Natur, ohne die politische Situation oder die Parteiverhältnisse eingehender zu berühren. Was den Gctreidezoll betrifft, so wiederholte er auf's Nachdrücklichste, daß derselbe keinSchutzzoll" sein soll: er habe einen Zoll von 25 aus den Roggen, von 50 L auf die übrigen Getreidesvrten beantragt. Das seien nichts als Finanzzölle. Ein Mitglied der Tafelrunde warf dazwischen ein, daß für die Con- sumentcn besser durch Wiederherstellung der Brodtaxe als durch die Zollfreihcit des Getreides gesorgt wäre. Bismarck nahm diese Bemerkung sofort freu­dig auf:Bringen Sie die Sache nur in Anregung," sagte er.Wenn Sie dies im Wege der Petition thun, so werde ich dieselbe sofort mit unterzeichnen." Für jeden Ochsen, fuhr der Kanzler fort, halte er einen Zoll von 20 ZL für angemessen, er wieder­holte, daß ein solcher Zoll nicht den armen speckessen- dcn Mann treffen werde. Ueberhaupt sei seine Sorge für den Bauernstand eine sehr große, und er habe sich lebhaft gewundert, wie in spöttischer Weise inan über dieBaucrnbriese" im Reichstage gesprochen.

Er werde der liberalen Partei darauf von der Tri­büne aus noch erwidern; denn es hätte ihn immer mit Stolz erfüllt, mit dein Bauernstände in Berüh­rung zn stehen, und er gedenke deshalb, diese Cor- respondenz fortzusetzen. Wer wollte es auch für- schimpflich halten, mit dem Bauer zu verkehren'? Die Liberalen doch sicherlich nicht. Vermöge seiner aus­gedehnten Besitzungen fei er einer der wenigen Mi­nister, die zugleich mitrcgiert werden: er bekomme daher glücklicherweise Unten alle die Fehler zu sehen, die Oben gemacht werden. ES war eben Mitternacht, die Gesellschaft wollte sich entfernen, aber oer Wirttz bat noch, zu bleiben. Er hatte soeben sein Glas ausgeschlürft und verlangte noch einen frischen! Sei­del. Der Diener bringt ihm hiesiges Bier. .Ich wünsche Hofbrün!" -Durchlaucht, das Faß ist leer."Dann lassen <-ie das zweite Gebinde an- stechen." - -Durchlaucht, das ist auch schon leer." Tie Anwofenden brachen in ein homerisches Geläch­ter über ihren eigenen Durst ans.

Berlin, 24. Febr. Me kirchliche Tranerfeiev für den verstorbenen Feldmarschall Mas Roon findet Mittwoch 11 Uhr in der Garnisonkirche statt, wohin die Leiche gestern Abend übergeführt wurde. Nach der kirchlichen Feier erfolgt die Ucberführung der Leiche mit allen militärischen Ehren nach dem Gör- litzcr Bahnhof und von da ans nach dem Gut Krob- nitz bei Görlitz, woselbst Donnerstag die Beerdigung stattfindet.

Berlin, 2-4. Febr. Das ReichiS'gesundhcitö- amt wird demnächst durch je ein Mitglied der Mc- dizinalkvllegien Preußens, Bayerns, Sachsens, Württembergs, Badens, und Hessens, zwei Mit­glieder des Bundes der ärztlichen Vereine Deutsch­lands, und eine Anzahl anßerordentlicber Mitglieder Verstärkung erfahren. Genannt als Vertreter Würt­tembergs wird Obermedizinalrath Koch.

Berlin, 25. Febr. Einer Veröffentlichung des ReichsgcsundhcitsLmtes zufolge ist die Peftfeuchc im Astrachan-Bezirke vorläufig ganz erloschen. Auch in den benachbarten Gouvernements hat sich kein Pcst- erkrankungssall gezeigt.

Der Centralverein der Schornstcstnfegermci- stcr des deutschen Reichs hält cs für dringend ge­boten: 1t daß der Prüfnngszwang für Meister und Gesellen wiederhergestellt, 2> im gan.zen deutschen Reiche die Äehrbczirke wieder eingcflchrt. 3) diese nur mit geprüften und in technischer und moralischer Be­ziehung qualisizirten Personen besetzt werden, 4> eine Kehrordnung für das deutsche Reich erlassen werde.

Der sozialdemokratische Reichstags-Abgcord- - ucte RcinderS hat vor feiner Abreise nach Berlin nachstehendes Eirknlar versendet:Breslau, im Februar 1879. U. Ist Meinen wertsten Kunden und freundlichen Nachbarn zu gef. Nachricht, daß ich, weil ich zum 12. Februar nach Berlin, znm Reichstag berufen bin, nach dort als diätcnloser Abgeordneter abreise und bitte ich darum, das mir bisher so vielfach bewährte Vertrauen während meiner Ab­wesenheit auf meine Frau zn übertragen. K. P. Reinders, Mitglied des deutschen Reichstages, Ci­garren-, Tabak-, Porzellan-, Glas- und Topfwarcn- Geschäft, Nendorsesttraße 47."

Wie in Hofireiscn verlautet, und auch von den Konservativen im Reichstage bestätigt wird, soll sich der Kaiser in sehr scharfer Weise über den vom Reichstage in Sachen der Abgeordneten Fritzsche und Hasselmann gefaßten Beschluß ausgesprochen haben.

Thorn, 20. Febr. Die Weichsel ist hier nm 3 Fuß gefallen. Die Gefahr ist vorüber. Aus War­schau wird von heute Abend gemeldet: Höhe nur noch 9 Fuß. ^

In diesem Jahre noch wird die Festung -Ltraß- burg ihr 14tes und letztes Fort, auch eine kleine Festung, bekommmen: cs ist der Mnndelsheimcr Kopf, nach dem Orte Mundelsheim genannt, in dessen Nähe es erbaut wird.

OesterreichUngarn.

Wien. DiePolit. Cvrr." meldet aus Kon­stantinopel: Der franz. Botschafter machte gestern dem Großvezier dringende Vorstellungen wegen Stockung der Verhandlungen in der griechi­schen Grenzsrage.

Teplitz, 22. Febr. Man meldet dem B. T.: In der Stadt herrscht heute eine weihevolle Feicr- tagsstimmung. Viele Geschäfte blieben am Vormit­tag geschlossen. Heute sollten die Arbeiten beginnen, von denen die Bewohner unserer Stadt die Wicder-

herbeiführung der Quelle erhoffen. In der katholi­schen Kirche wurde ein Hochamt abgehalten, welchem die QneUenkommissivn, die Gemeindevertretungen von Teplitz und Schönau, die kaiserlichen Behörden, die städtischen Beamten, die Lehrkörper und Vertreter- aller Vereine beiwohnten. Die Kirche war überfüllt wie nie zuvor. In der evangelischen Kirche und im jüdischen Tempel fanden ebenfalls Bittgottesdienste statt. Die Geistlichen sprachen erhebende Gebete. Nach dem Gottesdienst vereinigte man sich zn einer- einfachen, umrdcvollen Feier am Stadtstade. Prof. Laube, ein geborener Teplitzer, hielt Namens der Kommission eine ergreifende Ansprache, lvetcher die dichtgedrängte Menge entblößten Hauptes znhörte. Er zergliederte die Geschichte von Teplitz m drei Stadien, erwähnte das mehr als tauisendjährigr Flie­ßen der Quelle, dann iyr plötzliches Ausbleiben und die jetzt vvrwicgeitde Hoffnung auf dcK Wiedererhal­ten derselben. Jetzt nun gelte- cs, wacker zu ringen, und nicht zn verzagvn. Doch auch allzu eitler Hoff­nung dürfe man sich nicht hingeben.Wir haben unsere Ansicht nach den Gesetzen der Wissenschaft ge­bildet, jetzt gebe Der. nach dessen Willen die Sterne i kreisen, glücklichen Erfolg. Beginnen nur denn die -Arbeit mit dem Wahispruch: Gvtt ist unser Hort,, die Wissenschaft unsere Leuchte, deutscher Mannes- muth unsere stütze!" Der Bürgermeister folgte ihm. Mit tyränenerstickter Stimme sagte-er:So ergreife ich die Hane, um als Vertreter der Stadt Teplitz den ersten Schlag zum Llufschlnsse der Quellezu thnn. Möge der Allmächtige geben, daß das Unternehmen gelinge; daß die segenbringendc Quelle zum Heile der leidcnden Menschheit wiedvr erschlossen werde." Gleich nach der Feier begann dieAbtcnfung. Es wird Tag und Nacht gearbeitet.

In Ocstreich treten ab und zu ganz eigcn- thümliche Erscheinungen zu Tage, die auswärts ein besonderes Befremden erregen müssen. Bekanntlich ist seit einiger Zeit schon das Silberagio verschwun­den und kommt das Silber wirklich in Umlauf. Vom nächsten Monat werden auch die Beaintengehalte in Silber ansgezahlt werden. Nun tritt hier die fast komische- Erscheinung ein, daß das Publikum das Silber gar nicht oder nur mit Widerwillen annimmt. Anfangs konnte man es erleben, daß Einem- die An­nahme eines Sitbergnldcns verweigert oder dabei ein Abzug gemacht wurde. Jetzt, wo man sieht,, daß es - ernst, sucht man wo möglich wieder der klingenden Münze los zn werden, um- nur Papier zu- erhalten. Die Einen hegen ein förmliches Mißtrauen gegen das Erscheinen des Silbers, dessen Umlauf nn Verkehr man seit 30 Jahren ganz entwöhnt wurde. Ans dem Lande ist man immer noch gewöhnt, das Silber fest­zuhalten, vielleicht trägt nun das Erscheinen des Silbers dazu bei, die Leute etwas sparsamer zu machen.

Den zahlreichen Verehrern desechten" Pil­sener Bieres aus dem bürgerlichen Brauhansc zn Pilsen wird die Mittheilung in Wiener Blättern zur Genugthuung gereichen, daß dieses Bier jetzt wieder in der früheren vorzüglichen Beschaffenheit hergcstellt wird und daß alle Vorkehrungen getrostem sind, um den in 30 Jahren nur einmal eingetretencn Uebelstand eines schlechten Gebräues, für alle Zeiten unmöglich zu machen.

Italien.

Rom, 22. Febr. Der Papst einpfieng heute gegen 1000 katholische Journalisten verschiedener Na­tionalität, welche 1302 kirchliche Journale und Revuen vertreten', an deren .Herausgabe meist- als 15,000 Schriftsteller bctheiligt sind. Monsignore Tripepi verlas die Glückwunsch- und Ergebcnheitsadresse, welche die Bemühungen der Journalistik zur Bertheidi- gung der Rechte der Kirche konstatirte. Der Papst for­derte die Journalisten auf, für die Grundsätze zu kämpfen, welche als Basis der gesellschaftlichen Ordnung und der Eivilisation dienen. Die Vertreter der Presse überreichten hieraus dem Papste den Pctcrspfcnnig nnd gaben Adressen und Atbums.

Schweiz.

Die Schweizer Blätter erhalten aus allen Thei- len der Schweiz Nachrichten über den großen Schaden, den in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag ein furchtbarer Sturm ungerichtet hat. In Gens wurden Kamine zerstört, Ziegel von den Dächern heruntergerissen, Fenster zertrümmert u. s. w. Bei St. Saphorin (Waadt) jagte der Sturm von einem Eisenbahnzug vier Wagen von den Schienen, wovon zwei, ein Personenwagen und ein Ambulanzwagen, im Genfersee versanken. Der stürmische See hatte