Pfund weißes Brvd zu 70 H und schivarzes Brvd zu 66 H ausgcboteu, worauf heute die Brodpreise für 3 Pfund weißes Brod von 40 auf 38, die des schwarzen Brvdes von 38 auf 35 L heradgingen, während nach dem Ausspruch hiesiger Kunstmüiler die Preise für 3 Pfund Brvd ohne Mehrheit 6 H niedriger angesctzt werde:i könnten.

Rottweil, 1. Febr. ^Cvrresp.) Bon der kt. Strafkammer hier wurde deute der Handlungsreiseude Pauk Eugen Zcite aus Reutlingen wegen dreizehn Vergehen'des Diebstahls zu der Gefänguißslrafe von Einem Jahr und zum Vertust der bürgerlichen Ehren­rechte auf die Dauer vvn 5 Jahren vcrnrtheilt. Zeile, schlecht prädicirt, schon einmal wegen Diebstahls mit 2 Jahren Arbeitshaus, auch wegen Betrugs schon bestraft, gericth, nachdem er einige Jahre lang in Reutlingen ein eigenes Geschäft betrieben hatte, im vorigen Jahre in Gant, in welchem mehr als 20,000 unbefriedigt blieben. Er wurde nun Reisender für ein Stuttgarter Haus und machte sich ein förmliches Geschäft daraus, die Wirthe, bei denen er einkehrte, zu bestehlen, wobei er es namentlich auf silberne- und Eafo-Löffel abgcqeheu hatte. Er muß zugeben, daß sein Einkommen zu Bestreitung des llnterhalts für sich und seine Famile ansreichtc und gesteht auch die Mehrzahl der ihm zur East gelegten Diebstähle zu. In Reutlingen ließ er in einem Vereinslokal den Spazierstock eines Bekannten mitlaufen, in Al­tenstaig, Besenfeld, Horb, Sulz. Oberndorf, Rvttweit, Spaichingen entwendete er den Gastgebern, bei denen er mit 2 Pferden und Kutscher einstellte, ein größere Anzahl silberne- und Cafo-Löffel,

1 silbernen Dintcnzeug, Leuchter, Zahnstocherbchälter, auch verschmähte er es nicht, im Laden eines Kun­den, wo er seine Muster ausgepackt hatte, eine Par- thie Taschenmesser, Pvrtemvnuais, Eigarren-Etuis einzupacken. Bezüglich einiger weiterer Diebstähle erfolgte Freisprechung, weil die Eigcnthümcr der ge­stohlenen Gegenstände nicht inehr zu ermitteln waren.

In Unterhvhlenbach, Gem. Pommtsweiler, SA. Aalen, in am 30. Jan., Morgens, ein Wohn­haus samt Scheuer zum größten Theil abgebrannt.

Seeburg, -SA. Urach, 27. Jan. Den Besitzer der hiesigen unteren Thalmühlc traf heute ein harter pekuniärer Verlust. Sämtliche 4 Pferde desselben erkrankten und eines davon krepirte bald. Zu der Sektion desselben wurde Professor vr. Vogel vvn der K. Thierarzueischule in Stuttgart bernsen, welcher als Grund des gefährlichen Erkrankens der schönen Thiere Vergiftung konstatirtc, weil die Pferde mit sogenanntenDreschbrietz" gefüttert wurden, unter dem sich wahrscheinlich giftige Stoffe, ähnlich dem Mutterkorn des Roggens, befanden. Auch die andern erkrankten 3 Pferde sind nicht mehr zu retten. Die meisten Futterstoffe wirken Heuer nachtheilig für die Thiere. So abortirten einem benachbarten Guts- Pächter in diesem Monat über 50 Schafe, weil die­selben von dem Futter, das Heuer wenig Nahrungs­stoff hat, zu viel zu sich nahmen. Seitdem der Päch­ter Haber füttert und auf den Rath eines bewährten Thierarztes den Schafen Eisenvitriol eingegeben hat, hat sich der Mißstand vollständig gehoben.

Brette», 81 Jan. Heute Nachmittag fand beim Bau des Tunnels an der neuen Bahn ein Ein­sturz statt. Es sind bereits 5 Todtc aus dem Schutte herausgezogen.

Aus Baden, 30. Jan. Die von uns vor einiger Zeit gebrachte Nachricht, daß Bischof Reinkcns sich'verlobt habe oder verloben werde, ist falsch und beruht aus Erfindung seiner Feinde.

München, 31. Jan. Die hier cingetroffene Nachricht, daß Bayern in der Ablehnung des Gesetzentwurfs wegen der Strafgewalt des Reichs­tages beantragt habe, findet hier vollständigen Glauben. Jenen Entwurf hielt man von vornherein für unannehmbar.

Wie ein Märchen klingts, was über einen Geizhals in Stadtamhof in Bayern berichtet wird. Er versuchte sein hübsches Vermögen sich selbst testa- mentlich zu vermachen, damit er am jüngsten Tage nicht zu betteln brauche; und als das nicht zugelas­sen wurde, brannte er seine Werthpapiere, die er Niemand gönnte, an. Dabei traf ihn der Schlag und die Papiere wurden gerettet.

Berlin, 31. Jan. Den neuesten Vorgängen in Frankreich widmet man hier volle Aufmerksamkeit, daher kehrt Fürst Hohenlohe schleunig nach Paris zurück. Eine Rückwirkung auf die allgemeinen Ver­hältnisse fürchtet Niemand.

Berlin, 31. Ja». Aus London wird hierher gemeldet, daß von Petersburg aus bereits der Befehl ertheilt worden sei, die fünf Dörfer, welche den Pest- Herd bilden, vollständig niedcrzubrennen. fiDiesc Mittheilung bedarf jedenfalls noch weiterer Bestäti­gung, denn wäre sie richtig, so würde sic zweifels­ohne von Petersburg aus direkt überallhin telegra- phirt worden sein.)

Berlin. Die angeblich beabsichtigte Schlie­ßung der hiesigen Borsig'scheu Fabriketablisse- ments erweist sich als unrichtig.

Aus Berlin, 28. Jan., wird geschrieben: Auch die deutsche Presse ist von einer Vorlage des Reichs­kanzlers bedroht. Schon am 28. Sct. v. I. sprach der Reichskanzler beim Sozialistengesetz im Reichstage von derGefälligkeit der Post", wohlfeile Blätter ür 4 Sgr. Porto das ganze Jahr lang viele hundert Meilen weit durch das Land zu fahren." Diese Facilität ^Leichtigkeit) des Verkehrs" soll nun durch eine erhebliche Vertheuerung derPostprovision ur Zeitungen beseitigt werden. Die Vorlage soll bereits in der Ausarbeitung begriffen sein. (Vor­läufig glauben wir noch bescheidenen Zweifel daran hegen zu dürfen, ob die Nachricht wirklich begründet ist.)

Die wirthschaftliche Politik des deutschen R e i ch s kanzle r s erregt in England Beunruhigung. DieTimes" veröffentlicht eine Depesche des engli­schen Botschafters Sdo Rüssel in Berlin an den Marquis of Salisbury von: 10. Januar. Der Bot­schafter spricht darin sein Bedauern über die projek­tieren deutschen Eisenzölle aus. Die zu treffenden Maßregeln seien angethan, das englische Eisen gänz­lich vom deutschen Markte zu verdrängen. Wie er aus guter Quelle erfahre, werde seitens der Eisen- Enquetekommissivn wahrscheinlich ein Schutzzoll von 50 H für den Centner befürwortet werden. Wie uns gleichzeitig ans London tclegraphirt wird, hat Belgien das Ansuchen Englands, die Zölle auf Eisen herabzusetzen, abschlägig beschiedcn. Bei der ohne­hin gedrückten Lage des englischen Handels ist es begreiflich, daß die Eisen-Industrie der nächsten Zu­kunft mit Besorgnis; entgcgensieht, um so mehr, als auch in den internen Angelegenheiten wieder Störun­gen drohen. Die Oberingenieure haben in einer am Dienstag stattgehabten Versammlung beschlossen, den Maschinisten am Mittwoch mitzutheilen, daß ihre Löhne von ILs3 Schilling per Woche herabgesetzt werden würden. Da die Maschinisten sich dieser Herabsetzung nicht fügen würden, so ist ein großer Streik bevorstehend.

Unter den Gästen, welche augenblicklich in Friedrichsruhe beim Reichskanzler weilen, befindet sich auch der Maler Lehnbach aus München. Herr Lehnbach hat von dem Kaiser den Auftrag erhalten, das Bildniß des Reichskanzlers für die National- Gallerie zu malen.

In Hamburg sind am 28. die Verhandlungen des Secamtes in Sachen derPvmmcrania" beendet. Der Reichscommissar beantragte, das Seeamt wolle erklären, daß Kapitän und Offiziere der Pommerania am Zusammenstoß schuldlos seien. Die Publikation des Erkenntnisses wurde ausgesetzt.

OesterreichUngarn.

Wien, 27. Jan. Alle russischen Dampfschiffe mit den Kanonen, sowie die Schleppschiffe, welche während des Krieges in der Donau stationirt waren, sind Serbien zum Geschenk gemacht worden.

In Pilsen, der berühmten Bicrquelle, ist Heulen und Zähnklappen. Aus zahlreichen Städten und Orten, namentlich aus Wien sind ungeheure Massen Bier als schlecht und ungenießbar mit Pro­test zurückgeschickt worden. Zuerst großer Zorn, dann strenge Untersuchung und zuletzt das Ergebniß, daß viele und große Gebräue Bier nichts getaugt haben und dennoch als gut versandt worden sind. Der Oberbrauer Blöchl desbürgerlichen Brauhauses" (Gehalt 10,000 fl.) wurde abgesetzt und ein paar Tage nachher der bürgerliche Brauausschuß ihm nach­geschickt. Der Schaden beträgt an 300,000 Gulden. In derinnern" Stadt gibt es 252 brauberechtigte Häuser, von denen jedes im vorigen Jahr 1200 Gulden Rente vom Brauhaus bezogen. Heuer ist die Rente Pfutsch.

Frankreich.

Paris, 31. Jan. Alle Morgenblätter heben einstimmig die Korrektheit und Würde Mae Mahons während des gestrigen Tages hervor. DasJournal des Debatts" äußerte, die Regierung sei ans schwerer Krisis in eine konsolidirte Lage hinübergelangt. Die

Repnblique franpaise" erklärt, zur Charakterisirung der vollzogenen Thatsachc gebe es nur ein Wort, daß man sich seit gestern wirklich in der Republik befinde. DasXIX. Siocle" betrachtet die Ernen­nung Gambetta's zum Präsidenten der Dcpn- tirtenkammcr als gewiß.

Paris, 30. Jan., Abends. Die Minister stat­teten dein Präsidenten Grevy einen Besuch ab und überreichten ihm die Gesamt-Demission. Grevy drückte den Wunsch aus, daß die gegenwärtigen Minister sortfüyren, die Regierung zu leiten oder wenigstens provisorisch ihre Funktionen ansübten. Die Minister werden morgen unter dem Vorsitze Dnfaure's über die Lage beratheil, welche die neuesten Ereignisse für re geschaffen. Marschall Blae Mahvn besuchte und beglückwünschte Grevy. Die Unterhaltung war eure scyr artige.

Paris, 1. Febr. DerTemps" meldet: Der Minffterpräsident Dufaure hat im Ministerrath seinen unwiderruflichen Entschluß kundgegebcn, seine Demis­sion zu nehmen. Auf alle Vorstellungen antwortete er, daß die neue Situation neuer Männer bedürfe. Dufaure wird heute Abend dem Präsidenten der Republik von seinem Entschus; in Kenntnis; setzen.

Versailles, 30. Jan. Der Wortlaut des Schreibens des Marschall Mac Mahon an die Prä­identen der beiden Kammern ist folgender: Bei Er­öffnung der Session legte Ihnen das Ministerium ein Programm vor, welches, indem damit der öffent­lichen Meinung eine Genugthnung gegeben wurde, einer <des Ministeriums) Ansicht nach zugleich ohne Gefährdung der Sicherheit und guten Verwaltung des Landes angenommen werden konnte, auch jede versönliche Rücksicht bei Seite ließ. Ich hatte diesem Programin ineine Genehmigung ertheilt, denn ich gab damit keines der Prinzipien Preis, welchen treu zu bleiben mein Gewissen mir gebot. Heute schlägt mir das Ministerium, in der Meinung, damit der Ansicht der Majorität beider Kammern zu entsprechen, be­züglich der großen Militärkommandos allgemeine Maßregeln vor, welche ich als mit den Interessen der Armee und folglich auch des Landes im Wider­spruch stehend erachte, ich kann denselben meine Un­terschrift nicht geben. Jedes andere Ministerium, weiches aus der Majorität der Kammern genommen wäre, würde mir die nämlichen Bedingnngen aufer- lcgen. Demnach glaube ich die Dauer des mir von der Nationalversammlung anvertrautcn Mandats ab­kürzen zu sollen und gebe meine Entlassung als Prä­sident der Republik. Indern ich aus meinem Amte scheide, finde ich Trost in dem Gedanken, während der 53 Jahre, die ich dem Dienste meines Landes als Soldat oder Bürger gewidmet habe, niemals von anderen Gefühlen geleitet worden zn sein, als denen der Ehre und Pflicht und unbeschränkten Hingebung an das Vaterland. Ich ersuche Sie, meine Entschlie­ßung den Kammern mitzutheilen. Empfangen Sie den Ausdruck meiner Hochachtung.

Versailles, 30. Jan. Der Marschall Mac Mahon richtete ein Schreiben an Grevy, worin er den Wunsch ausdrücktc, ihn beglückwünschen zn dür­fen, sobald er zum Präsidenten gewählt sei. Grevy antwortete und sagte, wie empfänglich er für einen solchen Beweis hoher Courtoise sei; aber er halte dafür, daß er, Grevy, ihn, den Marschall zuerst be­suche. (Fr. I.)

Versailles, 31. Jan. In der Dupntirten- kammer wird Gambetta mit 314 von 405 abge­gebenen Stimmen zum Präsidenten gewählt; 67 Wahlzettel sind unbeschrieben oder nngiltig.

Frankens Paul Jules Grevy ist am 15. Aug. 1813 im Jnradepartement geboren, wurde 1837 Advokat in Paris und 1848 zum Abgeordneten der konstituirenden Versammlung gewählt, wo er zur demokratischen Partei zählte. Am 7. Oktober 1848 schlug er bei der Debatte über die Verfassung vor, an die Spitze der Republik nicht einen vom allge­meinen Stimmrecht auf bestimmte Zeit erwählten Präsidenten, sondern einen von der Nationalversamm­lung ernannten, jederzeit abbernfbaren Präsidenten des Ministerraths zu stellen. (Verworfen mit 643 gegen 158 St.) Beim Staatsstreich wurde er ver­haftet, erhielt aber bald seine Freiheit wieder. 1868 wurde er wiederum im Jura gewählt, einer der we­nigen damaligen Oppositionsmänner. 1871 erhielt er mehrere Mandate in die Nationalversammlung. Er war Präsident der Nationalversammlung vom Jahre 187173, wo er in Folge eines verletzenden Benehmens der Rechten seine Entlassung gab. Er