mögliche Mann niemals Kapitalsteuer bezahlt hatte. Die Dache kam zur Anzeige und das Oberamt sott nun. wie wir hören, das Nöthige eingeleitet haben. Auch in dem nahe gelegenen, zur hiesigen Stadtge- mcinde gehörigen Schashof befinden sich einige Bür­ger, welche wegen Stenerdefrandation, und hier handelt es sich nm bedeutende Dummen, in Unter­suchung stehen. >N. T.!

K n i t t l i n g e n, 26, Jan. tzAus einem Privat- brics.' Ich habe von einem schweren Unglücks fall zu berichten, der eine brave hiesige Familie betroffen hat. Taglöhner G. Dchmied, einer der rechtschaffen­sten hiesigen Männer, ein Muster von Fleiß, der keine Arbeit scheute und eine sehr große Familie in unermüdlicher Thätigkeit redlich ernährte, ohne je­mals zu murren oder zu klagen, ist beim Holzmachen verunglückt. (Line fallende Buche riß noch einen zweiten Dtamm mit, welch letzterer Dchmied so snn glücklich trat, daß Hirnschale und rechter Ellenbogen zerschmettert wurden. Beuch drei Tagen schweren Leidens starb er, ohne vorher noch zum Bewußtsein gekommen zu sein. Deinen Darg umstanden zehn Binder im Alter von 14 Jahren an abwärts, und die trauernde Wittwc hat ein weiteres Lind zu er­warten. Menschlich gesprochen ist die Familie ihres Bersvrgers beraubt, und sie hat nichts mehr als ein verschuldetes Hänschen. Hilfe von Menschenfreun­den in dringend nöthig. Vielleicht finden sich auch unter den Lesern deSGesellschafters" theilnehmende Herzen, deren etwaige Gaben die hiesigen Dchnlleh- rer gerne in Empfang nehmen und weiter befördern.

Dulzbach am Kocher. (Eorrespu In der Nacht vom 26. auf den 20. d. M. wurde der Zchmid- meister Gscheidle in einer kleinen Dchlägerei so schwer aut den Unterleib getroffen, daß er bald darauf den Verletzungen erlag. Die Thäter sind verhaftet.

Piorzheim, 28. Jan. Dem hiesigenBeobach­ter" entnehmen wir über die Ermordung des Jagd­aufsehers Britsch Folgendes: Tie Thütev sind Jo­sef Geisel, Ziegler von Mühlhausen, und Jakob Brezing von Hailcrbach, OA. Nagold. Ter letztere ist ein verheiratheter Kübler, Vater von 2 Kindern, der früher ein selbständiges Geschäft führte, seit drei Jahren aber sich hier arbeitslos anfhält und dem Trunk und der Wilddieberei ergeben ist. Ebwohl Beide sich im Kreise von Bekannten der That ge­rühmt hatten, verlegten sie sich doch erst frech auf's Leugnen, bis Brezing später, nach etwa dreistündigem Verhör, nach mißlungenem Alibibewcise, durch Krenz- sragen und das Borzcigen eines in seinem Besitz gewesenen Rebmessers, in dessen Heft am Einsatz der Klinge in einer Höhlung sich geronnenes Blut fest­gesetzt hatte, überführt, ein Geständnis; ablegte. Britsch soll im Kampfe Brezing, mit dem er durch die Frau verwandt ist, gebeten haben, doch seiner Familie zn gedenken'nnd seines Lebens zn schonen, aber vergeblich die entfesselte Bestie im Menschen kennt weniger Erbarmen als der Arger sie wollte ihr Opfer ganz haben. Brezing schnitt mit einem Rebmesser den Hals Brirsch's bis fast auf die Wir­belsäule durch. Die beraubten nun den Entseelten und theiltcn dessen Baarschaft, 0 FL 24 H, wobei Geisel lachend dem Andern znrief:Ziehst Du, das nennt man Blutgeld." Den Raub scheint Brezing begangen zu haben, da sich in dem leer anf- qefundenen Portemonnaie keine Blntspur findet, wäh­rend Geisels Hand doch jedenfalls voll Blut sein mußte. Ein Beweis der entsetzlichen Rohheit deS Mörders liegt auch dann, das; Geisel beim Nach­hauseweg laute Jodler durch deu Wald erschallen ließ. Einen Begriff von dem Zustande der Leiche und der Wnth der Mörder kann man sich dadurch machen, daß man an derselben 8 Stiche im Leibe, einen an der Hand und dann noch die schreckliche Schnittwunde am Halse vorfand.

Pforzheim, '29. Jan. DerPf. B." schreibt: Heute Vormittag wurden die beiden Wilderer, welche den Jagdaufseher Britsch ermordeten, abermals an den Thatort geführt, um den Vorfall, den dieselben etwas abweichend schilderten, möglichst genau richtig zu stellen und dem Geschworenengericht ein klares Bild der Situation zu bieten. Namentlich war da­bei von Wichtigkeit, die Aufeinanderfolge und Stärke der beiden Schüsse, die von den Zeugen gehört wor­den waren, zu konstatiren. Bezüglich der Unthat selbst erfahren wir weiter, daß in verflossener Nacht auch der zweite wegen Mords des Jagdaufsehers Britsch Verhaftete, Josef Geisel von Mühlhausen, nach wie­derholtem Leugnen endlich ein umfassendes Geständ­

nis; abgelegt hat. ES wird durch dasselbe die Bre- ziug'sche Darstellung in den Hauptpunkten bestätigt. Ter Anblick des mit dem Blute Britsch'S gefärbten Messers fördert das Geständnis; wesentlich. Das Amtsgericht erläßt folgendeAufforderung: Nach Mittheilung eines glaubhaften Zeugen gehe hier das Gerücht, der wegen Mords verhaftete Jak. Brezing habe einmal, als er noch in den Gesellschaftshäu>ern gewohnt, von seiner Wohnung ans nach dem Jagd­aufseher Britsch geschossen. Es wird ferner behauptet, Jojef Geisel von Mühlhausen habe als Dragoner während des Krieges in Frankreich mehrere Privat­personen gelödtet. Man ersucht Jedermann, dem hievon etwas bekannt ist, nm gefällige Mittheilung."

Aus Karlsruhe schreibt man: (Warnung.) Vor einigen Monaten ging durch viele Blätter die Nachricht, daß eine Firma des Auslandes folgenden Schwindel erfolgreich ausgeführt hat. Sie anuvueirte Uhren zu höchst niedrigem Preise gegen eine Voraus­zahlung von 10 per Postanweifung, den Ziest in kleinen monatlichen Raten zu zahlen. Tausende waren so unvorsichtig, die Vorauszahlung zu leisten; allein weder von den Uhren noch von dem Gelde sah Je­mand etwas wieder. Aus diese Weise erhielten diese ausländischen Schwindler im Verlauf weniger Wochen über 200,000 FL, worauf sie spurlos verschwanden. Ta wir nun in neuester Zeit wieder in einigen Blät­tern ausländische Annoncen sehen, welche gegen Vor ausanzahlung oder Vorausbezahlung, fei sic auch noch so klein, bei durch 'Annoncen veranlagten Waren­bezügen aus dem Auslande unter keinen Umständen eiuzulassen, und rathen, erst nach Lieferung und Prü­fung der Ware zu zahlen.

München, 27. Jan. Durch das vom könig­lichen Bezirksgericht heute verkündete Urtheil in der Anklage gegen 120 DchulMachergesellen wurden 12 derselben freigcsprochen, die andern aber je eines Vergehens der Zuwiderhandlung gegen daS Vereins- gesetz für schuldig erklärt und zu 3 Monat bis 8 Tagen Gefängnis; verurtheilt.

München, 28. Jan. DasMünchener Frem­denblatt" hört, daß Professor v. Pettenkvfer gestern im Aufträge der lutherischen Regierung behufs Ver­abredung rascher und energischer Maßregeln gegen die Verbreitung der Pest nach Berlin abgereist ist.

München, 29. Jan. Im Laufe des gestrigen Tages wurde dahier ein auswärtiger Gewcrbsmeistcr verhaftet, welcher falsche Einmarkstücke umzusetzcn versuchte, bei der Vorführung fanden sich bei ihm über 800 FL gefälschte Münzen vor. Eine sofort ungeordnete Haussuchung förderte auch. Schmelztiegel und sonstige Anfertigungs-Apparate zu Tage.

In Bayern und wachsen tritt eine Bewegung gegen die Getreidezölle hervor. In Sachsen genügt die Produktion nicht für den Bedarf. In Bayern baut die vorwiegend bäurische Bevölkerung, nament­lich im Hochlande, alles andere mehr als Getreide. ^Umgekehrt in Niederbaycrn.) Alan will daher vor­hersehen, daß die Negierungen Bayerns und Sach­sens im Bnndcsrath, sollte eine bezügliche Vorlage dahin gelangen, schwerlich für Getreidezöllc stimmen werden.

Leipzig, 29. Jan. DemDresd. Journal" wird geschrieben:In diesem Jahr werden es vier­hundert Jahre, daß die Buchdruckcrkunst in Leip­zig eingeführt ward. Dieses bedeutungsvolle Ereig­nis; in würdiger Weise zu begehen, wird der Leipziger Buchdrucker- und Buchhändlcrstand eine großartige Ausstellung veranstalten, bei welcher auf der einen Seite die modernen Leistungen aller Zweige der graphischen Künste, auf der andern aber auch die Leistungen der früheren Jahrhunderte vertreten sein werden.

Gotha, 25. Jan. Gestern Nachmittag fand hier die fünfte Leichenverbrennung statt.

Fulda, 28. Jan. Der Papst beabsichtigt, wie man der N. Fr. Pr. schreibt, gänzliche Auflösung der Oberrheinischen Kirchcnprovinz, welche bekanntlich aus dem Erzbisthume Freiburg (Baden und Hohen- zollern), sowie den Bisthümern Rottenburg (Würt­temberg), Mainz (Großherzogthum Hessens, Limburg (Nassau und Frankfurt) und Fulda (Kurhessen) besteht.

Pastor Ahrends erklärt die Nachricht der Magdeb. Ztg.daß er mit seiner ganzen Familie zur katholischen Kirche übergetreten sei", für eine Lüge.

Dortmund, 28. Jan. Das Criminalgericht verurtheilte Tölckc wegen Beleidigung von Reichstags- Mitgliedern zu 9 Monaten Gefängnis;.

Bei der Berathung der Ausschüsse des Bundes­

raths stimmten nur Württemberg und Hessen für die Einführung des TabaksmonopolS. Die Beschluß­fassung deS Bunöesraths über den Antrag auf Ein­führung der Geivichtssteuer vvu inländischen fermen- tirten Tabak soll baldigst erfolgen..

Berlin, 28. Jan. DerReichs-Anzeiger" publizirte eine kaiserliche von dem Grafen Stolbcrg eontrasignirle Verordnung vom 23. Jrm., durch Welche der Reichstag zum l2. Febr. einbcrnM wird.

Berlin, 30. Jan. Staatsmiichter Frechvrr v. Varubüler ist heute nach Friedrichsruhc zum Fürsten Bismarck abgereist. <L.-ZtgZ

Von unterrichteter Seite' erfährt die Fr> Zrch, das; Angesichts anlMlteuder IluWrbilanz die Testameisi- vollsklrecker das Borsig'sche Fübrik-Etabkissement iw kürzester Zeit schließen werden.. Die Regwrung bot. dem Etablissement Sen Bau vow 8 Lokomotiven anp dieses kann jedoch mrr bei weit A-ößercu Bestellungen fvrtarbeitcu. Mit Schließung der Fabritz würden 2000 Arbeiter entlassen werden.

Frankreich.

I« Frankreich zerrinnen nachgerade die Hoff­nungen,. die aus denn Ergebnis; der Wahlen vom 5. Januar geschöpft wmÄen, wieder" in Nichts Wie cs so oft im menschlichen Leben Acht, wurden die Sieger durch den unerwartet glänzenden Erfolg über- müthig und verlangten nichts mehr: und nichts we­niger, als die urplötzliche vollständige'Beseitigung aller Zivil- und Militär-Beamten, die seither nicht ganz und voll zur Fahne Orambctta'S schmorten, welchem verhängnißvollen Ansinmen sich die Regierung jedoch ans naheliegenden Gründen widersetzte. Nachdem nun in Folge hievon eine Zeit lang, sine Art Mini- stertrisis über dem Lande schwebte, schien sich in den legten Tagen der Sturm wieder gelegt zn haben, da die Wnäßigten Eüemente schließlich wieder die O berhand erlangten. Jetzt aus ciuuuck will der Streit aber von. neuem entbrennen, indem die Gambettisten wenigstens eine Neubesetzung der Micktärkvmmandv's' in ihrem Sinuc verlangen. Hier stvsjxn sie nun aber aus deu energischen Widerstand Mau Mahvns,. der eher abdarckcn als hierin nachgeben will l s. Telegramms.. Dieser Zwischenfall scheint uuö aber" um so bedenk­licher zu sein, als er gerade Gambctta wohl am er­wünschtesten kvmmt, ja vielleicht von ihm absichtlich hcrbeigcführt worden, ist. (L.-Z,)

Paris, 28. Jam. Die Agerece Havas meldet: Wie versichert wird, hat der Marschall Mac Mühon in dem heute Morgen stattgefundenen Ministerrathe erklärt, er werde m der Frage der militärischen Kommandos nicht mrchgcben, sondern eher seine De­mission nehmen.

Paris, 30. Jan. Gutem Vernehmen nach findet heute in Versailles unter dem Vorsitze Mac Mahon's ein Mimsterrath statt. Mae Mahon be­steht ans der Weigerung, die Dekrete betreffend die großen Militärkommandos zn unterzeichnen. Es heißt, die gegenwärtige Lage werde den Kammern entweder mittelst einer Botschaft oder einer Interpellation dar- gelcgt werden. Wenn das Kammcrvvtum zu der Demission Mac Mahon's führt, gilt die Wahl Grövh's für wahrscheinlich, da Dufanre die Kan­didatur ab gelehnt hat.

Paris, 30. Jan. Mac Mahon ver­ließ heute Mittag das Elpsee und wird um 1 Uhr einem Ministerrath in Versailles präsidiren und demselben ein Schriftstück mit seinem kurz begründeten Entlassungs-Gesuch übergeben. Der Kongreß wird sofort zu­sammentreten können. Die Wahl Grevy's zum Präsidenten ist gewiß.

Paris, 30. Jan. Eine offizielle Be­kanntmachung verkündet die Demission des Präsidenten der Republik, Marschalls von Mac Mahon.

In Paris starb dieser Tage eine Frau, deren Energie und Muth einst dem kaiserlichen Frankreich imponirte. Frau Bassel war die Mutter des jungen Husarenoffiziers Eugen Bassel, welcher sich in eine Verschwörung gegen das Kaiserreich eingelassen und dafür auf dem Fort Gregoire zu Oran eingesperrt wurde. Der junge Republikaner wurde hier im Ker­ker mit so nichtsMrdiger Grausamkeit behandelt, daß seine unerschrockene Mutter Napoleon III. nachstehen­den Brief schrieb:Mein Sohn, französischer Offi­zier und, wie ich, Republikaner, wird von Ihren