verheiratheten Sänger, deren größere Opfer für die Sache nicht verkannt wnrde, hatten in einem heiteren Sangesfrcunde ihren Lvbredner gefnnden, Kurz, der Abend war ein schöner, geinüthvoller, und Recht hat der Dichter: Der Gesang ersrent das Mcnschcnherz.
Börstingen (Horb), 30. Dez. Im nächsten Waide trag sich ein öedaucrlicher Unglücksfall ,;n. Gin Mann, ans einer Tanne mit Tannenzapfensam- meln bcschästigt, tvurde von einem Jäger, welcher dessen Arm für ein Eichhörnchen ansah, durch Arm und Brust gescizpssen.
Stuttgart, 30. Dezbr. Gin Bericht des Württcmbergischen Bete r a n c n - B crei n s thcilt mit, das; in diesem Jahre 307 Veteranen ans dem großen deutschen Freiheitskriege unterstützt wurden und zwar 294 im Alter von 82 89 Jahreil und 13 im Alter von 90 93 Jahren. Die Unlcrstützungssnmmen
konnten bei den beschränkten Mitteln leider nur 12 bis lä jährlich betragen. (N.-Z.s
In der Rähe von R ottenb n r g ereignete sich am 31. Dez. das Unglück, das; der Sohn eines Gutsbesitzers ans der Jagd aus Versehen einen jungen Mann, beurlaubten Soldaten, erschossen.
L udwi g S b u r g,' 30. Dezbr. Gestern erhielt ein Bürger in Eglosheim eine krisle per Post. Durch die „Ludwigsburger Zeitung" ansmerkjam gemacht aus die mögliche Gefährlichkeit solcher Postsendungen, gedachte er, vor der Oeffnnng der Kiste deren Inhalt zuerst aus die Probe zu stellen. Gr legte dieselbe in die Mitte seines Hofes und stieß sie mit langen Baumstützen umher, jeden Augenblick eine Explosion erwartend. Rachbarn, hiedurch aufmerksam gemacht, fragten, über den Grund des für sie wunderlichen Manövers. Auf die Erzählung des Grundes schlug ein Nachbar vor, die Kisre zum Heilster herab in den Hof zu werfen. Doch, vH weh, ein frisch geschossener Hase purzelt aus Ver zersprengten Kiste und die Scherben einer Erdöllampe bedecken den Boden. Die Attentats Manie hatte das Weihnachtsgeschenk der Schwiegermutter zerschellt!
Dettnang, l. Jan. Gestern Abend wollte ein Handwerksbursche am Brnmienrohr Wasser trinken. Dabei fiel 'aus noch nicht gklärte Weise die gußeiserne Brnnnenjäiile um und ans ihn, drückte ihn rücklings zwischen zwei quer über den Brunnen laufende eiserne Stäbe, so das; ihm das Schädelbein zerschmettert wurde. Kinder, welche Zeugen des Unglücks waren, riefen sofort Hilfe herbei, aber der alsbald anwesende Oberamtswundarzt konnte nur noch konstatiren, daß der Tod bereits eingetreten sei.
Vom Schwurgericht Hcilbronn wurde der Müllcrbnrsche Friedrich Den gl er von Ebhausen wegen eines Vergehens der Beleidigung des Kaisers zu 6 Monaten Gefängnis; verurtheilt.
München, 30. Dez. Am Skt. Johannistage (27. Dez. > wird bekanntlich in den katholischen Kirchen Wein, s. g. Johannissegen, gereicht; in Würzburg drängten sich bei dieser Gelegenheit ^ Knaben im Alter von 8—10 Jahren an den Altar und stahlen 3 Flaschen Wein, wurden indessen, als sie im Begriffe waren, die Flaschen auszutrinken, vom nach- eilcnden Kirchner sestgenvmmen.
Der junge Kaufmann Lehmann in München hatte einen Termin vor Gericht und trat vor den Richter mit einer brennenden Cigarre. Der Richter, ein Assessor, sagt nur mit einem Blick auf die Cigarre: Sic kommen noch nicht daran. — Lehmann geht hinaus aus den Gang, wartet ein Zeit lang u. fragt dann den Assessor: Nun, komme ich immer noch nicht daran? Der Assessor antwortet: Ich wollte Ihnen nur Zeit lassen, Ihre Cigarre auSzuranchen: Sie können jetzt daran kommen, ich muß Ihnen aber sagen, das; es eine Unverschämtheit ist, mit brennender Cigarre vor Gericht zu erscheinen. — Lehmann: So? wenn Sie mir das sagen, so finde ich dies gleichfalls unverschämt. — Das war eine Beamtenbeleidigung, die ihre 3 Wochen Gefängnis; eintrug B. R. W. Tie Cigarre war ziemlich thener.
Würzburg, 30. Dez. In der verflossenen Nacht wurde hier eine gräßliche Unthat verübt. Die Schuhmachersehcfrau Burger hat in Abwesenheit ihres Mannes ihre 3 Kinder, ein Mädchen von 10 und 2 Buben von 9 und 2 Jahren mit einem Holzbeile schwer am Kopf verletzt und mit einem Brodmesser durch die Backen und in den Hals gestochen, einem Mädchen von 8 Jahren aber den Kopf gespalten, so das; cs sofort tvdt war, sodann sich selbst mit einem Schusterkneip einen tiefen Schnitt in den Hals bei
gebracht. Sie und 3 Kinder wurden noch lebend in das Juliusspital geschafft. Die That wurde offenbar in einem Anfall von Geisteskrankheit verübt, wozu, wie man sagt, die Frau Anlagen hatte.
Eine d e n t s che Studcnti n, Frl. Lina Beger, welche bis vorige Michaelis an der Leipziger Universität studirtc, aber zum Doctor-Examen nicht zu- gclassen wurde, hat in Berlin, woselbst sie auch schon ihr Abiturienten-Examen gemacht hatte, das philosophische Doktor-Examen in Geschichte und elastischer Philologie als Hauptfächer nach einstimmigem Urtheil der Facultät mit höchster Auszeichnung bestanden.
Ein Lehrer in Viersen hat dieser Tage die Geburt seines zwanzigsten Kindes beim Standesamt angcmeldct.
A n g e r b u r g, 27. Dez. Seit einiger Zeit hat hier ein starker Schnupfer au Unbequemlichkeiten, Nasenschmerzeu u. s. w. gelitten. Als man den betreffenden Schnupftabak (aus einer Fabrik in Offenbart)! untersuchte, fand man darin gemahlene Stückchen von Porzellan und Glas.
Köln, 30. Dez. Den hiesigen Mitgliedern des V e r b andes d e r B u ch binder und ähnlicher Geschäftszweige ist durch den Polizeipräsidenten eröffnet worden, das; dieser Verband geschlossen worden sei. Am 25. Januar 1879 werden 19 Personen dieses Verbandes und anderer Verbünde unter der Beschuldigung vor den Schranken des Zuchtpolizei gerichts erscheinen, in den letzten Jahren als Vorsteher :e. der Vereine politische Fragen in Versammlungen behandelt und mit andern Vereinen in Verbindung gestanden zu haben. (Kr. I.)
Mülheim a. d. Ruhr, 25. Dez. Dem reisenden Publikum bot sich heute Mittag, als der um 12 Uhr 25 Min. von Essen abgelassene Personenzug in den Eppinghovcr Bahnhof einsuhr, ein erschütternder Anblick dar. Die Frau des Buchdruckers Pvrt- maun aus Mülheim, die nach der „Eff. Z." mit ihrem Alaune auf den besagten Zug wartete, um zum Besuch von Verwandten nach Duisburg zu fahren, sah in dem Augenblick, als der Zug einsährt, ein kleines Kind über den Schienenstrang lausen. Wie Frau will das Kind retten, daü Kind kommt hinüber, sie aber gleitet aus, wird von den Rädern ersaßt und zermalmt. Der Kops der Fran lag, vollständig vom Rumpfe getrennt, neben den Schienen.
Berlin, 31. Dez. In Betreff der wölfischen Deputation, welche dem Herzog von CumberlaiA in Kopenhagen eine Adresse überreichte und welcher durch förmlichen und feierlichen Empfang beim Könige und durch eine Gcsammt-Einladung zur Hoftafel ein vffi- cielles Gepräge gegeben wurde, schreibt die „Nordd. Allgem. Ztg.": Eine ruhige, unbefangene Erwägung müsse dem dänischen Volke und seiner Regierung selbst die Erkenntnis; aufnvthigen, das; man in Deutschland mit allem Recht befremdet ist, in Dänemark eine Deutschland und seiner nationalen Entwicklung feindliche Stimmung von der Gunst des Hofes und des Volkes getragen, ja, gegen das Herkommen bevorzugt und damit die Rücksichten außer Acht gelassen zu sehen, welche ein Staat dem andern, somit auch Dänemark deni deutschen Reiche schuldig sei.
Berlin, 3!. Dez. Nach einem Privat-Telc- graimn des Bcrl. Tgbl. veröffentlichte „Osscrvatore" zu Nom einen Brief des Papstes an den Erzbischof Melchers von Köln über den deutschen Kirchenstreit. Der Papst erwähnt darin seine friedlichen Bestrebungen seit seiner Thronbesteigung, consratirt, das; dieselben bis setzt erfolglos geblieben seien und ermahnt die deutsche Geistlichkeit wie das deutsche Volk zum Gebet, damit Gotr das Herz des edlen mächtigen deutschen Kaisers sowie seiner Rathgeber zu mildern lind umzustimmen sich entschließe. Gleichzeitig befiehlt der Papst in allen Kirchen Deutschlands Gebete in diesem Sinne. In Rom, fügt der Correspondent hinzu, sei besonders ausgefallen, das; der Brief an einen abgehetzten Bischof gerichtet sei.
Berlin, l. Jan. Wie man hört, sollte die Kündig u n g aller H andelsvcrt r ä g c, bezüglich derer cs noch nicht geschehen war, vor Ende des vergangenen Jahres erfolgen. In Brüssel hat Deutschland den Vertrag vom 22. Mai 1865 gestern gekündigt. Das gegenwärtige Verhältnis; soll vorläufig ein Jahr sortbestehcn, wenn inzwischen kein neuer Vertrag abgeschlossen wird. Das alles ist wahrscheinlich, wo cs erforderlich, auch anderen Staaten gegenüber geschehen. Deutschland will sich ersichtlich I die Freiheit der Aktion aus handelspolitischem Gebiet I sichern, und der Schritt beweist, daß eine Revision
des allgemeinen Tarifs, welchen man nothigenfalls als autonomen Tarif auf die anderen Staaten anwenden würde, vor Ablauf des neuen Jahres wirklich in s Auge gefaßt ist.
Berlin. Unter den fünfzehn Mitgliedern, ans denen die Zolltarifkommission bestehen soll, befinden sich zwei W ürtt e m b e r g e r und zwar l! der ehemalige Minister Frhr. v. Varnbüler, als Vorsitzender: 2) der K. württ. Oberregierungsund Kollcgialrath in der Ccntralstelle für Gewerbe und Handel Lutz.
Der Vorsitzende der Reichstarif - Kommission, Freiherr v. Varnbüler hat sich, wie man der „Nat.-Ztg." schreibt, in Begleitung des Chefs der Reichskanzlei, Geh. Regierungsrath Tüdemnnn, zum Reichskanzler nach Friedrichsruh begeben, gedenkt aber zum 2. Januar zurückzurehren, um am Freitag der Eröffnung der Kommission beiwohnen zu können.
Die s o c i a l d emv kra ti sch e n R ednc r, welche ans Deutschland nach Amerika ausgewandert sind, machen nach der „Nordd. Ailg. Ztg." das Sprüch- wort vom Propheten, der nur im Vaterlandc nichts gilt, gründlich zu Schanden; es erheben sich nämlich in der amerikanischen Presse bereits Stimmen, die sehr kategorisch gegen eine solche Einwanderung pro- testiren.
Es ist wiederholt konstatirt worden, daß die Auswanderung aus dem deutschen Reiche nach überseeischen Ländern seit längerer Zeit sehr im Ab- n eh men begriffen ist. Auch in nächster Zeit dürfte das nicht anders werden, da cs an Warnungen vor der Auswanderung nicht fehlt. So heißt cs in einem Handelsberichte aus Baltimore: Leute, die mit Mitteln zü uns kommen, sind uns willkommen, aber Auswanderer, die hier ihr Auskommen als Stahlarbeiter suchen, mosten bedenken, daß sie als solche keine Aussicht auf Erwerb hier haben, da alle großen Städte bei uns mit solchen Arbeitern überfüllt sind.
Dem Bundesrathe ging vorgestern schon eine Eingabe des F rcih an d c ls v e rei n S von Bamber- ger und Brvmel unterzeichnet zu, die sich in würdiger, aber entschiedener Weise gegen die vom Reichskanzler vorgeschlagenen schutzzöllncrischen Maßregeln erklärt.
Elberfeld, 30. Dez. Die Elberf. Z. meldet: Die Zuchtpolizeikammer des Landgerichts verurtheilte am Samstag den Schriftsteller Most wegen Beschimpfung der christlichen Kirche, deren sich der Angeklagte durch eine im Barmer Schüzcnhause gehaltene Rede schuldig machte, zu 6 Monat Gefängnis;; das öffentliche Ministerium hatte ein Jahr Gefängnis; beantragt.
Holzwickede, 31. Dez. Die Untersuchung der fraglichen Wurzeln hat ergeben, daß die Vergiftung, nicht wie anfänglich gemeldet durch Schierling, sondern, durch die Giftpflanze „Eisenhut", auch Sturmhut oder Vcnuswagen genannt^ erfolgte. Die vier Bahnbeamtcn, welche noch lebend in das Krankenhaus zu Unna transportirt wurden, befinden sich sämtlich auf dem Wege der Besserung: unter denselben auch der Weichensteller, welcher den Trank bereitete. Italien.
In Venedig hatte ein Knecht der Frau seines Herrn unsittliche Anträge gemacht und war von diesem deshalb durchgebläut und fortgejagt worden. Nachts stieg er in die Wohnung ein und tödtete die Frau mit 32 Messerstichen. Zur Stelle gebracht — er wurde unter einem Düngerhaufen versteckt aufgefnn- den — zerschlugen ihm der Mann der Ermordeten und seine beiden Brüder Arm und Beine, schleiften ihn aws Meer, banden ihm leere verschlossene Flaschen um den Hals, gossen Oel auf seinen Kopf und liehen ihn an Händen und Füßen gebunden in die Adria treiben. Dort wurde er, das ganze Gesicht von Seevögeln augefressen, die Augen ausgehackt, nach 2 Tagen aufgefnnden, aber bei der Verbringung in's Spital starb er. Die drei Brüder, die ihm dies schauerliche Ende zugedacht hatten, wurden zu je 10 Jahren Zwangsarbeit verurtheilt.
Spanien.
Madrid, 31. Dez. Der Vertheidiger, ein Bruder und die Frau Moncasis y Oliva haben sich heute zum Könige begeben, nm für Moncasi um Gnade zu bitten.
Frankreich.
In Ta Ollapollo Jlonolio in Frankreich sind 48 Schulkinder auf einem Teiche durchs Eis gebrochen und ertrunken. Wehklagen in jedem Haus.