Gut mein Kind, Du hast die Wahl gehabt. Du hast es gewollt, ich will »»» nicht mehr in Dich dringen, ich will Dir keine Vorwürfe machen, aber Du wirst mit mir tragen, was da komme. In einer hal­ben Stunde will der Herr Pastor selbst zu Dir kom­men und um Deine Hand anhalteu. vielleicht gelingt es ihm doch, Dein Herz zu berücken und Dich günstiger für ihn zu stimmen."

Ach, Vater, Vater! nur dies eine verlange nicht, ich will ja Alles thun, was Du willst, dieses kann ich nicht thun nein, niemals!"

Thue, was Du willst, mein Kind trage auch alle Folgen."

Mit diesen Worten ging der alte Müller aus dem Gemach. Kurz daraus klopfte es und der Pfarrer trat ein.

Guten Tag, wein verehrtes Fräulein," hob er mit salbungsvollem Tone an;ich komme einmal, ein Stündchen mit Ihnen zu verplaudern."

Anna lud ihn zu sitzen ein.

Eine seltsame Ehre, Herr Pfarrer, die ich nicht verdiene; gewiß habt Ihr Etwas aus dem Herzen."

Allerdings," sagte er,habe ich Etwas aus dem Herzen, doch vielleicht wird es Ihr Vater Ihnen schon gesagt haben, wie die Verhältnisse liegen; ich komme, um Alles ruhig mit Ihnen zu besprechen."

Ihr Vater hat schlecht speculirt und folgedessen eine Schuldenlast von 20,000 Thalern aus sein Haupt geladen; er wird von allen Seilen von den Gläubigern gedrängt, und hat nicht Mittel, seine Schulden zu tilgen. Die Gläubiger haben jeden Kompromiß zurück­gewiesen und auf die Subhastation der Mühle ange­lragen, die einen Werth von 15,000 Thalern repräsen- dirt. Sie würden also mittel- und hilslos sein, wenn nicht ein unerwartetes Ereigniß noch Alles zum Besten lenkt; Sie würden Bettler."

Nun, und was könnt Ihr dabei thun, was nehmt Ihr Euch die Sache so zu Herzen, der Ihr sonst dem Vater nicht gerade so sehr wohl gewollt habt?. Warum kommt Ihr jetzt und verkündet wie ein Unglücksrabe diese Hiobsbotschaft?"

Ich meine es gut mit Euch, Jungfer Anna, es liegt mir etwas daran, Euch und Euer» Vater aus der drückenden Lage zu befreien, wenn Ihr nur die Bedingung, die ich vorschreibc, erfüllen wolltet. Und diese Bedingung ist nicht gar zu schwer. Ihr wißt, ich bin in den Jahren, wo es Zeit ist, sich nach einem Eheweibe umzusehen, da die Einsamkeit des Junggesel lenlebens mir nicht mehr behagt. Ich habe ein großes Vermögen, ein gutes Einkommen, bin in den besten Jahren, und werde gewiß ein guter Ehemann, wie dies ja auch mein Stand mit sich bringt, der alle Excesse verbietet, und da habe ich mir gedacht, wie ich an Eurer Mühle vorüberging und Ihr am Fenster saßet, daß Ihr für mich ein recht passendes Eheweib wäret, und, um es Euch kurz heraus zu sagen, ich möchte Euch heirathen. Und dann möchte ich, wie gesagt, Euer» Vater aus der Noth helfen, wie es ja schon meine Pflicht als Schwiegersohn mit sich brächte."

Anna erhob sich und sah den Pfarrer mit fun­kelnden Augen an

Unterlaßt Eure weiteren Ausführungen. Ihr wollt also mit Gold meine Liebe erkaufen? Nein, nimmermermehr werde ich ans einen solchen schmerzvol len Antrag eingehen. Wollt Ihr meinen Vater aus der Noth helfen, so helft ihm ohne dies, sucht aber nicht durch schnödes Gold mein Herz zu erkaufen. Solches Benehmen ist verächtlich und kleinlich; ich kann den Mann nie und nimmer achten, der mit solchen Mitteln um das Herz eines jungen Mädchens wirbt! Gebt Euch keine Mühe mehr mich zu überreden, mein Entschluß ist gefaßt, ich werde nie und nimmer die Eure sein, denn mein Herz ist bereits verschenkt, und es hat kein Anderer Theil mehr daran, aber wenn Ihr wirklich so human, so edeldenkend seid, so helft doch meinem Vater aus freien Stücken und sucht nicht durch Gold zu erkaufen, was Ihr nur durch etwas anderes erringen könntet. Dies ist mein letztes Wort, ich habe Euch nicht mehr zu sagen."

Ei, ei, steh mal," gab der Pfarrer mit höhni­scher Miene zur Antwort;sieh mal diesen kleinen Trotzkopf an: der Bettelstab steht schon vor der Thür, und doch noch dieser Hochmuts», diese Eitelkeit. Aber ich freue mich auf den Moment, wo Ihr vor meine Thür kommt und den Pfarrer, der es wohl mit Euch meinte, um eine Krume Brod anbettelt."

Herr Pfarrer, Sie haben kein Recht, mir Vor­würfe zu machen; am allerwenigsten dulde ich es, daß Sie mich in meinem eigenen Hause beleidigen. Ent­weder ich oder Sie verlassen das Zimmer."

Des Pfarrers Augen blitzten vor Haß und Wuth als Anna das sprach

Nun gut, meid Täubchen, wir werden uns wieder sprechen."

Dann nahm er hastig seinen Hut und ging stürmisch aus dem Zimmer.

*

Anna war täglich mit Ferdinand zusammenge- kommen, und dieser sann aus Mittel, um das drohende Unglück vom Haupte seiner Geliebten abzuwenden. Aber was er auch ausktügelle, kein Plan schien von Erfolg gekrönt zu fern, und das schmerzre ihn tief.

ES war am Tage vor der öffentlichen Snbhastn- tion der Mühle, als Ferdinand und Anna wieder an der Burgruine Nauden, und traurig und trüben Blickes in die dämmernde Ferne blickten.

Und weißt Du kein Mittel, lieber Ferdinand, uns zu helfen?"

Keins, mein einziges Mädchen. Alle meine Pläne sind gescheitert, und Ihr müßt Euch ins Uuver «leidliche schicken. Ader noch eins, rch mag selbst der Versteigerung nicht beiwohnen, ich werde morgen den ganzen Tag abwesend sein und erst den Abend wieder zurückkehcen, dann zu Deinem Vater gehen und ihn aufzurichlen suchen; wir wollen dann zusammen auf Mittel sinnen, wie wir noch Alles zum Guten wenden, und beraihen, welche Aussichten wir für die Zukunft habe». Und weiß Gott, eine innere Stimme sagt es mir, daß hier noch der Zufall eine Rolle spielt und das drohende Unheil vom Haupte Deines Vaters ab­wendet. Wer weiß, ob sich nicht ein Käufer findet, der weit über die verlangte Summe bietet."

Solches alles sprach Ferdinand.

Aber jetzt muß ich eilen," meinte Anna,der Vater harrt vielleicht meiner, und cS giebt vielleicht für morgen noch Vieles zu überlegen. Ich erwarte Dich für morgen Abend an derselben Stelle, und dann werde ich Dir das Resultat des Vorganges mittheilen."

Schnell eilte Anna heim, indes; Ferdinand noch bei der Ruine stehen blieb. Lange schaute er dem ge­liebten Mädchen nach und wehmüthige Gefühle zogen in seinen Busen ein.

Ein seltsamer Contrast des Erdenlebens," dachte er; ,,noch eben der reiche, geldstolze Müller, der mich schmähte und höhnte, und jetzt ein Bettler, ärmer wie lch, Hab- und hilslos, vielleicht von keinem beklagt, als von seiner Tochter. Wenn es wahr ist, Schicksal, daß Da oft ans wunderbarem Wege die Menschen lenkst, daß Du mit geheimnißvoll dämonischer Gewalt eingreisst in die Räder des Lebens und uns Wege führst, die unfehlbar zum Ziele führen, wenn es wahr ist, daß Niemand Dich erkennen kann, und Du im gehei­men Walten Glück zum Unglück und Unglück zum Gluck verkehrst, zeige Dich auch diesmal in dieser Stunde, Du lauerndes Gespenst der Nacht, und lenke die Wege, die sich hier gekreuzt und nicht zu entwirren scheinen, zurecht und führe sie statt zwischen Doinen über die Rosen des Glücks. Woher kamst Du, aus welchen Welten, wer hat Dich gesandt? Ist es die Hölle oder der Himmel, daß Du so sinnst und uns quälst? Kommst Du von den Sternen, die dort oben bleiern und langsam cmportauchen in die Schatten der Nacht? Oder kommst Du aus jenen Morgenhöhe», die die Phantasie des Dichters und Künstlers so oit zeig!, wo ewiger Frühling glüht und wunderbare Quel­len rauschen? Wohl ist es eine Krisis in meinem Leben; wer weiß es, ob sie zum Heil oder Unheil aus- schlägt. Du graues Gemäuer ans allen Tagen, Du stolzer Zeuge einer versunkenen Welt, komm, rede mir von einem Schatze, den Dn bergen sollst, komm, öffne Deine Quadern, Deine Mauern und zeige mir das funkelnde, dämonische Gold; heule, beule griff ich Dich, o, cs gilt ein Menschenleben zu retten. Ich wollt, ich hätte dinge», die hinabschauten in die Tiefen des Meeres, in die Gründe der Erde, und könnte die ge- heimnißvollen Schätze entdecken, die ein Schleier sorgsam verbirgt. Aber hier an dieser denkwürdigen Stelle, hier will ich meinen Namen einzeichnen, und wen ich hier vorüberkomme, so soll er mir eine Erinnerung an diese Stunden sein, an die Stunden, wo ich über Schicksal, Glück und Unglück nachaedacht habe, an eine Stunde, vor einem wichtigen, entscheidenden Tage."

(Schluß folgt.)

Allerlei.

Als der letzte Köniz von Polen noch regirte, entstand gegen ihn eine Empörung. Einer der Rebel­len, ein Fürst, setzte auf den Kopf des Königs einen Preis von 20,000 Gulden. Er schrieb dieses auch an den König, um ihn damit zu betrüben und zu erschrecken.

Der König antwortete:Es machte mir Vergnügen, daß mein Kopf bei Ihnen noch etwas gilt, ich kann Sie aber versichern, daß ich für den Ihrigen keinen rothen Heller gebe."

Muster einer Frau. Ein französischer Kaufmann aus der Provinz, der sich soeben mit einem bedeutenden Vermögen vom Geschäft zurückgezogen, und sich nun in der Hauptstadt niedergelassen Halle, joll:c eine snnge elegante Pariserin heirathen. Er hatte jedoch keine rechte Lust dazu, indem er fürchtete, eine junge Frau werde ihm zu viel zu schaffen machen. Aber ich bitte Sie," belehrte ihn die znkünfttge Schwie­germutter,Sie stellen sich die Sache gar zu schrecklich vor. Ihre Frau wird Sie sehr wenig geniren. Den Sommer bringt sie bei uns auf unserem Landgule zu, einen Theil des Winters wird sie in Nizza sein,' und im Fasching schläft sie bei Tag, um bei der Nacht zu tanzen. Sie werde» sie aljo gar nicht zu sehen be­kommen.

(Seltsame Vergiftung) Die Wiener mediz. Wochenschrift rep-.oduzirt nachstehenden medizi­nisch interessanten Fall: Ein Zjähriger Knabe blies aus einer vorher ausgewaschenen, seit einem Jahre nicht mehr gebrauchten Hoizpfeife Seifenblasen. Innerhalb einer Stunde wurde er unwohl, brach viel und wurde nachher sehr schläfrig und bleich. Tags daraus ver­schlimmerte sich der Zustand zu vollständiger Lähmung, besserte sich trotz angewandter ärztlicher Hilfe nicht mehr und am 4. Tage starb das Kind. Bei der hef­tigen Wirkung des Nikotins, das in einer Dosis von 1 Tropfen einen starken Hund tödtet und der wahr­scheinlichen starken Durchtränkung der Pfeife mit Ta- bakssast, knnn der Tod des jungen Knaben nicht sehr auffallend sein.

Die schlechte Ehe. Abraham a Santa Clara, der heilere Lebensphilosoph, den man nicht genug loben kann, bezeichnet ei» unzufriedenes Weib also:

Will er sauer, so will ich süß:

Will er Mehl, so will ich Gries;

Schreit er hu, so schrei ich ha;

Ist er dort, so bin ich da;

Will er essen, so will ich fasten;

Will er geh'n, so will ich rasten;

Will er recht, so will ich link;

nagt er^Spatz, so sag' ich Fink;

Ißt er suppe, so' ich Brocken:

Will er Strümpfe, so will ich Socken;

Sagt er ja, so sag ich nein;

Trinkt er Bier, so trink' ich Wein;

Will er dies, so will ich das;

Singt er Ali, so sing' ich Baß;

Steht er aus, so sitz ich nieder;

Will er hi, so will ich hott,

Das ist ein^Leben, erbarm' es Gott!"

(Revanche.)Sie haben meine Frau vom Ertrinken errettet, mein Herr, und ich möchte Ihnen gerne meine ganze Dankbarkeit bezeugen; da sie aber ein Geschenk von mir nicht annehmsn, so will ich Ihnen meinen Dank zu einem guten Rath aussprechen und der ist: Essen Sie nie im Som­mer eine Wurst! Ich weiß, wie sie gemacht werden ich bin Metzger!"

Undankbarer Patient. Ein Arzt kommt är­gerlich nach Hause. Die Frau fragt, was ihm fehle:Ach, denk' Dir nur diescs Malheur! Du weißt, der reiche Kauf­mann Goldberger ist gestern plötzlich schwer krank geworden und ließ mich rufen. Das gibt einmal eine längere an­dauernde Praxis, denk' ich mir, so wie ich ihn seh', und eine ergiebige Gokdcrnte. Ich verschreib' ihm eine ganz un­schuldige Medicin und jetzt denk' Dir, wie ich heute binkomme, ist er wohl aus, kommt mir im Schlafrvck entgegen, dankt mir recht freundlich und drückt mir noch dis Hand der fatsche Kerl!"

Logogryph.

Den lieben Lesern geb' ich beut Ein Rätbiel hier zum Zeitvertreib,

Das löst Du mir gewiß ganz dreist,

Und sagst mir, wie mein Liebchen heißt. Doch ratbe hin und ratbe her,

Die Lösung wird Dir sicher schwer!

Wie solltest Du mein Liebchen kennen Und sie bei ihrem Namen nennen?

Doch paß nur lieber Leser aus.

Du rathst es, meine Hand daraus;

Denn nimmst davon ein Zeichen du,

Entsteht sodann ein Berg im Nu,

Worin es kochet, braust und glühst Und dann auch Hells Flammen sprüht.

Da Du gewiß den Berg jetzt weißt,

So sag mir, wie mein Liebchen heißt!

Goldkurs der K. Staatskaffen-Verwaltung

vom 1. November 1878. ^ ,

20>Frankenstücke.itz ^ 18 «I

Frankfurter Gold-Cours vom 30. Oktober 1878.

20-Frankenstiicke. 16 1721 4

Englische Souvereigns.20 4217

Russische Imperiales.16 6974

Holländische fl. 10-Stückc.16 65G.

Ducaten. 9 5560

Dollars in Gold. 4 17 20

Verantwortlicher Redakteur: Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.