technischen Kraft bei der Berathung der Marineange­legenheiten, insbesondere des Budgets, schwer empfun- den wird.

Berlin, 29. Okt. Die Nordd. Mg. Zeitung schreibt: die Mitteilungen über die Schwierigkeiten, denen angeblich Finanzminister Hobrecht in seiner Stel­lung begegne, werden in unterrichteten Kreisen für grundlos angesehen. Völlig falsch ist jedenfalls die Behauptung, die Situation, welche Hobrecht bei der Uebernahme des Ministeriums oorgefunüeu und ihm den Amtsantritt ermöglichte, habe sich inzwischen geändert. Das Ganze ist als eine Erfindung aus bekannter sen­sationeller Quelle zu betrachten.

Berlin, 29. Oktbr. Auf der Fahrt zwischen Landsberg a. d. Warthe und hier ist einem Reisenden eine schwarzlederne Geldtasche, mit einem Jnthail von 29,900 in 100-Rnbelscheinen abqeschnilten und entwen­det worden. Der Bestohlene offerirt 3000 -K, Beloh­nung, welche von der hiesigen Polizei Dem ausgezahlt wird, der den Thäter so nachweisk, dag das gestohlene Gut herbeigeschast werden kann.

Einer derMagd. Zig." aus London zngehenden Mittheilung zufolge ist der Vertrag mit dem Taucher schiffbesitzer A. Lenner zur Hebung des Panzerschiffs Großer Kurfürst" unter folgenden Hauptbedingungen abgeschlossen: Der Unternehmer verpflichtet sich, die Hebung mit seinem eigenen Personal und Material für die Summe von 40,000 Lflrl. auszusühren. jedoch soll dieser Preis nur dann gezahlt werden, wenn das un­ternommene Werk glücklich vollzogen ist. Die Hebung muß in einer bestimmten Frist und zwar bis Herbst 4879 in der Weise vollendet sein, daß das Schiff nach einem deutschen Hafen überführt werden kann. Die Kontrahenten sind übcreingekommen, in allen Streilig- keitsfällen vor deutschen Gerichten Recht zu suchen.

Metz, 27. Okt. Heute sind es 8 Jahre, daß die jungfräuliche Veste kapitulirte und Marschall Ba- zaine mit 6000 Offizieren und 173,000 Soldaten gefangen nach Deutschland geführt wurde. Dieser denkwürdige Tag wird von den Deutschen hier nicht gefeiert, um den Franzosen in der Stadt nicht wehe zu thun. Die Franzosen dagegen, namentlich die Frauen, tragen ihre Trauer zur Schau: sie tragen sich alle schwarz, nicht der kleinste Streifen Weiß ist zu sehen. Heute gießl's vom Himmel wie mit Mulden und den­noch wimmelt's in den Straßen von Kirchgängern und namentlich Kirchgängerinnen in tiefer Trauer. Und lange, lange noch wird's hier in Metz so bleiben.

OesterreichUngarn.

Die Slovenen des Triester Gebiets vollführ­ten am 27. Okt. eine feierliche Demonstration gegen die italienischen Annexionsbestrebungen. In Dolma wurde eine große Volksversammlung gehalten, die von 8000 Slovenen aus Triest, Görz, Istrien und Krain besucht war und welche eine Loyalitätsadresse an den Kaiser, sowie einen Protest gegen die Bestrebungen der Italia irrociantia beschloß. Indessen hatte die Versamm­lung neben dem antiitalienischen auch einen spezifisch südslavischen Charakter ; denn es wurde auch eine Re­solution angenommen, welche den Wunsch nach Ver­einigung der Landtage von Triest, Istrien und Görz ansspricht, und auch sonst diente das Meeting vielfach der slovenischen Propaganda. Die N. Fr. Pr. ruft dabei aus : Slovenisch statt italienisch das ist immer noch nicht östreichisch.

Spanien.

Madrid, 29. Okt. Die Polizei entdeckte 18 Flaschen Dynamit zu Chamberi bei Madrid. Drei

Personen wurden verhaftet. Da Olwa, der Urheber des Attentats, Vertheidiger ablehnl, so wurde für den­selben ein Osficial-Beriheibiger ernannt.

Ueber das Madrider Attentat liegt eine Menge von Rachrichten vor, die jedoch über die Motive selbst wenig Neues melden. Auch die Berichte der Londoner Times enthalten die entschiedene Mittheilung, daß der 23jähcige Mörder offen bekannt habe, er ge­höre zur Internationale, und sei mit der festgefaßten Absicht den König zu ermorden, nach Madrid gekom­men. Die Untersuchung ist in vollem Gange, und sot- len die Ergebnisse sehr geheim gehalten werden. Wie sich jetzt herausstellt, gelang es der Polizei nur mit Mühe, den Mörder den Händen der aufgeregten Volks­menge zu entreißen, die sofort Lynchjustiz üben wollte Die Stimmung in der Bevölkerung scheint zu ähnlichen Demonstrationen geführt zu haben, wie bei denselben Anlässen im Mai und Juni zu Berlin. Nach Tele­grammen an die auswärtigen spanischen Gesandtschaften hat sich der König am Sonnabend Abend in Beglei­tung seiner Schwester, der Prinzessin von Asturien nn offenen Wagen und ohne Escorle nach der Kirche von Arocha begeben, und wurde derselbe von dem Portale des Palastes bis zur Kirche mit endlosen enthusiasti­schen Kundgebungen begrüßt, an welchen alle Klassen der Bevölkerung Theil nahmen.

Frankreich.

Die Königin Jsabella hat an den. König Alfons nach Empfang der Nachricht von dem gegen ihn ver­übten Mordversuch folgendes Telegramm abgesandl: Vielgeliebter Sohn! Soeben empfange ich die Depesche des Boischaslers, welche mit von dem feigen Attentat Kenntlich gibt, bei welchem dich Gott und die Jungfrau beschützten. So fingen sie mit mir an, als ich, schwache Frau, das nicht thun konnte, was du für den Thron, das Land und die Sraalseinrichtung thun mußst. Ich danke dem guten Golt lausend Mal, lieber Sohn, und glaube mir, daß deine Mutter zu jeder Stunde an dich denkt. Ich umarme dich von ganzem Herzen.

Griechenland.

Athen, 30. Okt. In der Kammer erlitt bei Abstimmung der Frage über die Einberufung der Re­servisten die Regierung eine Niederlage, in Folge dessen das Kabinet die Demission cinreichte.

Schweden und Norwegen.

Christians, 22. Okt. Zwischen den beiden Thellen unseres Staates, welcher außer Oesterreich- Ungarn die einzige Monarchie in Europa auf duali­stischer Grundlage ist, beginnt jetzt ein Conslict sich auszubilden, der im Hinblick auf die augenblicklichen Verhältnisse in Oesterreich-Ungarn doppelt interessant ist. Die Norweger finden nämlich, daß ihre ver­fassungsmäßig garanlirte Selbständigkeit durch Hebel­griffe der schwedischen Regierung beeinträchtigt werde, daß das National- und Selbständigkeits-Gefühl des norwegischen Volkes durch das Ministerium Slang systematisch gekränkt werde.

England.

London, 28. Okt. Der Standard bringt die überraschende Mitlheilung, daß der König von Däne­mark nur unter der Bedingung in eine Heirath der Prinzessin Thyra mit dem Herzog von Cumberland einwilligt, daß der Herzog aus seine Ansprüche aus die Hannoversche Krone verzichtet. Der Herzog von Cum- derland soll diese Bedingung angenommen haben. (?)

London, 30. Oktbr. Heute ist Kabinetsrarh. Daily News meldet vom 29. Okt. aus Simla: Die britische Regierung beschloß ein neues Schreiben

an den Emir von Afghanistan zu richten, worin in demselben die Folgen seiner Weigerung, die britische Mission zu empfangen, nochmals vorstellt.

London, 31. Okt. Die Regierung beschloß, dem Emir ein Ultimatum zu melden. Die Morgen- blätter billigen allgemein den Schritt, befürchten jedoch, er werde vergeblich sein.

Rußland.

In Rußland sieht man die Dinge sehr finster an.. Der Golos erklärt, der gegenwärtige Frieden sei so übel als ein Krieg; die laufenden Kosten der Armee und die Ungewißheit der politischen Zukunft lasteten unerträglich auf Rußland. Ein Krieg böte doch Aus­sicht auf ein bestimmtes Ende, der jetzige Zustand aber sei darauf angelegt, Rußlands Kräfte langsam aufzu­brauchen. Obgleich kein Krieg sei, ist auch kein Frieden. Eine solche Lage führt unwillkürlich zu dem leiden­schaftlichen Wunsche nach einem dauerhaften Frieden, und wenn dazu auch der Krieg erneuert werden müßte. Was man übrigens in Rußland von der Erhaltung des europäischen Friedens denkt, geht deutlich aus einem soeben publicirten Ukas hervor, laut dessen bei allen bereits auf Friedensfuß gestellten Truppen Urlaube nur für die kürzeste Frist und nur in der Zeit bis zum 1. März 1879 ertheilt werden dürfen. DaS Datum ist verfänglich, wenn man erwägt, daß im Mai 1879 die okkupirlcn türkischen Gebiete geräumt sein sollen.

Türkei.

Ko nstantin o p el, 28. Okt. Gegenüber der Circularnote der Pforte, welche die Russen für die Ausschreitungen der Bulgarien in Macedonien verant­wortlich macht, soll der russische Botschafter Lobanoff in seiner Antwort jedwede Theilnahme von Russen an der bulgarischen Bewegung entschieden bestritten und darauf hingewiesen haben, daß die bulgarische Bewe­gung keinerlei politischen Charakter trage und nichts anderes sei als ein von Bulgarien und türkischen De­serteuren unternommener Raubzug.

Amerika.

Newyork, 28 Okt. Die Sparbank von Man­hattan wurde gestern mittels Einbruchs beraubt. Die Diebe stahlen Sicherheiten im Werthe von 2,673,000 Doll., und 84,000 Dollars in baarem Gelde und verkäuflichen Obligationen.

Handel Verkehr rc.

Stuttgart, 31. Okt- Obst, und Kart ofelmarkt- Mostobst 50 Säcke 6 4L 60 4 pro 50 Kilo. Alles abgesetzt. Kartoffel 100 Säcle, 3 4L 70 -43 4L 00 4 pro 50 Kilo. Alles verlaust. Filderkraut 9000 Stück, 7 bis 9 4L pro 100 Stück.

Crailsheim, 29. Okt. Auf dem heutigen Wochen­markt kostet 1 Pfd. Butter 61- -72 4, 1 Ctr. Kartoffel 4L 2. bis 4L 2. 80., 100 Stück Kraut 4L 2. 50.

Von der Jagst, 29. Okt. Die Eicheln sind Heuer in ganz ausgiebiger Weise gerathen. Ein Landwirth der Gegend hat dieser Tage eine Eisenbahnwagenladung von 177 Centner aus Markelsheim erhalten und läßt noch mehr in der Gegend von Gerabronn auskaufen: es wird sür das alt« württ. Simri 80 4 bezahlt- Das Kraut kostet 3 4L pro Hundert. Für das Schweinefleisch ist der Preis vielfach wieder auf 60 4, wohl in Folge vielsacher Einfuhr nord­deutscher Schlachtschweine, zurückgsgangen.

Creglingen, 27. Okt. Mit der Aussicht auf eine minder splendide Kartoffelernte sind die Preise für Saug­schweine und Läufer in rapider Weise zurückgegangen, und zwar beträgt der Abschlag durchschnittlich über ein Drittel. Dies gibt in unfern kleinen Banerhaushaltungen einen be­langreichen Manko bei den Einnahmen. Fette Schweine dagegen hakten sich im Preise nach wie vor, weil die Ursache hiervon eben in dem Mangel an Kartoffeln liegt. Mancher Kleinbänsler, der sonst zwei Mastschweine fertig brachte, eins für sich und eins zum Verkauf, ist dermalen froh, wenn er nur ins Hans schlachten kann.

G r ö m b a ch,

Gerichtsbezirks Freudenstadt.

Verkauf eines Mühle- und Oekonomie-Anwesens.

In der Gaiujache des

Johannes Haifch, Völmlesmüllers hier, kommt das vorhandene Mühle- und Oe- konomiewescn am

Dienstag den 12. Nov. er., Vormittags 10 Uhr,

auf dem Rath­hause zu Grömbach erstmals im öffentl. Auf­streich zum Verkauf, und zwar:

Haus Nro. 1.

18 a 98

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

dj m Ein Oekonomiegebäude i 1 a 5 Eine Istockigte Dägmühle >,i ->>, 1 » i», mit Kniiterrain und Woh-

bei der Völmlesmühle im Nagoldthal an der Straße nach Altenstaig', worunter 16 a 25 Hjm Hofraum,

Br.-V.-A. 3900 -ck, Anschlag 2000

Haus Nro. 2.

2 a 45 Hjm Ein dreistockigtes Wohn­haus, die sogen. Dölmles- mühle, mit 1 Gerb- und 4 Mahlgängen,

Br.-V.-A. samt Zubehörden 16,200

Anschlag 14,000 -ck

Haus Nro. 2 ^

90 djm Ein Wasch- und Backhaus mit Remise bei der Mühle, Br.-V.-A. 1000 Anschlag 600 -ck

HauS Nro. 2 k.

mit Souterrain und nung an der Nagold,

Br. V.-Anschlag 4080

Anschlag 5000 <4L P.-Nr. 1156. 8 a 4 Hjm Gras- und Baumgarten bei der Mahl­mühle,

Anschlag 200 -ck 4 Im 2 L 63 Hjm Aecker in 4 Par zellen bei der Mühle,

Anschlag 3000

P.-Nr. 1159,60 2 lm 62 a 40 dfln Wiese im Thal an der Na­gold,

Anschlag 4500

12 tm 82 a 95 djm Nadelwaldungen in 10 Parzellen im Mühl­berg, im vorderen Drehwald­berg und bei der Mühle, Anschlag 11,400

Gesamtanschlag mit Rücksicht auf das auf rem Anwesen haftende dingliche Woh­nungsrecht und Leibgeding 40,700

Die Mahl- und insbesondere die Säg­mühle wurden seither mit bestem Erfolg betrieben und da die Wasserkraft eine ständige ist, auch das Oekonomie-An­wesen ein vollständig arrondirtes Gut bildet, dürfte ein tüchtiger Geschäftsmann eine sichere Existenz finden.

Am Kauffchilling ist '/i baar und der Rest in 3 Jahreszielern pro Georgii 1880/1882 zu bezahlen.

Auswärtige Kaufsliebhaber und deren Bürgen haben sich vor der Versteigerung über ihre Zahlungsfähigkeit durch obrig­keitlich beglaubigte Vermögenszeugnisse auszuweisen.

Dornstetten, 15. Oktober 1878.

K. Amtsnotariat.

A.-V. Burger.