ben an den General Kauffmann die Unterstützung Rußlands gegen einen englischen Angriff nachgesucht. Die russische Regierung trifft angeblich Vorkehrungen für die Besetzung Nordafghanistans, falls englische Truppen im Süden einrücken. (Ist immerhin mit Vorsicht anszunehmen.)
Aus Nordschleswig kommt die Nachricht, die, falls sie sich bestätigen sollte, von großer politischer Bedeutung sein könnte. Es heißt nämlich, daß einer der beiden preußischen Landtagsabgeordneten Nord schleswigs, Lassen, sich bereit erklären würde, den vorschriftsmäßigen Eid zu leisten und in der bevorstehenden Session seinen Sitz im Abgeordnetenhause einzunehmen. Seit dem Jahre 1866 haben sich die nordschleswig'schen Abgeordneten beharrlich geweigert, diesen Eid zu leisten. Herr Lassen soll übrigens privatim erklärt haben, er werde sich im Abgeordnetenhause an den praktischen Arbeiten für die Provinz Schleswig-Holstein betheiligen. Von seinem Kollege» Kryger scheint dagegen noch keine Sinnesänderung hinsichltich der Ableistung des Eides zu erwarten sein. (Neue Z)
Aus Posen wird gemeldet: Auf den staatstreuen Pfarrer Lizak in Schrodz wurde ein Attentat verübt; derselbe wurde jedoch nicht verwundet. Man ist dem Thäter auf der Spur.
Oesterreich —Ungarn.
Wien, 26. Okl. Der deutsche Botschafter in Rom, v. Keudell, ist hier eingetrosfen.
Wien, 28. Oktober. Die „Wiener Abcndpost" meldet: Die neuesten Nachrichten über die Entwicklung des bulgarischen Aufstandes in Macedonien lauten be- sorgnißerregend. Die Insurrektion greift rasch um sich. Es scheint gelungen zu sein, den ersten Versuchen gewaltsamer Unterdrückung wenigstens an einigen Orten erfolgreichen Widerstand zu leisten. Die Insurgenten sind im Vormarsch auf Seres begriffen; andererseits wurden einzelne bulgarische Banden geschlagen. Jedenfalls erhebt sich überall das muhamedanische Element, um die Bemühungen der Pforte zu unterstützen. Da überdies aus Salonichi namhaftere Streitkräfte auf das insnrgirte Gebiet dirigin wurden, so ist das Schick sal des Aufstandes ein zweifelhaftes. Unverkennbar ist es die Tendenz des Aufstandes, das bis an das Aegeische Meer reichende Bulgarien des Friedens von San Stefano zu verwirklichen. Insofern reicht die gegenwärtige Jnsurrection allerdings über die Bedeutung einer blos localen Krisis hinaus und streift Fragen unverkennbar europäischen Characters.
Italien.
Nom, 26. Okt. Auf eine Fortsetzung der Verhandlungen zwischen dem Vatikan und dem Deuschen Reich ist kaum mehr zu rechnen. In hohen kirchlichen Kreisen verlautet, der Grund wäre eine weit auseinandergehende Meinungsverschiedenheit über die Haltung, die der Heilige Stuhl gegenüber den deutschen Katholiken nach der Auffassung auf deutscher Seite zu beobachten hätte. (Neue Z.)
Rom, 26. Okl. Die Ministerkrisis ist beendigt; Cairoli übernimmt interimistisch das Portefeuille des Ackerbaues bis Pessina, jetzt durch Familienverhältnisse verhindert, dasselbe antritt. (Neue Z.)
Rom, 27. Oktbr. Das Journal „Fanfulla" meldet: In Folge der Haltung Rußlands finde ein lebhafter Austausch von Mittheilungen unter den Signatur-Mächten des Berliner Vertrags statt. England habe die Initiative zu einem Protest gegen die durch Rußland herbeigeführte Verzögerung der Ausführung des Vertrags ergriffen; dieser Protest solle von den Westmächten angenommen werden, Frankreich stimme mit England vollkommen überein. Zwischen den Cabinelten von Rom und Wien habe auch ein Jdeen- Austausch stattgefunden; wahrscheinlich würden beide Mächte sich Frankreich und England anschließen, um mit diesen die vollständige Durchführung des Berliner Vertrages zu verlange». Die Ankunft des Generals Menabrea sei diesen Unterhandlungen nicht fremd. Dasselbe Journal versichert, daß seit der Rückkehr des österreichischen Botschafters Haymerle nach Rom die Beziehungen Italiens zu Oesterreich sehr herzlich und alle Mißverständnisse verschwunden seien.
Schweiz.
Zürich, 28. Okt. Die kantonale Subvention für den Gotthard wurde nach der „Fr. Ztg." mit 30,000 gegen 16,000 Stimmen angenommen.
England.
Die „Times' erklärt in einem scharfen Artikel, Rußland, nicht die Pforte hindere die Durchführung des Berliner Vertrages. Im Vertrauen darauf, daß Deutschland durch die Sozialisten, Oesterreich durch Bosnien, England durch Afghanistan vollauf beschäftigt sei, trachte es danach, den Berliner Frieden zu nichte
zu machen und bedränge die Türkei auf Grundlage des Vertrages von San Stefano. Einer solchen Haltung, sagt das Blatt, sollten die Mächte gemeinsam entgegentreten, ein ernstes Wort Englands und Oesterreichs würde Rußland zu Verstand bringen. England werde trotz Afghanistans der Durchführung des Berliner Vertrages seine Aufmerksamkeit zuwenden.
Türkei.
Konstantinopel, 26. Okt. Der Sultan hat dem Seraskier und Osman Pascha empfohlen, Baker Pascha die möglichste Unterstützung zur Ausführung des Plaues der Befestigungen Konstantinopels zu leisten. Baker Pascha hat sich verpflichtet, die letzteren in 2 Monaten zu vollenden und sich bereits auf seinen Arbeitsposten begeben. Ec wird dem Sultan wöchentlich Bericht erstatten.
Konstanlino pel, 26. Okt. Die bulgarischen Insurgenten in Macedonien werden auf 20,000 Mann geschätzt. Dieselben sind mit Waffen und Kanonen wohlausgerüstet. Unter den von ihnen niedergebrannten Ortschaften befinden sich auch Uenikioet.
Konstantinopel, 28. Okt. Der Bulgaren- ausstand hat sich über mehrere Distrikte Rumeliens und des nördlichen Macedoniens ausgebreitet. Die Insurgenten haben 3 Kompagnien reguläre türkische Truppen niedergemetzelt und 7 mohamedanische Ortschaften zerstört. Dem in Kostendil residirenden Centralkomite werden von den Slavenkomites in Rußland Geld und Waffen geliefert. Ser ansgesprochene Zweck der Insurrektion ist die Vereinigung Rumeliens, Thraciens und Macedoniens mit Bulgarien zu einem bulgarischen Reich Die Zahl der Aufständischen wird auf 12000 veranschlagt; mit ihnen soll sich die Miliz des Fürstenthums Bulgarien vereinigen, wodurch sie aus die Stärke von mindestens 30000 Mann kommen würden. Das Central-Komiie hat für weiteren Waffenvorrath, angeblich 30 000 Martini- und Snider-Gewehre gesorgt. Man versichert, daß sämtliche bulgarische Kirchenfürsten für die Insurrektion gewonnen seien. Die Pforte trifft energische Maßregeln. Zwischen ihr und der russischen Regierung wächst die Spannung.
Amerika.
Laut eines der „Times" aus Philadelphia zugehenden Telegrammes sind dort bei dem großen Sturme am Mittwoch etwa 400 Häuser abgedeckt und 118 Wohnungen theilweise zerstört worden: 22 Kirchen, 79 Fabriken, Vorrathshäuser, Schulen und einige Eisenbahnstationen wurden beschädigt, 2 Brücken abgerissen und 17 Schiffe auf dem Flusse zum Sinken gebracht oder stark beschädigt. 5 Personen wurden getödtet, 40—50 verwundet.
In Columbus, O., ereignete sich vor Kurzem der folgende, für die amerikanische Rechtspflege bezeichnende Fall: Tom Heart von Cleveland, ein Mann von guter Schulbildung, war des Angriffs mit räuberischer Absicht überführt und auf ein Jahr zu Zuchthaus verurtheilt worden. Cr wurde denn auch an die Strafanstalt abgeliefert, verspürte aber keine Lust, dort zu bleiben, sintemal ihm die Winkelzüge des Gesetzes sehr gut bekannt zu sein scheinen. Cr verlangte seine Entlastung auf den Grund hin, daß der Gerichtshof kein Recht gehabt, ihn nur auf ein Jahr zu verurtheilen, während das Gesetz für den betreffenden Fall eine Strafe von 2—15 Jahren vorschreibe. Ein Advokat führte Heart's Sache vor dem Appellhofe und dieser mußte Heart's Freilassung anordnen. Tom Heart verließ das Gericht als freier Mann, blos weil ihm das Gericht eine zu kurze Strafe dic- tirt hatte.
Australien.
Neu-Seeland. Von den in den Waldbezirken hausenden Eingeborenen sind 5 Missionäre ermor- det und aufgezehrt worden. Aus Rache dafür haben Händler und Eingeborene von der Küste 80 Mitglieder obigen Stammes getödtet.
Handel Verkehr rc.
Stuttgart, 28. Okt. (Landesproduktenbörse.) An heutiger Börse waren, wie gewöhnlich, die Angebote sehr reichlich, dagegen blieben die Umsätze auf den laufenden Bedarf beschränkt. Wir notiren per 100 Kilogr.: Weizen ruff. 20 »« 50 4k—21 50 4k, bavr. 21 »«, Ungar. 20 50 4» bis 21 75 4k. Kernen 21 50 4», Dinkel 12—13 »«, Hafer 13 »« Mehlpreise pro 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladungen. Mehl Nr. 1: 33 ^ 50 41—34 «« 50 4k, Nr. 2: 30 50 4k-31 50 4 k, Nr. 3: 26-27 »«, Nr. 4:
22 »« 50 4I— 23 50 4 k.
Stuttgart, 29. Okt. Die Obstzufuhr auf dem Wil- helmsplatz wird immer schwächer; heute waren nur noch 40 Säcke seil; der Ctr. Aepfel kostete 7 »«, Birnen (Wolfsbirnen) der Ctr. sogar 9 »«20 4 k Kartoffeln kosteten bei einer Beifuhr von 150 Sack 70—80 4k. Filderkraut 8 bis 8 das Hundert.
Stuttgart, 28. Okt. Die Urtheile über den Erfolg des ersten Stuttgarter Hopfenmarktes sind sehr verschieden. Die Einen wollen denselben für mißlungen erklären, weil nicht sehr viele feinere Waare da war und viel geringe, weshalb meist sehr niedere Preise erzielt wurden, die Andern sagen: er sei über die mißlichen Verhältnisse des Hopfenjahrgangs über Erwarten gut ausgefallen. Die Wahrheit liegt in der Mitte und neigt sich der letzteren Seite zu; denn die
gemachte Ausstellung liegt nicht an den hiesigen örtlichen Verhältnissen, sondern an den allgemeinen des Jahrgang» und der erzeugten Qualitäten. Die Händler sind meist dagegen, da sie am Wenigsten eine größere und allgemeine Annäherung zwischen Produzenten und Konsumenten wollen und doch haben sie am Meisten daran profitirt und viel gekauft, und so wird von ihnen Vieles vermischt wieder an die Konsumenten kommen. Von Rottenburg und Tübingen haben sich keine Produzenten betheiligt, desto mehr von Sulz, Horb und vor Allem Tettnang, das von 664 Ballen allein von 7 Produzenten 81 Ballen geliefert bat. Walddorf bei Tübingen lieferten 26, Möhringen 20, Leonberg 21. Dettingen und Urach 27, Mössingen 19, Gebersheim 14, Hegnach bei Waiblingen 19, Bondorf 14, Waiblingen 18, Sulz 21 Ballen von 13 Produzenten. (Schw. B.)
Stuttgart, 29. Okt. (Hopfenproduktion und Konsumtion.) Nach einer Zusammenstellung im „Nürnb- Korresp." sind im Jabre 1878 in Bayern 126000 Ctr., in Württemberg 50000 Ctr., im Elsaß 45 000 Ctr., in Baden 25000 Ctr-, in Preußen 50000 Ctr., im übrigen Deutschland 4000 Ctr., somit im Deutschen Reich 300000 Ctr. Hopfen erzeugt worden. Es ist das die Hälfte der im Jahre 1875 erzeugten Quantität. Das Durchschnittserzeugniß der letzten fünf Jahre beträgt für das deutsche Reich 378000 Ctr. Der Hopfenbedarf für das Deutsche Reich beträgt durchschnittlich jährlich 322000 Ctr., so daß jährlich Deutschland mit 56 000 Ctr. durchschnittlicher Ueberproduktion (15 Proz. der Durchschnittsernte) exportfähig ist. Würtemberg speziell braucht jährlich etwa 28000 Ctr., produzirt aber durchschnittlich 59000 Ctr. (1875: 96000, 1877: 75000, 1876: 25000 Ctr. u. s. w.). so daß es 21800 Ctr. durchschnittlich zu exportire» batte. Wenn man zu den Berechnungen auch noch das übrig« Europa und die Ver. Staaten hinzunimmt, so ergibt sich eine jährliche Konsumtion von 1374000 Ctr-, gegen eine Produktion von 1388000 Ctr.; somit die Thatsache, daß der Hopfenbau. namentlich Angesichts des in den letzten Jahren verminderten Bedarfes, vor der Gefahr derlleberproduk- tion steht. Hierdurch findet die von Empirikern schon wiederholt ausgesprochene Befürchtung, baß dieser Zweig der Landwirthschaft und des Handels aus Jahre lang lahm gelegt werben könne, seine ziffermäßige Bestätigung. Es ist damit in ursächliche Verbindung zu bringen, daß, trotzdem die heurige Ernte sowohl hinter dem Durchschnittsertrage als auch hinter dem Jahresbedarfe zurückstehl, die 78er Preise noch hinter denen des ungleich ertragsreicheren Jahres 1877 zurckbleiben und die Gesammthaltung des Hspfenmarktes seit Beginn der Saison als eine durchaus verstaute zu bezeichnen ist.
W e i n p r e i s e.
Feuerbach, 27. Okt. Weinpreise im Sinken, Verkauf langsam, Käufe zu 95 und 100 »« per 3 Hl. Viel Vorrath. Käufer erwünscht.
Mezingen, 26. Okt. Dis Weinpreise sind auf 17 bis 18 »« per 1 Hl. zurückgegangen und werden noch mehr fallen. Für rothes veredeltes Gewächs wird noch 22>/r »« geboren, für Prima-Auslese, die ins Unterland ging, wurde sogar 25 pr. 1 Hl. angelegt. Der Verkauf geht sehr flau-
Fellbach, 28. Okt. Mittelgewächs 30—38 »« pr. Hl. Bergwein 50—55 »« pr- Hl. Noch viel Vorr. Verkauf langsam. Preise sinken. Käufer freundl. eingeladen.
Uhlbach. 29. Okt. Käufe zu 42, 43 u. 50 »« pr. Hl. Verkauf etwas lebhafter. Vorr. noch 300 Hl. Käufer erwünscht.
Unterlürkheim, 29. Okt. Bergwein 150—180 gut Mittelgew. 110—140 »« pro 3 Hl. Noch viel Vorr. Mangel an Käufern, daher solche erwünscht.
Kirchheim. Owen, 29. Okl. Preise im Sinken. Käufe zu 23—25 »« pr. Hl. Noch ziemlich Vorr.
Waiblingen. Korb mit Steinreinach. 28 Okt. 30—33 pr. Hl. Vorr. noch ca. 500 Hl., ebenso Vieles schon eingekellert. Käufer erwünscht. — Strümpfelbach, 28. Okt. Käufe zu 75—100 -« Noch ziemlich Vorr. Vieles eingekellert. Käufer freundlichst eingeladen.
Wangen, 28 Okt. 23—26 »« pr. Hl. Vorr. 3000 Hl. Verkauf immer noch langsam.
Der verlorene Schatz.
Novelle von Friedrich Hagen.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Ferdinand selbst hatte eine tiefere Neigung zu der jungen Baronesse gefaßt, so daß er selbst fürchtete, dieselbe würde in ernste Leidenschaft ausarten. Da sollte ein Zufall ihm alle Illusionen zerstören.
Er war gerade von einem Spaziergange zurückgekehrt und wollte hinauf in sein Studierzimmer gehen, als er aus dem Vorgemach einen, lebhaften Wortwechsel hörte.
Es war die Stimme der jungen Baronesse, welche eine arme Frau, die für ihre Kleinen fast täglich aus dem Schlosse etwas Essen holte, in harter, bittrer Weise anfuhr, und sich in den unzartesten und gröb« stcn Ausdrücken erging.
„Und ich sage Euch, wenn Ihr es noch einmal wagt, Ihr Bettelvolk hier, mit Euren Bitten zu uns zu kommen, so werden wir Euch von den Knechten fortjagen und mit den Hunden Hetzen lassen. Sagt Eurem Manne, daß wir nichts für ihn thun könnten, und wenn er verhungern würde."
Ferdinand traute seinen Ohren nicht.
„Aber wir haben es doch so nöthig!" entgegnete die arme Frau. „Mein Mann ist krank, meine Kinder hungern."
„Ihr wollt nicht arbeiten, Ihr seid Faulenzer' O, man kennt diese Ausflüchte schon, Ihr seid eine niederträchtige Brut. Und jetzt schert Euch aus der Stube, ich mag Euern Anblick nicht länger ertragen."
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